Wie funktioniert das beliebte Camping-Klo in der Praxis? Wir begeben uns auf eine persönliche, eine analoge Reise mit dem Porta Potti.
Wie funktioniert das beliebte Camping-Klo in der Praxis? Wir begeben uns auf eine persönliche, eine analoge Reise mit dem Porta Potti.
Gleich vorneweg an die Old-School-Boys: Wer versucht, in das kleine Porta Potti im Stehen zu pinkeln, muss danach putzen. Ein junger Bub mag das noch technisch beherrschen, ein ausgewachsener Kerl eher nicht.
Beim Sitzen auf einem Chemie-Klo kann allerdings, je nach anatomischer Ausstattung, der kleine Jean am Schüsselrand aufsetzen. Da gilt es, Feingefühl an den Tag zu legen. Und ein sauberes Klo.
Der kleine Kasten namens Porta Potti wurde in den frühen 60ern vom Amerikaner Frank Sargent erfunden, im amerikanischen Ort Thetford. Seit Jahrzehnten ist es nicht mehr aus der Campingwelt wegzudenken. Mit über 10 Millionen Einheiten ist das Camping-WC eines der meistverkauften Campingartikel. Jeder kenn seinen Namen – vor allem in Italien, Russland, Deutschland, Frankreich und den Niederlanden, wo der Name Synonym für die Toilettenbauart wurde.
Nur habe ich seit Jahren das Gefühl, dass der Begriff stets verschämt verschwiegen wird. Man nimmt also ein Porta Potti, wenn kein fest verbautes Klo an Bord ist. "Aha", sagt der Nachbar. Und dann geht das Kopfkino an, wie die Frau verschämt im VW-Bus pieselt und der Mann wegschauen soll. Und wenn man gar mal Notfalls Nummer 2 machen muss: Oh Gott, wie schwierig, weil es riecht!
Das Porta Potti wird zum Castorbehälter des Campings. Und das fährt man dann auch noch rum?
Aber wenn es um Kinder geht, haben alle Verständnis. Denn die müssen halt oft, und Autobahnklos – also das will ich weder mir noch dem Kind zumuten, wenn es sich vermeiden lässt. Pfui Teufel, Deutschland, deine Parkplatztoiletten: ver… und ver… und obendrauf auch noch. Und dann besser keine Hände waschen, bloß nix anfassen.
Wenn ich all die Jahre an ein Porta Potti denken musste, schwebte mir eine Situation vor, die rein fiktiv war, denn ich hatte keine eigene Erfahrung. Und dann dachte ich an eine 80er-Jahre-Zeltcamping-Idylle, in der Klein-Manfred mit der Unterbux zwischen den Knien strullerte oder Mama des Nächtens fluchend ob der Sitzhöhe kaum mehr hochkam, aber eben nicht mehr zum Toilettenhäuschen laufen wollte. Weil sie zu viel Sekt intus hatte. Na klar!
Nun hatte ich Erfahrung mit dem Druck, ich half mir nur anders. Da mussten im Notfall aufgeschnittene PET-Flaschen herhalten und man war erstaunt, was in eine Blase passt, wenn man das mal sieht und es nicht im Tiefspüler der Keramik versickert. Und weil das jetzt keine Option mehr sein soll (wegen des Erwachsenwerdens und weil man es auch dem Kind nicht zumuten mag), kam nun ein nagelneues, aktuelles Porta Potti in den Camper. Und es ist wunderschön. Für mich ist der Würfel ein Kunstobjekt, als habe ihn Dieter Rams persönlich gezeichnet.
Form follows function, was gut ist. Beim Komfort und der Funktionstüchtigkeit einer Chemietoilette für unterwegs sollte stets alles dicht sein. Und sie sollte bequem sein, beim Sitzen; ohne Kanten, ohne Druckstellen zu machen. Und sie sollte leicht zu entleeren sein. Denn die dunkle Seite des Campings sollte nicht zum Horror werden, sondern zu einer lieb gewonnenen Gewohnheit. Mit dem Wissen, dass das Leeren der Pippibox kein Martyrium darstellt, sondern eine Notwendigkeit, eine Voraussetzung für die Erleichterung.
