Bürstner Premio Plus im Supertest: Familien-Profi mit Hubbett

Bürstner Premio Plus im Test Familien-Profi mit einzigartigem Hubbett

Das stabile und komfortable Hubbett macht den Bürstner Premio Plus zu einem leichten und günstigen Familien-Profi. Kindern gönnt er im Bug eine Menge Platz für sich und ihre Siebensachen.

Supertest: Bürstner Premio Plus Ingolf Pompe, Wagner (4)
Supertest: Bürstner Premio Plus, Hubbett
Supertest: Bürstner Premio Plus, Schienensystem
Supertest: Bürstner Premio Plus, Aussenhöhe
Supertest: Bürstner Premio Plus, GFK-Unterboden 25 Bilder

Plus – ein kleines Wort steht bei Bürstner für eine ziemlich große Besonderheit. Alle Modelle, die es im Namen tragen, haben ein im Caravanbereich einmaliges Hubbett im Heck. Bisher war es jedoch nur in drei Versionen von Bürstners Mittelklasse-Baureihe Averso zu haben, darunter auch der Familienwagen Averso Plus 510 TK. Diesen in der Ausgabe 9/2013 getesteten Grundriss kombiniert Bürstner zur Saison 2015 mit dem Auf- und Ausbau der Einsteiger-Baureihe Premio, was das jüngste Plus-Modell nicht nur um fast 3000 Euro günstiger, sondern auch leichter macht. 1280 Kilogramm bringt der Testcaravan auf die geeichte TÜV-Waage, 130 weniger als der Averso Plus seinerzeit.

Zum einen Teil geht das geringe Gewicht auf den Leichtbau-Boden zurück, den auch in der Saison 2015 nur der Premio hat: Hinter der Ein-Millimeter-Unterplatte aus GfK verbergen sich 48 Millimeter XPS-Schaum, darüber liegt eine weitere 1,6-Millimeter- GfK-Platte mit PVC-Belag. Zum anderen kombiniert Bürstner asketischen  Möbelbau mit konsequentem Weglassen: Verschlüsse an den Oberschränken fehlen im Premio ebenso wie ein Selbsteinzug an der Küchenschublade, ein Fallenschloss mit Klinke an der Badtür, eine Drehstange an der Kleiderschranktür oder Gasdruckfedern am Gaskastendeckel.

Was nicht unbedingt nötig ist, gibt es auch nicht

Was so auch für die Ausstattung gilt. Ein 25-Liter-Tank muss ausreichen, und außer den quasi unverzichtbaren Ausstattungsbündeln "Premio-Paket" und "Beleuchtungspaket" hat Bürstner nichts weiter in den Testwagen eingebaut. Und so genügt sogar die auf 1600 Kilogramm zulässige Gesamtmasse abgelastete 1,7-Tonnen- Achse für achtbare  Zuladungsreserven. Wer auf Nummer sicher gehen will und über ein geeignetes Zugfahrzeug verfügt, kann den 510 TK mit bis zu 1800 Kilo zulässiger Gesamtmasse ordern.

Supertest: Bürstner Premio Plus, Hubbett
Ingolf Pompe, Wagner (4)

Aber: Schon als 1600er fordert der Premio Plus ein führungsstarkes Zugfahrzeug – das Hubbett hoch im Heck macht sich trotz besonders langer Deichsel bemerkbar: Der Premio wankt stärker als andere Caravans dieser Größen- und Gewichtsklasse. Auch das Beladen ist nicht frei von Tücken: Die großen Stauräume unter der Sitzgruppe verlocken zum hecklastigen Bunkern. Ratsam ist es deshalb, auch das Stockbett als Stauraum zu nutzen, doch das bringt zusätzlich zur Küche Last nach rechts. Was aufgrund  zu geringer Überlastreserven der Semperit-Reifen, die Traglastreserven betragen nur 50 Kilogramm pro Rad, tunlichst vermieden werden sollte.

Harmonischer Familiencaravan

Trotz der Schlichtheit des Mobiliars wirkt der Premio harmonisch und sympathisch – ein Verdienst der sorgfältig kombinierten Farben. Dank sechs Stoffen und sieben Kissen, die sich per Reißverschluss an die Grundpolster heften, bedarf es beim Thema Gestaltung keiner weiteren Kommentare.

