Wer Eriba-Caravans anschauen möchte, muss schon zu einem der 57 deutschen, vier österreichischen oder sechs eidgenössischen Händlern gehen. Oder auf der Eriba-Website stöbern, denn die Traditionsmarke aus dem Kosmos der Erwin Hymer Group (EHG) wird, wie alle anderen elf Marken der Gruppe, auch 2021 nicht auf dem Caravan Salon ausstellen.
Dabei gäbe es so viel ja gar nicht mehr nach Düsseldorf zu transportieren. Weg vom Mainstream will Eriba nämlich, sein Heil in der Nische suchen. Im Programm geblieben ist deshalb nur, was es nicht an jedem Wimpel zu kaufen gibt. Eriba Living und Exciting mussten darum gehen, Touring, Feeling, Nova Light und das Oberklasse-Modell Nova durften bleiben. Auch das schwäbische "Ärschtriemle", der teure Touring 820, wird weitergebaut. Mehr über die Zukunftspläne lesen Sie in diesem Interview.
Nun sind drei der fünf aufgezählten Modellreihen schon durch ihre kompakten Staturen sehr speziell. Beim Eriba Nova hingegen muss man genauer hinsehen und zudem wissen, dass auch Grundrisse zu den Besonderheiten zählen, die einen Eriba aus der Masse hervorheben.
"Kompromiss aus Reisetauglichkeit und Platz"

Aber gelingt das auch dem neuen Nova 590, der in der 3.000 Euro teureren Ambience-Ausstattung und überhaupt mit vollem, schwerem Ornat zum Test antritt? Nun: Ein quer eingebautes Queensbett konnte man hier und da schon mal sehen. Und auch wagenbreite Bäder mit separater Duschkabine im Heck liegen im Trend. Doch in einem Einachser ist diese Kombination noch selten.
Die Möglichkeit für diese Raumaufteilung gibt eine weitere Eriba-Spezialität: 2,40 Meter Aufbaubreite hat sonst niemand, obwohl sie sich beim 590er einmal mehr als toller Kompromiss aus Reisetauglichkeit und Platz erweist.
Den engen Durchgang zum Bad, der angesichts 2,28 Meter Innenbreite und 1,97 Bettlänge bei einem quer eingebauten Bett zwangsläufig entsteht, verhindert Eriba mit einem Trick: Der stabile Alu-Bettrahmen samt hochwertigem Rost und bequemer, aber maximal 1,44 Meter breiter Matratze lässt sich am Fußende anheben und einschieben. Dabei stellen sich die Kopfteile auf.
Nur klappt das alles nicht immer reibungslos. Oft klemmt’s beim Reinschieben und Ausziehen, und einmal hat die Matratze sogar das stoffbespannte Betthaupt abgehebelt. Nur gut, dass man es schnell und schadlos wieder anstecken kann.
Unter der Liegefläche tut sich der größte und einzige von außen zugängliche Stauraum des 590 auf. Stühle und Campingtisch passen hier gerade so rein. In einem abgeteilten Fach unter dem Fußende des Bettes, und damit hinter den Rädern, baut Eriba die 95-Ah-AGM-Bordbatterie samt Steuerungselektronik des Truma Mover XT ein.
Auch der isolierte und bei Bestellung des Arktis-Pakets beheizte Unterflurtank für Frischwasser hängt hinter der Achse, die serienmäßig 1,8 Tonnen tragen darf und damit die Auflastung auf zwei Tonnen obligat macht. Wir erwähnen das, weil der 590 leer zu wenig Stützlast hat und darum recht nervös nachläuft. Beim Beladen muss die Stützlast also immer im Auge behalten werden, gerade wenn Bettstauraum und Frischwassertank gut gefüllt sind.

