Ist das neue Günstigmodell tatsächlich auch ohne Gasheizung wintertauglich? Vermisst man einen Gasherd, wenn man elektrische Ceranfelder hat? Diese und weitere Antworten im Test des gasfreien Caravans Weinsberg Caracito 470 QDK.
Ist das neue Günstigmodell tatsächlich auch ohne Gasheizung wintertauglich? Vermisst man einen Gasherd, wenn man elektrische Ceranfelder hat? Diese und weitere Antworten im Test des gasfreien Caravans Weinsberg Caracito 470 QDK.
Caravan-Neulinge fürchten sich vor Gas, sagt Weinsberg. Dabei ist die Angst vor dem Brennstoff unbegründet, der üblicherweise Heizung, Herd und den Kühlschrank versorgt: Eine gewartete Gasanlage ist kein Risiko-, mit ein bis zwei Gasflaschen an Bord aber durchaus ein Gewichtsfaktor.
Um die Gas-Diskussion mit NeucaravanistInnen von vornherein zu umschiffen, hat Weinsberg beschlossen, Gas-Infrastruktur und -geräte rigoros aus der neuen Günstigbaureihe Caracito zu verbannen. Und trotzdem sollen die fünf Modelle, drei bewährte Paar- und zwei Familiengrundrisse, ganzjahrestauglich sein. Und womit wird dann geheizt, gekocht und gekühlt? Mit Strom!
Die Bedingungen, um das Versprechen auf Wintertauglichkeit zu überprüfen, sind Mitte Januar bestens: Zwar sind alle Campingplätze dicht, doch die Temperaturen steigen nicht über null Grad. Energie für die zwei 230-Volt-Cerankochfelder, den 12-Volt-Kompressorkühlschrank und, besonders wichtig, für die Stauraum-Klimaanlage Dometic Freshwell 3000 liefert eben die heimische Garage.
Moment mal: Klimaanlage? Richtig gelesen. Das 21 Kilogramm schwere Gerät unter dem Bugbett des Weinsberg Caracito 490 TK kann dank Wärmetauscher auch mit bis zu 3000 Watt heizen. Dometic garantiert die zuverlässige Funktion in einem Temperaturfenster von null bis 52 Grad Celsius. Am ersten Testtag zeigt das Thermometer aber minus zwei.
Mit der Fernbedienung stellen wir die Anlage auf Maximum. Die Freshjet beginnt zu brummen und zu pusten. Und diese sogar draußen deutlich hörbare Geräuschkulisse bleibt an diesem Januartag dauerpräsent; sogar mit auf 20 Grad reduzierter Wunschtemperatur. Die Freshwell hat Mühe, die Temperatur im Caracito, der mit 33-Millimeter-Wänden besser dasteht als mancher Konkurrent, in den Wohlfühlbereich zu bringen und zu halten.
Am Ende schafft sie das zwar nach langem Anlauf, doch an den weiter entfernten Ausströmern (Eingang, Kinderbetten, Bad) kommt nur kühle Luft an. Dass Weinsberg um diesen Umstand weiß, zeigen die drei Strangsperren, mit denen sich Bug und Bad an- und abkoppeln lassen, um die Wärme dort zu konzentrieren, wo sie gebraucht wird. Trotzdem: Sobald die Heizung powert, ist an entspanntes Leben und Schlafen an Bord nicht mehr zu denken.
Außerdem zieht die Anlage unter Volllast gemessene 4,887 kWh. Bei Gebühren zwischen 50 und fast 80 Cent pro Kilowattstunde (nicht bei allen Campingplätzen ist der Strom im Preis enthalten) führt das zu spürbaren Mehrkosten.
Die Cerankochfelder ohne Induktion tun schlicht, was man von ihnen erwartet. Doch ein Nachteil des Glasherdes wiegt besonders beim Camping schwer: Seine Oberfläche bleibt lange heiß und kann nicht abgedeckt werden. In einer kompakten (Familien-)Wohnwagenküche muss man darauf sehr aufpassen.
Und noch was: Unterwegs lässt sich über 12 Volt vom Zugwagen nur der kräftige, große Kompressorkühlschrank betreiben. Alles andere: Fehlanzeige. Kaffeepause im Warmen? Erst wieder mit Landstromanschluss. Wem die Elektronachteile zu groß erscheinen, bekommt den Caracito für 299 Euro Aufpreis auch mit Gaskocher, Absorberkühlschrank und Gasheizung, muss aber auf die Klimaanlage verzichten.