Konstruktion und Verarbeitung sind ohnehin wichtiger – speziell bei einem Kindercaravan. Es herrscht der rechte Winkel vor, der es den Bürstner-Werkern relativ einfach  macht, saubere Arbeit abzuliefern. Bis auf sägeraue Kanten an den Deckeln der insgesamt sechs Sitztruhen und eine leicht hängende Tür am Küchenunterschrank klappt das auch. Mehr noch: Bündig in der Decke versenkte LEDSpots ohne sichtbare Kabel deuten genauso auf das ordentliche Konstruktionsprinzip hin wie die Sitztruhen:  Kunststoffprofile an den Seiten und Aluminiumleisten zwischen Truhendeckel und Wand entlasten die Sperrholzplatten. Einem gestandenen Mannsbild nicht gewachsen ist das Querbrett, das zwischen die Längssitzbänke gelegt, aus der Dinette eineRundsitzgruppe und das Bett macht. Wer also auf das Rund und die Schlafplätze sechs und sieben verzichten kann, darf Brett und Polster getrost zu Hause lassen.

Die Kinderbetten sind ebenfalls von einfacher Machart, jedoch so stabil, dass ihnen Bürstner kein Gewichtslimit anheftet. Mit jeweils über 1,90 Meter Länge und knapp über 70 Zentimeter Breite können auch Jugendliche noch darin schlafen. Zwei Rundhölzer formen die Reling und den einzigen Absturzschutz von oben, die beiden Fenster sind  ungesichert. Der Aufstieg über die Leiter ist dank Festhaltemöglichkeit sicher. Dass an den Kinderbetten heiße Halogenleuchten zum Einsatz kommen, ist angesichts der eigentlich kompletten LED-Ausstattung ein echter Fauxpas.

Küche, Bad und Kinderzimmer

Die Küche mit der flachen Spüle und dem Standard-Dreiflammkocher erfüllt Camping-Grundanforderungen – nicht mehr und nicht weniger. Der Thetford-Kühlschrank ist mit 75 Litern Inhalt nicht üppig, aber ausreichend groß. Mehr passt in den großen Unterschrank, dessen Regalboden nach vorn keine Rüttelkante hat. Darüber liegt die Schublade, deren Besteckeinsatz so knapp unter dem Stirnbrett mit den darauf montierten, und deshalb leicht erreichbaren Gashähnen durchtaucht, dass Schöpfkellen oder Salatbesteck nicht hineinpassen. Dafür entsteht durch die hohe Karosserie des Plus eine Ablage oberhalb der Küchenschränke – mit "Beleuchtungspaket" sogar erhellt. Wer die dafür fälligen 130 Euro sparen will, muss mit einem noch düstereren Bugbereich leben. Denn die zwei Deckenspots im Durchgang zwischen Kleiderschrank und Küche, die so immerhin den Boden beleuchten, würden sonst fehlen.

Neben dem Stockbett gehört eine kleine Dinette zum Kinderzimmer, die tagsüber eine nette Spielecke und nachts bei Bedarf ein weiteres, brauchbares Bett abgibt, für das ein schmaler Polsterkeil dabei liegt. Übrigens: Wann immer Betten aus den Sitzgruppen gebaut werden sollen, müssen die Zierkissen von den Polstern abgezippt werden. Der vierfach unterteilte Wäscheschrank im Bug ist im oberen Bereich wegen des Gaskastens tiefer als im unteren. Obwohl die Sitztruhen von Tank und Therme belegt sind, steht dank der drei wuchtigen Oberschränke trotzdem genügend Stauraum zur Verfügung. Ein wahres Prachtstück ist der Kleiderschrank, der sogar ein sensorgesteuertes Innenlicht hat. Allerdings liefert Bürstner keine Batterien dafür mit.

Im Bad ist Licht kein Luxus. Drei LED-Spots und eine Dachluke leuchten den ansonsten fensterlosen Raum gut aus. Neben dem Schränkchen unter dem Plastikwaschbecken steht ein Doppeltür-Schrank über der pflegeleichten Banktoilette als Stauraum für Waschutensilien zur Verfügung. Wer mehr Platz für Krimskrams braucht, hängt sich einfach Stofftaschen auf – Platz dafür ist genug. Ab Werk eingebaut ist eine Kleiderstange, weshalb die Duschtasse mit Ablauf trotz nicht vorhandener Duschausstattung sinnvoll ist. Eine Brause wäre für 89 Euro bestellbar, aber ohne Zukauf des 40-Liter-Wassertanks quasi sinnlos.

