Irgendwo im Caravan herrscht immer Steckdosenmangel. Wir zeigen, wie die Nachrüstung funktioniert und haben unserem alten Fendt Platin 510 TF zwei neue Steckdosen über dem Bett spendiert.
Irgendwo im Caravan herrscht immer Steckdosenmangel. Wir zeigen, wie die Nachrüstung funktioniert und haben unserem alten Fendt Platin 510 TF zwei neue Steckdosen über dem Bett spendiert.
Als unser Ferdinand Fendt im Jahr 2000 vom Band rollte, feierte man gerade die ersten Handys mit Farbdisplay. Die Handykamera wurde sogar erst 2002 marktreif. Richtig los ging es dann, als das erste iPhone im Jahr 2007 den Markt aufmischte. Größtes Problem weitere zwölf Jahre später: Woher bekommt der moderne Taschencomputer seine tägliche Ladung Strom? Klare Antwort: Es gibt kaum einen besseren Ort als das offene Ablagefach über dem Kopfende des Bettes. Hier kann das Smartphone die Nacht über laden und liegt griffbereit für einen spontanen nächtlichen Blick auf die Uhr.
Dass Fendt diesen Steckdosen-Einbauort im Jahr 2000 noch nicht auf dem Schirm hatte, wird wohl an den langen Akkulaufzeiten und extrem hohen Roaming-Gebühren liegen, die einem damals noch das Telefonieren im Urlaub vermiesten.
Wer also heute keine Lust auf Kabelsalat und Verteilerdosen-Tetris hat, kann 230-V-Steckdosen verhältnismäßig einfach nachrüsten. Bevor es losgeht, ist allerdings eine deutliche Warnung angebracht: Fehler beim Arbeiten am 230-V-Netz können lebensgefährlich sein. Laien sollten die Nachrüstung daher ausschließlich von qualifizierten Fachleuten durchführen lassen oder die nachgerüsteten Kabel und Steckdosen vor der Inbetriebnahme von einem Elektriker prüfen lassen.
Die eigentliche Nachrüstung lässt sich je nach Grundriss und Entfernung gut im Laufe eines Tages realisieren. Voraussetzung ist aber das richtige Werkzeug. Und das ist meist die erste Hürde, denn wer hat schon verschiedene Abisolierwerkzeuge, eine Crimpzange (zum Quetschen der Aderendhülsen) oder einen Lochbohraufsatz zu Hause? Sei’s drum, ohne den obligatorischen Einkauf im Baumarkt (Material ca. 20 Euro) geht es meist eh nicht. Dort stehen neben den Werkzeugen auch Kabel, Kabelführungen, passende Aderendhülsen und Verbinder wie etwa Wago-Klemmen auf der Einkaufsliste.
Neben einem passenden Querschnitt (1,5–2,5 mm²) ist bei der Wahl des Stromkabels wichtig, dass es flexibel sein muss. Erkennbar ist dies am Aufbau der drei Leitungen (Phasen) im Kabelinneren. Hier muss der Leiter aus vielen dünnen Kupferadern anstelle eines unflexibleren Kupferkerns bestehen.
Passende Steckdosen, -rahmen und Griffschutzabdeckungen für die frei liegende Steckdosenrückseite haben wir im Campingfachhandel, genauer bei Reimo, bestellt. Es gibt sie in verschiedenen Ausführungen und Farben. Um den Einbau in unserem Fendt möglichst einfach zu halten, werden die beiden neuen Steckdosen von einer bestehenden Steckdose im Fernsehschrank abgezweigt. Diese ist mit zehn Ampere abgesichert und würde daher weit mehr verkraften als zwei zusätzliche Handyladegeräte. Das Prinzip des Abzweigens ist dabei denkbar einfach und entspricht vereinfacht der Verwendung einer Verteilerdose.
Aber genug der Theorie. In der Praxis ergeben sich ganz andere Herausforderungen.
