Mit der neuen Baureihe Living möchte Eriba im günstigen Einsteigersegment Fuß fassen. Als Basis dafür nutzt die Marke jene Plattform, auf der auch die Konzerngeschwister LMC Style, Dethleffs C’Go und Bürstner Premio entstehen. Keine Überraschung also, dass Eribas erster Hubbett-Caravan ein Quasi-Zwilling des Bürstner Premio Plus 510 TK ist. Für uns ergibt sich dadurch die spannende Möglichkeit zu schauen, wie sich der 510 TK während seiner Transformation zum 555 XL weiterentwickelt hat.

Den ersten Eindruck prägt der hohe Aufbau in Verbindung mit den Feinhammerschlag-Seitenwänden. Ganze 13 Zentimeter überragt der XL den Rest der Baureihe. Zugute kommt dies vor allem der Stehhöhe: 2,08 Meter misst sie im Bereich vor der Sitzgruppe. Verstärkt wird der luftige Eindruck durch die Dachschränke, deren oberer Teil, ganz im aktuellen Trend, glänzendes Weiß statt Holzfurnier trägt. Den optischen Gegenpol bildet der dunkle Boden mit einer filigranen Stäbchenstruktur.
Separater Kinderbereich
Im separierbaren Bug des Living befindet sich der Kinderbereich. Er beherbergt neben einer Seitendinette einen Wäscheschrank und ein Längs-Etagenbett. Für gemütliche Abende zu viert ist die Hecksitzgruppe erste Wahl. Mit Jeans-Imitat auf den Sitzflächen und peppigen Zierknöpfen an den Lehnen punktet die Wohnwelt nicht nur bei kleinen Campern.
Der Sitzkomfort würde stärker unter den niedrigen, steilen Rückenlehnen leiden, gäbe es nicht die 50 Zentimeter tiefen Sitzflächen. Möglich machen diese in die Polster integrierte Sitztruhendeckel. Das hat zwar Vorteile beim Beladen, allerdings kann der Unterbau, bestehend aus zwei aufgelegten Stützstreben je Sitzfläche, beim kindlichen Toben oder Herumrutschen nachgeben und einbrechen. Ein Kritikpunkt, der uns bereits im Bürstner aufgefallen ist. Besser als im Original sind dagegen die ebenfalls fingerabdruckresistenten Oberflächen auf den Tischen der Sitzgruppen und der Küchenarbeitsfläche.
Hubbett als Highlight

Das eigentliche Highlight, das Hubbett des 555 XL, fügt sich tagsüber nahezu unsichtbarüber der Hecksitzgruppe ein. Nach dem etwas schwergängigen Herunterlassen offeriert es eine 1,45 mal 2,00 Meter große Liegefläche. Allerdings erschwert die Kopffreiheit von nur 71 Zentimetern sowohl das Bettenmachen als auch den Einstieg, besonders zu zweit. Der eher durchschnittliche Schlafkomfort geht auf das Konto der nur zehn Zentimeter dicken Matratze in Kombination mit zwei mittig überlappenden, simplen Holzlattenrosten. Abstriche müssen auch bei der Beleuchtung gemacht werden: Eine einzelne Lichtquelle über dem Doppelbett ist zu wenig.
Erfreulicher ist die Gestaltung der Kinderschlafstätten: Abgerundete Kanten und ein Herausfallschutz an Bett und Fenster sorgen für Sicherheit, während rund um die Liegeflächen ausreichend Ablagen fürs Lieblingsspielzeug vorhanden sind. Einziger, aber schwerwiegender Kritikpunkt sind die im Testwagen fehlenden Kinderlampen. Grund dafür soll ein Lieferengpass beim Produzenten sein. Wer alle sieben Schlafplätze nutzen will, muss beide Sitzgruppen umbauen. Dafür sind allerdings sperrige Zusatzpolster notwendig.
Die Toilette kann nicht überzeugen