Zur Ambience-Ausstattung gehört die erweiterte, üppige, stimmungsvolle, teils dimmbare Ambientelicht-Ausstattung. Gesteuert wird sie über Wippschalter mit den immergleichen Glühbirnen-Symbolen. Egal wo man liegt oder steht: Welche Lampe wo an- und ausgeht, bleibt lange ein Rätsel. Wie überhaupt der Umstand, dass im EHG-Caravanwerk Sassenberg, wo der Nova seit 2020 mit komplett anderer Aufbautechnik als bisher gefertigt wird, so hartnäckig an diesem unlogischen, von uns seit Jahren bei allen Sassenberger Caravans (Bürstner, Dethleffs, LMC, Eriba) kritisierten System festgehalten wird.
Wer im Bett lesen will, pflückt eine oder beide serienmäßige Akku-Steh-/Hängelampen an der Sitzgruppe und heftet sie magnetisch an die Metallhalbkugeln links und rechts des Betthauptes. Nur: Geladen werden sie dort nicht, das geht nur im Bug. Mal ehrlich: In einem mindestens 37.000 respektive 40.000 Euro teuren Caravan (Nova Trend/Ambience 590) sollten vier Leuchten und vier Ladepunkte drin sein.
Viel Bewegungsfreiheit im Raumbad

Licht gibt es auch im Heckbad zu Genüge. Auch an Platz und Bewegungsfreiheit mangelt es nicht. Die separate Duschkabine ist gut ausgestattet, solide und rundum gut abgedichtet. Der Klapp-Wäschetrockner für nasse Badesachen über der Wanne ist prima. Und dank eines Heizkörpers in der Dusche darf man sich auch im Winterurlaub wohlfühlen, auf den der Testwagen mit dem teuren Arktis-Paket 2 bestens vorbereitet ist.
Zu kritteln bleibt trotzdem etwas: Die verspiegelte Oberschrank-Armada überspannt auch das Waschbecken. Wer groß ist, muss sich drunter einfädeln, um beim Mund ausspülen zu treffen. Und: Der Waschbeckenunterschrank ist ohne Regalboden nicht optimal nutzbar sowie, obwohl in Fahrtrichtung öffnend, nur mit Stiftverschlüssen ausgestattet. Die Dreh-Toilette steht auf einem schlecht abgedichteten Schacht und hat keinen separaten Spülwassertank mehr.
In der Sitzgruppe kommt dank der dicken, hohen und angenehmen Polster Oberklasse-Gefühl auf. Der stabile Tisch mit verschiebbarer Platte passt da gut ins Bild. Im Sitzen erreichbare Ablagen gibt es viele, für die Lichtsteuerung allerdings muss man aufstehen – oder die Dometic-"Interact"- App als Fernsteuerung aufs Smartphone laden.
Gut zum Anspruch des Eriba Nova passt der feudale Herd mit Ofen, der wie so vieles Aufpreis kostet und das Stauraumvolumen der mit soliden Auszügen bestückten Küche beschneidet. Der vielleicht größte Kritikpunkt am Nova ist, dass er seine (Preis-)Klasse nicht zeigt: Zwar erkennt man, dass der Möbelbau mit vielen Kunststoff- und einigen Alu-Profilen und soliden Verschlüssen hochwertig ist – aber man sieht und fühlt es einfach nicht. Viele Möbelteile und Steher bewegen sich beim Anfassen, Möbelverbinder prangen offen. Und dann ist da noch das ungnädige Weiß, das auch die kleinste unregelmäßige Fuge direkt ins Auge stechen lässt.
Das fiel uns auf





Weit und platzsparend öffnende Bugklappe, stabiler Boden ohne Ladekante, große Gaskastenhöhe.
Stabiler Lattenrost mit kräftigen Aufstellern – aber hakelige Längen- und Kopfteilverstellung.
Möbelbau mit vielen passgenauen Profilen – durch Leichtbau aber teils billige Anfassqualität.
Die verspiegelte Oberschrankreihe ragt weit übers Waschbecken. – das stört beim Zähneputzen.
Die in Fahrtrichtung öffnenden Badunterschränke werden nur von Stiftverschlüssen verriegelt.
Daten und Messwerte
Karosserie
Aufbau: XPS-Dämmung und PU-Leisten, Alu-Glattblech, 31 mm. Dach: XPS-Dämmung, GfK, 31 mm. Bug und Heck GfK. Boden: XPS-Dämmung, GfK-Unterboden, insgesamt 46 mm. Aufbautür einteilig mit Fenster und-Verdunkelung, 164 x 54 cm, Einstiegshöhe 42 cm. Fliegengittertür, 2 Ablageschalen, Müllsammler. Serviceklappe.
Anbauteile: Vierteiliger Heckleuchtenträger, Rangierstange. Bugelemente aus ABS, integrierte Rangiergriffe. Deichselkasten aus ABS, Deckel an Pa- rallelogramm-Beschlag, Metallboden.
Fenster/Hauben: 7 Rahmen-Ausstellfenster mit Rastaufstellern und Duoplissee-Verdunkelung, Panoramafenster. 2 Dachluken und 1 Kurbel-Panoramadachfenster.