Das Kernstück des Bürstner Premio Plus: Sein Hubbett

Sein Mechanismus macht einen stabilen Eindruck und rastet in zwei Stellungen ein: in einer tiefen, falls Bettzeug darauf liegt, und einer hohen für maximale Stehhöhe in der Sitzgruppe. Einzig die Länge von 1,90 Meter könnte großen Schläfern zu gering sein. Teleskopfedern helfen, das Bett samt Bettwäsche ohne Kraft nach oben zu bugsieren.

Welches Gesamtbild ergibt sich? Das Hubbett verhilft einem bekannten Grundriss, der wegen des bislang nötigen Umbaus der Sitzgruppe aus der Mode gekommen war, zu neuem Glanz. Und ist dank des Konzeptes sogar erschwinglich. Was will man mehr?

Alle Infos zum Bürstner Premio Plus im Überblick

Einordnung: Günstige, leichte Einsteiger-Baureihe
Anzahl Grundrisse: 8 (4 Familiengrundrisse)
Aufbaulängen: 4,62 bis 6,02 Meter
Zulässige Gesamtgewichte: 1200 bis 1600 kg
Grundpreise Baureihe: 13.640 bis 16.560 Euro
Infos: www.buerstner.com; Tel: 07851/85-0

Einordnung: Der Premio ist die leichte Günstig-Baureihe von Bürstner, die nun durch den Premio Plus mit Hubbett ergänzt wird. Die Hälfte der Grundrisse ist auf Familien mit Kindern zugeschnitten.

Testwagen: Mit dem Premio- und dem Beleuchtungspaket sind die beiden einzigen, quasi unverzichtbaren Ausstattungspakete an Bord. Fehlen tut die große Garagenklappe vorn rechts, die das untere Stockbett zum Fahrradraum macht.

Testwertung

maximal 5 Punkte möglich

Sitzen: 4 von 5
Schlafen: 4 von 5
 Üppige Dinette, zur Rundsitzgruppe erweiterbar, bequeme Polster. Stabiles, leichtgängiges Hubbett mit guter Matratze.
 Zu dünne Holz-Polsterunterlage für Querbank hinten. Mäßiger, weil flacher Absturzschutz an Kinderbetten.

Bad: 3 von 5
Küche: 3 von 5
 Gemessen an Ausstattung praktisches und helles Bad mit akzeptablem Stauraum. Ausreichend Stauraum in Küche.
 Flache Spüle, einfacher Wasserhahn, kein Zünder an Kocher, zu flache Besteckschublade.

Möbelbau: 3 von 5
Wintertauglichkeit: 2,5 von 5
 Einfacher, robuster und handwerklich guter Möbelbau. Ausreichend starke Heizung und gute Warmluftstrangverlegung.
 Sichtbare Möbelverbinder, keine Verschlüsse an den Oberschränken. Einfache Isolierung an Wänden und Dach.

Aufbau: 3 von 5
Bordtechnik: 3 von 5
 Aufwendiger, gut verarbeiteter Leichtbau-Boden. Fast vollständige LED-Beleuchtung. Saubere Technik-Installation.
 Einfache Wand- und Dachkonstruktion. Dünner Stoßfänger. Warmluftstränge ungeschützt, Halogenlampen an Kinderbetten.

Stauraum: 4 von 5
Zuladung: 3 von 5
 Viel Stauraum in Sitztruhen und Wohnraum-Schränken. Brauchbare Zuladung. Realistische Gewichte in Papieren.
 Bordtechnik belegt Sitztruhen. Zu knapp bemessene Reifen, Auflastung fast unumgänglich, aber preiswert.

Handling: 3 von 5
Sicherheit: 2,5 von 5
 Schlinger- und Stoßdämpfer serienmäßig. Relativ leicht. Nur 2,30 Meter breit.
 Hoher Schwerpunkt macht sich bemerkbar, Reifen mit zu geringer Traglast. Unbequeme, hochkant montierte Rangiergriffe.

Ausstattung: 2,5 von 5
Preise: 3,5 von 5
 Angemessener Grundpreis, akzeptable Paket- und Options-Aufpreise.
 Magere Komfortausstattung, Zwei Ausstattungspakete quasi zwingend nötig.

Das fiel uns auf

 Blitzsauberer GfK-Unterboden mit ordentlicher Chassisanbindung und Kabelverlegung.
 Ein Stahlseil fängt die nach unten öffnende Serviceklappe auf, damit sie nicht auf den Boden schlägt.
 Das Hubbett rastet in zwei Höhen sicher ein und ist fast wackelfrei. Früher gab es wohl öfter Probleme.
  Steckdose und Spots im Kinderzimmer vorhanden, aber nicht ideal positioniert.
 Ein simpler Alustab hält den instabilen Gaskastendeckel auf. Das Einfädelloch ist nicht markiert.
 Offene Kabel und heiße Halogenleuchtmittel ausgerechnet an den Kinderbetten. Sonst LED.

