Caravan-Tour durch die Bretagne
Weiße Strände, blaue Buchten

Die Bretagne im Westen Frankreichs hat leuchtend rosa Felsen, gemütliche Städte mit alten Steinkirchen und Strände mit Sand, so weit das Auge blickt. Ein perfektes Ziel für Campingreisende? Aber sicher, meint CARAVANING.

Bretagne
Foto: CMR/Christiane Wuertenberger

Wenn ich in die Bretagne reise, dann schieben sich immer wieder Bilder aus meiner Kindheit vor die Szenerie der Jetztzeit: zum Beispiel von dem Händler, der mit seiner kleinen Ape über den Campingplatz irgendwo im südlichen Finistère holperte und Langustinen in großen Mengen verkaufte. Von Kirchen mit ummauertem Kirchhof, zu deren verwitterten Skulpturen ich mir Geschichten ausdachte. Und von Felsen am Strand, auf denen wir herumkletterten, bis die Flut kam. Ferienziele, mit denen man gute Erinnerungen verbindet, haben es ja im Allgemeinen nicht ganz leicht. Aber die Bretagne ist für mich vielerorts noch so reizvoll wie früher.

Eine Tradition von damals übernehmen wir bei unserer Camping-Rundreise: die eine Urlaubshälfte verbringen wir auf einem Platz bei Cléder im Norden, die zweite in Erdeven im Süden, kurz vor der Halbinsel Quiberon. Beide Orte haben weitläufige Sandstrände – und interessante Sehenswürdigkeiten in der Nähe. Badetage und Kulturausflüge wechseln sich nach Lust und Laune ab.

Bretagne
CMR/Christiane Wuertenberger
Die Halbinsel Crozon ist bekannt für ihre tollen Fotomotive mit Steilküste.

Anders als in meiner Erinnerung ist in diesem Sommer jedoch die Brandung. An den Strand rollen keine schaumgekrönten Atlantikbrecher, es plätschern dort minikleine Wellen vor sich hin, wie man sie eigentlich eher von der Ostsee kennt. Und auch das Wetter ist sehr mild für Anfang September – warme Tage, viel Sonne, kaum Wind, abends reichen ein Pulli und Zehensocken für die Flip-Flops.

Urige Bretagne

Weil mein Freund die Gegend noch nicht kennt, machen wir beides: Klassiker wie Morlaix mit seinem eindrucksvollen Viadukt in der Altstadt besuchen, die eindrucksvolle Kirche von Saint-Thégonnec bestaunen und durch Quimpers Gassen schlendern. Natürlich schauen wir dort in ein, zwei der Keramikläden mit den fröhlichen Fayencen aus der Region vorbei.

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CMR/Christiane Wuertenberger
Der Mont-Saint-Michel liegt für viele auf der Anreise in die Bretagne – und mitten im Watt.

Und natürlich probieren wir auch mal Austern – aber nicht in einer schicken Bar an der Steilküste von Quiberon. Wir ordern die Austern lieber beim Erzeuger. In Lorient schauen wir uns das U-Boot-Museum und Einhandsegler-Yachten der Vendée Globe an. Und in Concarneau essen wir Crêpes und trinken dazu Cidre. So weit das offizielle Besichtigungsprogramm.

Mindestens genauso genießen wir es jedoch, uns bei unseren Ausflügen zu Fuß oder mit dem Auto einfach treiben zu lassen, nicht genau zu planen. Und so geraten wir in Perros-Guirec in eine recht patriotische Flugshow der Patrouille de France – der Kunstflugstaffel der französischen Luftwaffe. Sie zeigt über dem Strand ihre Flugkünste und malt dabei die Farben der französischen Flagge in den Himmel.

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CMR/Christiane Wuertenberger
Die Plage Saint Guirec liegt am Zöllnerweg, der direkt an der malerischen rosa Granitküste entlangführt.

Wir wandern dort später an der rosa Granitküste auf dem Zöllnerweg bis zum Strand Plage Saint Guirec und entlang bizarrer Felsskulpturen und kleiner Buchten wieder zurück. Spazieren stundenlang irgendwo durch Artischockenfelder und Kiefernhaine. Oder vertrödeln einen Nachmittag in einer Bar an einem hortensienbewachsenen Marktplatz mit schöner Kirche, wie etwa in Tréguier. Da sitze ich dann bei Café au Lait und Pain au Chocolat und denke zufrieden, dass die Bretagne immer noch so unaufgeregt, bodenständig und normal geblieben ist, wie sie vor Jahrzehnten war.

