Im innen wie außen tiefgreifend überarbeiteten Adora verzichtet Adria bei zwei Familienmodellen auf Etagenbetten und macht sie so flexibel und lange nutzbar. Passt auch die Qualität zum Anspruch?
Im innen wie außen tiefgreifend überarbeiteten Adora verzichtet Adria bei zwei Familienmodellen auf Etagenbetten und macht sie so flexibel und lange nutzbar. Passt auch die Qualität zum Anspruch?
Schon bisher liegt Adria hoch in der Gunst der CARAVANING-LeserInnen: Seit Jahren heimsen die Caravan-Baureihen aus Slowenien Preise als beste Importmodelle in den wichtigsten Preisklassen ein. Der neue Adora dürfte diesen Trend aufrechterhalten. Basierend auf dem bewährten robusten Voll-GFK-Aufbau hat Adria einen innen wie außen sehr modern und geradlinig gestylten Caravan geschaffen.
Zudem hat der Hersteller großen Wert auf praktische Details gelegt. Beispiele sind das flexible Beleuchtungskonzept mit frei versetzbaren Mini-LED-Spots, USB-Ladeports überall dort, wo man sie braucht, eine Batterievorbereitung und Aluschienen, in die sich Ablageschalen und Fächer einhängen lassen.
Außen trägt der neue Adora auffällige Spoiler am Bug, die laut Adria Fahrstabilität und Verbrauch verbessern sollen. Neu sind auch der breite Gaskastendeckel und die flachen Voll-LED-Rücklichter. Serie in allen Adora sind Panoramafenster im Bug – einzig der zum Supertest angetretene Adria Adora 613 PK trägt es im Heck über dem sehr flexiblen Kinderzimmer: Das gesamte Ensemble lässt sich in eine schicke Leselounge und einen Gästebereich mit Doppelbett im Erdgeschoss gestalten. Das macht den 613er auch über die Kinder- und Jugendzeit hinaus und als "Enkel-Modell" für stilbewusste Großeltern attraktiv.
Minimalistische Ästhetik und klare Formen prägen das neue Adora-Design, das vom Astella inspiriert wurde. Durch den Verzicht auf Rundungen und sichtbare Griffe wirkt der Möbelbau im Wohn- und Schlafbereich wie aus einem Guss. Lediglich die vielen Möbelverbinder und Schraubenköpfe sowie hier und da leicht ungleichmäßige Spaltmaße stechen ins Auge. Allerdings musste der Testwagen schon eine große Publikumsmesse über sich ergehen lassen. Sicher verriegelt werden alle Möbel durch einheitliche Schnapphakenverschlüsse. Positiv fallen auch die Scharniere der Dachschränke auf, die wir im Kapitel Beladen und Fahren näher thematisieren.
Insgesamt sorgen helle Hölzer und Flächen sowie offene Blickachsen für das beachtliche Raumgefühl im 613 PK. Natürlich spielt beim Raumeindruck auch die Fahrzeugbreite von 2,46 Metern eine wichtige Rolle. Innen sind es 2,32 Meter von Wand zu Wand. Wichtig ist diese Breite besonders für die geräumige Seitensitzgruppe, in der vier Personen Platz finden. Der Sitzkomfort im gepolsterten Rund überzeugt dank hoher Lehnen und weicher Polster. Für 145 Euro sind die beiden zusammenrollbaren Multifunktions-Kopfpolster eine echte Empfehlung.
Die Platte auf dem Einsäulen-Tischgestell (Teil des Comfort-Paketes) ist aber schlicht zu klein für vier Gedecke und auch die Polsterfixierung in Form von Klettstreifen offenbart Verbesserungspotenzial: Die Rückenlehnen bleiben zwar, wo sie sind, allerdings leidet die Stoffbespannung der Rückseiten bereits im jungen Testwagen sichtbar.
Nur eine Armlänge von der Sitzgruppe entfernt steht der große 142-Liter-Slimtower-Kühlschrank. Die angrenzende Küche punktet mit viel Stauraum, Apothekerauszug, heller Beleuchtung und toller, weil einfach zu reinigender Kocher-Spüle-Kombination. Einzig die Gassperrhähne sind bodennah nicht gut erreichbar.
Das Highlight des 613 PK ist zweifelsohne die wandelbare Möblierung des Kinder- beziehungsweise Jugendzimmers im Heck. Tagsüber lässt sich das Bett zu einer gemütlichen L-Sitzgruppe mit eigenem Tisch umfunktionieren. Auch hier überzeugt der Sitzkomfort durch die hohe Rückenlehne. Abends wird die Lehne samt Unterbau mit wenigen Handgriffen zu einem stabilen, über zwei Meter langen Klappbett, wodurch zugleich ein klassisches Etagenbett entsteht. Bleibt zusätzlicher Besuch über Nacht, lässt sich das untere Bett ausziehen und schafft so mittels Klappmatratze einen dritten Schlafplatz.
