Hubdach-Reisecaravan: Eriba Feeling 450

Hubdach-Reisecaravan Eriba Feeling 450

Auf dem Platz entfaltet sich der Eriba Feeling 450 zum echten Raumwunder. Die größte Besonderheit des Feeling ist sein Schlafdach, welches durch zwei Teleskopfedern nach oben gestemmt wird.

Eriba Feeling 450 mit Zugwagen Ingo Wagner
Heckbett mit zwei Matratzen im Eriba Feeling
Seitendinette im Bug
Praxistaugliches, kompaktes Bad mit vielen Ablagen, Fächern und Haken
Küche im Eriba Feeling 16 Bilder

Zwei Wochen Urlaub im Oktober: Die Zwillinge wollen im Meer schnorcheln, die Frau will Sonne. Also ran an den Computer, die Wetterprognosen abrufen. Sofort wird klar: Kürzer als 800 Kilometer, von Stuttgart aus gerechnet, wird die Tour nicht werden. Das Ziel ergibt sich schließlich aus drei Faktoren: den nicht verhandelbaren Forderungen der Familie, der Wettervorhersage und den Öffnungszeiten von Campingplätzen – viele davon erklären die Saison schon Ende September für beendet. So entscheiden wir uns für die kroatischen Inseln Cres und Losinj. Als Express-Schlafwagen hängt an unserem VW Caddy der Eriba Feeling 450, der 2,20 Meter schmale und in Fahrposition 2,42 Meter hohe Ableger des (alten) Eriba Nova.


Die größte Besonderheit des Feeling ist sein Schlafdach. Zwei kräftige Teleskopfedern stemmen dessen GfK-Schale nach oben, wodurch sich grauer, relativ lichtundurchlässiger Stoff rund um die 1,93 mal 1,50 Meter große Liegefläche entfaltet. Drei Monde, zwei mit Gaze und einer mit Folienfenster, sowie eine 40er-Dachluke lassen Luft und Licht ins Oberstübchen, das selbst deftige Sturm-Attacken locker wegsteckt. Nur das Klingeln der Reißverschlüsse stört empfindliche Naturen, die dünne Matratze auf Dauer aber sogar Murmeltiere: Der Mittelsteg und der Rand der ebenfalls hochschwenkbaren Liegefläche drücken fies durch. Angesichts des immensen Aufpreises von 3.590 Euro für das 90 Kilo schwere Dachkonstrukt dürfte Eriba die als Zubehör erhältliche Matratzenauflage ruhig beilegen – und eine 12-Volt-Strippe für eine Lampe nach oben ziehen.

Der Weg ins Dachgeschoss führt über eine stabile, teilbare Aluleiter, die sich in zwei Ösen krallt. Kinder unter sechs Jahren, so man sie überhaupt oben schlafen lassen will, haben Schwierigkeiten, den Abstand zwischen Dachausschnitt und Matratze zu überwinden. Zur Sicherheit gibt es ein Netz, das den Durchstieg fast völlig verschließt. Die Handhabung des Dachs ist unkompliziert: An zwei roten Laschen wird der Zeltstoff nach innen gezogen, damit er beim Schließen nicht eingezwickt wird. Zwei Drehknebel ziehen die Dachschale schließlich fest aufs Dach. Danach ist freilich Schluss mit dem aufrechten Gang – zumindest wenn man über 1,75 Meter groß ist –, und es wird deutlich dusterer. Die Beleuchtung, mit Ausnahme der Vorzeltleuchte noch komplett mit Halogenlampen bestückt, ist einer der wenigen wirklich ärgerlichen Schwachpunkte des Feeling. Der Lichtschalter am Eingang befehligt nur einen einzigen Spot über dem Heckbett. Alle anderen, je zwei am Bett, an der Sitzgruppe und in der Küche, haben Einzelschalter. Aber auch bei geschlossenem Dach bleibt der Feeling familientauglich – solange man die Bettverbreiterung für die Sitzgruppe mitbestellt, zu der weniger stark konsturierte Rückenpolster und ein selbsttragender Polsterriegel gehören. Damit lässt sich ein passables, 1,91 mal 1,20 Meter großes Lager bauen. Problemchen bereiten dabei nur zwei Dinge: Das Zusatzpolster ist so sperrig, dass es von innen nicht im Bettstaukasten untergebracht werden kann. Tagsüber lagert es deshalb am besten auf dem breiten Sims des Bugfensters. Außerdem wurde die untere Wandschiene, in die sich der Tisch in Schlafposition einhakt, nach einigen Nächten des Verteiltschlafens locker. Diese Flexibilität ist die eigentliche Stärke des Feeling mit Schlafdach. Zu sechst darin zu wohnen, wird wohl kaum jemand in Erwägung ziehen.

