Einen Kabe kauft man nicht, weil man bei der Wohnwagensuche zufällig über ihn stolpert. Dafür gibt es erstens zu wenige Händler in Deutschland (das zu ändern hat sich Ex-Hobby-Vetriebsleiter Manfred Taedcke zur neuen Aufgabe gemacht), zweitens sind die Schweden in einer Preisklasse unterwegs, in die man nur vorstößt, wenn man etwas sehr Spezielles sucht: einen Slide-Out (Tabbert Cellini), eine amerikanische Alu-Ikone (Airstream) oder eben einen vollausgestatteten Ganzjahres-Caravan, der selbst im Polarwinter so gemütlich ist wie eine Blockhütte.
Dafür verbauen die Schweden als erster Hersteller eine Alde-Warmwasserheizung mit zwei Heizkreisen. Wohn- und Schlafbereich können so individuell temperiert werden. Damit die Wärme bleibt, wo sie hingehört, fertigt Kabe ein Sandwich mit Aluminium innen und außen, dämmt es mit 38 Millimeter XPS, heftet klimaregulierende Stoffbahnen an Wände und Decken und fügt alles mit Aluprofilen am Dach und belüfteten PU-Profilen am Boden zusammen. Holz? Nur am Boden. Frischluft strömt, falls die Fenster zubleiben müssen, über eine schnee- und einbruchsichere Wandklappe und dosierbare Bodenlüftungen. Der Imperial des Jahres 2021 hat deutlich helleres Holz bekommen – auch um in Deutschland noch besser Fuß zu fassen. Wie stehen die Chancen?
Wohnen
Davon, dass die Ausstattung erstklassig und der Luxus überbordend ist, muss man niemanden überzeugen, der sich bei einem der zwölf Kabe-Händler oder auf einer Messe in den Imperial getraut, ihn durchschritten oder sich aufs fast unwirklich weiche Bett oder in die opulente Sitzlandschaft geworfen hat. Schwieriger am Ende ist aber doch zu vermitteln, warum Preise zwischen 56.610 und 110.105 Euro aufgerufen werden. Ein wenig leichter machen den Einstieg die Baureihe Classic (32.890 bis 55.270 Euro) und die "Edelsteine" Briljant, Smaragd, Ametist und Safir (36.545 bis 48.640 Euro). Beim Royal sind wir dann schon wieder bei 46.040 bis 96.200 Euro. Gemeinsam haben alle Baureihen die kompromisslose Wintereignung dank Warmwasserheizung & Co. Die Unterschiede betreffen Aufbau, Möbelgestaltung und natürlich Ausstattung.

Der Supertest-Kandidat heißt Imperial 780 TDL FK, wobei FK für Frontküche und TDL ungefähr für "Toilette Dusche Large" steht, was das Großraumbad mit separater Dusche quer im Heck beschreibt. Fürs Bett gibt’s nur versteckte Codes: E8 steht für das rechts angeschlagene, 2,03 Meter lange und 1,46 bis 1,16 Meter breite Queensbett, an dessen Fußenden vier kleine Fenster ein Kreuzfenster simulieren – wer je hier gelegen und die Aussicht genossen hat, findet das nicht mehr albern. Alternativ und ohne Aufpreis stehen E2 (Einzelbetten), E5 (Längsdoppelbett) und E9 (Längsdoppelbett und Stockbetten daneben) zur Verfügung. E8 macht sich für einen breiteren Durchgang elektrisch kurz, wobei sich das Kopfteil aufstellt. Aber auch in Schlafposition schlüpft man noch zum Bad hinter der stabilen Schiebetür durch. Der Liegekomfort des Betts ist fantastisch. Ablagen, Nachttische und Steckdosen sind vorhanden und am Fußende lassen sich die Lichter des Wohnraums löschen und das Radio ausknipsen.
Wer aufs Klo muss, geht hier im Wortsinne auf die Keramik. Für eine ausgiebige Dusche in der neuen, soliden Kabine genügt der Boilerinhalt (10 Liter) der Heizung, der Frischwasservorrat von 40 Litern indes ist knapp. Besser noch als in den 70-Liter-Tank ist darum die Investition in den City-Wasseranschluss. Für 480 Euro gibt es einen zusätzlichen elektrischen Durchlauferhitzer. Während das Duschwasser über einen Schlauch ins Freie fließt, münden Spül- und Waschbecken in den Abwassertank, der auch ausgeschleift werden kann.
