Der aktuelle Caravan mit Hubbett aus dem Hause Bürstner soll ein Raumwunder auf Rädern sein. CARAVANING hat nachgeschaut und ausprobiert, wie es nach fünf Jahren Bauzeit um den "Plus" steht.
Der aktuelle Caravan mit Hubbett aus dem Hause Bürstner soll ein Raumwunder auf Rädern sein. CARAVANING hat nachgeschaut und ausprobiert, wie es nach fünf Jahren Bauzeit um den "Plus" steht.
Alles Gute kommt von oben, sagt man bekanntlich. Demnach wäre es allzu logisch, dass im Bürstner Averso Plus das Hubbett das Beste sein muss. Schließlich versteckt es sich bei Nichtbenutzung über der Sitzgruppe und wird erst am Abend heruntergelassen. Das Rezept ist nicht neu, seit 2016 wird der Averso Plus 520 TL produziert. 2017 tauschten Bad und Kleiderschrank die Plätze, seitdem ist dieser Averso eine feste Größe im Bürstner-Programm.
Ein gutes Stichwort: Größe. Der Innenraum erstreckt sich über 5,65 Meter, die Innenbreite liegt bei etwa 2,28 Metern. Auf diesem Raum bringt der Averso Plus 520 TL erstaunlich viel unter, ohne dabei beklemmend eng oder wahllos zugestopft zu wirken. Ohne Fachzeitschriften für Innenarchitektur zitieren zu wollen, sei es einfach gesagt: Stilsicherheit ist auf jeden Fall gegeben. Doch man weiß: Nicht alles ist Gold, was glänzt. Eine genauere Untersuchung ist vonnöten.
Die Grundfläche des Bürstner Averso Plus 520 TL beträgt aufgerundet 13 Quadratmeter. Was selbst für ein WG-Zimmer in Berlin-Neukölln viel zu wenig wäre, bietet hier jedem Mitglied einer vierköpfigen Familie einen komfortablen Schlafplatz. Zudem können zwei Gäste im Umbaubett übernachten. Im Bug findet man zwei Einzelbetten mit 188 x 86 (links) und 198 x 86 Zentimetern (rechts) Liegefläche. Unter den Lattenrosten befinden sich die Stauräume, die – selbst nur grob überschlagen – jeweils über 1.100 Liter fassen. Auffällig im positiven Sinne ist das Podest zwischen den Einzelbetten, da es eine Durchlademöglichkeit schafft.
Unter dem linken Bett ist der Truma-Boiler angebaut, er stört aber kaum, da ihn die Konstrukteure erfreulicherweise sehr nah an der Bugwand positioniert haben. Die optionale linke Stauraumklappe des Testwagens, die übrigens eine stattliche Breite von einem Meter und eine Höhe von 42 Zentimetern hat, schlägt mit 337 Euro zu Buche. Diese 337 Euro sind eine wesentlich praxisgerechtere Investition als die 17-Zoll-Alufelgen (926 Euro) oder die Feinhammerschlag-Außenhaut für 397 Euro. Ein weiteres nützliches Extra kann die Serviceklappe hinten rechts neben der Eingangstür sein, die Zugang zum Stauraum unter der rechten Sitzbank schafft.
Bei so viel Stauraum kommt natürlich die Frage nach der möglichen Zuladung auf. Mit 1.370 Kilogramm Eigengewicht im fahrbereiten Zustand sind beim serienmäßigen zulässigen Gesamtgewicht lediglich 230 Kilo Zuladung möglich. Eine vierköpfige Familie kommt da schnell an die Grenzen – und darüber. Auflastungen sind ab Werk in 100-kg-Schritten bis zwei Tonnen möglich. Für eine Auflastung auf 1.700 oder 1.800 Kilogramm werden 613 Euro aufgerufen, die höheren Stufen schlagen mit üppigen 1.226 Euro zu Buche und machen auch die 15-Zoll-Alu-Felgen zur Pflicht. Wer also seinen Averso Plus 520 TL gleich mit einem zulässigen Gesamtgewicht von zwei Tonnen ordern möchte, muss 1.851 Euro mehr aus dem Sparschwein nehmen. Dann lassen sich die Stauräume allerdings bis aufs Äußerste ausnutzen.
