Kip Kompakt Travel (2022) im Schnell-Test

Kip Kompakt Travel (2022) im Test Gut durchdachter Kompaktcaravan

Kip ist zurück in Deutschland – mit zwei Verkaufsstützpunkten. Dort könnte Freunden federleichter Kompaktcamper das Wasser im Munde zusammenlaufen. Wir haben den Kip Kompakt einem Schnelltest unterzogen.

Kip Kompakt 2023 Kip Kompakt 2023
Kip Kompakt
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Kip Kompakt 17 Bilder

Hühnerkarawane. So übersetzt Google den Begriff Kip Caravans, wenn man der Firmenhistorie im Internet nachspürt. Dabei hat die niederländische Marke nichts mit Geflügel zu tun, sondern mit dem Gründer Jan Kip, der bereits 1932 Wohnwagen gebaut und verkauft hat. Was sein Familienname auf Niederländisch bedeutet, war ihm freilich bewusst, weshalb er seine Fahrzeuge unter den Modellnamen Kuiken (Küken) und Krielkip (Zwerghuhn) verkaufte. Erfahrene Camper werden sich womöglich noch an Kip Grey Line und Star Line erinnern. Diese Caravans wurden in den 70ern und 80ern in nennenswerter Stückzahl auch in Deutschland verkauft.

Kip Kompakt
Frank Eppler
Fliegengewicht und Schwergewicht: Zwischen Tibor und Kip entflammt spontane Liebe. Vor den Altar passten sie leider nicht.

Beim Blick in die Auslage erkennt man das Konzept von Kip sehr schnell: Hier gibt es auch heute nur kompakte, aber wertige Wohnwagen, deren Design das ihrer Vorgänger zitiert. CARAVANING war beim deutschen Importeur Wheelhouse vor Ort, um sich das zweitkleinste Modell, den Kompakt Travel, anzuschauen.

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Hier geht's direkt zum Fazit.
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Die Vorteile des Leichtgewichts

Nomen est omen: Der Kompakt ist ein praktischer Caravan auch für Urlauber, die nur den B-Führerschein und ein kleines Alltagsauto ihr Eigen nennen. Die aerodynamische Front sorgt für weniger Mehrverbrauch auf dem Weg in den Urlaub, die Breite von lediglich 1,83 Metern macht den Verzicht auf Zusatzspiegel möglich. Das gut gefederte Fahrgestell von Alko in Kombination mit der Anti-Schlinger-Kupplung sorgt auch mit kleineren Autos für gutmütiges Fahrverhalten, sodass auch Einsteigern nicht gleich die Lust am Caravan vergeht. Im Gegenteil. Eigentlich wird sie mit jedem Kilometer größer.

Kip Kompakt
Frank Eppler
Der Blick gen Himmel? Höchstens durch das Moskitonetz. Verschmerzbar.

Auch das Hubdach spielt eine wichtige Rolle, denn die niedrige Höhe von 2,25 Metern ermöglicht es, den Kompakt unter einem Carport oder in einer Einzelgarage abzustellen. Doch auch für die Zeit im Freien ist er gut gerüstet. Das Dach aus glasfaserverstärktem Kunststoff ist nämlich hagelresistent. Ein kleines, aber wertiges Detail ist der Stoff rund um das Hubdach, denn der wird vom bekannten Zelthersteller De Waard zugeliefert. In Kooperation mit dem Stoffexperten werden übrigens auch die Vorzelte aller Kip-Wohnwagen angeboten.

Serienmäßig wird jeder Kompakt mit einer Deichselabdeckung geliefert, der Fahrradträger ist optional. Zahlt man jedoch den Aufpreis von 795 Euro, wird man erkennen, dass er stets nach vorne geklappt werden muss, wenn man im Deichselkasten zu tun hat. Die zwei Kunststofftüren tragen ihre Scharniere nämlich mittig und lassen sich schmetterlingsartig nach vorne öffnen. Das macht das Beladen zwar einfach, kommt aber, wie bereits erwähnt, dem Fahrradträger in die Quere. Eine Katastrophe ist das beileibe nicht, aber eine Eigenart, auf die man sich einstellen müsste.

Kip Kompakt
Frank Eppler
Der Gaskasten hat zwei Türen, die sich schmetterlingsartig öffnen lassen.

Ein viel erfreulicheres Detail sind die massiven Rangiergriffe aus Stahl, die an zwei weit voneinander entfernten Punkten durch die GfK-Bugmaske ragen und von innen großflächig gekontert werden. So kann der Kip sicher und materialschonend in jede noch so enge Parzelle gezogen und gedrückt werden, ohne punktuell große Kraft einzuleiten. Die Durchführung der Rangiergriffe durch die Außenhaut ist mit Dichtmasse verschlossen.