Also ziehen wir uns den im Bad elektrisch oder passiv im Kleiderschrank vorgewärmten Bademantel an und schreiten über PVC oder Teppich zur erstklassig gepolsterten Sitzgruppe, die aus einer Längssitzbank, einem gegenüber postierten Sessel samt Fußschemel und einer großen, in alle Richtungen verschiebbaren Tischplatte besteht und schlicht erstklassig ist. 2018 monierten wir, dass die Polster nach der Fahrt verstreut im Gang liegen. Nun hat Kabe sein Versprechen wahr gemacht und sie mit Gurten gesichert. Nicht mehr als eine Wimper in der Suppe ist die Tatsache, dass offene, schnell erreichbare Ablagen im direkten Umfeld der Sitzgruppe Mangelware sind.

Die Bugküche des Imperial, die es auch mit weißer Front gibt, liegt unter zwei großen Fenstern. Auch hier hat sich was getan, denn das untere lässt sich jetzt öffnen. Kochdunst saugt die starke Abzugshaube ab, ihn produzieren zwei ultraschnelle 230-Volt-Induktionskochstellen und zwei Gasflammen. Gasgrill und -backofen sind ebenso da wie eine Mikrowelle. Im Auszug unterhalb des zweiseitig zu öffnenden Kühlschranks sind zwei Mülleimer untergebracht, ein Schneidbrett aus Holz steckt gesichert über dem Eckschrank, in dem sich ein zweistöckiges, stabiles Topfkarussell verbirgt. So steht trotz der vielen Einbaugeräte ausreichend Stauraum zur Verfügung. Kritikpunkt: Die Arbeitsplatte besteht aus zwei Teilen, im Stoß dazwischen kann sich unserer Meinung nach Schmutz festsetzen. Mit Ausnahme kleiner Ungenauigkeiten bei den Klappenfluchten ist der Imperial auf hohem, aber nicht exzellentem Niveau verarbeitet. Auch hier scheint die Priorität auf Stabilität und Funktion zu liegen, was zweifelsfrei wichtig und auch richtig ist.
Beladen & Fahren

Ohne Skiauszug wäre der Imperial kein Kabe – Platz für die Kunststoffwanne ist zwischen Küche und Gaskasten. Mangel an Stauraum kann man dem 780 nicht vorwerfen, auch wenn verstreut unter sämtlichen Sitzmöbeln die opulente Bordtechnik residiert. Unter dem Queensbett steht der Abwassertank, trotzdem ist dieser beleuchtete, recht flache Stauraum der größte im Wagen. Zu erreichen ist er von innen durchs federleichte Anheben des Rosts und von außen durch die breite Serviceklappe. Alle Dachstauschränke haben unsichtbare Schlösser, der tiefe Wäscheschrank mit fünf höhenverstell- und herausnehmbaren Fachböden eine Kleiderstange zur flexiblen Nutzung, der beheizte Kleiderschrank Hängekörbe. Eine ebenfalls beheizte Garderobe neben dem Eingang verbirgt sich hinter einer Tür, eine Schublade mit Abtropfschale im türseitigen Schenkel der Sitztruhe. Im Heckbad kommen die Hygieneutensilien selbst für lange Aufenthalte locker unter. Und dann ist da noch die Kommode zwischen Eingang und Einzelsessel – und die gigantische Bugküche. Obwohl Mikrowelle, Backofen und Panoramafenster Staufächer vereiteln, kommt selbst das Equipment engagierter Köche unter.
Eng könnte es dann mit der Stützlast werden. Doch der Bolide ist top austariert, rollt auf ausgewuchteten Rädern und legt so für seine Größe eine erstaunliche Performance hin. Die optionale Auflastung auf 2,8 Tonnen erscheint unnötig. Doch Tandem-Mover und Markise knabbern, wenn vorhanden, 100 Kilo Zuladung ab.
Technik

Allein die Aufzählung aller Technik-Komponenten würde den Rahmen dieses Textes sprengen. Also sprechen wir über Funktionen. Die leistungsfähige Lichtanlage, deren Komponenten tadellos eingebaut sind, kann vom zentralen Farbbildschirm aus geschaltet und gedimmt und mit einem Fingertipp als Mood-Light inszeniert werden. Klar muss man sich mit dem Kabe etliche Stunden auseinandersetzen, um alle Komponentenfunktionen zu kennen, was die klar gekennzeichneten Icons auf dem Smart-D-Bildschirm aber vereinfachen. Dann aber freut man sich über warme Füße und warme Handtücher, über voll tönende Lautsprecher samt digitalem Empfang, die Möglichkeit, Frisch- und Abwasser per Tastendruck zu entsorgen und vom Füllalarm überwacht nachzutanken, über das konkurrenzlose Raumklima individuell temperierter Bereiche und Böden, über die Induktionskochfelder, die alles binnen Minuten zum Kochen bringen, über die Mikrowelle für den Snack zwischendurch, den Ofen samt Grill, 14 Steckdosen, neun USB-Ports, die induktive Ladestation für Telefone, den starken Zentralstaubsauger und die Dachklimaanlage.
