Dethleffs Nomad 520V im Test
Die Karawane zieht weiter

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Vor Kurzem tauchte eine fast vergessene Dethleffs-Baureihe wieder auf. Stellvertretend zieht der interessante Nomad 520 V in den Supertest.

Dethleffs Nomad 520 V
Foto: Konstantin Tschovikov

Ein Comeback nach vielen Jahren. Anfang der 50er Jahre hob man bei Dethleffs den Nomad aus der Taufe, und dieser zog von Campingplatz zu Campingplatz, bis er ab den Siebzigern pausieren musste. Zur aktuellen Saison war es dann so weit: Der neue Nomad rollt in Isny vom Band, und die Karawane zieht wieder weiter.

Das Nomad-Programm umfasst inzwischen zehn Grundrisse, von denen die wenigsten den gewohnten Pfaden folgen. So findet sich ein Sechs- und ein Siebenschläfer, ein Queensbett-Wagen und allein drei Nomad-Modelle mit Sanitärraum quer im Heck im Angebot. Zum Härtetest in CARAVANING tritt der recht seltene Grundriss des Nomad 520 V mit Bad und Kleiderschrank quer im Heck an. Auf Einzelbetten und einer Rundsitzgruppe bietet der Nomad zwar vier Schlaf- und Sitzplätze, gehört aber nicht gerade zu den Idealcaravans fürs reisende Quartett.
Dieser Nomad richtet sich vor allem an Paare, die gerne miteinander reisen, aber bisweilen ihre Freiräume brauchen. In der Nacht, beispielsweise, ist durch die Einzelbetten für eine gewisse Ungestörtheit gesorgt. Und morgens kann ein Langschläfer hinter dem Vorhang des Nomad-Schlafzimmers noch dösen, während der Frühaufsteher sich in der Küche zu schaffen macht.

Die Dusche teilt sich ihre Kunststoff-Kabine mit der Banktoilette. Dieses funktioniert, weil ein Vorhang die Einrichtung vor Nässe schützt und gleichzeitig so breit läuft, dass unter der Brause des Nomad genug Bewegungsraum bleibt. Dank zwei gegenüberliegenden Abläufen verflüssigt sich das Duschwasser sehr rasch aus der Duschtasse. Was fehlt, ist ein Fenster, um die Brause für eine Außendusche nach draußen zu reichen, und ein Ausströmer der Heizung. Im Winter kann es in der Dusche unter Umständen ganz schön frisch werden.
Heizt doch der einzige Ausströmer vor allem die restlichen zwei Drittel des Hecks, die von  Waschraum und Kleiderschrank belegt werden. Beide sind mit viel Staufläche ausgerüstet. Hier entsteht im Nomad nebenbei ein praktisches Ankleidezimmerchen, zumal sich der komplette Heckbereich durch eine leicht laufende Schiebetür blickdicht abtrennen lässt.

Richtung Bug reiht sich im Nomad das Schlafzimmer an das Bad. Zwei Einzelbetten nehmen die müden Camper komfortabel auf. Die Lattenroste federn auf flexiblen Gummilagern, die beiden dicken Kaltschaummatratzen überzeugen durch großes Volumen mit einer gesunden Härte. Die beiden Betten lassen sich durch ein Konstrukt aus vier Traversen und einem länglichen Polster zu einer Liegefläche verbinden. Keine überzeugende Lösung, denn erstens erhalten die mit Stoff bezogenen Auflagen von den Traversen unschöne Druckstellen und zweitens wird der Zugang zum Bad größtenteils blockiert. Besser drauf verzichten.

Die gute Stube im Nomad liegt im vorderen Wagenteil. Sie besteht aus einer großen Rundsitzgruppe und der Längsküche, die etwas über dem üblichen Maß rangiert und für zwei Personen großzügig dimensioniert ist. Auf der großflächigen Arbeitsplatte wird einiges durch die verspielte Kocher-Spülen-Kombination wieder verplempert. Außerdem sind die Regler des Kochers sehr weit nach links unter die Spüle verschoben. Gleichzeitiges Knopfdrücken und Anzünden verlangt den Armen einen Spagat ab. Zudem endet die Arbeitsplatte direkt über der Sitzgruppe. Hier wäre ein Tropfschutz hilfreich.

Zwei der drei Hängeschränke haben ein verstellbares Regalbrett. Am Schrankboden fehlen allerdings Rüttelkanten. Der Unterschrank ist unterteilt in eine große Besteckschublade und zwei geräumige Auszüge, die etwas wackelig laufen. Beim Blick auf die Schrankklappen fallen die ungleichmäßigen Spaltmaße auf. Zusammen mit den scharfkantigen Kedereinzügen fürs Vorzelt  außen am Aufbau sind aber auch schon fast alle Verarbeitungsschwächen aufgezählt.  
Gegenüber der Küche findet sich ein halbhoher Schrank, der die Gasheizung in sich birgt. Seinen oberen Abschluss bildet ein praktisches Wärmefach samt Deckel, gedacht etwa für feuchte Schuhe. Über dem Schrank ist ein Platz für den Fernseher vorgesehen.

