Allein auf weiter Flur ist der Eriba Touring nicht nur wegen seiner seit 60 Jahren unveränderten Bauart. Außerhalb der Zivilisation besteht er aber auch dank Batterie und Kompressor-Kühlschrank.
Allein auf weiter Flur ist der Eriba Touring nicht nur wegen seiner seit 60 Jahren unveränderten Bauart. Außerhalb der Zivilisation besteht er aber auch dank Batterie und Kompressor-Kühlschrank.
Mitte der 2000er Jahre hätte es nach über 50 Jahren Bauzeit schlagartig vorbei sein können für den Eriba Touring. Ernste Qualitätsprobleme nagten an seinem Image wie Rost an blankem Stahl. 2009 zog Hymer die Reißleine, schloss das Werk im französischen Cernay und holte die Produktion dorthin zurück, wo alles begann: nach Bad Waldsee. Für die Manufaktur des rollenden Denkmals wurde dort nicht nur eine Halle geräumt, sondern auch die Bespannung des Stahlkäfigs mit Alublech, ein Konstruktionsmerkmal der ersten Stunde, durch moderne Technik verbessert. Heute schmiegt sich das im GT-Line-Paket enthaltene, aber empfindliche Glattblech faltenfrei an das tragendene Gerippe – Serie ist Hammerschlag.
Dass der Touring der deutsche Kult-Caravan ist, steht aufgrund seiner mittlerweile 60-jährigen Vergangenheit außer Frage.
Doch bei CARAVANING-Tests spielt Denkmalschutz keine Rolle.
Der neue Troll 535 übernimmtdie Raumaufteilung des 530, setzt im Gegensatz zur Basis aber auf Unabhängigkeit vom 230-Volt-Stromnetz und von Gas fürs Kühlen – ein konsequenter Schritt für einen Caravan, dem das Reisen in den Genen liegt. Hinter der Wandlung zum Autark-Touring steckt keine Raketenwissenschaft: Ein 95-Ah-Akku samt Ladegerät und 8-Ampere-Booster zur Verstärkung des Ladestroms im Erdgeschoss des Küchenblocks speist einen 90-Liter-Kompressorkühlschrank, die LED-Beleuchtung und die Combi-Heizung mit 10-Liter-Boiler. Das eigentlich überdimensionierte Aggregat wurde durch den Umzug des Kühlschranks aus dem Küchenblock in den Schrank gegenüber nötig – dort sitzt beim 530 der Heizkörper der Truma S 3004. Für Kunden, die keinen Wert auf (so viel) Warmwasser legen, sollte Eriba über die kompaktere Stauraumheizung Truma Varioheat nachdenken. So oder so: In den zwei 5-Kilo-Gasflaschen im schmalen Bugkasten ist angesichts von vier kW Heizleistung schnell Ebbe. Bedenklich ist, dass ein Gurt zur Flaschensicherung inklusive drei Schrauben aus der hölzernen Gaskastenrückwand riss.
Das Brummen und Glucksen des Thetford-Kühlschranks stört tagsüber kaum. Nachts reduziert das Gerät die Leistungsaufnahme von vier auf zwei Ampere – und damit auch die Geräuschentwicklung.
Ein Fauxpas für einen Autark-Caravanist, dass es weder eine Batteriestandsanzeige noch eine Kontrolllampe für eine bestehende Landstromverbindung gibt. Da das Ladegerät die 12-Volt-Bordversorgung abschaltet, sobald er am Zugwagen angekoppelt ist, erlöschen Heizung und Lichter. Doch der Kühlschrank funktioniert weiterhin.
Die sechs LED-Spots (im Bug, über dem Bett und je zwei in Küche und Bad) haben keine Schalter, sondern reagieren auf Berührung – und den Stromimpuls beim Betätigen des 12-Volt-Hauptschalters: Strom an, Licht an. Diese lästige Eigenart soll laut Eriba abgestellt werden. Der Deckenspot im Heck ließ sich im Laufe des Tests übrigens überhaupt nicht mehr ausschalten. Da fragt man sich schon, was an herkömmlichen Kippschaltern auszusetzen ist. Apropos Kippschalter: Jener für die komplette 12-Volt-Versorgung liegt direkt über jenender Eckenbeleuchtung – ein nächtlicher Fehlgriff und die Heizung ist aus.
Abgesehen von diesen kleineren Unstimmigkeiten hat der Touring einiges zu bieten: ein gemessen an den Fahrzeugdimensionen großes (und sehr straffes!) Doppelbett mit großem Keller zum Beispiel. Und eine funktionale Küche mit massig Stauraum in robusten Fächern und Auszügen. Oberschränke, deren Klappen von stabilen Scharnieren und Schlössern gehalten werden. Ein überraschend funktionales Bad mit mannigfaltigen Verstau- und Ablagemöglichkeiten inklusive der Möglichkeit, bequem zu thronen; dass der Spiegel mit dem Hubdach ein Stück hochfährt, ist eines jener liebenswerten Details, mit denen der Touring Herzen erobert. Und nicht zu vergessen den schmalen, aber variablenKleider- und Wäscheschrank mit tagheller Innenbeleuchtung. Das optionale Unterflurstaufach ist in einem Kompaktwagen Gold wert.
Und die Sitzgruppe? Nun, sie gehört, zumindest wenn die 195 Euro teuren Komfort-Rückenpolster nicht bestellt wurden, zu jenen Dingen, die am meisten Kompromisse erfordern. Denn zugunsten des einfachen Bettenbaus sind die Serienpolster unkonturiert und niedrig. Sitzkomfort sieht wahrlich anders aus. Und wer groß ist, kann unter den Dachschränken nicht aufrecht sitzen. Aber: Der stabile Tisch mit höhenverstellbarem Bein lässt sich auch außen über dem Radlauf einhängen. Zwei gute Campingstühle dran und die Terrasse ist möbliert.