Der Wohnraum

Außen finden sich ansonsten eine Stauklappe auf jeder Seite, die den Laderaum unter der Sitzgruppe im Bug zugänglich machen, sowie ein Gas- und ein Wasseranschluss fürs Vorzelt. Einen Schacht für die Toilettenkassette gibt es nicht – der Kompakt hat nämlich weder Nasszelle noch festes Klo. Insgesamt stehen vier Farben zur Auswahl. Weiß ist gratis, alle anderen schlagen mit 1.350 Euro zu Buche. Doch genug der Äußerlichkeiten, wir wollen durch die Tür.

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Frank Eppler
Zwingt das Umbaubett den Redakteur in die Knie? Nein, es geht ganz leicht.

Drinnen wartet der Kompakt Travel mit einem klassischen Längsbett-Grundriss auf. Links, gegenüber der Tür, ist die Küchenzeile mit 3-Flamm-Kocher, 70-L-Kompressorkühlschrank und Spülbecken aus Edelstahl. Das Schneidebrett in Form einer Abdeckung für die Spüle ist auch dabei. Das Wasser kommt aus einem 14-L-Tank, der im Deichselkasten untergebracht wurde. Die Schubladen der Küche sind massiv und gut verriegelt, allerdings ohne Selbsteinzug.

Eine separat zu bedienende LED-Leiste sorgt für Licht beim Schnippeln und Kochen, das schmale Ausstellfenster lässt Gerüche sofort entweichen. Über der Arbeitsfläche gibt es Oberschränke mit unten angeschlagenen Türchen – typisch für Hubdachwagen. Untypisch, aber sehr gelungen sind die kleinen Gasdruckfedern an den Klappen. Sie sorgen für sanfte und geräuschlose Öffnung. Dass ein Hersteller solche Lösungen anbietet, zeugt nicht nur von hohem Qualitätsanspruch, sondern auch von vorhandener Campingerfahrung der Entwickler.

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Die Abdeckung der Spüle lässt sich als Schneidebrett nutzen –eine clevere Lösung, die man mittlerweile oft sieht. Zu Recht.

Weitere solche Details stellen die klappbare Zusatz-Arbeitsfläche am Ende der Küchenzeile und das dauerhaft schaltbare Licht im Einstiegsbereich dar. Klar wurde nicht das Rad neu erfunden, doch erleichtern solche aufmerksame Kleinigkeiten das Leben an Bord erheblich. Auch das Hubdach wurde sorgfältig zu Ende gedacht: Der Zeltstoff hat Dreiecksfenster mit Moskitonetzen, praktische Klettbänder, und der Aufstellmechanismus arbeitet präzise. Vier gefederte Sicherungshaken, zwei vorn und zwei hinten, sorgen dafür, dass der Fahrtwind das Hubdach keinesfalls aufreißen kann. Löblich ist, dass an ihnen nicht gespart wurde, denn manch renommierter Hersteller baut nur vorne solche Sicherungen ein.

Im Bug bietet der Kompakt Travel Platz für bis zu sechs Erwachsene um den großen Tisch herum. Der Ausblick aus der Sitzgruppe ist grandios, das Bugfenster hat selbsteinrastende Stützen, die ein Öffnen in drei Stufen ermöglichen. Der Umbau zum Längsbett geht leicht von der Hand, wenngleich die Bretter für das Fußende einfach im Stauraum gelagert werden und so während der Fahrt klappern können. Der Liegekomfort ist mächtig in Ordnung, das Bettgestell ist sehr stabil, dafür liegen die Matratzen auf einfachen Brettern. Am Kopfende sind zwei verschiebbare Lesespots und eine ebenfalls verschiebbare USB-Ladebuchse angebracht. Leider hat die Ablage unter dem Bugfenster keine Kante, sodass Brillenträgern mit unruhigem Schlaf morgens die wilde Suche nach der Sehhilfe droht.

Kip Kompakt
Frank Eppler
Selbst Camper mit Wohlstandsbauch können gemütlich sitzen.

Ein großes Plus ist das Bedienelement für alle Lichter, das gut erreichbar über dem Bett angebracht wurde. Auch die Fußbodenerwärmung lässt sich aus dem Bett heraus bedienen, da ihr Schalter zusammen mit einer Steckdose und den Reglern der Whale-Kombiheizung in direkter Reichweite, über der Ablage gegenüber der Küche, angebracht wurde. Ein weiterer Lichtschalter ist direkt neben der Tür platziert, sodass man auch beim Verlassen des Caravans alle Verbraucher auf einmal abschalten kann. Doch warum so schnell den Wagen verlassen, wenn wir noch nicht in der Heckdinette waren?

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Frank Eppler
So sieht die Dinette aus, wenn sie keine mehr ist. Bis 1,75 Meter Größe reicht das Bett locker aus.

