Kabe steht für opulente Dämmung und viele spezielle Ausstattungsdetails für die Ganzjahresnutzung. Denn was bei Kälte gut ist, hilft auch bei Hitze. Doch wie steht es um die Qualität "Made in Sweden"?
Kabe steht für opulente Dämmung und viele spezielle Ausstattungsdetails für die Ganzjahresnutzung. Denn was bei Kälte gut ist, hilft auch bei Hitze. Doch wie steht es um die Qualität "Made in Sweden"?
Blaue Nacht. Sternklarer Himmel. Der Mond scheint auf die Winterlandschaft. Klirrende Kälte. Wer Glück hat, sitzt in einem Kabe. Denn dann bleibt der Frost draußen. Er scheitert an der dicken Außenhaut, die rundum mit 36 Millimetern Ecoprim-Schaum isoliert ist. Der Winterwind braust an der doppelten Türdichtung vorbei. Er findet auch an den sauber eingepassten Rahmenfenstern keine Angriffsfläche, die sich außerdem wegen ihrer geringen Abmessungen und guter Isolierung als Kältebrücken verweigern. Und dann erst die Fußbodenheizung plus Konvektoren und das Belüftungssystem.
All diese Meriten teilt auch der Testwagen, ein Kabe Briljant 470 XL aus der Edelstein-Baureihe. Er läuft mit seinen 6,90 Metern bei Kabe als waschechter Reisewagen. Aus dieser Logik heraus gibt es auch nur einen Zwei-Personen-Grundriss mit Längsbett und Bad im Heck. Trotz seiner Kompaktheit ist der Briljant aber ein würdiger Botschafter der Skandinavier, denn der Charakter, der aufwändige Bau der Karosserie, bei der die Möbel erst im Nachhinein montiert werden, und das aufwändige Heizsystem sind überall gleich. Auch finden sich die Einrichtungsmodule in anderen Baureihen wieder. Schließlich zieren den Aufbau unverkennbar ein breiter roter Dekorstreifen und das schicke Heck.
Wohnen
Wer früher aus Überzeugung einen Skandinavier kaufte, musste immer eine Kröte schlucken: Das Interieur war zwar solide, aber sehr brav, um nicht zu sagen: konservativ. Das hat sich geändert. Der Kabe Briljant 470 XL wagt zwar keine stilistischen Experimente, aber der Besucher fühlt sich in dem aufgeräumten Grundriss auf Anhieb wohl. Dafür sorgt ein breiter Mittelgang mit viel Bewegungsfreiheit und kaum verstellten Sichtachsen in alle Richtungen.
Sechs Stoffe und zwei Lederkollektionen stehen fürs Innenraum-Design zur Wahl, in diesem Fall tritt der Kabe Briljant 470 XL mit "Sevilla" an: überwiegend helle, beige und braune Töne. Das Möbeldekor wirkt wie Eiche. Damit kontrastieren weiße und cremefarbene Oberflächen am Tisch, der Küche und den Sideboards am Eingang und im Bad. In gleicher Farbe sind Dekorbänder an den Oberschränken gehalten und eine indirekt beleuchtete Plexiglasscheibe rund um das schmale Küchenfenster, die es optisch geschickt vergrößert. Die Wände sind mit Teppich, die Decke mit satt hinterschäumter Folie verkleidet. Das dämpft den Hall.
Im Eingangsbereich mit angenehm breiter Tür verzichtet Kabe auf eine Garderobe, ein solider Haken muss reichen. Dafür gibt es gegenüber ein kleines Sideboard mit Schublade und Hängeschrank mit Plexiglas-Gläservitrine. Dazwischen wartet eine Halterung auf einen LED-TV. Apropos: Auch der Schaltkasten außen verfügt über TV-Anschlüsse.
Der Kabe Briljant 470 XL hat zwar eine großzügige Bugsitzgruppe mit bequemer, konturierter Polsterung. Würde man aber mit abgesenktem Tisch eine Liegefläche bauen, erinnern die Polster eher an eine Mittelgebirgslandschaft mit sanften Tälern und Hügeln. Der Grundriss ist eben für zwei Personen gedacht. So fehlt in der Grundausstattung eine Abtrennung zum Schlafbereich. Die meisten Lichtschalter sind gut erreichbar. Es gibt genügend Ablagen inklusive Zeitungshalter. Ein Fach nimmt ein Radio auf. Es ist alles da: Anschlüsse, Antenne und zwei Lautsprecher.