Freilich darf man in einer Raumkapsel nicht die Bewegungsfreiheit einer Turnhalle erwarten. Immerhin schafft das Hubdach dort 1,95 Meter Stehhöhe, wo man sie am dringendsten braucht.
Die Verarbeitung des Touring ist solide, doch Finesse ist sein Ding nicht. Aber die erwartet man bei einem Weltbummler auch nicht unbedingt. Und dann ist da noch die Sache mit dem Preis, den Größe und Ausstattung nicht wirklich rechtfertigen. Doch hält man die Zeitlosigkeit, Robustheit und Preisstabilität dagegen, schmerzt er schon deutlich weniger.
Grundpreis: 22 690 Euro
TÜV/Zulassungsbescheinigung II165 Euro
Testwagenpreis: 26 160 Euro
✘ Auflastung auf 1400 kg (10 kg) 435 Euro
✘ GT-Paket (Glattblech silber, Serviceklappe, Alufelgen, Steinschlagbleche, Schneidbrett, Stofftaschen am Bett, Fliegenschutztür, Mülleimer, Lesespots, 42 kg)2095 Euro
✘ Ersatzrad unterflur (20 kg) ✔295 Euro
✘ Steckdosenpaket (zus. 2 x 230 V und 2 x USB) ✔245 Euro Duschausstattung (5 kg) 200 Euro Komfort-Rückenpolster Sitzgruppe ✔195 Euro
✘ Isolierte Unterflur-Stauwanne (4 kg) ✔235 Euro
Schlafplätze: 2 + 1
Zul. Gesamtgewicht: 1300 kg
Aufbaulänge/Breite/Höhe: 4,71/2,10/2,26 m
Grundpreis ab: 22690
Karosserie
Aufbau: Selbsttragender Stahlkäfig, bespannt mit Alu-Glattblech. Isolierung PU-Schaum. Alu-Dach und Hubdach mit GfK-Schale und Zeltstoff. Dicken: Dach/Wand/Boden 26/38/35 mm.
Anbauteile: Dreiteiliger Heckleuchtenträger aus ABS-Kunststoff, Metall-Rangierstange hinten und Metall-Rangiergriffe vorn. 6 Ausstellfenster mit Verdunkelungs- und Fliegenrollo, Stauraumklappe 80 x 35 cm. Tür mit 2 Ablagen und Müllsammler, Fliegenschutz.
Möbel
Beschläge: Metall-Scharniere, Tasten-Hakenschnappverschlüsse. Pushlocks an Küchenschubladen, Kleiderschrank und Schuhklappe. Badtür mit Türklinke. Badschränke mit Hakenschnäppern.
Material: Sperrholz
Bordtechnik
Heizung: Truma Combi 4 mit 10-Liter-Boiler, 3 Ausströmer (Sitzgruppe, Eingang, Bad), perforierte Warmluftrohre.
Wasseranlage: 30-Liter-Wassertank, Tauchpumpe. Separater Toiletten- Spülwassertank.
Elektrik: Ladegerät mit Ladebooster, 380 W. 95-Ah-AGM-Batterie, 4 x 230-V- Steckdosen (2 Bug, 1 über Kühlschrank, 1 Küche), 2 USB-Anschlüsse Bug.
Beleuchtung: 1 LED-Spot Bett, 1 LED-Spot Bug, 2 LED-Spots Küche, 2 LED-Spots Bad. Je 2 zweistufig schaltbare LED-Eckelemente über Sitzgruppe und Bett, 2 LED-Leseleuchten (links u. rechts) mit Nachtbeleuchtung. LED-Vorzeltleuchte m. Bewegungsmelder.
Küchenausstattung: Zweiflammkocher mit Zünder, Spüle mit Abdeckung und Schneidbrett. 12-Volt-Kompressorkühlschrank Thetford T1090 mit 85 Liter Nutzinhalt und 6,5 Liter Gefrierfach.
Badausstattung: Bodenwanne mit 1 Ablauf, Banktoilette Thetford, Waschtisch mit 2-türigem Unterschrank, 2 offene Ablagen mit Gummiband-Reling unter Fenster, 1 Ablage über Fenster, Eckregale.
Die schönen und funktionalen Lichtelemente in den Möbelecken lassen sich zweistufig schalten.
Die Rangierstange und die Rangiergriffe sind aus poliertem Metall. Kalt, aber stabil und schön
Die praktische Küchenverbreiterung hat keine Sicherung – stößt man dran, klappt sie ab.
Stromhauptschalter zu nah am Lichtschalter: Wer ihn erwischt, macht auch die Heizung aus.
Das Halteband einer Gasflasche riss trotz drei Schrauben aus der Holzrückwand des Gaskastens.
Als Basis für einen Autark-Caravan eignet sich der solide gebaute und fahrsichere Touring wie kein zweiter. Für heiße Tage sowie den Betrieb während der Fahrt ist der große 12-Volt-Kompressorkühlschrank erste Wahl. Was dem Touring 535 fehlt, sind eine Batteriestandsanzeige und, für Camper, die keinen Boiler brauchen, eine kompaktere Heizung. Davon und von anderen kleineren Kritikpunkten abgesehen ist und bleibt der Klassiker ein Caravan zum Gernhaben – den man sich aber leisten können muss.