Adria Altea 472 KP (2020) im Test
Einsteiger-Caravan für Draußen-Köche

Mit Außenküche und Kaffeebar, großer Heckgarage und L-Sitzgruppe geht dieser Caravan einen eigenen Weg. Ob der ans Ziel führt und wie es um die Qualität des Slowenen bestellt ist, zeigt der Test.

Adria Altea 472 KP (2020)
Foto: Christian Hass

Camper kochen gerne draußen. Und zwar egal ob auf dem Multifunktions-Grill oder auf der Klappküche mit Elektro-Platte oder Gasbrenner. Dieser Tatsache trägt Adria Rechnung und liefert den Altea 472 KP auf Wunsch mit einer Außenküche aus. 799 Euro kostet die 25 Kilo schwere Metallkiste mit integriertem Zweiflammkocher, Spüle und nackter Schublade, die sich auf einem Auszug nach draußen fahren und an der Gas-Außensteckdose anschließen lässt. Kaltwasser bezieht die Spüle über einen Schlauch mit Bajonettverschluss und Absperrhahn aus dem 50-Liter-Bordwassertank, das Abwasser muss aufgefangen werden. Auch wenn die Qualität des herausnehmbaren Küchenquaders okay und der Gasanschluss im Preis inbegriffen ist, sind 800 Euro happig. Der Trumpf der Ausziehküche gegenüber einer tragbaren mit separaten Gerätschaften ist die schnelle Einsatzbereitschaft, ein Nachteil der geringe Stauraum.

Kaffee-Modul für Koffein-Liebhaber

Wer sich fürs Outdoor-Kochen entscheidet, hat im Adria Altea 472 KP eine weitere spannende Option: Statt der Standardküche mit Dreiflammkocher-/Spüleneinheit auf der langen Arbeitsplatte stattet ihn Adria mit dem Kaffee-Modul aus, das aus einem schmaleren Küchenblock samt Einflammkocher und Minispüle sowie einem benachbarten Schrankkorpus mit Rollladentür besteht. Er ist ausgestattet mit einer 230-Volt-Steckdose, einem festen Regalboden – weshalb nur Kaffeemaschinen mit maximal 27 Zentimetern Höhe hineinpassen – und einem Oberfach, in dem die optionale Mikrowelle verschraubt wird.

Mit dieser Einteilung ist das Kaffee-Modul eine schöne Idee, aber nicht wirklich flexibel. Weder passen Fullsize-Kaffeeautomaten hinein noch lassen sich Maschinen für die Fahrt sichern. Auch die Tassenablage ist nur vor Ort nutzbar. Ein höhenverstellbarer Boden mit Reling und zwei (eventuell beigelegte) Ösen für die Fahrtsicherung der Maschine würden den Nutzen des Moduls erhöhen. Unterhalb der Kaffeebar ist der 90-Liter-Kühlschrank postiert. Übrigens: Das Kaffee-Modul kostet zwar kein Geld, aber das letzte Fenster auf der rechten Seite.

Adria Altea 472 KP (2020)
Christian Hass
Der Altea 472 ist aufs Leben draußen eingestellt. Drinnen gibt es zwar ein feudales L-Sofa, aber nur diesen kleinen Tisch. Per Ausziehlattenrost unter der Längsbank ...

Auch auf eine klassische Sitzgruppe verzichtet der Adria Altea 472 KP. Im Bug macht sich stattdessen ein L-Sofa breit, das mit straffen Sitz- und hohen, per Klebe-Klettstreifen fixierten Rückenpolstern bequem ist. Sollte schlechtes Wetter das Outdoor-Mahl versalzen, müssen PK-Eigner um den 45 mal 65 Zentimeter kleinen Schwenktisch zusammenrücken. Einen größeren gibt es nicht an Bord. Der Auszugsschacht der Küche dient quasi als Couchtisch, darüber hängt links neben der einfachen, nach alter Tradition zweigeteilten Aufbautür der TV-Schwenkarm. Dem Fernseher gesteht Adria eine Steckdose zu – das war es dann auch im Sitzgruppenbereich. Die Doppel-USB-Steckdose und das ebenfalls serienmäßige Bluetooth-Soundsystem trösten über diese Sparmaßnahme nur ein wenig hinweg. Hübsch und kräftig gleichermaßen sind die Mini-LED-Spots, die als Dreierreihe als Decken und als Einzelelemente als Lesespots fungieren.

