Die günstigste Baureihe von Sterckeman protzt mit gehobener Aufbautechnik. Doch an anderen Stellen wird deutlich gespart. Wo genau, bringt der Test des kleinsten Easy mit Bad ans Licht.
Die günstigste Baureihe von Sterckeman protzt mit gehobener Aufbautechnik. Doch an anderen Stellen wird deutlich gespart. Wo genau, bringt der Test des kleinsten Easy mit Bad ans Licht.
Wer einen besonders günstigen und kompakten Caravan sucht, stolpert bei der Recherche garantiert über die neue Baureihe Easy von Sterckeman. Diese startet mit dem fünf Meter langen Easy 340 CP, der auf ein Bad verzichtet, schon knapp unter 10.000 Euro. 1.000 Euro teurer, 70 Zentimeter länger und mit einem Bad ausstaffiert ist der von uns getestete Easy 390 CP.
Wo wir gerade bei Längen und Preisen sind: Die Liste der Sonderausstattungen ist ähnlich kurz wie der Aufbau. Nur fünf Optionen und das Ausstattungspaket Touring stehen zur Auswahl. Letzteres kostet 490 Euro und umfasst Stoßdämpfer und Antischlingerkupplung, ist also obligatorisch. Somit beläuft sich der reale Einstandspreis auf 11.380 Euro. Dass es eine Truma-Therme zur Warmwasserbereitung ab Werk weder für Geld noch warme Worte gibt, eine Klimaanlage für stolze 1.490 Euro dagegen schon, legt nahe, dass der Easy eher auf Kunden aus Südeuropa zugeschnitten ist.
Dabei bringt er eigentlich gute Voraussetzungen für die Ganzjahresnutzung mit: Denn die größte Stärke des Easy ist neben dem Aufbau mit feuchtigkeitsresistenter XPS-Isolierung der großzügige Einsatz von faserverstärkten Kunststoffen, besser bekannt unter dem Kürzel GfK. Das robuste Material kommt als Außenhaut an Bug, Heck, Dach und Boden zum Einsatz. Von der Qualität des eigenen Aufbaus überzeugt, gibt Sterckeman sieben Jahre Dichtigkeitsgarantie, womit sich der Hersteller über dem Durchschnitt einsortiert.
Eine Schwachstelle des sonst so soliden Aufbaus haben wir unter der Kunststoffschürze des Gaskastens ausgemacht: Hier sind die hölzernen Enden der Seitenwände sichtbar, die an dieser Stelle Bekanntschaft mit Spritzwasser machen. Weiteren Punktabzug gibt es für die seitlichen Reflektoren, die ohne separate Abdichtung direkt in den Aufbau anstatt in die darunterliegenden Schürzen geschraubt sind.
Auffälligstes Merkmal und Erkennungszeichen der Baureihe ist die ungewöhnliche Heckansicht. Einen herkömmlichen durchgehenden Heckleuchtenträger hat sich Sterckeman gespart. An allen Easy-Modellen sind Rücklichter und Kennzeichenhalter direkt an die Heckwand geschraubt. Nachteil dieser Lösung: Eckt der kompakte Franzose beim Rangieren irgendwo an, gibt es keinerlei Puffer für die Außenwände.
In den Innenraum geht es durch eine zweigeteilte Aufbautür mit Garderobenhaken. Auf vier Meter Länge und 2,10 Breite überrascht der 390 CP mit einem modernen Gesamteindruck. Hellgraue Hölzer bilden gemeinsam mit den geraden weißen Oberschrankklappen einen harmonischen Kontrast zum dunklen Boden und den Polstern der Sitzgruppe. Der Möbelbau hinterlässt mit seinen schlichten Fronten, Federaufstellern und strammen Kunststoffschnäppern einen grundsätzlich soliden Eindruck, wobei hier und da ungleichmäßige Spaltmaße ins Auge stechen. Auch die dünne Badwand samt Tür gibt unter stärkerem Druck spürbar nach.
Auch auf den zweiten Blick sind Spuren des Rotstiftes zu erkennen: Die Beleuchtung ist spärlich, die Heizung kommt in Serie ohne Gebläse und es gibt insgesamt nur drei Steckdosen. Haptisch macht sich der Kostendruck an den einfachen Kunststoffgriffen der Dachschrankklappen und dem billig wirkenden Klappwaschbecken bemerkbar.
In den Kernkompetenzen erlaubt sich der 390 CP dagegen nur wenige Schwächen: Die Sitzgruppe bietet mit tiefen bequemen Sitzflächen, aber dünnen Lehnen Platz für bis zu vier Personen und lässt sich zu einem zweiten, nicht ganz ebenen Bett umbauen. Deutlich höher ist der Liegekomfort auf dem quer im Bug montierten, 1,40 Meter breiten Doppelbett. Ein nettes Detail ist die Handyablage am Kopfende, die sich direkt unter einer Steckdose befindet.