Die zwei Sitze im Heck sind mit denselben Polstern bestückt wie die Sitzgruppe im Bug. Auch hier finden sich Hängeschränke mit unten angeschlagenen Klappen. Es ist erwähnenswert, dass jedes Fach eine kleine Kante besitzt, um das Sortieren und Suchen zu erleichtern. Möchte man die Dinette zum Kinder- oder Gästebett umbauen, hängt man die gut gesicherte Tischplatte aus, klappt das Tischbein hoch und legt die Platte in die Schienen der Sitztruhen. Küchenseitig, also in Fahrtrichtung links, ist das Kopfende, dort ist die Liegefläche größer.

Feste Toilette im Adventure

Kip Kompakt
Frank Eppler
Eine Campingtoilette sollte dabei sein. Hier sogar ein Luxusmodell mit Spülung.

In der Sitztruhe neben der Eingangstür können zum Beispiel Schuhe oder eine mobile Toilette verstaut werden. Wer partout nicht auf eine feste Toilette verzichten möchte, sollte zur Variante Adventure greifen. Diese trägt die Küchenzeile im Heck und hat gleich daneben eine Toilette verbaut, bietet allerdings nur zwei Schlafplätze und verzichtet auf die Dinette. Anders wären die 790 kg Leermasse des Kip Kompakt sicher nicht zu erreichen gewesen.

Und wenn doch, so hätte die Zuladung darunter gelitten. Denn an diesem Punkt schneidet der kleine Kip überraschend gut ab. Im Serienzustand darf der Kip Kompakt 210 kg an Ausrüstung und Gepäck mitnehmen, bucht man für 359 Euro die Auflastung auf 1,2 Tonnen dazu, steigt die mögliche Beladung auf sagenhafte 410 Kilogramm. Ein Wert, der aufhorchen lässt.

Kip Kompakt Travel (2023): Daten und Preise

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Frank Eppler
Der Kip Kompakt läuft trotz Federgewicht ruhig hinterher, selbst bei höheren Geschwindigkeiten. Seine Form ist elegant und aerodynamisch zugleich.
    • Grundpreis ab: 24.950 Euro
    • Länge/Breite/Höhe: 5,70/1,83/2,25 m
    • Zul. Gesamtgewicht: 1.000 kg
    • Schlafplätze: 2+1
    • Aufbau: Sandwichbauweise mit EPS-Isolierung. Hagelresistentes GfK-Dach, Alu-Seitenwände. Boden GfK-Sandwich. Integrierter Flaschenkasten mit Schmetterlingstüren. Einteilige Aufbautür.
    • Ausbau: Sperrholzmöbel mit Metallscharnieren und integrierten Gasdruckfedern, Metall-Hakenschnäpper mit Tasten an Oberschränken, Schubladen.
    • Bordtechnik: Kombiheizung von Whale, Dreiflammkocher, Frischwassertank 14L, Abwassertank 14 L, Absorberkühlschrank (Dometic) 70 L,Gasflasche 2 x 11 kg.
    • Chassis: Alko-Chassis mit Schräglenkerachsen, selbstnachstellende Bremsen, optionale Antischlingerkupplung Alko ATC.
    • Ausstattung:
      Auflastung von 1.000 kg auf 1.200 kg für 359 Euro
      Service-Paket (Reserverad, Wagenheber, Radschlüssel und Keile): 425 Euro
      Safety-Paket (Service-Paket plus Antischlingerkupplung): 655 Euro
      Comfort-Paket (bestehend aus Safety-Paket, Fußbodenheizung und Fliegengittertür): 1.595 Euro
    • Optionale Extras:
      silberne oder schwarze Alufelgen: 475–525 Euro
      zusätzliche USB-Ladeports: 40 Euro pro Stück
      De-Waard-Vorzelt: 2.450 Euro
      Sonnensegel von De Waard: 1.095 Euro
      Elektroboiler: 575 Euro
      Fußbodenheizung einzeln: 669 Euro
      Bordbatterie 100 Ah: 395 Euro
      Mover Alko Mammut: 2.950 Euro
      externe Steckdose 230 V: 185 Euro
      Fahrradträger: 795 Euro

Wertung

  • Schlafen: 3 von 5 Punkten
  • Sitzgruppe: 3,5 von 5 Punkten
  • Küche: 3 von 5 Punkten
  • Möbelbau: 3 von 5 Punkten

Fazit

Für wen lohnt sich also der Kauf von einem Kip Kompakt? Für Stubenhocker auf dem Campingplatz gewiss nicht, dafür hat er nicht ausreichend Platz und wenig Ausstattung. Aber all die, die tagsüber wandern, schwimmen, surfen oder durch die Stadt bummeln möchten, könnten in ihm den optimalen Begleiter finden. Denn mehr als ein Zelt auf Rädern ist er allemal. Und zwar viel mehr.

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