Mit 14.150 Euro Grundpreis für den Caracito 470 QDK will Weinsberg Familien zum Kauf eines Neuwagens animieren, bleibt aber der branchenüblichen Unart treu, unerlässliche Ausstattungsmerkmale in diverse Pakete zu stecken.
Der Testwagenpreis von 16.157 Euro ist somit realistisch – und wettbewerbsfähig. Viele andere Einsteiger-Caravans kosten genauso viel, aber ohne Klimaanlage. Und das Spiel mit den Pflicht-Paketen treiben wie gesagt auch andere.
Einen geradlinig, "clean" möblierten, technisch einfach konstruierten Familienwagen mit bekannter Raumaufteilung und zumindest innen ordentlicher Verarbeitungsqualität. Auf Möbelgriffe wird zugunsten schnörkelloser Optik verzichtet, auch Schlösser sind, wo vorhanden, unsichtbar: An den Küchenoberschränken kommen Hakenschnappverschlüsse zum Einsatz, an den Schubladen und Türen des voluminösen Küchenkorpus, an der Kleiderschranktür und an den praktischen Fächern über und unter dem Kühlschrank Federschnappverschlüsse. Die halten zwar fest zu, doch ein leichter Stups mit Po oder Arm im Vorbeigehen genügt, um sie zu entsichern. Sichtbar in Kabelkanälen an den Möbelinnenseiten verlegt sind die Kabel.
Die drei Dachstauschränke über der ausreichend bequemen Vierer-Sitzgruppe (etwas dickere Rückenpolster fehlen zum perfekten Glück) sind zwar hoch, aber nur 23 Zentimeter tief. In die zwei über dem für Querbettverhältnisse ordentlich dimensionierten und akzeptabel ausgestatteten Bugbett passt deutlich mehr rein. Doch insgesamt darf sich der Stauraum im 470er dank des großen Kleider- samt Unterschranks, der freien Sitztruhe und der großen Bettstaukästen unter Bug- und Etagenbett familientauglich nennen.
Für die Zuladung gilt die Familientauglichkeit trotz des geringen Leergewichtes nicht. Trost: Der Weinsberg Caracito 490 TK rollt auf einem abgelasteten 1350er-Chassis. Trotzdem kostet die empfehlenswerte Umschreibung auf 1,35 Tonnen ab Werk 99 Euro, ist aber auch nachträglich noch möglich. Die Reifen der chinesischen "Marke" Townhall (33 Euro im Internet) sind tragfähig genug.
Die Etagenbetten im Heck kommen so auch in deutlich teureren Tabbert-Caravans zum Einsatz. Die abnehmbare Reling hilft beim Bettenmachen, die Leiter ist stabil, hat aber einen anderen Holzton als der Rest des Mobiliars.
Ein schiefer Aufkleber und lange Kabelschlingen unter dem Wagenboden sollte es aber auch bei der Einsteiger-Baureihe nicht geben. Sonst sorgen sich Neu-CaravanerInnen schnell um ganz andere Dinge.
Strangsperren erlauben, die bei Frost begrenzte Heizleistung auf bestimmte Bereiche zu richten.
Komfortable Fernsteuerung der allerdings sehr lauten Heizung/ Klimaanlage.
Kühlschrankgitter, obwohl Kompressoren eigentlich keine brauchen. Schief geklebter Schriftzug.
Nachteil Cerankochfeld in kleiner Küche: bleibt lange heiß und hat keine schützende Abdeckung.
Die Federschnappverschlüsse der Küche öffnen sich schon bei leichten, unbeabsichtigten Berührungen.
Karosserie
Möbel
Bordtechnik
Schlafplätze: 4+2
Zul. Gesamtgewicht: 1200-1500 kg
Gesamtlänge/Breite/Höhe: 6,83/2,32/2,57 m
Grundpreis ab: 14.150 Euro
Testwagenpreis: 16.504 Euro
Ausstattung des Testwagens
maximal 5 Punkte möglich
Nix für echten Winter – Bei Frost ist der Wärmetauscher der Klimaanlage überfordert. Um den Gefrierpunkt herum schafft sie es, den Caravan zu erwärmen, macht dabei aber zu viel Lärm und braucht viel Strom. Wer im Sommer campt, profitiert von der Kühlfunktion, die in dieser Preisklasse was Besonderes ist. Für die weniger intensive Nutzung genügen Möbelbauart und Ausstattung absolut. 30-Euro-Reifen müssen dennoch nicht sein. Denn mit all den Ausstattungspaketen, die man braucht, kostet der Weinsberg Caracito 490 TK über 16.000 Euro. Das ist nicht wenig.