Beim Abstellen des Kabe aktiviert man die Fahrbeleuchtung, beim Flaschentausch die Gaskastenbeleuchtung und bei der Abreise die priorisierte Energie fürs programmierte Wiederaufheizen vor dem nächsten Besuch. Für die Zusammenführung aller Komponenten hat Kabe Glasfaserprofile und elektronische Steuergeräte entwickelt. Das alles ist, Stand heute, einmalig. Und trotzdem wünscht man sich etwas mehr Raffinesse bei der Verlegung der Kabelstränge, wenngleich im Falle eines Defektes alles schnell erreichbar ist. Selbst für den Klapp-Gaskastendeckel mit der hohen Ladekante hat Kabe eine Erklärung: Die Scharniere sparten Platz und der Deckel sei geprüft schnee- und wasserdicht.
Lichtcheck

Die Sitzgruppe wird sehr gleichmäßig beleuchtet, schrammt knapp an einer grünen Ampelbewertung vorbei. In der Küche liefert der Kabe ein Top-Ergebnis ab. Nur in den Ecken schwächelt er minimal. Trotzdem: Klar grün. Mit Deckenleuchte und sehr starken Spots ist das Kabe-Schlafzimmmer heller als viele andere. Ergebnis: grün. Im Bad zwar nicht super-hell, aber absolut praxisgerecht. Noch besser: die Dusche. Drum auch hier: grün.
Das fiel uns auf
2018 flogen die schweren Polster noch quer durch den Wagen, jetzt sind sie mit Gurten fixiert.
Neun USB-Steckdosen hat der 780 – und zusätzlich diesen Induktionsladeplatz für mobile Endgeräte.
Die hohe Ladekante stört am Gaskasten. Dafür hat er herausnehmbare Gummimatten.
Ein Stoß in der Küchenarbeitsplatte sollte nicht sein. Das haben wir aber 2018 schon bemängelt.
Kleinlich? Nein, wir sprechen von über 80 Mille: Da möchte man Traum-Dichtungsraupen sehen.
Nachgefragt
Manfred Teadcke, Area Sales Manager bei Kabe, nimmt Stellung ...
... zum Stoß in der Küchenarbeitsplatte: Weil die Frontküche von Seitenwänden begrenzt wird, ist dieser Stoß erforderlich. Er erleichtert die Montage und im Falle einer Beschädigung auch den Austausch der Arbeitsplatte. Der Stoß wird versiegelt, so dass weder Schmutz noch Flüssigkeiten eindringen.
... zum Alu- statt GfK-Dach: Die Seitenwände bestehen außen und innen aus Alu. Mit dieser iWall-Technologie gewährleisten wir gute Isolation und Wärmeverteilung im Innenraum sowie die gleichmäßige Wärmeausdehnung des Aufbaus. Durch die Verwendung von Aluminium stellen wir sicher, dass unser Dach denselben Wärmeausdehnungskoeffizienten hat wie unsere Seitenwände. Hierdurch vermeiden wir Spannungsrisse. Des Weiteren wird für die speziell von Kabe entwickelte Abdichtung zwischen Seitenwänden und Dach das Dachblech über das Blech der Seitenwände gebogen. Diese erprobte und sehr haltbare Abdichtung wäre bei der Verwendung von GfK nicht möglich.
Preise

Was finden wir auf der Suche nach 80.000 Euro? Ein enormes Ausstattungsniveau, einen Aufbau aus teuren und teils selbst produzierten Materialien (z. B. Fensterrahmen), der schon steht, bevor die Möbel reinkommen – die bedächtige Fertigung in Schweden macht die Sache nicht billiger. Dann sind da noch viele technische Sonderlösungen zur Belüftung und Klimatisierung. Man muss außerdem wissen, dass die Marke alle neuen Modelle in der eigenen Klimakammer etlichen Extremtests unterzieht. Ein Kabe, so das Versprechen, funktioniert auch unter widrigsten Bedingungen. Zudem werden Unterboden und Chassis mit Quertraversen versteift, um hohe Schneelasten und Kilometerleistungen zu überstehen. Was wir nicht finden: den unbedingten Willen zur Perfektion, ein GfK-Dach und liebevolle Details, die man anschauen und anfassen möchte. Aber: Ein Tabbert Cellini, per Optionen ansatzweise auf das Ausstattungsniveau des Imperial getrimmt, kostet 75.655 Euro, hat aber bei Weitem keine so auf Winter spezialisierte und vollständige Ausstattung.