Möbel
Material/Beschläge: Sperrholzmöbel mit Kunststoff- und Aluprofilen, Metallscharniere mit integrierten Federaufstellern, Hakenschnappverschlüsse an allen Klappen. Schubladen mit Selbsteinzug. Drehstangenschloss Schrank, Schiebetür zum Bad. Duschkabine mit Falttür.
Bordtechnik
Gas/Heizung: Duocontrol mit Crashsensor und Eis-Ex. Gas-/Elektro-Warmwasserheizung Alde-Compact mit Bodenheizung Wasseranlage: 55-Liter-Unterflur-Frisch- und55-Liter-Unterflur-Abwassertank, beide isoliert u. beheizt, Tauchpumpe. Elektrik: Umformer 340 W. 9 Steckdosen, 1 12-V-Steckdose, 2 USB-Anschlüsse.
Beleuchtung: 1 Deckenbaldachin mit 4 Spots, 2 Akku-Hänge-/Stehlampen, Leuchtstreifen unter und über Hängeschränken, Boden-Orientierungsbeleuchtung, Regalbeleuchtung, Deckenspots im Bad. 1 Vorzeltleuchte mit Bewegungsmelder und Markisen-Leuchtband, dimmbar.
Küchenausstattung: 4-Flammkocher (1 E-Platte), Gasgrill und -ofen, Rundspüle mit abgesetztem Hebelmischer, Kühlschrank Thetford N4142 E mit 137 Liter Nutzinhalt und 15 Liter Gefrierfach.
Sanitär: Thetford-Drehtoilette mit Keramikeinsatz.
Preise und Ausstattung

Schlafplätze: 2+2
Zul. Gesamtgewicht: 1.800-2.000 kg
Gesamtlänge/Breite/Höhe: 8,08/2,40/2,61 m
Grundpreis: 36.990 Euro
Testwagenpreis: 53.993 Euro
Ausstattung des Testwagens (Auszug)
- Arktis-Paket (79 kg) u.a.m. WW-Heizung: 4490 Euro (im Testwagen enthalten)
- Auflastung auf 2000 kg zGG (32 kg): 495 Euro (im Testwagen enthalten, empfohlen)
- 4-Flammherd m. Backofen u. Grill (30 kg): 895 Euro (im Testwagen enthalten)
- Autarkpaket (30 kg): 790 Euro (im Testwagen enthalten)
- Elektr. Stabilisierungssystem ATC (5 kg): 995 Euro (im Testwagen enthalten)
- Rangiersystem Truma Mover XT (33 kg): 3090 Euro (im Testwagen enthalten)
- Markise 5 Meter (45 kg): 1595 Euro (im Testwagen enthalten, empfohlen)
- Fahrradträger Deichsel (10 kg): 395 Euro (im Testwagen enthalten, empfohlen)
- Designaufkleber Sport: 550 Euro (im Testwagen enthalten)
Bewertung
maximal 5 Punkte möglich
- Wohnen: 3,7 Punkte
- Beladen: 2,8 Punkte
- Technik: 4,1 Punkte
- Fahren: 3,8 Punkte
- Preis & Service: 3,5 Punkte
Fazit
Es fehlt an Gefühl: Der neue Eriba Nova macht alles anders. An die Stelle von Holz ist Weiß getreten, das Spalten gnadenlos offenlegt. Und: Mag der leichte Möbelbau auch solide und aufwendig sein – anfühlen tut er sich stellenweise anders. Einiges ist besonders am Nova, vieles gut: die Bodenwannen, die Aufbaubreite, die Konstruktion. Doch ohne Arktis-Paket oder Ambience-Ausstattung ist die Technik näher am Standard als am Luxus, der Grundpreis ganz schön selbstbewusst. Der neue 590 wird seine Fans finden – Raumgefühl und -aufteilung sind prima.