Der Streit darüber, wer von den Kids oben schlafen darf, wird sicher vom fast wagenbreiten Panorama-Heckfenster befeuert. Mit dem Astella eingeführt, ist es bisher nur im 613 PK verfügbar, da das Bugbad die Montage vorn vereitelt. Um das Streitpotenzial zu minimieren, gibt es aber auch in der unteren Koje ein Fenster, eine Leseleuchte und zwei USB-Ladeanschlüsse im Rollschrank am Kopfende.
Sympathiepunkte sammelt Adria darüber hinaus mit kindgerechten Details wie den Stautaschen in den Vorhängen oder Spielfeldern in den Klapppolstern. Größtes Defizit ist der halbherzige Herausfallschutz des oberen Bettes. Er ist zu kurz und zu instabil ausgeführt. Wir haben Adria dazu um Stellungnahme gebeten.
Der Elternschlafbereich befindet sich im Bug und hat auf den ersten Blick ein wohlbekanntes Layout. Linkerhand erstreckt sich ein bequemes 1,50 Meter breites Doppelbett, das rechts vom Bad flankiert wird. Anders als gewohnt steht seitlich neben dem Bett aber kein Waschtisch, sondern ein Schrankensemble. Mit aufstellbaren Kopfteilen, zwei USB-Ladebuchsen, Steckdosen, sehr hellen Leseleuchten sowie Einhängeschalen ist die Ausstattung des Schlafbereiches üppig. Auch die Schalter für das Hauptlicht sind an der Badaußenwand gut erreichbar. Einziger Kritikpunkt bleibt der schmale Durchgang zu Bett und Sanitärraum.
Auffällig im Bad sind zunächst die seltsam tief arrangierten Spiegel. Hinter dem unteren verbirgt sich das von Adria bekannte Klappwaschbecken. Mit Dusche, Trockenstange, Klorollenhalter und Fenster ist auch das Bad gut gerüstet. Lediglich das Stauraumangebot und die Spiegelflächen sind deutlich zu klein.
Mit 2,46 Meter Aufbaubreite und einer Gesamtlänge von 8,20 Meter ist der 613 PK ein ganz schöner Koloss. Trotzdem fährt er sich handlicher und stabiler, als es die Abmessungen vermuten lassen. Anteil daran hat sicherlich die unbeladen bereits hohe Stützlast. Ihretwegen sollte der große Bettstauraum im Bug auch nur mit Bedacht genutzt werden.
Eine mögliche Gegenmaßnahme wäre die Unterflurmontage des serienmäßigen Reserverades aus dem Gaskasten. Die schmale Durchlade im Heck ist zwar praktisch, eignet sich aber nur bedingt zum Trimmen.
Kleine Kleiderschränke sind der Preis für die offenen Blickachsen, denn eine große, deckenhohe Variante gibt es nicht. Zwar ersetzen je zwei Wäsche- und Kleiderschränke den sonst üblichen Waschbereich vor dem Bad, ihnen fehlt es aber an Tiefe. Der ergänzende Garderobenschrank neben der breiten Aufbautür ist zwar tief genug, dafür aber zu schmal für vier Jacken. Im Kinderbereich sorgt ein schmucker Rollschrank für Stauraum.
Fraglich ist indes, warum die optionale Alde-Heizung halbhoch in ihrem Schränkchen sitzt. So bleibt weder darüber noch darunter gut nutzbarer Raum. Überzeugt hat dagegen die Konstruktion der Oberschrankklappen: Beim Öffnen schwingen sie erst ein Stück heraus, um anschließend bis zur Decke aufzuschwingen. So lassen sich die Dachschränke super beladen. Gut, aber nicht perfekt sind die seitlichen Stauklappen der Sitztruhenschenkel; sie erleichtern zwar den Zugang, entriegeln aber bereits bei leichtem Kontakt ungewollt und schwenken auf.
Bereits ab Werk hat der Adora 613 PK viel zeitgemäße Technik an Bord, für die seine Mitbewerber oftmals Aufpreis verlangen. Einige Beispiele liefern die Batterievorbereitung, das zentrale Anzeigepanel samt 12-V-Hauptschalter, das Bluetooth-Soundsystem und die sechs USB-Ladebuchsen. Ergänzt wird die Testwagen-Technik von einer Alde-Warmwasserheizung (1.899 Euro), einer elektrischen Fußbodenerwärmung (399 Euro) und der 899 Euro teuren Vorbereitung für die "Mach"-Appsteuerung. Mit Letzterer lässt sich theoretisch auch das neue Beleuchtungskonzept steuern, das erstmals im Astella vorgestellt wurde. Ohne Zugangsdaten konnten wir die Funktionen allerdings nur im Demo-Modus nachvollziehen.
