Der LMC Musica ist zur gehobenen Mittelklasse aufgestiegen und verfügt über 11 Grundrisse. Der 470 E ist der kürzeste Einzelbett-Musica. Ein durchweg solider und gut ausgestatteter Caravan.
Der LMC Musica ist zur gehobenen Mittelklasse aufgestiegen und verfügt über 11 Grundrisse. Der 470 E ist der kürzeste Einzelbett-Musica. Ein durchweg solider und gut ausgestatteter Caravan.
Baureihen, egal ob Autos oder Caravans, ändern im Lauf der Jahre nicht nur Design und Ausstattung, sondern oft auch ihren Status. So ist der Musica, vor Kurzem noch das Einsteigermodell bei LMC, inzwischen in der Mittelklasse angekommen. Den Einstieg ins LMC-Angebot markieren jetzt die Baureihen Style und Vivo, die aus ehemaligen TEC-Modellen hervorgingen. Über dem Musica stehen die Oberklasse-Modelle Maestro und Scandica.
Die neue, gediegene Einrichtung des Musica, vor allem die Farben von Dekors und Stoffen, passt gut in die neue Klasse. Vorwiegend helle Holztöne mit dunkelbraunen Applikationen und beige Vorhänge stehen für Zurückhaltung. Der Boden mit feinem Parkettimitat wirkt geradezu vornehm.
Der Blick hinter die Kulissen verrät, dass der Aufstieg in die höhere Klasse nicht auf Technik basiert: Zwar ist der Musica routiniert und überaus ordentlich verarbeitet, doch die vielen Schraubenabdeckungen verraten den relativ einfachen Möbelbau. Auch eine Reihe von Details und Accessoires fühlen sich offensichtlich mehr dem Schein verpflichtet, als der Funktion. So gefährden die rechteckigen Drucktastenschlösser, die im Lauf ihres Daseins als "Pushlocks" eigentlich einen alltagstauglichen Reifegrad erreicht haben, die Fingernägel über die Maßen.
Tadellos ist der Aufbau des Musica, was hauptsächlich aus der firmenspezifischen "Long Life Technologie" (LLT) resultiert. In anderen Worten: Der Musica ist, wie alle LMC, komplett holzfrei aufgebaut. Die Isolierung übernimmt hochwertiger XPS-Schaum. Boden, Dach, Bug und Heck bestehen an der äußeren Schicht aus GfK und sind dadurch vor Beschädigungen geschützt: Eine ganze Sammlung von Argumenten für die rekordverdächtig lange Dichtigkeits-Garantie von zwölf Jahren. Eingefasst werden die Seitenwände des Caravans von dicken Randleisten mit Kederschienen auf beiden Seiten. Praktisch ist auch die lange Rangierstange am Heck, an der mehr als zwei Hände einen Platz zum Anpacken finden.
Die Aufbautür ist serienmäßig mit Müllsammler, festem Fenster und Fliegenschutz-Plissee ausgestattet und hängt an robusten, von außen unsichtbaren Scharnieren. Fenster und Dachhauben sind großzügig an und auf dem Caravan verteilt – was sowohl die Anzahl als auch die Größe betrifft. Das Ergebnis ist ein am Tage lichtdurchfluteter Innenraum.
Eine ganze Armada von Leuchtkörpern rückt den Caravan ins rechte Licht. Über Bett und Dinette findet sich je eine Klarglasdachhaube, die von einem Baldachin eingefasst wird. Darin sind jeweils vier LED-Nester eingelassen, die ihr Umfeld in gleißendes und trotzdem angenehmes Licht tauchen. Wer es dezenter mag, schaltet nur den Lichtschlauch an der Dinette und die Leselampen an Bett und Sitzgruppe an. Sehr hübsch aber von – mit Verlaub – ziemlich geringem Nutzen sind die gedimmt leuchtenden Zierlampen in den Ecken der Hängeschränke.
Der getestete Musica 470 E ist mit rund 5,5 Meter Aufbaulänge der kürzeste Einzelbetten-Caravan im LMC-Angebot, was sich auf die Geräumigkeit im Schlafzimmer nicht negativ auswirkt. Die Bettenformate werden dem Platzbedarf eines durchschnittlich gewachsenen Paares mehr als gerecht.
Die Bettausstattung ist von hoher Qualität: Die Lattenroste lassen sich auf unterschiedliche Liegebedürfnisse anpassen und sind am Kopfteil in Lesestellung klappbar. Und die straffen Kaltschaummatratzen gönnen auch empfindlichen Rückgraten eine erholsame Position.
Mit dem Rollrost und Zusatzpolster, beides gehört zur Serienausstattung, können die Einzelbetten zum riesigen Doppelbett zusammengefasst werden. Ein Faltvorhang am Ende des Bettes dient zur Abtrennung des Restcaravans vom Nachtlager.