Supertest: Bürstner Premio Plus, Steckdose
Ingolf Pompe, Wagner (4)

Nachgefragt beim Hersteller

Markus Pangerl, Leitung Produktmanagement bei Bürstner, nimmt Stellung zu ...

... den heißen Halogen-Lampen an den Etagenbetten: Wir werden die Beleuchtung im Kinderstockbett zum nächstmöglichen Termin auf LED umstellen. Die Blende zum Abdecken der Kabel ist ab der Herbst-Produktion vorhanden.

... zur geringen Traglastreserve der Reifen: Sollte ein Kunde die Auflastung auf 1700 kg nutzen, ist die Traglast der Reifen aus unserer Sicht immer noch ausreichend, da die Achse bei richtiger Beladung nie mit 1700 kg belastet wird. Grund: Die Stützlast wird vom Zugfahrzeug getragen und nicht von der Achse.

... zur fehlenden Tisch-Sicherung während der Fahrt: Eine Sicherung wird baldmöglichst ergänzt.

... zur Reling als einzigen Absturzschutz am oberen Stockbett: Wir haben bereits ein stabiles Holzelement als Absturzsicherung, die geprüft wurde und den Normen entspricht.

Supertest: Bürstner Premio Plus, Markus Pangerl
Ingolf Pompe, Wagner (4)
Markus Pangerl, Leitung Produktmanagement bei Bürstner

Konkurrent Adria Aviva

Grundrisse: 7
Aufbaulängen: 3,55–5,63 m
Preise (von – bis): 9.799–14.599 Euro
Konkurrenzmodell: Aviva Move 512 PH
Grundpreise: 14.599 EURO
Vergleichspreis*: 15.785 EURO
Länge/Breite/Höhe: 7080/2300/2580 mm
Leer-**/Zul. Gesamtgewicht: 1167/1350 kg
Kurzprofil: Modern gestaltete Einsteiger-Baureihe. Wenige Optionen. GfK-Dach Serie.
Info: Telefon 06103/400581, www.adria.com

Konkurrent Sterckeman Starlett

Grundrisse: 12
Aufbaulängen: 3,93–5,83 m
Preise (von – bis): 9.690–14.490 Euro
Konkurrenzmodell: Starlett 525 PE
Grundpreise: 14.490 EURO
Vergleichspreis*: 16.840 EURO
Länge/Breite/Höhe: 6900/2330/2480 mm
Leer-**/Zul. Gesamtgewicht: 1091/1500 kg
Kurzprofil: Leichte Basisbaureihe des französischen Herstellers. XL-Kühlschublade erhältlich.
Info: Telefon 04821/68050, www.sterckeman.de

Konkurrent Weinsberg Caraone

Grundrisse: 8
Aufbaulängen: 4,50–6,50 m
Preise (von – bis): 9.890–19.890 Euro
Konkurrenzmodell: Caraone 550 QDK
Grundpreise: 14.790 EURO
Vergleichspreis*: 16.791 EURO
Länge/Breite/Höhe: 7600/2320/2570 mm
Leer-**/Zul. Gesamtgewicht: 1200/1500 kg
Kurzprofil: Solide Basisbaureihe aus Ungarn mit breitem Angebot und serienmäßigem GfK-Dach.
Info: Telefon 08583/211, www.weinsberg.com

* vergleichbar ausgestattet wie Testwagen
** Masse in fahrbereitem Zustand; alle Werte Werksangaben; die Fotos stehen beispielhaft für die jeweilige Baureihe. Grundpreis mit Vorfracht, TÜV und Zulassung.

Fazit

Der Übertrag des ausgefeilten Hubbett-Grundrisses Averso Plus 510 TK auf die Einsteiger-Baureihe Premio gelingt. Dazu kommt, dass der Premio Plus trotz des Hubbettes weder zu schwer noch allzu teuer geworden ist. Mit 16.290 Euro ist er sogar 270 Euro günstiger als der konventionelle, 2,50 Meter breite 520 TK. Wunder erwarten sollte man allerdings nicht. Man sieht und spürt, dass gespart wird. Da sich der negative Einfluss auf Qualität und Funktion jedoch in sehr engen Grenzen hält, fällt das Gesamturteil positiv aus: Der Premio Plus 510 TK ist einfach, aber in diesem Fall ist einfach gut.

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