Arbeitsfläche und Stauraum der Küche sind selbst für zwei Personen eher knapp bemessen, der Dreiflammkocher muss, durchaus klassenüblich, ohne Zünder auskommen. In der angeschlossenen Spüle ist ein ausklappbarer Wasserhahn ohne Mischfunktion untergebracht – eine Konsequenz der fehlenden Therme. Gekühlt wird mittels 81-Liter- Absorber-Kühlschrank des Sterckeman-Mutterkonzerns Trigano. Gut ist die Erreichbarkeit der Gassperrhähne in der einzigen Küchenschublade.
Im nur 68 Zentimeter breiten Bad des 390 CP setzt Sterckeman auf ein bereits erwähntes Klappwaschbecken, das raumsparend an der Heckwand untergebracht ist. Vorteil dieser Konstruktion: Das Becken ist etwas größer als bei vergleichbaren Festeinbauten. Kehrseite ist allerdings die billige und instabil wirkende Ausführung. Auch die Größe des seitlich angebrachten Spiegels gefällt, nicht aber die Positionierung der einzigen Badlampe: Sie beleuchtet nur den Hinterkopf. Umso erfreulicher ist, dass an Handtuch- und Toilettenpapierhalter gedacht wurde – auch bei teureren Wagen noch lange keine Selbstverständlichkeit.
In den Kapiteln Fahren und Beladen schlägt dann die Stunde des fahrfertig nur knapp 800 Kilogramm schweren 390 CP. Kleine, leichte Zugfahrzeuge geraten mit ihm nicht an ihre Grenzen und der B-Führerschein reicht in den meisten Fällen locker aus. Wer allerdings die hier veranschlagten 204 Kilogramm zuladen will, muss vorab 250 Euro in die Auflastung auf 1000 Kilogramm zulässige Gesamtmasse investieren.Serienmäßig ist nämlich schon bei 900 Kilogramm Schluss, was die Zuladung auf magere 104 Kilo beschränken würde. Somit gehört im Grunde auch die Auflastung zum Pflichtprogramm. Richtig billig ist der Sterckeman am Ende also doch nicht.
Gerade Stauklappen sorgen für großes, gut nutzbares Volumen in den vier Oberschränken.
Die Größe des Klappwaschbeckens überzeugt, die Qualität hingegen ist durchwachsen.
Position und Lichtausbeute der einzigen Badlampe sind nicht zufriedenstellend.
Das Öffnen des Dachfensters mittels Drehmechanismus ist fummelig und kraftaufwendig.
Fehler im Detail: Das vordere Ende der Bugwand ist unterhalb der Schürze ungeschützt.
Sitzgruppe: 124 x 50 cm (li), 85 x 50 cm (re), ergibt Umbaubett 189 x 85/124 cm. Einhängetisch 95 x 59/66 cm, 2 Hängeschränke, 1 Ablage.
Kleiderschrank: 50 x 140 x 38 cm, unbeleuchtet. 2 Haken an der Aufbautür als Garderobe.
Sanitärraum: 68 x 195 x 75/95 cm, Bodenwanne mit Eckablauf. 1 Spiegel, Papier- und Handtuchhalter, 2 offene Ablagen.
Querbett: 193 x 140 cm; Matratzenart (12 cm) auf einfachem Holzlattenrost in Metallrahmen, Metall-Rohr-Aufsteller. Darunter Stauraum, mit Frischwassertank und Gassperrhahn für Heizung. Darüber 2 Hängeschränke und 2 offene Ablagen.
Küchenblock: 92 x 97 x 62 cm. Unterschrank mit Besteckschublade, 2 Hängeschränke, einer mit Einlegeboden.
Wohnen 2,5
Betten 2,4
Sitzgruppe 3,0
Küche 2,5
Sanitärraum 2,4
Möbelbau 2,4
Beladen 3,6
Stauräume 2,7
Zuladung 4,5
Technik 3,0
Aufbau 2,8
Sicherheit 3,5
Bordtechnik 2,9
Verarbeitung 2,5
Beleuchtung 3,0
Wintertauglichkeit 3,6
Fahren 2,8
Fahreindruck 4,2
Fahrsicherheit 1,9
Preis & Service 3,0
Preis/Leistung 3,0
Garantie 3,3
Servicenetz 2,3*
*von jeweils 5 möglichen Punkten.
Der wertige Aufbau und das gutmütige Handling sind die Stärken der neuen Easy-Baureihe. Ärgerlich ist dagegen die Preis- und Ausstattungspolitik: Zum einen erzwingt die spartanische Serienausstattung in Kombination mit der kurzen Optionsliste Verzicht, zum anderen ist der Grundpreis mit Auflastung und dem ebenfalls unverzichtbaren Touring-Paket nicht mehr günstig. Zum Vergleich: Den deutlich besser ausgestatteten Weinsberg 390 QD (gleicher Grundriss, jedoch konventioneller Aufbau) gibt es bereits ab 11.190 Euro.