Voll ausgestattet soll der kompakte Basecamp 4 ein Verwandlungskünstler mit Transporttalent und jetzt sogar vier Schlafplätzen sein. Doch in der Praxis offenbart das Konzept Schwächen. Test.
Voll ausgestattet soll der kompakte Basecamp 4 ein Verwandlungskünstler mit Transporttalent und jetzt sogar vier Schlafplätzen sein. Doch in der Praxis offenbart das Konzept Schwächen. Test.
Nur einen halben Meter länger als der seit 2016 gebaute Sprite Basecamp 2 ist der neue Basecamp 4. Und doch hat er, die Zusatzzahl verrät es, zwei Schlafplätze mehr: Aus der schmalen Dinette hinten entsteht eine Etagenkoje.
Hinein in den 3,87 Meter langen Aufbau geht es auch beim 4er-Basecamp durch die 63 Zentimeter breite Hecktür. Damit ist sie weit genug, um Freizeitgerät wie Fahrräder, Kanus oder ein schmales Motorrad über die mit Riffelblech geschützte, 58 Zentimeter hohe Türschwelle in den Mittelgang zu bugsieren – das Transportieren stand von Anfang an im Lastenheft des Briten, der rundum aus mit PU gedämmtem GfK besteht.
Für große Fracht lassen sich sämtliche Sitzgelegenheiten aus stabilen Aluprofilen, die auch die Betten bilden, hochklappen und mit Riemen sichern. Weil die Bänke keinen Truhen-Unterbau haben, entsteht durchs Hochklappen ein breites Frachtabteil mit eingelassenen Zurrösen. Ebenfalls unkonventionell wird der Dachstauraum gestaltet: Statt geschlossener Oberschränke gibt es entlang der linken Seitenwand Fächer mit einem Einhängesystem für Taschen. Diese sind oben offen und lassen sich zum Beladen entweder entnehmen oder im eingehängten Zustand durch einen Reißverschluss beladen. Komplettiert wird das Stauraumangebot von einem schmalen Schrankmodul mit großer Tür. Dahinter verbirgt sich allerdings auch ein Großteil der Bordtechnik. Während Boiler und Heizrohre die untere Hälfte belegen, wird der eigentliche Stauraum in der oberen Hälfte von Elektroblock, Esstisch und Stockbettleiter eingeschränkt. Für vier Jacken reicht er jedenfalls nicht.
Im Wohnmodus zeigen sich die englischen Wurzeln des Basecamp überdeutlich: Die Dinette mit flexiblem Tischkonzept – der Esstisch aus dem Schrank wird nur bei Bedarf aufgebaut – füllt den Bug. Der in Großbritannien obligatorische Gasbackofen samt Toastfach fehlt natürlich auch nicht. Im Vergleich zum kürzeren Basecamp fällt die Bugdinette und folglich auch das Umbaubett schmaler aus (130 statt 189 cm) und eignet sich daher nur zum Querschlafen. Der Sitzkomfort ist dank tiefer Sitzflächen auf Lattenrosten gut, leidet aber unter den niedrigen Rückenlehnen. Sie geben so sehr nach, dass die Fensterrahmen unangenehm durchdrücken.
Flankiert wird die Sitzgruppe von der Küche rechts und dem 86-Liter-Unterbaukühlschrank links. Seine Oberseite dient zugleich als Platz für den Fernseher und ist mit insgesamt drei Steckdosen gut gerüstet. Die Küche selbst überzeugt mit einer tollen, weil großen Edelstahlspüle und einem wertigen Kocher samt Zündhilfe. Die recht knappe Arbeitsfläche kompensiert Sprite gekonnt durch eine klappbare Erweiterung. Dass es der Kombüse trotz fester Dachstauschränke im Ganzen etwas an Stauraum mangelt, bedingen der Backofen und die Tischplatte der Hecksitzgruppe, die ihren sicheren Reiseplatz im linken Unterschrank findet.