Zu den Kabelfarben sei kurz erwähnt, dass sie denen im Hausbau entsprechen und sich wie folgt zusammensetzen: Das braune oder schwarze Kabel wird umgangssprachlich als Phase bezeichnet, das blaue als Null- oder Neutralleiter und zu guter Letzt ist das grün-gelbe Kabel der Schutzkontakt (Schuko), der auch als Erde bezeichnet wird. Letzterer verhindert, dass eine defekte Phase das Gehäuse eines angeschlossenen Gerätes unter Strom setzen kann, indem es in diesem Fall einen Kurzschluss bewirkt, welcher die Sicherung auslöst.
Enttäuschung hier: Das Kabel hält zwar im "passend" gekauften Schacht, dieser lässt sich aber aufgrund des Kabeldurchmessers nicht wie vorgesehen verschließen.
Einen Lerneffekt gab es dennoch: Anders als bei den Wago-Klemmen darf die Klemmvorrichtung in den Steckdosen selbst nicht ohne Aderendhülsen genutzt werden. Letztere werden über die passend abisolierten Leiter gestülpt und mit einer sogenannten Crimpzange verpresst.
Nervig: Den einzeln verpackten Steckdosen liegen keine passenden Schrauben bei. Ein optisches Manko: Die Steckdosenblende harmoniert bisher nur bedingt mit ihrem Distanzrahmen. Trotzdem sind die Steckdosen nach der Endabnahme voll einsatzbereit.
Kurz nach dem Umbau haben wir nochmals im Netz recherchiert und Reimo kontaktiert. Dort erfuhren wir: "Für die verbauten Steckdosen von Presto sind zusätzliche Blenden notwendig. Diese sind aktuell aber nicht in der gewünschten Farbe lieferbar." Die Lösung unseres Problems brachte die Umstellung auf das Steckdosensystem Integro von Berker. Vorteil: Blende und Klappe sind bei dieser Variante ein Teil und lassen sich einfach auf den vorhandenen Steckdosenrahmen aufstecken. Nachteil: Das funktioniert natürlich nur, wenn auch die Steckdose und die Berührungsschutzkappe selbst von Berker stammen.
Also wurde nochmals eine Bestellung bei Reimo ausgelöst und die Ersatzdosen gewohnt prompt geliefert. Während des Versandes hieß es noch ein wenig Zittern, da die augenscheinlich mit Blitz fotografierten Blenden im Netz teilweise eher silbern als schwarz/anthrazit wirken. In Natura gab es dann aber Entwarnung. Sämtliche sichtbaren Teile haben ein schönes dunkelgrau und fügen sich somit harmonisch in das Gesamtbild.
Der anschließende Umbau funktionierte richtig zügig – kein Wunder, da die zeitaufwendig verlegten Kabel ja schon an Ort und Stelle liegen. Somit beschränkte sich die Umrüstungsarbeiten auf die Halte- und Anschlussschrauben. Abschließend wurden noch hinten der Berührungsschutz und vorn die Kappen aufgeklickt. Somit kann sich das Ergebnis endlich sehen lassen, da nun auch die nachgerüsteten Steckdosen aussehen wie die Originalen.
Ohne Anschluss an das Stromnetz sind die 230-V-Steckdosen im Caravan nicht zu gebrauchen. Um Smartphone oder Tablet dennoch laden zu können, muss das 12-V-Bordnetz herhalten, da dieses auf die Zugfahrzeug- oder Bordbatterie zugreift. Passende USB-Ladedosen gibt es im Campingfachhandel für etwa 30 bis 50 Euro. Die Nachrüstung selbst gleicht der am 230-V-Netz:
Tipp: Auch ohne eingestecktes Gerät entladen USB-Ladedosen langsam den Bordakku, da ein 5-V-Spannungswandler integriert ist. Abhilfe schafft ein kleiner Schalter, der den Ladestromkreis unterbricht und damit die Bordbatterie schützt. Dieser sollte genau wie die Sicherung in der Plusleitung montiert werden.
Bei der Bestellung kann es zahlreiche Stolpersteine geben. Daher ist ein Besuch vor Ort der Bestellung im Netz vorzuziehen. Tipp: Mit einem Handy-Foto (ohne Blitz) lässt sich die passende Farbe im Laden nochmals besser finden.