Das Interesse an privaten Campingmöglichkeiten und Mikro-Campingplätzen wächst. Wir sprachen darüber mit Campspace-Chef Hugo van Donselaar, einem Pionier der Szene.
Das Interesse an privaten Campingmöglichkeiten und Mikro-Campingplätzen wächst. Wir sprachen darüber mit Campspace-Chef Hugo van Donselaar, einem Pionier der Szene.
Corona hat den Campingmarkt in Bewegung gebracht. Im April 2020 entstand die Idee für die Plattform Pop-Up Camps. Es ging darum, schnell neue Kapazitäten für die durch die Reisebeschränkungen angespannte Campingbranche zu schaffen – und zwar möglichst lokal und nachhaltig.
2022 haben die Pop-Up-Camps-Gründer ihr Start-up an den niederländischen Wettbewerber Campspace verkauft. Damit erweitert Campspace sein Angebot in Deutschland um Hunderte von Mikro-Campingplätzen. Was steckt dahinter? Wir sprachen darüber mit Hugo van Donselaar, einem der Gründer und heute Geschäftsführer von Campspace.
Seit wann gibt es Campspace, und wie hat sich die Plattform in jüngster Zeit weiterentwickelt?
Campspace gibt es seit 2017. Der Trend zu nachhaltigem Reisen war damals schon in Bewegung, wurde aber durch Corona nochmals beschleunigt. Die Pandemie zwang uns alle, die Art und Weise, wie wir reisen, zu hinterfragen: Müssen wir wirklich auf die andere Seite der Welt jetten?
Oder können wir auch nahe der Heimat unvergessliche Momente erleben? Seit der Gründung sind wir schnell gewachsen und haben inzwischen vier ähnliche Unternehmen übernommen. Mit tausenden Gastgebern in mehr als 30 Ländern erscheinen täglich neue Campspace-Punkte auf unserer Karte.
Wächst die Nachfrage oder das Angebot an Plätzen aktuell schneller?
Das Angebot reagiert auf die während der Pandemie gestiegene Nachfrage. Die neue Generation von Outdoor-Fans sucht eine Alternative zu riesigen Campingplätzen mit Animations-Teams und Rutschenparadies. Mit "Generation" meine ich übrigens keine bestimmte Altersgruppe. Gäste jeden Alters nutzen die Plattform. Gemeinsamer Nenner sind eher der Lebens- und Reisestil.
Campspace wendet sich an Wohnmobilfahrer und Caravanbesitzer, aber genauso an Zeltcamper und Freunde von besonderen Mietunterkünften. Wo liegt der Schwerpunkt?
Unsere Mission lautet "Reconnect Outside". Für uns ist es Bestandteil eines gesunden und glücklichen Lebens, öfter mit Menschen, die wir lieben, nach draußen zu gehen. Das fördern wir, indem wir Gastgebern mit einzigartigen Übernachtungsmöglichkeiten in der Natur eine Plattform bieten, auf der Menschen diese buchen können. Für wirklich luxuriöse Ferienhäuser mit Klimaanlage gibt es viele andere Plattformen. Wir konzentrieren uns auf Zelt- und Stellplätze sowie Hütten, Jurten, Baumhäuser und andere Glamping-Unterkünfte.
Für welche Ziele lohnt sich die Campspace-Suche? Stehen bestimmte Orte und Regionen in Europa besonders im Fokus?
Der Großteil unserer Gastgeber befindet sich in Nordwesteuropa (Benelux, Deutschland, Dänemark und Frankreich). Unser Ziel ist es, allen einen Campspace innerhalb von 30 Minuten Fahrt anzubieten, sodass ein Kurzaufenthalt in der Natur spontan und einfach zu realisieren ist. Außerdem stammen mehr als drei Viertel aller Emissionen des Tourismussektors aus dem Verkehr. Mit kurzen Anfahrten wollen wir einen möglichst großen positiven Beitrag zu einem nachhaltigeren Tourismus leisten.
Wo liegen die hauptsächlichen Unterschiede von Campspace-Angeboten zu einem klassischen Campingplatz?
Ein klassischer Campingplatz ist oft riesig und gibt nicht das Gefühl, echt in der Natur zu sein. Bei uns ist man allein oder auf einem Mikro-Campingplatz mit wenigen anderen Gästen. Zudem hat man über Campspace oft direkten Kontakt zu den Gastgebern. Und sie können die besten Tipps zu Aktivitäten in der Umgebung geben. Beachten sollten Camper lediglich, dass nicht alle Plätze für Wohnmobile und Caravan-Gespanne geeignet sind. Mithilfe der Filterfunktion auf unserer Webseite kann man sich gleich die geeigneten Stellplätze anzeigen lassen.
Kann man immer davon ausgehen, dass Campspace gegenüber den konventionellen Campingplätzen die günstigere Alternative ist?
Manchmal ist es so, manchmal auch nicht. Der Gastgeber bestimmt selbst den Preis für den Platz. Manchmal sehen wir, dass die schönsten Orte beinahe kostenlos angeboten werden. Das ist das Schöne an unseren Gastgebern. Ihre Hauptmotivation ist nicht das Geld, sondern ein idyllisches Fleckchen Erde mit anderen zu teilen.
Gibt es für Campspace-Angebote bestimmte Mindeststandards bei der Ausstattung auf dem Platz?
Im Prinzip nicht. Auf Campspace findet man sowohl unberührte Plätze mit Wildcamping-Gefühl als auch Plätze mit Sanitäranlagen und Strom. Viele Gastgeber, die einst mit einem Stück Rasen angefangen haben, haben so viel Freude daran, ihr Land zu teilen, dass sie inzwischen mehr Einrichtungen anbieten. Das reicht von umfangreichen Outdoor-Küchen, Fahrrad- und Kanuverleih bis hin zu Baumhäusern oder Safarizelten. Für uns ist das die ultimative Win-win-Situation: Der Gastgeber hat Spaß und der Gast benötigt weniger Ausrüstung.
Hast du einen persönlichen Favoriten unter den Campspace-Plätzen?
Es gibt wahnsinnig viele schöne Orte. Aber wenn es darum geht, nachhaltiger zu reisen, ist der Campspace in Leiderdorp, der nur 15 Minuten mit dem Fahrrad von meinem Haus entfernt ist, für mich ein absolutes Muss. Trotz der Nähe zur Zivilisation fühle ich mich an den Seen von De Kaag in Zuid-Holland fast allein auf der Welt. Wem es zu einsam wird, der kann jederzeit die Gesellschaft der Gastgeber Susan und Klaas oder ihrer Hühner, Schweine und Katzen suchen. Ihre Schafe kommen übrigens von selbst zu den Gästen.
Das Interesse an Campingurlaub ist in den letzten Jahren förmlich explodiert. Grund dafür war unter anderem die Pandemie. So entstanden während Corona mehr und mehr Mikro-Campingplätze. Was aus den Pandemie-Jahren als Erfahrung bei vielen hängen bleibt, ist die Erkenntnis, dass es nicht immer eine Fernreise sein muss. Auch im eigenen Land gibt es viel zu erkunden und eine Menge Abenteuer zu erleben.