Zwischen Mooren, Gärten, Mühlen, Schlössern und gemütlichen Gaststuben liegt nahe der Grenze zu den Niederlanden ein prima Tourenziel für Caravaner: Das Emsland
Zwischen Mooren, Gärten, Mühlen, Schlössern und gemütlichen Gaststuben liegt nahe der Grenze zu den Niederlanden ein prima Tourenziel für Caravaner: Das Emsland
„Da haben wir aber noch einmal Schwein gehabt“, sagen sich im Emsland die Freunde ausgefallener Leckerbissen, wenn sie im Landgasthof Backers in Twist ein saftiges Rückensteak serviert bekommen. Denn dieses stammt hier und auch im übrigen Emsland hie und da vom „Bunten Bentheimer Schwein“, einer uralten Rasse, die bis vor wenigen Jahren vom Aussterben bedroht war. Quasi in letzter Minute – es gab nur noch 50 Tiere – entdeckten einige Bauern deren exzellente Fleischqualität neu und begannen mit der Wiederaufzucht. Im Gegensatz zur verbreiteten Magerware wird dieses Fleisch von feinen Fettäderchen durchzogen, was seinen vollen Geschmack ausmacht. Wer sein Caravan-Gespann gen Nordnordwest navigiert, kann sich davon überzeugen.
Derart kulinarisch gestärkt, empfiehlt sich eine Wanderung durchs Bargerveen, eine renaturierte Moorlandschaft, die sich nur einen Steinwurf entfernt auf größtenteils niederländischem Gebiet erstreckt. Die Emsland Touristik GmbH vermittelt auf Anfrage einen Führer. Rudolf Ritter zum Beispiel, Natur- und Landschaftsführer vom Internationalen Naturpark Bourtanger Moor Bargerveen e.V., kennt jeden Baum und Vogel, er weiß die Probleme bei der Renaturierung von Moorflächen spannend zu schildern. Auch geht der gebürtige Twister auf die wechselvolle Geschichte dieses Landstrichs ein.
Im niederdeutschen Namen „Twist“ stecke das hochdeutsche „Zwist“, also Zank und Streit – kein Wunder bei den endlosen Querelen zwischen dem Fürstbistum Münster und den Niederlanden in der Frage des Torfabbaus. Da die Parteien sich partout nicht einigen konnten, buddelten beide ungehemmt drauflos.
Die Moorleiche Franz ist Rudolf Ritter eine gruselige Anekdote wert. Der Mann von Neu Versen, auch „Roter Franz“ genannt, sei vor 111 Jahren im Bourtanger Moor entdeckt worden. Wahrscheinlich sei der mutmaßliche Reiterkrieger vor etwa 1700 Jahren per Kehlschnitt ins Jenseits befördert worden. Schlamm und Morastwasser hätten seine Haare rotbraun gefärbt, daher der Spitzname. Heute könne man den Franz im Niedersächsischen Landesmuseum in Hannover besuchen.
Von Meppens Campingplatz in die Altstadt sind es nur wenige Schritte. Dort fällt sofort das historische Rathaus ins Auge, das vom einstigen Bürgerstolz zeugt. Warum aber glänzt auf dessen Dach ein vergoldetes Schiff? Zur Nordsee sind es doch über 100 Kilometer. Klar: Die Ems, heute ein Eldorado für Freizeitkapitäne, ermöglichte früher den Güteraustausch zwischen Ems-/Münsterland und Ostfriesland. Und Meppen war einst ein Mitglied der Hanse, jener mächtigen Handelsgemeinschaft der deutschen Kaufleute, die 200 Jahre lang die Nord- und Ostsee beherrschte. Das Rathaus lohnt noch einen zweiten Blick: Als Schmuckelemente prangen ein markanter Treppengiebel sowie an der Westseite ein reich verzierter Renaissance-Erker.
Ein Stück abseits leuchtet die feuerrote Barockfassade der Gymnasialkirche, erbaut um das Jahr 1745. Eine Augenweide: der geschwungene Giebelaufsatz und die weißen Figuren in den Nischen, innen die türkisblau und rosa bemalten Säulen.
Ewig hält die Stärkung durch das Bunte Bentheimer Schwein nun doch nicht vor. Auf dem Weg nach Clemenswerth, dem bekannten, ebenfalls im Barockstil erbauten Schloss, bietet sich eine Einkehr in den Waldgasthof Röckers an. In diesem Traditionsbetrieb pflegt man die bodenständige Emsländer Küche.
Das Wild mit Hundemeuten durch die Wälder des Hümmlings zu hetzen war ein Hauptvergnügen von Clemens August von Bayern. Und Schloss Clemenswerth war das Jagddomizil dieses Kölner Kurfürsten. Das Haupthaus umgibt ein Kreis mit acht Pavillons; von jedem Fenster blickt man auf eine der sternförmig verlaufenden Alleen. Hinter der Schlosskapelle breitet sich ein großer Garten aus.
Die vielen Gärten im Emsland merkt man sich am besten als Ausflugsziele fürs nächste Frühjahr vor. Einige Gartenbaubetriebe kombinieren geschickt Gastronomie und Mustergärten, etwa das Café Idylle in Surwold. Alle Etappen lassen sich wunderbar mit dem Rad ansteuern. Das regionale Radwegenetz misst 3000 Kilometer, und immer sind das Wasser und die nächste Mühle ganz nah. Prima auch, dass der Kapitän am Steuer des Gespanns in dieser Gegend nie um einen nächtlichen Ankerplatz verlegen ist – darunter nicht wenige, an denen man gerne länger festmacht. Nun denn: Kurs Nordnordwest!