Das 1,93 Meter lange und 1,35 Meter breite Heckbett mit seinen zwei Komfort-Matratzen (275 Euro) ist über jeden Zweifel erhaben. Außerdem kleidet Eriba die hinteren Ecken mit praktischen Ablageschalen für alles aus, was man gerne in Reichweite hat. Überhaupt präsentiert sich der Feeling 450 als echtes Stauraumwunder. Die Oberschränke, der große Kleiderschrank und natürlich der Heckstauraum schlucken das Gepäck einer vierköpfigen Familie locker. Nur die hintere Sitztruhe geht als Stauraum verloren, weil darin die 4-kW-Truma-Combi-Heizung mit integriertem 10-Liter-Boiler werkelt. Dieses für Caravans ungewöhnliche Aggregat ist beim Schlafdach dabei, weil es einen Wand- statt Dachkamin hat. Dafür entsteht durch den fehlenden Heizkörper ein Zusatzstauraum unterhalb des Kleiderschranks. Selbst das Bad hat mehr Regale und Schränke als manche Luxus-Nasszelle. Auch die Küchenzeile hält mit dem 80-Liter-Kühlschrank, selbstzündendem Dreiflamm-Kocher, großem Unterschrank und als Schneidebrett ausgeformter Spülenabdeckung, was man sich von ihr verspricht. In den neun Jahren seiner Existenz hat es der Feeling zu erfreulicher konstruktiver und qualitativer Reife gebracht. Die hakelnde Badtür (durch den fehlenden Türstock kann sie oben nirgends verriegeln) samt ihrer windigen Klinke und die Beleuchtung stehen in Bad Waldsee, so hört man jedenfalls, schon auf der Agenda der Modellpflegemaßnahmen für die Saison 2016.

Gut möglich, dass sich der Feeling in deren Zuge auch formal am jüngst präsentierten neuen Eriba Nova orientiert. Aus Kundensicht wirklich nötig wäre das allerdings nicht. Die Karosserie, natürlich in bewährt solider  Pual-Bauweise mit ausgeschäumten Hohlräumen konstruiert, gefällt mit glatten Alu-Seitenwänden und sauberer Verarbeitung. Zu gut meint es Eriba mit der Abdichtung der einteiligen Eingangstür: Die Gummilippen saugen das Türblatt so fest an, dass man es einhändig nicht auf bekommt – auch wegen des schwer zu packenden Drehknaufs. Der Deichselkasten wird ebenfalls von einem simplen Schloss gesichert, ist aber geräumig und hat einen soliden Aluboden. Natürlich muss sich der Feeling die Frage nach dem gesalzenen Preis gefallen lassen. Denn der Wagen ist klein und ab Werk nicht einmal fein ausgestattet. Doch seine Ausgereiftheit, Robustheit und Unkompliziertheit auf dem Platz und auf der Straße machen ihn zu etwas Besonderem. Mit dem Schlafdach sogar zu einem besonders guten Familienwagen, der mit geschlossenem Dach sogar bei kühlen Temperaturen noch einsetzbar ist. Und das muss erst mal einer hinkriegen.

Kompakt-Info

Einordnung: Hubdach-Reisecaravan
Anzahl Grundrisse: 3
Aufbaulängen: 4,86 und 6,47 Meter
Zulässige Gesamtgewichte: 1.200 bis 1.300 kg
Grundpreise Baureihe: 17.690 bis 18.790 Euro
Infos: www.eriba.com; Tel: 0 75 24/99 90

Einordnung
: Moderne Interpretation eines Reisewohnwagens im Hochpreissegment. Sandwichaufbau statt Stahlrohrkäfig wie beim Eriba Touring, analog zu den Baureihen Eriba Nova S und Nova Light.
Testwagen: Der Feeling 450 teilt sich die Basis mit dem 425er. Der Testwagen ist mit dem teuren Schlafdach ausgerüstet, das in dieser Klasse einmalig ist und das dem Wagen eine ungeahnte Flexibilität verleiht. Durch das schwere Dach neigt sich der Wagen in Kurven zwar stärker, fährt aber trotzdem sehr sicher.