Gewichtsprobleme bei der Stützlast

Die Sitztruhen konstruiert Adria aus Holzlatten, ein simples Prinzip, das uns später auch beim Heckbett begegnet. Der Stabilität ist das nicht abträglich. Werden alle Polster beiseite geräumt, sind die Truhen zugänglich und damit auch Frischwassertank, Warmwasserbereiter, das Ladegerät und die optionale Noname-Bordbatterie chinesischen Ursprungs. Wer mitgezählt hat, ahnt es: Für Gepäck ist hier nicht mehr viel Platz. Aber das ist nicht tragisch, denn die Konzentration der Bordtechnik – auch Außenküche und Ersatzrad lagern hier vorn – schafft ein schwerwiegenderes Problem: Schon ohne Gasflaschen und 50 Liter Wasser misst unsere digitale Deichselwaage 90 Kilogramm Stützlast. Bereits mit einer vollen Alugas-Flasche wird die erlaubte Deichsellast von 100 Kilogramm überschritten. Freilich braucht ein Caravan mit riesigem Heckstauraum Ballast auf der Nase, doch das ist entschieden zu viel.

Im sattgrünen Bereich liegt die Zuladung – die 1,7-Tonnen-Achse, einzige Gewichtsalternative zum 1,5-Tonnen-Serienfahrwerk, ist beinahe übertrieben. Punktabzug bei der Sicherheit gibt es dafür, dass selbstnachstellende Bremsen und Stützlastwaage fehlen; dafür prangt die Reifendruckangabe groß auf dem Radlauf, der mit Schmutzfängern bestückt ist und tragfähige, junge Günstigreifen beherbergt. Dass der Altea mit dieser Stützlast hinter dem Zugwagen liegt wie ein Brett, überrascht kaum.

Adria Altea 472 KP (2020)
Christian Hass
Verstellbare Kopfteile sind nicht selbstverständlich in der Einsteigerklasse. Klappbrettchen schützen das Heckfenster. Steckdosen und Lichtschalter fehlen.

Auf Brett reimt sich Bett, jenes des Adria Altea 72 KP liegt in luftiger Höhe über der Heckgarage, ausreichende 80 Zentimeter bleiben zur Decke. Und auch hier überrascht der Adria: Angenehme Matratzen auf zwar einfach konstruierten, jedoch mit aufstellbaren Kopfteilen ausgestatteten Lattenrosten gefallen ebenso wie Klappbretter, die die Rollos des Heckfensters vor Bettdecken und die Schlafenden vor dem ungewollten Abgang in den Flur schützen. Auf der anderen Seite gibt es weder eine Steckdose noch Lichtschalter in der Nähe – Ambiente- und Leselichter müssen außen am Bettkasten geschaltet werden. Zudem setzt Adria als Ambientelicht LED-Streifen mit offenen statt ummantelten Dioden ein. Staub kann sich darin richtig festsetzen.

Für die Pflege der Mannschaft ist die Ergo-Bad getaufte Nasszelle. Der Trick, mit einem großen, soliden Klappwaschbecken Platz zu sparen, funktioniert gut. Als Stauraum fungiert der Spiegelschrank über dem Becken, die Banktoilette mit eigenem Vorrat an Spülwasser residiert im Keller. Die bestens verfugte Bodenwanne umschließt auch den Radlauf, der die Beinfreiheit auf dem Klo minimal einschränkt. Mit serienmäßiger Duscharmatur und Duschvorhang ist der Altea bestens auf eine aktive Zielgruppe angepasst. Die lockt er überdies mit einer konkurrenzlos großen, beleuchteten Heckgarage, der allerdings ein paar Zentimeter Höhe fehlen, um Fahrräder mit großem Rahmen mit montiertem Vorderrad zu schlucken; das ist keine Meckerei, mehr geht halt nicht. Radfahrer rüsten am besten eine Bodenschiene mit Gabelfixierung nach, serienmäßig besteht keine Möglichkeit, Ladung aller Art zu sichern. Dafür hat der Altea 472 KP eine Außendusche, die sogar an das von der Fünf-Liter-Therme gespeiste Warmwassersystem angeschlossen ist.

Beim Möbelbau offenbart der Altea seine Preisklasse. Möbelverbinder und Schraubenabdeckungen drängen ins Blickfeld, doch die Konstruktion ist robust, das Design modern. Für Adria untypisch ist die teils unexakte Einpassung von Türen und anderen Möbelteilen.

Das fiel uns auf

 Außendusche mit Warmwasseranschluss. Tierhalter und Radfahrer wissen sie zu schätzen.
 Die Lochblechwand sieht schick aus, lässt sich mit Ablagen bestücken und Magnete haften an ihr.
  USB-Dosen und Bluetooth-Soundsystem Serie, aber Steckdosen fehlen am L-Sofa komplett.
 Lichtschalter für Lese- und Ambientelicht vor dem Bett. Und: Keine Steckdose im Schlafzimmer.
 LED-Streifen mit offenen Dioden: Schmutzfänger und Lappenkiller beim Versuch, sie zu putzen.
 Die schräge Küchenrückwand oder leicht schiefe Klappen: Das sollte leicht vermeidbar sein.