Das Lichtkonzept als solches überzeugt ebenso wie bei unserer Helligkeitsmessung. Hauptlichtquelle ist das dimmbare Ambientelicht, das ober- und unterhalb der Dachschränke abstrahlt. Parallel verfügen die Bereiche Sitzgruppe, Kinder- und Schlafbereich über kompakte Lichtschienen, an denen sich schwenkbare LED-Spots einklinken lassen. An den Sitzgruppen und Schlafplätzen übernehmen die kompakten Spots zudem die Funktion der Leseleuchten. Vorteil der Vereinheitlichung: Wird an einer Stelle noch mehr Licht benötigt, lassen sich die kleinen Lämpchen ganz einfach umstecken.
An der Verarbeitungsqualität des Aufbaus gibt es nichts zu meckern. Über Dach, Bug, Heck und Seitenwände spannt sich robustes GfK, während der Boden des Adora als konventionelles, aber immerhin 42 Millimeter dickes Sperrholzsandwich ausgeführt ist. Isoliert wird der Adora ebenfalls konventionell mit Styropor im verstärkenden Holzfachwerk. Die markanten Kunststoff-Eckprofile am Heck lassen sich nach leichten Remplern einzeln tauschen. Sie beherbergen auch die hinteren Rangiergriffe. Am glatten Bug stechen die Luftleitprofile oberhalb der Rangiergriffe ins Auge. Laut Adria sollen sie weniger Verbrauch bei mehr Fahrstabilität bewirken. Messbarer als diese Behauptung ist der Komfortgewinn durch die fast wagenbreite Klappe des Gasflaschenkastens.
Beide Tische der Sitzgruppen sind hell erleuchtet und ganz klar im grünen Bereich. Insgesamt schafft es die Küchenbeleuchtung nur auf Gelb. Im Bereich des Kochers ist alles im grünen Bereich. Auch im Kinderbett-Modus reicht das Licht im Heck für Grün. Gleiches gilt fürs Eltern-Doppelbett im Bug. Das Bad kommt gerade noch auf Gelb. Die Be- beziehungsweise Hinterleuchtung des Spiegels ist etwas besser, aber ebenfalls nur gelb.
Die zahlreichen Schienen im Adora lassen sich je nach Bedarf mit Taschen und Ablagen bestücken.
Das serienmäßige Bluetooth-Soundsystem klingt erstaunlich gut und reicht vollkommen aus.
Mülleimer und Deckel lassen sich einfach abnehmen. Allerdings kollidieren Eimer und Schranktür.
Die optionale Alde-Heizung beansprucht durch ihre zentrale Position fast den gesamten Schrank.
Der Herausfallschutz des oberen Bettes ist weder hoch noch stabil genug, um seinen Zweck zu erfüllen.
Kurt Manowski vom deutschen Adria-Importeur Reimo nimmt Stellung ...
... zum unterdimensionierten Herausfallschutz am Klappbett: Der Rausfallschutz ist in der aktuellen Version seit Jahren in Verwendung und es gibt nahezu keine Reklamationen dazu. Wie auf dem Bild zu erkennen, sind die Scharniere der rechten Halterung aufgrund der Messe verbogen. Für Saison 22 plant Adria eine Modifikation des Rausfallschutzes. Details sind mir leider noch nicht bekannt.
... zur raumfüllend mittig montierten Heizung: Dies liegt daran, dass ja zwei Heizsysteme angeboten werden: Alde oder Truma Combi. Der Schrank ist identisch, und daher verbleibt bei der Alde-Heizung unterhalb schwer nutzbarer Stauraum.
... zur grenzwertig hohen Stützlast: Wir haben zwei volle 11-kg-Stahlgasflaschen, eine 80-Ah-AGM-Batterie, die Wasseranlage und den Boiler gefüllt und haben 96 kg Stützlast bei waagrechtem Wohnwagen ermittelt. Vorne ist ein großer Stauraum, aber im Heck auch.
Die Serienausstattung des Adora lässt sich als campingfertig bezeichnen – was heute noch immer keine Selbstverständlichkeit ist. Dennoch ist das Comfort-Paket (Fliegenschutz für die Eingangstür, größeres Dachfenster, Fernsehhalterung, Einsäulentisch, Abtropfschale und Spülenabdeckung) für 749 Euro eine empfehlenswerte Ergänzung. Beim Testwagen hat Adria aus dem Vollen geschöpft und den Fahrzeugpreis mit einer Warmwasserheizung, Fußbodentemperierung, Leichtmetallfelgen, Optionspolstern und dem besagten Comfort-Paket um etwa 4.500 Euro auf 31.097 Euro erhöht. Nicht enthalten ist das vergleichsweise günstige Stabilisierungssystem für 749 Euro, das auf die Fahrsicherheit einzahlt.
