Bernd Müller / Gitzenweiler Hof: Der Gitzianer-Häuptling ist tot

    Bernd Müller vom Gitzenweiler Hof
    Der Gitzianer-Häuptling ist tot

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    Der Senior-Chef des Campingparks Gitzenweiler Hof, Bernd Müller, starb 82jährig Anfang Februar 2015. Vor 20 Jahren hatte der Steuerberater aus Bad Kissingen den Campingplatz übernommen.

    Bernd Müller vom Gitzenweiler Hof
    Foto: Stefan Weidenfeld

    Wenn Bernd Müller lächelte, war immer etwas Verschmitztes in seinem Ausdruck: Da hatte er mal wieder eine Idee, mit der er anderen um eine Nasenlänge voraus war. Als willensstark, ausdauernd, weitsichtig und fair charakterisiert ihn ein Nachruf aus seiner fränkischen Heimat, und so hat man ihn auch in der Campingbranche erlebt.

    Als der Bad Kissinger Steuerberater vor genau 20 Jahren den Campingplatz Gitzenweiler Hof in Lindau-Oberreitnau von der Witwe eines verstorbenen Mandanten übernahm, tat er das ziemlich spontan. Damals war er 62 Jahre alt und hatte von Camping keine blasse Ahnung – aber den richtigen Riecher, dass in der vernachlässigten, von Dauercampern geprägten Anlage eine Menge Potenzial stecken könnte.

    Camping-Neuling auf der Überholspur

    Bernd Müller war ein guter Beobachter und ein guter Zuhörer. Sein Charme und seine Herzlichkeit öffneten ihm die Türen auch bei Europas erfolgreichsten Campingplatzbetreibern, von denen er in schwindelerregendem Tempo lernte. Zu seinen Förderern in der Branche zählte zum Beispiel die Familie Thiele, die das Südsee Camp in der Lüneburger Heide groß gemacht hat. Innerhalb weniger Jahre hat Müller dann den Gitzenweiler Hof komplett umgekrempelt und zu einem zeitgemäßen, in der Folge vielfach ausgezeichneten Familienferienpark weiterentwickelt.

    Typisch Bernd Müller: Im September 1999 engagierte er Roland Seeger von der Forschungsstelle für Spielraumgestaltung für ein Projekt, bei dem eine Fläche von rund 15 Stellplätzen im Verlauf eines mehrtägigen Gäste-Workshops zu einem reizvollen Naturerlebnisspielplatz umgestaltet wurde – für Bernd Müller eine doppelte Herzensangelegenheit: einerseits den Kindern, über die er sich so freute, einen schönen, sinnvollen Spielraum zu schaffen, andererseits das Ferienerlebnis und die Ökologie harmonisch zusammenzuführen.

    Bernd Müller: Gutes tun und darüber reden

    Typisch auch seine Ansicht: Wer Gutes tut, der soll auch darüber reden – was er ebenfalls sehr erfolgreich tat. Viele Jahre fand man ihn auf jeder bedeutenden Freizeitmesse am eigenen Stand im Gespräch mit potenziellen Gästen. Und auch sonst rieben sich seine alteingesessenen Campingplatzbetreiber-Kollegen oft verblüfft die Augen, wenn er ihnen vorführte, wie man fantasievoll, nachhaltig und wirkungsvoll Öffentlichkeitsarbeit macht.

    Neben und nach seiner Tätigkeit als Steuerberater und Platzbetreiber setzte sich Bernd Müller vielseitig ehrenamtlich ein, unter anderem für Kunst und Kultur, namentlich für den Kissinger Kultursommer. 2008 erhielt er für sein Engagement das Bundesverdienstkreuz.