Im Bug macht sich eine Sitzgruppe breit, die mit bequemen, leicht strukturierten Polstern ausgestattet und einfach zum Bett umzubauen ist. Hier und an den Betten verlaufen Winterrückenlehnen und eine konsequente Hinterlüftung, die bis in die  Hängeschränke reicht. Die Warmluft steigt aus perforierten Rohren in den Truhen nach oben. Ein wichtiges Detail neben der relativ dicken Isolierung für die Nutzung im Winter.

Der Nomad geht den Mittelweg zwischen einem verspielten Modecaravan und  einem schlichte Vernunftwohnwagen. Geradliniger Möbelbau, gerundete Klappen und Kanten sowie ruhige Stoffde-signs unterstreichen den gediegenen Eindruck. Für Akzente sorgen LED-Lampen und -Schläuche sowie vereinzelte Halogenspots mit gezielter Lichtführung. Drei Steckdosen sind für einen Caravan dieser Größe und Klasse indes zu wenig, zumal zwei davon für das TV-Gerät und die Küche vorgesehen sind. Die Sitzgruppe geht dagegen leer aus.
Die zahlreichen Schränke und die Staukästen unter den Betten und der Sitzgruppe bieten viel Platz fürs Gepäck. Lediglich die linke Betttruhe wird teilweise von der optionalen Therme und dem Frischwassertank belegt. An der rechten wäre eine Außenklappe sinnvoll. Nicht gefallen kann fast überall im 520 V die offene Verlegung der Heizungsrohre, die durch Gepäck beschädigt werden können.

Die Zuladung des Nomad korrespondiert jedoch nicht mit dem riesigen Stauraum. Wird die Normbeladung zum Gewicht gerechnet, rutscht die Zuladung ins Minus. Dass der Nomad nicht zu den Leichtgewichten zählt, merkt man beim Betrieb mit einem weniger potenten Zugwagen. Wobei das Fahrverhalten wegen der ausgewogenen Verteilung des Gewichts und des serienmäßigen Schlingerdämpfers grundsätzlich gutmütig ist. Damit die Karawane beruhigt weiterziehen kann, sollte der Nomad also gleich die mögliche Auflastung erhalten.

Nachgefragt:

Richard Angerer, Dethleffs-Konstruktionsleiter Caravan, nimmt Stellung zu ...


... den Heizungsrohren, die ungeschützt in den Stauräumen verlaufen: Eine weitere Absicherung der Heizungsrohre stellt einen zusätzlichen Aufwand dar, der Kosten verursacht und bisher nicht gefordert wurde. Sollte sich hier in der Praxis ein Bedarf ergeben, werden wir umgehend reagieren.
... den scharfen Kanten an der Kederleiste: Wir stehen bereits mit dem Lieferanten in Kontakt, um die scharfen Kanten zukünftig zu beseitigen.
... der Küchenarbeitsplatte, die direkt über der Sitzgruppe endet. Flüssigkeiten können ungehindert auf die Polster tropfen:
Die Anordnung wurde so gewählt, dass das Spülbecken, aus dem eher Wasser spritzen kann, auf der linken Seite liegt – weg von den Sitzpolstern. Das Problem ist uns wohl deshalb auch nicht bekannt.
... nur drei Steckdosen, die zudem nicht optimal verteilt sind: Wir werden die Anregung aufnehmen und die Menge und Verteilung der Steckdosen überprüfen.
... den fehlenden Rüttelkanten an einigen Regalbrettern: Offene Ablagen sind grundsätzlich mit Rüttelkanten versehen. In den Küchenoberschränken sind keine Rüttelkanten vorgesehen, da hier die Türen einen zuverlässigen Herausfallschutz darstellen.

Auf einen Blick: Nomad 520V

Grundpreis: 17.599 Euro

Aufbaulänge: 6,38 m

Schlafplätze: 4

Zulässiges Gesamtgewicht: 1400 kg

Baureihe: Im vergangenen Jahr wieder aus der Versenkung geholte Traditionsbaureihe aus der Mittelklasse. Zehn Grundrisse zwischen 15 000 und 25 000 Euro. Aufbaulängen von 5,23 bis 7,91 m.

Hersteller: Dethleffs
Telefon 0 75 62/98 78 81
www.dethleffs.de

KONKURRENTEN:

Hobby Prestige 560

Grundpreis: 19 720 Euro

Ausstattung:
Hobby-Knott-Chassis mit Längslenkerachse, Stoßdämpfer, Schlingerdämpfer AKS, Heizung Trumatic S 3002, komplette 12-V-Beleuchtung, Umformer 400 Watt, Kühlschrank 110 Liter, Truma Therme, Dometic-Cassetten-toilette, Frischwassertank 50 Liter.