Gut, die weltberühmten Steine von Carnac sind mittlerweile eingezäunt – als Kinder haben wir noch zwischen den jahrtausendealten Menhiren Verstecken gespielt. Und die Altstadt von Concarneau sollte man sich wohl auch nicht mehr an einem Juli- oder August-Wochenende anschauen – zu viel los. Aber sonst ist das meiste noch wie ich es kenne: Die Menschen begegnen sich freundlich.

Schön gelegene Campingplätze

Bretagne
CMR/Christiane Wuertenberger
Der Camping Municipal du Fond de la Baie in Locquirec liegt direkt am Wasser. Auch wunderschön und ganz nah: der Strand Plage des Sables Blancs.

Die Preise sind normal. Fast nie kostet es eine Gebühr, wenn man in Strandnähe parken möchte. Und vor allem die Campingplätze der Gemeinden (sie heißen Camping Municipal) haben zwar mitunter noch recht einfache Sanitäranlagen, liegen aber oft wunderschön direkt in den Dünen. Und sie sind preisgünstig.

Eindrucksvoll wie eh und je finde ich auch die Strände – und vor allem leeren sie sich Ende August Stück für Stück, weil die Sommerferien in Frankreich enden. Im Vorfeld hatten wir etwas Angst vor der grünen Algenpest, aber an den allermeisten Stränden ist davon nichts zu spüren. Dennoch empfiehlt es sich, vor der Reise sich darüber zu informieren. Schuld an den grünen Algen ist wohl eine zu hohe Konzentration von Nitrat im Wasser, verursacht durch die Landwirtschaft.

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CMR/Christiane Wuertenberger
Warten auf den Sonnenuntergang: Strandrestaurant beim Camping Municipal Kerhillio Plage.

Abendstimmung an der Plage des Amiets in Cléder: Die Flut hat eingesetzt, das Meer umspült Stück für Stück die große Felsgruppe, die jetzt ein paar Stunden wie eine Kletterburg im warmen Sand lag. Barfuß wandern wir mit unseren Fotoapparaten am Wassersaum entlang und können uns nicht sattsehen an den Motiven: das Paar mit Hund als Schattenriss im warmen Licht. Glasklares Flachwasser mit Miniwellen. Und die Kiterinnen, die draußen auf dem Wasser ihre ersten Sprünge üben. Erst als die Sonne schon ganz tief steht, stapfen wir durch tiefen Sand zurück zum Caravan und holen eine Flasche Rotwein. Mit Blick aufs Wasser stoßen wir an auf diesen Campingurlaub, der eine so gelungene Mischung aus Entspannen und (Wieder-)Entdecken ist.

"Ich darf nicht vergessen", erkläre ich meinem Freund, "mir noch so eine Sardinendose mit Schokofischen zu holen. Jede einzelne ist in glänzendes Staniolpapier gewickelt." Auch so eine Erinnerung. Ob die süßen Sardinen immer noch so großartig nach Ferien und Sommer schmecken?

Austern

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CMR/Christiane Wuertenberger
Bélon-Austern haben eine besonders gute Qualität.

Da scheiden sich die Geschmäcker – für die einen sind die Meeresfrüchte eine Delikatesse, für die anderen schmecken sie nach Meerwasser und sind einfach zu glibberig. Wer sie genießen oder schlicht endlich einmal probieren möchte, der kann dies zum Beispiel in Riec-sur-Bélon tun, einem kleinen Ort zwischen den Flüssen Aven und Bélon. Dort bestellt man die Austern etwa im Château de Bélon. Man sitzt an Holztischen und schlürft die Meeresfrüchte mit Blick auf die Bucht. Dazu gibt’s ein Glas Muscadet. Nahebei liegt ein zum Schloss gehörender, sehr einfacher Campingplatz.

Die Region im Überblick

Die Orte und Städte in der Bretagne haben alle ihren ganz eigenen Charme. Aber sie verbindet auch einiges: der frische Wind vom Atlantik, alte, historische Bauten und ein rauer, aber herzlicher Charakter.