Schlafplätze: 2+4
Zul. Gesamtgewicht: 2.000 kg
Gesamtlänge/Breite/Höhe: 8,20/2,46/2,59 m
Grundpreis: 26.524 Euro
mit TÜV und Zulassungsbescheinigung II (125,75 Euro)
Testwagenpreis: 31.097 Euro
Preise: 22.599–30.999 Euro
Aufbaulängen: 5,83–8,18 m
Gesamtgewichte: 1.300–2.050 kg
Max. Auflastungen: 1.700–2.500 kg
Grundrisse: 11
Mit elf Grundrissen sortiert sich die Adora-Baureihe zwischen der Einsteigerreihe Altea und der Luxusbaureihe Alpina ein und besetzt somit das gehobene Mittelfeld. Vier der elf Grundrisse richten sich mit Kinderbetten an Familien. Der hier vorgestellte 613 PK und der größere 673 PK mit seinen zwei Aufbautüren fallen zudem durch ihre unkonventionelle Kinderzimmergestaltung auf. Wer zu zweit verreisen möchte, hat die Wahl zwischen zwei Doppelbett- und vier Einzelbettwagen. Wagenbreite Heckbäder gibt es in zwei von ihnen und im 8,20 Meter langen 613 UT, dessen 1,95 x 1,40 Meter großes Queensbett quer hinter der Achse untergebracht ist.
maximal 5 Punkte möglich
Wohnen: 3,4 Punkte
Viel Tageslicht durch das wagenbreite Panoramafenster im Heck.
Guter Sitzkomfort in der Seitensitzgruppe durch bequeme Polster und hohe Rückenlehnen.
Mehr als 90 Grad Öffnungswinkel dank Scharnieren mit Längenausgleich an den Dachschrankklappen.
Recht schmaler Durch- beziehungsweise Zugang am Fußende des Bugbettes.
Esstisch zu klein für vier Personen.
Gut nutzbare Spiegelfläche und Stauraum sind Mangelware im Bad.
Gassperrhähne ungünstig bodennah im Klappenstaufach der Küche.
Beladen: 4,1 Punkte
Sehr breite Gaskastenklappe erleichtert das Beladen und den Flaschenwechsel.
Außenstauklappe mit Fangriemen.
Alles im grünen Bereich bei der Zuladung.
Die hohe Stützlast beschränkt die Nutzung des großen Bettstauraumes.
Etagenbettleiter und Kindertisch haben keinen festen Stauplatz.
Kleider- und Wäscheschränkchen im Bug fehlt es an Tiefe.
Fahren: 2,9 Punkte
Reserverad und Bordwerkzeug zum Radwechsel im breiten Flaschenkasten.
Das hoch montierte dritte Bremslicht über dem Panoramafenster ist weit erkennbar.
Die hohe Stützlast sorgt für stabile Fahreigenschaften, schränkt aber die Zuladung des Bugstauraumes ein.
Quietschende Trommelbremsen am Testcaravan.
Keine selbstnachstellenden Bremsen.
Technik: 3,5 Punkte
Autarkpaket mit Panel, Hauptschalter und Batterievorbereitung serienmäßig.
Gutes Bluetooth-Soundsystem im Serienumfang.
Helles und flexibles Beleuchtungskonzept.
Konventionelles, aber dafür recht dickes und Sperrholzsandwich als Boden.
Die Absturzsicherung des oberen Etagenbettes ist weder hoch noch stabil genug.
Preis & Service: 3,6 Punkte
Viele Servicestellen.
Tolle Komfort- und Sicherheitsfeatures im Serienumfang enthalten.
Dichtigkeitsgarantie ist mit sieben Jahren heute nur noch Mittelmaß.
Kaum Extras (Markise, Rangierhilfe) ab Werk erhältlich.
Familiengrundriss 2.0: Die Frage, ob ein guter Familiengrundriss ein festes Etagenbett braucht, beantwortet der Adria Adora 613 PK klar und deutlich mit Nein. Das Kinderzimmer unter dem breiten Panoramafenster im Heck ist das beste Beispiel, wie viel flexibler sich ein solcher Raum ohne festes Bett nutzen lässt. Nachbessern sollte Adria allerdings beim Herausfallschutz des Klappbettes und der Größe des Esstisches. In den Kernkompetenzen Sitz- und Schlafkomfort gibt es dank hoher Rückenlehnen und guter Matratzen keine Beanstandungen. Im Gegenteil! Wohn- und Schlafbereich glänzen mit zeitgemäßer Ausstattung, schmuckem Schienen-Staukonzept und guten Ideen, wie den per Magnetknöpfe rollbaren Rückenkissen.