Maße und Gewichte:

Gesamt-/Aufbaulänge: 7600/6420 mm
Breite: 2500 mm
Masse fahrbereit: 1450 kg
Zul. Gesamtgewicht: 1600 kg

Info: Telefon 0 43 31/60 60, www.hobby-caravan.de

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Knaus Südwind 590 UEB

Grundpreis: 18 770 Euro

Ausstattung:
Alko-Chassis mit Schräglenkerachse, Stoßdämpfer, Schlingerdämpfer AKS, Heizung Trumatic S 5002, komplette 12-V-Beleuchtung, Umformer 240 Watt, Kühlschrank 110 Liter, Dometic-Cassettentoilette, Frischwassertank 25 Liter.

Maße und Gewicht:

Gesamt-/Aufbaulänge: 7860/6400 mm
Breite: 2500 mm
Masse fahrbereit: 1310 kg
Zul. Gesamtgewicht: 1600 kg

Info: Telefon 0 85 83/2 11, www.knaus.de

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LMC Musica 540 D

Grundpreis: 20 430 Euro

Ausstattung:
Alko-Chassis mit Schräglenkerachse, Stoßdämpfer, Schlingerdämpfer AKS,  Heizung Trumatic S 3002, komplette 12-V-Beleuchtung, Umformer 400 Watt, Kühlschrank 110 Liter, Truma Therme, Dometic-Cassettentoilette, Frischwassertank 44 Liter.

Maße und Gewichte:

Gesamt-/Aufbaulänge: 7687/6355 mm
Breite: 2526 mm
Masse fahrbereit: 1360 kg
Zul. Gesamtgewicht: 1500 kg

Info: Telefon 0 25 83/27-0, www.lmc-caravan.de


WERTUNG:

Fahrsicherheit                                                                                                            ★★★☆☆
Gleichmäßige Verteilung des relativ hohen Gewichts.Schlingerdämpfer serienmäßig. Ruhiger Nachläufer.

Aufbau/Isolation                                                                                                        ★★★★☆
Überdurchschnittliche Wand- und Isolationsstärke. Geräumiger und aufgeräumter Gaskasten mit stabilem Riffelblechboden.  

Gewicht                                                                                                                    ★★☆☆☆
Auflastung bei der Testwagenausstattung notwendig. Dann hohe zulässige Gesamtmasse. Potenter Zugwagen notwendig.

Technische Ausstattung

★★★☆☆
Durchschnittliche technische Ausstattung. Stärken bei der Beleuchtung, größtenteils moderne LED-Technik.

Wohnkomfort                                                                                                           ★★★★☆
Gutes Raumgefühl, keine Engstellen und viel Licht. Geräumige Sitzgruppe mit bequemen, leicht strukturierten Polstern.

Betten                                                                                                                       ★★★★☆
Einzelbetten mit dicken Kaltschaummatratzen von angenehmer Härte. Sitzgruppe unkompliziert in großes Bett wandelbar.

Küche                                                                                                                       ★★★☆☆
Für zwei Personen überdurchschnittlich große Küche mit kleinen Schwächen. Unterschrank mit Auszügen.

Bad                                                                                                                           ★★★★☆
Großes Bad mit separatem Wasch- und Dusch-Toiletten-Raum. Dusche serienmäßig. Viel Schrankplatz, zahlreiche Ablagen.

Möbel                                                                                                                       ★★★☆☆
Routinierter, einfach gehaltener Möbelbau mit kleinen Schwächen im Finish. Vorbildliche Hinterlüftung.

Serienausstattung                                                                                                       ★★★☆☆
Durchschnittliche Serienausstattung. Günstiges Sonderpaket mit nützlicher Zusammenstellung.

Stauraum                                                                                                                   ★★★★☆
Viel Stauraum in den Sitz- und Betttruhen. Nur eine Außenklappe serienmäßig. Großer Kleiderschrank. Viele Hängeschränke.

FAZIT:

Tradition verpflichtet. Nach Jahrzehnten hat Dethleffs den Nomad wieder aufgelegt. Mit ihm gelingt ein guter Wurf an Solidität und Komfort. Der 520 V überrascht mit seinem Bad quer im Heck, mit bequemen Einzelbetten, allerdings auch mit dem hohem Gewicht.

Fazit

Tradition verpflichtet. Nach Jahrzehnten hat Dethleffs den Nomad wieder aufgelegt. Mit ihm gelingt ein guter Wurf an Solidität und Komfort. Der 520 V überrascht mit seinem Bad quer im Heck, mit bequemen Einzelbetten, allerdings auch mit dem hohem Gewicht.