1.Tréguier

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Die Basilika St. Tugdual in Tréguier.

Eine sympathische Kleinstadt am von den Gezeiten geprägten Fluss Le Guindy – mit Yachthafen und schöner Altstadt. Eindrucksvoll ist die Basilika St. Tugdual. Wer bretonischen Alltag abseits des Tourismus erleben möchte, der ist hier auf dem Platz rund um die Kirche genau richtig.

2. Morlaix

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Das Viadukt ist das wichtigste Wahrzeichen von Morlaix.

292 Meter lang und bis zu 62 Meter hoch ist das Viadukt, das das wichtigste Wahrzeichen von Morlaix unweit der Nordküste ist – die Eisenbahnbrücke wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gebaut. Darunter und darum herum findet regelmäßig ein schöner Markt statt.

3. Camaret-sur-Mer

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CMR/Christiane Wuertenberger
Der kleine Ort Camaret-sur-Mer ist bunt und quirlig.

Der ehemalige Langustenfischereihafen liegt auf der Halbinsel Crozon. Am Quai Gustave Toudouze kann man schön im Café oder Restaurant am Wasser sitzen. Lohnend ist eine Stippvisite der Chapelle Notre-Dame-de-Rocamadour und des Vauban-Turms. In der Nähe liegt der Strand Plage de Pen Hat – einer der schönsten der Bretagne.

4. Quimper

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CMR/Christiane Wuertenberger
Ein Blick auf die Kathedrale Saint-Corentin in Quimper.

Die Stadt am Fluss Odet liegt ein paar Kilometer landeinwärts an der Südküste der Bretagne und ist in erster Linie bekannt für ihre knalligen, bunten Fayence-Tonwaren und schöne Altstadtgassen. Unbedingt sehenswert ist auch die Kathedrale Saint- Corentin, deren Türme weithin sichtbar sind.

5. Concarneau

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Einen wunderschönen Hafen, der einen Ausflug wert ist, gibt es in Concarneau.

Alte Hafen- und Fischereistadt südöstlich von Quimper mit einem Touristenmagneten: der reizvollen, autofreien Altstadt Ville Close am Wasser mit Häusern aus dem 17. Jahrhundert. Jedes Jahr im August feiert Concarneau groß die Sardine – beim Festival des Filets Bleus.

6. Carnac

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CMR/Christiane Wuertenberger
Carnac: Führungen während der Sommermonate am besten vorab online buchen.

Der Ort der uralten Steine – die Gemeinde im Süden der Bretagne ist berühmt für ihre neolithischen Steinreihen. Insgesamt sind es etwa 2.800 Menhire aus der Zeit um 3.000 vor Christus. Führungen während der Sommermonate am besten vorab online buchen. Von außen, übern Zaun, kann man aber auch viel sehen.

Camping & Info

1. Yelloh! Village Les Mouettes

Ausgezeichneter, familienfreundlicher Platz in der Bucht von Morlaix. Ebene, stellenweise geneigte Flächen mit einigen Terrassen. Gelände durch einen Bach zweigeteilt. Landeinwärts eine weiterer Platzteil für Touristen. Von Mietunterkünften geprägt. 15 ha mit 125 Touristenplätzen und 353 Mietunterkünften. Geöffnet von Anfang April bis Mitte November. Vergleichspreis* 67 Euro.

2. Camping Les Bruyères de Carnac

Gehobener Platz, an einen Pinienwald angrenzend. Ebenes Wiesengelände mit verschiedenen Laub- und Nadelbäumen sowie Blumenschmuck. Durch hohe Hecken gegliedert. Freibad, Spa-Gebäude und Sauna auf dem Gelände. 4,2 ha mit 41 Touristenplätzen, 20 Dauercampern und 71 Mietunterkünften. Geöffnet von Anfang April bis Mitte September. Vergleichspreis* 38 Euro.

3. Camping Village de Roguennic

Solider Platz direkt am Meer. Welliges Dünengelände mit wenig Bewuchs. Langer, rund 25 Meter breiter Sandstrand. Schwimmbad, Restaurant und kleiner Supermarkt auf dem Gelände. 17 ha mit 310 Touristenplätzen und 74 Mietunterkünften. Geöffnet von Anfang April bis Mitte Oktober. Vergleichspreis* 23 Euro.