Grundpreis: 83.020 Euro
mit TÜV und Zulassungsbescheinigung II (990 Euro)
Testwagenpreis: 84.455 Euro
Die Baureihe Kabe Imperial
Preise: 37.644–108.795 Euro
Aufbaulängen: 5,50–9,40 m
Gesamtgewichte: 2000–2650 kg
Max. Auflastungen: 2800 kg
Basis-Grundrisse: 16
Aus 16 Basis-Grundrissen von 7,67 bis 11,57 Meter (!) Gesamtlänge besteht die Top-Baureihe Imperial. Ab dem 600 TDL lassen sich alle Modelle mit vier bis sieben Flexline-Möbelmodulen, hinter denen sich unterschiedliche Bettformen und -anordnungen verbergen, individualisieren. Die Auswahl wächst somit auf eine enorme Anzahl von Grundrissen. Nur die Modelle 560 XL und FK, die mit kompakteren Luxuscaravans wie Eriba Nova, Fendt Diamant und Tabbert Puccini konkurrieren, muss man quasi nehmen, wie sie sind. Alle Imperial sind 2,50 Meter breit und mit Warmwasserheizung & Co. technisch prall und hochwertig ausgestattet.
Wertung
Wohnen – 4,2 Punkte
Riesige, sehr bequeme beige Sitzgruppe mit großem, verschiebbarem Tisch.
Top ausgestattete Küche mit hochwertigen Geräten inkl. Induktionskochplatten. Viel Stauraum, viel Licht.
Große Dusche, viel Platz im Bad und rund um die Keramik-Toilette.
Solider Möbelbau mit mechanischen Verschlüssen an allen Klappen und Türen.
Bett verjüngt sich schon ab Kopfbereich gleichmäßig bis auf 1,16 Meter.
Stoß in Küchenarbeitsplatte.
Nicht überall perfektes Finish.
Beladen – 4,7 Punkte
Stauräume mit indirekter Beheizung und Abtropfschale, Einhängekörben etc.
Schon ohne Auflastung praxisgerechte Zuladung.
Praktische Skischublade – auch für andere Dinge geeignet.
Gefahr von überschrittener Stützlast.
Viele Stauräume durch die üppige Bordtechnik belegt, z. B. Sitztruhen.
Fahren – 3,5 Punkte
Elektronisches Stabilisierungssystem (Alko ATC) serienmäßig.
Tragfähige Markenreifen, ausgewuchtete Räder.
Reifendruckangaben nur in Bordunterlagen zu finden.
Reifen schon ein Jahr alt, keine Stützlastwaage.
Technik – 4,1 Punkte
Enormes Technik-Ausstattungsniveau.
Sehr aufwendige, helle und dimmbare Lichtanlage.
Exzellente Wintereignung durch isolierte Tanks, Warmwasserheizung, Fußbodenheizung und Dämmung.
Kein Hagelschutz durch GfK-Dach.
Preis & Service – 3,6 Punkte
Immerhin sieben Jahre Dichtheitsgarantie.
Hoher Grundpreis relativiert sich im Wettbewerbsvergleich.
Sehr kleines Händlernetz in Deutschland und im südlicheren Europa.
Diverse wichtige Dinge kosten trotz der Top-Ausstattung Aufpreis.
Fazit
Aktuell konkurrenzlos – Für ein paar freie Tage im Jahr braucht man keinen Caravan für über 80.000 Euro. Doch Campern, die Zeit und Geld haben, offeriert Kabe ein luxuriöses Saisondomizil, das in allen Klimazonen brilliert und selbst vor dem Reisen nicht zurückschreckt – in dieser Form ist das aktuell konkurrenzlos in Deutschland. Funktion und Robustheit kommen bei Kabe vor Finesse und Show. Der Schwede ist schick und solide, aber keine Preziose. Bei genauer Betrachtung relativiert sich sogar der Preis: Versuchen Sie mal, den Tabbert Cellini 655 auf das Ausstattungs- und Technikniveau des Imperial zu hieven. Erstens schaffen Sie es nicht, zweitens kostet auch er dann 75.600 Euro. Ein Airstream ist ohnehin satt dreistellig.