Einblick

Doppelbett mit 2 Matratzen und einteligem Lattenrost. Darunter Wassertank. 4 Oberschränke, 2 Eckschränke mit Rolltüren. 4 Ablagen in den Ecken.
Bad mit Toilette, 5 Ablagen mit Spannbändern, Waschbecken, Waschbeckenunterschrank, Wandschrank, Spiegel. Keine Dusche.
Küche 1.200 x 930 x 750. Kühlschrank, Dreiflammkocher mit Zünder. Rundspüle mit Abdeckung. Besteckschublade und Unterschrank.
Dinette mit Einhängetisch. Bettverbreiterung über Auszüge und Zusatzpolster. Stauraum unter vorderer Bank, Heizung unter hinterer.

Auf- und Ausbau

Karosserie
Wand: 0,6 mm Alublech, 2,4 mm Sperrholz-Innenwand, Dämmung 27 mm PU-Schaum. Dach: 0,6 mm Alublech, 2,4 mm Sperrholz-Innenwand, Dämmung 27 mm PU Schaum. Boden: 5 mm Sperrholz, Dämmung 30 mm PU-Schaum, Fußboden 5 mm Sperrholz, PVC-Bodenbelag.
Möbel: 10–15 mm Sperrholz. Oberschrank-Scharniere unten angerschlagen, mechanische Hakenverschlüsse. Drucktastenschlösser (Pushlocks) an Kleiderschrank undKüchenunterschränken. Türklinke an Badtür.
Bordtechnik: Gebläseheizung mit integriertem Boiler Truma Combi 4. Absorber-Kühlschrank Dometic RM 5380, Nutzinhalt 75/5 Liter. Umformer 240 Watt. FI-Schutzschalter. Halogen-Beleuchtung, LED-Vorzeltleuchte mit Bewegungsmelder. Frischwassertank 45 Liter

Preis und Ausstattung

Grundpreis: 18.390 Euro
✘ TÜV/Zulassungsbescheinigung II:135 Euro
✘ Schlafdach inkl. Combi-Heizung (90 kg): 3.590 Euro
✘ Auflastung von 1.200 auf 1.400 kg (10 kg) ✔: 395 Euro
✘ Alu-Felgen: 395 Euro
✘ Fliegenschutztür (3 kg) ✔: 320 Euro
✘ Deichselfahrradträger Thule (7 kg): 330 Euro
✘ Bettverbreiterung Sitzgruppe (3 kg) ✔:145 Euro
✘ Federkernmatratzen Heckbett (10 kg) ✔: 275 Euro
Testwagenpreis: 23.975 Euro

Fahrwerk und Gewichte

Fahrwerk
Tiefergelegtes Alko-Chassis mit Schräglenkerachse und Stoßdämpfern. Kurbelstützen mit Stütztellern. Sicherheitskupplung Alko AKS 3004. Reifen Semperit,185 R 14 C.

Masse im fahrbereiten Zustand 1): 1.093 kg
Zulässiges Gesamtgewicht: 1.400 kg
Normzuladung (abzügl. pers. Ausrüstung 2)): 177 kg
Radlasten fahrbereit links: nicht gemessen
Radlasten fahrbereit rechts: nicht gemessen
Stützlast fahrbereit: nicht gemessen
Maximale Stützlast: 100 kg

1) Werksangabe mit Zubehör (einschließlich Gas, Wasser, Elektrik); 2) für vier Personen nach der Formel: M (kg) = 10 N
(Summe der Betten) + 10 L (Aufbaulänge in Meter) + 30.
Zuladung: gut durchschnittlich ungenügend
✘ im Testwagen enthalten; ✔ empfehlenswert

Fazit

Wer einen kompakten Begleiter für flotte Etappen mit mehr als zwei Personen sucht und sich sicher ist, nie im tiefsten Winter zu campieren, kann mit dem Feeling 450 sehr glücklich werden. Die Konzeption ist durchdacht, die Verarbeitung überwiegend sehr gut – was man bei diesem Preis auch erwarten darf. Das sehr teure Schlafdach schafft nicht nur zwei große Betten, sondern auch ein unvergleichliches Raumgefühl – Feeling eben.

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