Überraschend großzügig ist das Bad im kompakten Aufbau. Gut abgedichtet und ausgestattet, beherbergt es eine Banktoilette mit eigenem Spültank und eine Dusche. Anlass zur Kritik geben lediglich der Mangel an Stauraum, der zu tief montierte Spiegel und die für Kinder unerreichbaren Lichtschalter an den Deckenlampen selbst. In einem Wagen mit Kinderbetten sollte das nicht sein. Für Erwachsene respektive Jugendliche sind die Etagenbetten, die durch einen ausgeklügelten Klappmechanismus aus der Heckdinette entstehen, schlicht zu klein: 1,72 Meter Länge misst die Pritsche unten, 1,78 Meter die oben. Und beide sind nur 55 Zentimeter breit. Auch die knappe Kopffreiheit macht keine Freude.
Die Bugsitzgruppe verwandelt sich wie erwähnt mit wenigen Handgriffen in eine 198 x 130 Zentimeter große Liegefläche. Ein vollwertiger Familiencaravan ist der Basecamp 4 also nicht, doch wer zu zweit reist, spart sich dank zweiter Sitzgruppe das Bettenbauen.
Licht und Schatten gibt es bei Aufbau, Technik und Verarbeitung. Während der holzfreie GfK-Aufbau, die Bordsteuerung via Panel und App sowie die üppige Serienausstattung aufs Punktekonto einzahlen, trüben Nachlässigkeiten bei der Verarbeitung und der Verzicht auf wichtige Sicherheitsausstattung das Bild nachhaltig ein. Zwar läuft der Sprite unbeladen narrensicher nach, dennoch ist ein Verzicht auf Stoßdämpfer und Anti-Schlingerkupplung nicht zeitgemäß und vereitelt dem teuren Briten zudem die 100-km/h-Zulassung.
Die kräftige, aber nicht sehr leise Unterflurheizung und der 8-Liter-Boiler, die beide wahlweise mit Strom, Gas oder einem Energiemix arbeiten, überzeugen. Gewöhnungsbedürftig ist derweil der Verzicht auf einen fest eingebauten Wassertank. Frischwasser gelangt ausschließlich mittels externer Tauchpumpe (Truma Ultraflow) aus einem Kanister in den Basecamp und wahlweise über die Außendusche auch wieder hinaus. Einen Strom- sowie einen Gasanschluss gibt es außen ebenfalls serienmäßig.
Auch außen gibt es Ausstattung satt: Gasanschluss, Außendusche und Steckdose sind serienmäßig.
Tisch und Etagenbett-Leiter haben einen festen Platz im Kleiderschrank. Allerdings ist er recht eng.
Wertige, stufenlos dimmbare Lesespots sind eine feine Sache – die sichtbare Kabelführung nicht.
Ausgerissene Stoffhalter und eine ausgehebelte Etagenbett-Basis spiegeln Verarbeitungsdefizite.
Der Verzicht auf Anti-Schlingerkupplung und Stoßdämpfer ist grundsätzlich nicht zeitgemäß.
Gesamtlänge/Breite/Höhe: 5,59/2,28/2,58 m
Zul. Gesamtgewicht: 1150-1300 kg
Schlafplätze: 2+2
Grundpreis ab: 26.195 Euro
Testwagenpreis: 26.195 Euro
Ausstattung des Testwagens (Auszug)
Karosserie
Möbel
Bordtechnik
Maximal 5 Punkte möglich
Lieber zu zweit – Obwohl der Basecamp 4 mit vier Schlafplätzen wirbt, ist das Etagenbett nur für Kinder geeignet. Wir würden sogar sagen: Der Basecamp 4 ist der komfortablere Zwei-Personen-Caravan, da die Bugdinette am Reiseziel einfach zum Bett wird – und Bett bleibt. Überzeugend ist der Mix aus üppiger Ausstattung, reisetauglichen Abmessungen und superflexiblem Raumkonzept. Verarbeitungsqualität und Sicherheitsausstattung sind dem enormen Grundpreis von 26.195 Euro jedoch nicht angemessen.