4. Camping Municipal du Fond de la Baie

Einfacher Platz am Strand. Ebenes Wiesengelände, am Platzrand mit Bäumen bewachsen und durch Büsche gegliedert. Minimarkt und Restaurant auf dem Gelände. In der Nähe eines Wanderwegs. 227 Touristenplätze und 21 Mietunterkünfte. Ganzjährig geöffnet. Vergleichspreis* 20 Euro.

5. Domaine de Trestraou

Drei-Sterne Platz am Ortsrand von Perros-Guirec. Ebenes Wiesengelände, die einzelnen Standplatzbereiche werden durch Baumreihen begrenzt. 3,8 ha mit 152 Touristenplätzen und wenigen Mietunterkünften. An einer Straße gelegen. Kinderspielplatz, Minigolf, Tennisplatz und Crêperie auf dem Gelände. Schwimmbad und Minimarkt. Geöffnet von Anfang April bis Ende September. Vergleichspreis* 35 Euro.

6. Camping Eden Villages Cap de Bréhat

Gehobener Platz in schöner Lage direkt am Meer. Weiter Blick über die Anne de Paimpol und die vorgelagerten Inseln. Teils in einer dem Meer zugewandten Geländesenke mit Bäumen und Hecken, teils hoch über dem Strand auf wenig bewachsenen Terrassen. 5 ha mit 120 Touristenplätzen, 3 Dauercampern und 47 Mietunterkünften. Geöffnet von Anfang April bis Ende September. Vergleichspreis* 35 Euro.

7.Yelloh! Village La Baie de Douarnenez

Exklusiver Platz, etwa vier Kilometer vom Meer entfernt. Teils ebenes, teils geneigtes Wiesengelände. Mit Bäumen, Hecken und Ziersträuchern unterschiedlich dicht bepflanzt. Im nördlichen Platzteil befindet sich ein kleiner Angelteich. Straße in Hörweite. Hallenbad mit verschiebbarem Dach. 5,8 ha mit 81 Touristenplätzen, 8 Dauercampern und 119 Mietunterkünften. Geöffnet von Anfang April bis Mitte September. Vergleichspreis* 28 Euro.

8. Camping Sunelia L’Orangerie de Lanniron

Top-Platz bei einer ehemaligen Bischofsresidenz in einem weitläufigen Schlosspark. Meist ebenes, teilweise auch leicht geneigtes Gelände. Mit zahlreichen verschiedenen, zum Teil auch exotischen Pflanzen aufgelockert. Sträucher und vielseitiger Blumenschmuck bereichern das Gelände. Am Odet-Fluss gelegen. 35 ha mit 155 Touristenplätzen, 14 Dauercampern und 105 Mietunterkünften. Geöffnet von Anfang April bis Ende Oktober. Vergleichspreis* 36 Euro.

9. Camping L’Armorique

Gehobener Platz an einem Hang mit Blick über das Meer. Terrassiertes Wiesengelände mit hohen Nadelbäumen, auf einer Anhöhe nur spärliche Bepflanzung. Keine Aufnahme von Caravans und Wohnmobilen mit Doppelachse. 2,5 ha mit 60 Touristenplätzen, 9 Dauercampern und 34 Mietunterkünften. Geöffnet von Anfang April bis Ende September. Vergleichspreis* 30 Euro.

10. RCN Camping Port l’Épine

Solider Platz direkt am Meer. Durch Hecken und teils jüngere Bäume unterteiltes Wiesengelände. 200 Meter lange Bucht mit Kies und gröberen Steinen. 3 ha mit 112 Touristenplätzen und 65 Mietunterkünften. Geöffnet von Ende April bis Ende September. Vergleichspreis* 49 Euro.

Weiterführende Informationen, wichtige Hinweise und nützliche Tipps für eine Reise in die Bretagne finden Sie auf den offiziellen Seiten des Tourismusverbands der Bretagne. Eine Liste der wichtigsten Touristeninformationen mit allen nötigen Kontaktdaten, Vorschläge für Aktivitäten und einige sehenswerte kurze Videos runden das Angebot ab.

Die aktuelle Ausgabe
Caravaning 09 / 2023

Erscheinungsdatum 15.08.2023

116 Seiten