Küche und Bad befinden sich in der Wagenmitte und sind beide klassisch gehalten. Die Kochzeile in Fahrtrichtung rechts besteht aus einem Unterschrank mit drei Schubladen, einer Kombination von Dreiflammkocher und Spülbecken sowie aus zwei Oberschränken. Wie in einem Caravan dieser Größe nicht anders zu erwarten, ist die Arbeitsfläche bei geöffneten Abdeckungen recht klein. Gemüseschnippeln, Kartoffeln schälen oder frische Pfannkuchen stapeln sollte man eher am Tisch der Sitzgruppe. Der Kühlschrank befindet sich gegenüber, auf der linken Seite. Der 142 Liter große Thetford reicht für die meisten Camperinnen und Camper wahrscheinlich vollkommen aus.
Rechts vom Kühlschrank steht der Kleiderschrank, unter ihm die leicht unterdimensionierte Truma-Heizung. Da die Warmluftrohre durch den Schrank geführt werden, können hier klamme Kleidungsstücke rasch wieder getrocknet werden. Links vom Kühlschrank befindet sich die Nasszelle mit optionalem Duschpaket. Doch aufgrund der Größe der Nasszelle sind die für das Duschpaket aufgerufenen 649 Euro selbst für schlanke Camper keine empfehlenswerte Investition. Lediglich der im Paket enthaltene Citywasseranschluss wäre ein Grund, darüber nachzudenken. Zum Glück lässt sich dieser für 313 Euro auch solo bestellen. Sonst lässt die Ausstattung der Nasszelle nichts zu wünschen übrig. Es mangelt nicht an Staufächern und an Schränken, und der Spiegel ist groß genug für die morgendliche Styling-Routine.
Unter dem Hubbett im Heck ist eine geräumige Sitzgruppe zu finden. Die Polster sind bequem, die Stauräume gut zugänglich. Über den Köpfen schwebt das 200 x 144 Zentimeter große Hubbett, das sich stufenlos verstellen lässt. Ein Netz als Rausfallschutz ist mit dabei, ebenso eine Deckenleuchte über dem Bett. 12 Zentimeter dicke Kaltschaummatratzen sorgen für kompromisslos erholsamen Schlaf. Für die ganze Familie. Auf 13 Quadratmetern, wohlgemerkt.
Welches Testurteil kann man denn fällen, wenn man den Bürstner Averso Plus 520 TL in die Hände bekommt? Ein Raumwunder ist er definitiv. Außerdem ein rundum solider Caravan. WG-Zimmer in Neukölln? Ein Averso ist besser.
Grundpreis: 29.180 Euro
Testwagenpreis: 35.008 Euro
✘im Testwagen enthalten; ✔empfehlenswert
Bordtechnik
Für eine Woche haben wir den Averso an unseren Kollegen Uwe Seitz, Chefredakteur der Zeitschrift MOTORRAD, verliehen. Die Umgewöhnung von zwei Rädern hintereinander auf zwei Räder nebeneinander war schnell gemacht. Sein Fazit fiel positiv aus, obwohl ihm auch die eine oder andere Kleinigkeit negativ aufgefallen ist. "Mir als Gelegenheitscamper hat der Averso Plus sehr gut gefallen. Ich muss aber auch dazu sagen, dass wir weder das Klo noch die Dusche intensiv benutzt haben. Apropos Dusche: Der Sanitärraum nimmt ja Platz vom linken Bett weg, da muss man gut überlegen, wer wo liegt." Den Rest der Ausstattung fand Uwe qualitativ und konzeptionell ansprechend. "Einzig und allein das Fliegengitter hat mich genervt. Es ist ständig aus seiner Führung gesprungen, meist dann, wenn ich es zuziehen wollte. Auch die teils fummelige Öffnung von Schubladen und Staufächern war etwas gewöhnungsbedürftig." Ja, wenn man Gelegenheitscamper ist, können einem versteckte oder schwergängige Verschlüsse schnell auf den Keks gehen. "Im Großen und Ganzen war die Zeit im Wohnwagen aber echt super. Es ist der Wahnsinn, was auf so kleinem Raum alles möglich ist."