Die kompakte Küche bringt dank der Anordnung der Flammen nebeneinander eine ordentliche Arbeitsfläche davor unter. Ein herausziehbares Schneidbrett und eine geteilte Glasabdeckung erweitern die Möglichkeiten. Die Spüle verfügt über keine Abtropffläche, hat aber einen zweiten Ausguss. Drei Oberschränke über Eck nehmen reichlich Vorräte auf, auch der Unterschrank mit Apothekerauszug und sechs Schubladen mit Selbsteinzug, eine hat Müllbehälter integriert. Top ist die Zentralverriegelung. Kabe spendiert der Küche einen Dunstabzug, der in zwei Stufen kräftig zur Sache geht. Eine indirekte Beleuchtung unter der Arbeitsfläche strahlt auch die geöffneten Schubladen an. Gegenüber wartet ein hochgesetzter großer Kühlschrank mit separatem Gefrierabteil auf Proviant. Es gibt Schalter für den Sommer- und Winterbetrieb, auch für den Ventilator gegen Hitzestau im Absorber. Unter dem Kühlschrank nimmt ein Staufach Utensilien auf. Daneben machen sich ein innen beleuchteter Wäsche- und ein Kleiderschrank breit, letzterer beheizt plus Abtropfschale, wie auch das Schuhfach in der rechten Sitztruhe.
Das schmale Bad im Kabe Briljant 470 XL ist tagsüber mit Dachhaube und drei Spiegeln hell und bietet genügend Bewegungsfreiheit und Stauraum. Die Dusche ist ohne Brausekopf-Halterung und einen Vorhang, der vollflächigen Körperkontakt garantiert, nicht mehr als eine Geste. Dazu passt der fehlende Anschluss an den frostsicheren Abwassertank: Dafür ist ein Sack gedacht.
Bei der Größe des Längsbettes, maximale Breite 130 Zentimeter, muss jedes Paar für sich entscheiden, ob es reicht. Dafür ist der (weiche) Liegekomfort auf Lattenrost mit verstellbarem Kopfteil und zusätzlicher Auflage unbestritten. Alle Schalter und Ablagen wie eine Stofftasche sind in Reichweite. Ein Stock tiefer geht Licht an, sobald der Rost nach oben klappt, wobei er einen Lesespot leicht touchiert. Schön, dass die Grundausstattung Kissen und Tagesdecke umfasst. Alle Griffe und Möbel-Stoßfänger sind aus Metall, teilweise auch die Schlösser. Türen werden der Länge nach mit einem Alu-Profil verstärkt. Dann irritieren doch kleine Schlampereien wie scharfe Kanten, etwa am Schuhfach, gesplittertes Holz an der Badetürschiene oder LED-Lichterketten ohne Schutzummantelung.
Preise
Der Grundpreis des Kabe Briljant 470 XL hat es in sich. Allerdings ist die Grundausstattung mehr als vollständig. Sie umfasst unter anderem Alu-Felgen, Reserverad, Antischleudersystem ATC, Deichselabdeckung, Tür mit Mückennetz, Skifach, Radiovorbereitung mit Lautsprechern, TV-Konsole und TV-Vorbereitung, einen eingebauten Abwassertank, Dunstabzug, Fußbodenheizung plus Konvektoren und zusätzlicher Elektroheizpatrone, Trockenschrank, 115-Ah-Freizeitbatterie, zwei Panels, Federkernmatratze plus Auflage, "Vario-Vent"-Lüftungssystem mit Lüftungsluke, Alarmanlage Gas-Außenanschluss, Kissen und Tagesdecke. Ausstattungspakete gibt es nicht, aber natürlich Optionen.
Beladen + Fahren
Stauraum ist im Kabe Briljant 470 XL dank Sitzgruppe und Doppelbett zu Genüge vorhanden, dazu elf Oberschränke im Wohn- und Schlafbereich sowie zwei Wäsche- und Kleiderschränke. Die Oberschränke haben über der Sitzgruppe zusätzliche Fachböden mit Rüttelkanten. Diese Unterteilung ist auch sinnvoll, weil sich die Schränke nach unten verjüngen. Umso unverständlicher ist, dass fast alle Oberschränke im Heck auf Fachböden verzichten. Teilweise sind wichtige Aggregate nur schlecht zu erreichen, etwa der Kasten mit den Hauptsicherungen in der rechten Sitztruhe. Dann müssen wirklich alle Polster weichen, weil die Klappe zu groß geschnitten ist.