Grundinformationen Adria Altea 472 KP

Adria Altea 472 KP (2020)
CARAVANING
Der 6,79 Meter lange Adria Altea bringt neben einem Querbett für Zwei im Heck auch noch zwei weitere Personen in der umgebauten Sitzgruppe unter.

Schlafplätze: 2+1
Zul. Gesamtgewicht: 1500/1700 kg
Gesamtlänge/Breite/Höhe: 6,79/2,30/2,59 m
Grundpreis ab: 17.229 Euro

Daten und Preise

Karosserie
Aufbau: Sandwichbauweise mit EPS-Isolierung. Dach GfK (29 mm), Seitenwände Alu-Hammerschlag (23 mm), Boden Sperrholz-Sandwich (40 mm). Deichselkasten aus ABS, Klappdeckel. Zweiteilige Aufbautür 169 x 53 cm mit Müllsammler, Einstiegshöhe 52 cm. 2 Garagentüren 72 x 81 cm.
Anbauteile: Fünfteiliger Heckleuchtenträger, Bugelemente aus ABS, Rangiergriffe.
Fenster/Hauben: 4 Ausstellfenster mit Rastaufstellern und Rastrollo-Verdunkelung, Panoramafenster 81 x 53 cm. 1 Dachluke 40 x 40 cm, 1 Pilzlüfter.

Möbel
Material/Beschläge: Sperrholzmöbel mit Metallscharnieren, integrierte Federaufsteller. Kunststoffschnäpper an Hängeschränken. Hakenverschlüsse an Küchenschubladen und Küchenoberschrank. Schubladen mit Selbsteinzug. Drehstangenschloss an Schranktür, Fallenschloss Badtür.

Bordtechnik
Gas/Heizung: Gasheizung Truma S 3004, 12-Volt-Gebläse, 3 Ausströmer (1 x Sitzgruppe, 1 x Eingang, 1 x Bad, perforierte Warmluftleitungen rund um Bett).
Wasseranlage: 50-Liter-Frischwassertank, Tauchpumpe, Truma-Therme.
Elektrik: Umformer/Ladegerät Schaudt CSV 414, 340 W/28 Ampere. Blei-Batterie 100 AH. 5 Steckdosen (1 x TV-Platz, 2 x Küche, 1 x Kaffee-Modul, 1 x Bad-Außenwand), 2-fach-USB-Anschluss Sitzgruppe. Bluetooth-Soundsystem, TV-Verkabelung.
Beleuchtung: 1 Deckenleuchte mit drei/zwei Spots Sitzgruppe/Bett, 2 Lesespots Sitzgruppe, 1 Leuchtstab Küche, 1 Deckenspot Bad. Indirekt. Bel. über Hängeschränken. Vorzeltleuchte.
Küchenausstattung: Innen: Einflammkocher mit Zündhilfe, Spüle mit abgesetztem Hebelmischer, Glasabdeckung. Kühlschrank Dometic RMS 8500 mit 86 Liter Nutzinhalt und 9 Liter Gefrierfach. Außen: Ausziehbare Edelstahl-Küchenbox mit Zweiflammkocher (m. Zündhilfe), Spüle und Schublade ohne Besteckeinsatz.
Sanitär:
Thetford-Banktoilette mit sep. Spültank, Klappwaschbecken.

Preise
Grundpreis: 17.299 Euro
TÜV/Zulassungsbescheinigung II: 129 Euro
Überführungspauschale: 599 Euro
Testwagenpreis: 20.656 Euro

Wertung

Wohnen: 3,0 von 5 Punkten
Beladen: 4,6 von 5 Punkten
Technik: 2,8 von 5 Punkten
Fahren: 3,2 von 5 Punkten
Preis & Service: 2,6 von 5 Punkten

Fazit

Konzept mit Lücken: Die Ideen sind allesamt gut. Drinnen eine Kaffeebar, draußen die Küche. Dazu eine Groß-Garage samt enormer Zuladung, eine luftige Couchecke in schlicht-modernem Ambiente und ein attraktiver Preis bei wirklich guter Grundausstattung. Doch das Konzept ist (noch) nicht rund: Es fehlen Steckdosen dort, wo man sie am meisten braucht, die Verarbeitung lässt Luft nach oben und die Gewichtsverteilung ist viel zu buglastig. Sollte Adria am 2020er-Modell noch schleifen, wird es für Aktiv-Camper noch deutlich attraktiver.

Die aktuelle Ausgabe
Caravaning 09 / 2023

Erscheinungsdatum 15.08.2023

116 Seiten