Die Küche entspricht gutem Standard, jedoch könnte sie etwas mehr Arbeitsfläche vertragen. Überzeugt indes haben die Staumöglichkeiten, insbesondere die drei großen, stabilen Schubladen, die dank Pushlocks sicher verriegeln. Im Bad gibt’s bereits ab Werk geschlossene Staumöglichkeiten und diverse Handtuchhaken. Ärgerlich sind der Verzicht auf eine Steckdose, der für Kinder zu hoch platzierte Lichtschalter und der nicht abgedichtete Kassettenschacht. Zudem wäre eine Banktoilette für den Living die bessere Wahl gewesen, da hinter der Drehtoilette ein enger Spalt klafft.
Punkten kann der Eriba beim Thema Stauraum. Dank serienmäßiger Garagenklappe, Kleider-, Wäscheschrank sowie viel Platz in den Hecksitztruhen bleiben kaum Wünsche offen. Besser als beim Grundrissspender ist zudem der sauber ausgekleidete Gaskasten mit hydraulischen statt mechanischen Zentralaufstellern an der Klappe gelöst.
Auf der Straße gefällt der 555 XL – trotz des hohen Bettes im Heck – mit neutralem Fahrverhalten. Erweiterte Sicherheitsreserven schafft ATC für 995 Euro. Günstiger und daher einen Blick wert sind die Bürstner-Modelle Premio und Averso Plus 510 TK ab 18.950 beziehungsweise ab 21.440 Euro.
Das fiel uns auf
Einfache, aber gelungene Tisch-Fahrtsicherung.
Viel Sicherheit dank AKS, ATC und selbstnachstellenden Bremsen.
Gut nutzbare Buggarage unter dem Etagenbett.
Klappen der Sitztruhen in die Polster integriert. Untergestell und Polsterpassform nicht optimal.
Schmutzfalle hinter der Drehtoilette, Schacht nicht abgedichtet.
Große Zusatzpolster für die beiden Umbausitzgruppen.
Aufbaudämpfung neigt während der Fahrt zum Quietschen.
Daten
Aufbau
Sandwichbauweise mit EPS-Isolierung. GfK-Dach (28 mm), Alu-Hammerschlag-Seitenwände (28 mm). Boden GfK-Sandwich (41 mm). Integrierter Flaschenkasten mit hydraulischem Zentralaufsteller. Einteilige Aufbautür mit Fächern und Müllsammler.
Ausbau
Sperrholzmöbel mit Metallscharnieren mit integrierten Aufstellern, Metall-Hakenschnäpper mit Tasten an Oberschränken, Pushlocks an Schubladen und Schränken.
Bordtechnik
Heizung Truma S 3004, Truma Therme, Frischwassertank 44 L, Kühlschrank 142 L, Gasflasche 2 x 11 kg.
Chassis
Alko-Chassis mit Schräglenkerachsen, selbstnachstellende Bremsen, Schlingerdämpfer Alko AKS 3004, elektr. Fahrstabilitätssystem Alko ATC. Schwerlaststützen mit Alko Big-Foot.
Maße und Gewichte
Aufbaulänge x Breite x Höhe 624 x 232 x 274 cm, zulässiges Gesamtgewicht 1800 kg (mit Auflastung), Masse in fahrbereitem Zustand (Werksangabe mit Extras): 1367 kg.
Preise und Ausstattungen
Grund-/Testwagenpreis: 21.590/24.720 Euro
Auflastung von 1600 auf 1800 kg 395 Euro, Komfort-Paket
(Midi-Heki70 x 50 cm, Fliegenschutztür, Truma Therme 5 L, Frischwasser-Füllstandsanzeige, Deichselabdeckung) 895 Euro, Schwerlaststützen mit Alko Big-Foot 150 Euro, Deichsel-Fahrradträger 375 Euro, Fahrstabilitätssystem Alko ATC 995 Euro, Warmluftverteilung 320 Euro.