Aber schon vor dem Leervorgang, der im Prinzip genauso funktioniert wie der einer heutigen Kassettentoilette, mit Antiunterdruckknopf und Zielrohr, muss der Tank dicht und damit geruchsvermeidend sein. Die größte Sorge, die mich umtrieb, war der Geruch. Sollte es nach Ammoniak miefen? Wenn es schüttelt während der Fahrt? Wenn man mal eine unbestimmte Weile nicht zum Entleeren kommt? Ein Zustand, der zwar nicht erstrebenswert, aber denkbar ist.
So stand der kleine Würfel teils im fahrenden Van, aber zum Langzeittest im Bad zu Hause, wo er eingebettet zwischen einem Olivenbäumchen und einer großen Bananenpflanze – fast einem Throne gleich – für Kind und mich für Tage, ja für Wochen die Toilette sein sollte.
Ausgereifte Technik ... Der Kunststoff ist geschmeidig, die Formen sind gratlos. Oberteil und Unterteil sind mittels eines Verbundmechanismus aneinandergefügt. Zum Leeren trennt man sie voneinander mit einem Handgriff. Beide Teile tragen Flüssigkeit in sich. Der obere die Spülflüssigkeit. In erster Linie also Wasser. Hier rosa gefärbt mit einem Spülwasserzusatz. Der duftet nicht nach Chemie, weil es ein moderner, umweltfreundlicher ist.
Und nun sitzt man da und zieht vor sich, zwischen den eigenen Beinen, einen Schieber nach vorn, und unter einem öffnet sich ein Schacht. Unten ist der Behälter, mit dem Fangwasser und etwas blauer Chemie versetzt, die zersetzt. Von einem günstigen Anbieter mit deutschem Vornamen. Das Serum löst Papier schneller auf und anderes, es konserviert, behält Gerüche im dunklen Keller.
Und wenn der Vorgang des Wasserlassens abgeschlossen ist, wird, wie es sich gehört, wie man es gewohnt ist, gespült. Eine Errungenschaft unserer Gesellschaft, die unsere Potts einigermaßen sauber halten. Vom Betrachter aus gesehen links der Schüssel ist eine Pumpe angebracht. Die saugt nun die rosa Spülflüssigkeit nach oben und drückt sie über eine Düse unterm Sitzrand auf eine wirbelähnliche Bahn. Ihr Schwung und Verve soll dann den Urin mit hinabnehmen, in des Hades Schlund. Irgendwann, wenn der Vorgang häufiger wiederholt wurde, zeigt eine Anzeige "rot", was heißt: voll.
Den Würfel gibt es in verschiedenen Größen je nach Fahrzeug, in verschiedenen Höhen und mit Fassungsvermögen für ab rund 50 bis 200 Euro. Es gibt auch ein modernes Potti, das sognannte Excellence, das futuristisch daherkommt. Hoch, mit bequemer Sitzhöhe. Und das einen Papierhalter hat und sogar eine Anzeige für den Füllstand des Spülwassers.
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Was bleibt? Gegenüber der Kassettentoilette besteht kein Nachteil. Wenn überhaupt, dass man die Kassette nicht von außen herausnehmen kann.
Das Porta Potti lässt sich hervorragend reinigen, weil man es einfach unter die Dusche stellen kann oder mit dem Gartenschlauch abspritzen. Und dann steht es wieder da, sinnlich sauber, rein, duftend dank rosa, blauer, grüner Mittel. Die riechen nach Cherry und Blumenwiese.
Ein kleiner Teil Campingrealität, ein unaufgeregter Begleiter, auf den man sich verlassen kann.