Die Feinsicherungen befinden sich hingegen gut erreichbar hinter dem Panel im Oberschrank. Aus technischen Gründen fehlt unter dem Heckbett eine große Serviceklappe nach außen. Schade, dass es in diesem Stauraum keine Verzurrösen gibt. Dann wäre kluges Packen leichter. Ein besonderes Merkmal des Kabe Briljant 470 XL ist das beheizte und beleuchtete Staufach für Ski. Kritischer ist das Thema Zuladung: 146 Kilogramm sind nach Abzug der "persönlichen Ausrüstung" selbst für zwei Personen wenig. Bei voller Zuladung ist die Überlastreserve der Räder aufgebraucht. Eine weitere Auflastung ist nicht mehr möglich. Wer mehr laden möchte, muss zu anderen Edelsteinen greifen, die bis 2.000 Kilogramm wiegen dürfen. Auch die maximale Stützlast ist beim Briljant bereits bei "Fahrbereitschaft" erreicht. Dann ist beim Packen sorgfältiges Austarieren angesagt.
Technik
Der Caravanbau von Kabe ist für die Ewigkeit. Der schwedische Hersteller verwendet an den Wänden ein Sandwich, das auch innen mit einem Alublech abschließt. Daran werden die Möbel direkt oder mit Hilfe von langen Metallleisten verschraubt. Das äußere Blech des Dachs wird über die Seitenwand gebördelt. Darauf kommen extrem massive, armdicke, dauerhaft abgedichtete und überdies hinterlüftete Kantenleisten, übrigens mit Kederschienen rundum. Innen sind die Möbeltüren der Länge nach mit einem Alu-Profil verstärkt. Alle Griffe und Möbel-Stoßfänger sind aus Metall, teilweise auch die Schlösser, mit Ausnahme der Kabe-Schnäpper. Die Alde-Warmwasserheizung pumpt diskret, weil geräuschlos das wärmende Nass durch vier Heizschlingen im Boden. Hinzu kommen Konvektoren reihum, die in den Kreislauf integriert sind. Damit die Wärme auch ankommt, hat Kabe das Thema Hinterlüftung sehr ernst genommen. Es gibt wohl kaum einen anderen Caravan, der in dieser Hinsicht so ausgeklügelt ist. Die großzügig dimensionierten Schächte finden sich wirklich überall hinter allen Möbeln, etwa auch beim Sideboard im Bad oder sogar als eine Art doppelter Boden unter dem Staukasten im Heck. Die Warmwasserheizung, die übrigens auch in Ergänzung über eine dreistufige Elektropatrone verfügt und mit einem doppelten Temperaturfühler für Bug und Heck ausgestattet ist, braucht etwas Zeit, um anzulaufen. Aber dann entwickelt sich ein Klima gleichmäßiger Wärme, das nur mit einem festen Gebäude zu vergleichen ist. Kleine Nachteile wiegen diesen Komfort nicht auf. So gibt es außen keine großen Serviceklappen, weil die Konvektoren im Weg sind. Auch verzichtet der Eingang auf eine integrierte Einstiegsstufe und hat sogar eine zusätzliche hohe und breite Alu-Schwelle, in der Warmwasserleitungen laufen. Der Kabe Briljant 470 XL verfügt nicht nur über die üblichen Pilzlüfter auf dem Dach, er hat im Heck eine 48 mal 18 Zentimeter große Lüftungsluke und ein stufenlos regulierbares System, das sich Variovent nennt. Dabei tritt Frischluft durch ein offenes Gitter am Caravanboden ein. Eine feine Sache.
Den Schweden mangelt es nicht an Selbstbewusstsein. Das zeigen die Namen der Baureihen: Edelstein, Royal, Hacienda und Imperial mit ihren insgesamt 52 Modellen, 196 Grundrissen und Gesamtlängen bis zu 11,57 Meter, immer in zwei Breiten wohlgemerkt. Der vorgestellte Briljant gehört zu den Edelsteinen, die das Kabe-Volumensegment bilden. Die Bestseller dort sind der Smaragd und der Ametist mit Längen bis 7,77 Meter. Über den Längs- und Einzelbettgrundriss des Smaragd hinaus bietet der Ametist 560 GLE optional Queensbetten, auch quer, Etagenbetten, auch dreistöckig, und zusätzliche Sitzgruppen.
Kaum teurer als andere
Die Skandinavier sind "die" Spezialisten fürs Wintercamping. Punkt. Das hat viele Ausstattungsmerkmale zur Folge, die es sonst im Caravanbau kaum gibt. Warmwasserheizung haben einige, aber auch eine Lüftungsluke und das Variovent-System? Natürlich fordern der solide Aufbau und das famose Heizungssystem ihren Preis. Ein Blick auf die Konkurrenten macht aber klar: Mit den gleichen Goodies können die es nur knapp 2.000 Euro günstiger (Eriba), oder Dinge wie eine Bordbatterie sind einfach nicht an Bord (Adria). Die Rechnung geht für Kabe-Fans auf, wenn sie an ihrem Caravan lange Freude haben wollen und häufig bei extremen Temperaturen unterwegs sind – auch im Sommer.