Auch unter den Betten finden sich erfreuliche Details. Starke Gasdruckfedern helfen beim Aufrichten und beim Halten der Lattenroste. Die technischen Einrichtungen im Stauraum werden von stabilen Schottbrettern geschützt. Der komplette Keller ist mit einem doppelten Boden versehen, um eine ebene, gut unterlüftete Ladefläche zu schaffen. Weiterer Stauraum findet sich in den rundum angebrachten Hängeschränken mit offenen Ablagen an der Unterseite. Alle Klappen, auch die in Längsrichtung werden durch Scharniere und Zugschnäpper zugehalten.
Auf erfreuliche Maße bringt es auch die schmucke Längsküche im 470 E. Vor allem Arbeitsfläche gibt es nicht zu knapp: auf der Theke links am Küchenkorpus, vor dem Kocher und der Spüle sowie auf einem klappbaren, stabilen Brett am rechten Rand. Drei großvolumige Auszüge, der oberste mit Besteckunterteilung, gleiten sanft und automatisch gebremst in ihre End- und Ausgangsposition. Eine reinigungsfreundliche und abdeckbare Edelstahlmulde ist mit einer großen Spüle und einem Dreiflammkocher mit zwei sehr großen Kochfeldern versehen. Letzterer bietet Raum auch für große Töpfe und Pfannen und lässt sich elektrisch zünden. Die massiven gusseisernen Gitter am Kocher machen zwar optisch etwas her und die Töpfe stehen bombenstabil darauf, doch sind aufgrund der rauen Oberfläche schlechter zu reinigen als die üblichen Chromroste. Und sie wiegen natürlich einiges mehr.
Dass wir es mit einem kompakten Caravan zu tun haben, merken wir spätestens im Bad. Von der Kassettentoilette über verschiedene Schränke und Ablagen bis zum Waschbecken wird die Grundausstattung auf sehr begrenzter Fläche untergebracht. Die Einrichtung ist auch hier in Holzdekor gehalten, was sehr wohnlich wirkt. Unpraktisch ist die Drehtoilette, die viele Winkel und Ecken schafft, in denen sich der Schmutz sammeln kann und der sich in der Enge nur umständlich beseitigen lässt. Apropos Schmutz: Der Einschub der Fäkalienkassette endet vor der Serviceklappe – die Toilette ist nicht zum Innenraum hin abgedichtet. Wenn hier ein Malheur passiert, und das kann immer mal passieren, wird es unangenehm.
Eine Dusche ist nur optional erhältlich – und zwar inklusive Duschwanne. Wer keine Dusche will oder braucht, hat somit auch keine Möglichkeit, vor Nässe triefende Funktionskleidung im beheizten Bad abtropfen zu lassen.
Vier breite und dank fester Polster komfortable Sitzgelegenheiten bietet die Dinette im Heck an. An der linken Seite grenzt die Bank an den Kleiderschrank, was den Zugang in die Sitzgruppe erschwert. Unkompliziert ist der Umbau zum Bett, wofür lediglich die Tischplatte und die Sitzpolster verlegt werden müssen. In den Sitzbänken findet sich eine Menge Gepäckvolumen, wie auch andernorts im 470 E. Dieser Raum lässt sich jedoch im Serienzustand aufgrund zu wenig Zuladung nicht ausnutzen. Eine Auflastung ist deshalb dringend angeraten.
Der Umgang mit dem 470 E ist angenehm, wenn er am Haken hängt oder wenn er über den Campingplatz geschoben wird. Die ausgewogene Verteilung des niedrigen Gewichts, die übersichtliche Karosserie und der Schlingerdämpfer (Serie) sorgen für absolut gutmütige Nachlaufeigenschaften.
Dass der Musica seinen Platz in der Mittelklasse gefunden hat, zeigt der Blick auf die Preisliste. Mit ein paar Extras ist die Grenze von 20.000 Euro auch im günstigsten Fall schnell überschritten.
Mit dem neuen Musica 470 E gelingt LMC ein feiner Kompromiss aus komfortabler Wohnsituation und einfachem Handling. Der kompakte und übersichtliche Caravan, sieben Meter lang und 2,3 Meter breit, lässt sich mit dem Zugwagen, aber auch mit Muskelkraft recht einfach
beherrschen. An Einrichtungsdetails bringt der kompakte Caravan raumgreifende Einzelbetten und eine opulente Campingküche unter. Ein reisendes Paar kommt auch mit dem Kompaktbad und der Dinette klar. Alles in allem, auch was den Preis betrifft, ein souveräner Einstieg in die höhere Mittelklasse.