Mit Queensbett und Zentral-Raumbad hebt sich der ab Werk voll ausgestattete Brite von der Masse ab. Aber nicht nur dadurch. Der Test zeigt alle Besonderheiten – die guten und weniger guten.
Mit Queensbett und Zentral-Raumbad hebt sich der ab Werk voll ausgestattete Brite von der Masse ab. Aber nicht nur dadurch. Der Test zeigt alle Besonderheiten – die guten und weniger guten.
Die Marke Sprite sagt Ihnen noch nichts? Kein Wunder, mit nur 13 Händlern in Deutschland sind die Caravans des englischen Marktführers hierzulande (noch) Exoten. Sein für 2019 überarbeitetes Flaggschiff der Cruzer-Baureihe ist uns dennoch aufgefallen, was in erster Linie am außergewöhnlichen Grundriss liegt: Ein Raumbad in der Fahrzeugmitte findet man sonst nämlich eher in Reisemobilen – nach einem zentralen, deckenhohen Waschtisch dürfte man aber selbst dort lange suchen. Dank dieser Aufteilung bietet der Cruzer im Grunde eine Zweiraumlösung auf komfortablen 12,5 Quadratmetern.
Bei der Ausstattungs- und Preispolitik machen es die Briten sich und ihrer Kundschaft denkbar einfach: Denn den Cruzer gibt es quasi nur mit Vollausstattung, und das für 27.995 Euro. Die einzigen Extra-Positionen in der Preisliste sind das Antischleudersystem ATC (685 Euro) und die Auflastung von 1.600 auf 1.750 Kilogramm für 235 Euro. Der solide, holzfreie GfK-Aufbau ist somit ebenso Serie wie die üppige Komfortausstattung im Inneren. Auch dass die Frachtkosten schon inkludiert sind, überrascht, denn bei den meisten Mitbewerbern findet sich diese Position im Kleingedruckten am Ende der Preisliste. Kurz: In Summe passt das Preis-Leistungs-Verhältnis des 520 SR trotz seines auf den ersten Blick hohen Grundpreises.
Typisch britisch füllt die obligatorische Längsdinette unter der mehrteiligen Bugverglasung den Wohnbereich des Cruzer. Sie zählt ebenso zum Insel-Schick wie die dicken rustikalen Polster mit Steppknöpfen und farblich abgestimmten Vorhängen. Wer einmal auf den tiefen Sitzflächen mit Lattenrost im Unterbau Platz genommen hat, versteht, warum der Sitzkomfort zu den Highlights des Cruzer gehört.
Lob gibt es auch für das Tischkonzept: Zu zweit reicht meist die ausziehbare Fläche der Bugkommode. Der Verzicht auf einen festen Tisch schafft Luft zwischen den Bänken und lässt den Wohnbereich trotz reisetauglicher 2,25 Meter Aufbaubreite größer wirken. Kündigt sich Besuch an, kommt der große Klapptisch zum Einsatz. Er steht ansonsten gut gesichert im linken Heck-Kleiderschrank.
Weitere Besonderheit: Sowohl die Möbel als auch die Längsdinette haben ein Grundgerüst aus stabilen, leichten Kunststoffrahmen. Schade nur, dass die solide Konstruktion hier und da durch fehlende Verarbeitungspräzision und Liebe zum Detail konterkariert wird.
Etwas eng, aber erstklassig ausgestattet präsentiert sich die Kombüse. Bereits beim Einstieg fällt der Blick auf die große Herd-Backofen-Kombi und die Mikrowelle im Oberschrank. Zum Kochen und Braten gibt es drei Gasflammen und eine 230-Volt-Kochplatte. Eine Etage tiefer befinden sich ein Toastfach und der Backofen. Vor dem Hintergrund dieser prallen Ausstattung enttäuscht der einfache Unterbaukühlschrank mit nur 99 Litern Nutzinhalt. Zudem belegt er gemeinsam mit dem Ofen nahezu den gesamten Unterschrank. Für Besteck und Kochutensilien bleiben so nur ein schmaler Schrank mit ausziehbarem, zweigeteiltem Besteckeinsatz sowie das Klappenstaufach unterhalb des Ofens. Knapp geht es auch auf der Arbeitsfläche zu, was sich durch eine ausklappbare Erweiterung aber kompensieren lässt. Dank zweier Steckdosen darüber ist die Küche gut für Elektro-Kochutensilien vorbereitet.
Die Lichtsteuerung gibt dagegen Rätsel auf: Die Küchenbeleuchtung samt schick hinterleuchteter Rückwandblende reagiert nämlich ausschließlich auf einen Schalter neben der Eingangstür. Der Schalter an der Küchenrückwand selbst steuert ausschließlich das Ambientelicht der Sitzgruppe. Für zusätzliches Licht auf der Arbeitsfläche lässt sich eine Lichtleiste zuschalten. Deren Kabel sind aber so unsauber verlegt, dass sie bei geöffneter Mikrowelle störend ins Auge stechen. Ärgerlich sind auch hier ungleichmäßige Möbelpassungen und eine aufklaffende Klebe-Verbindung im Spalt neben dem Ofen des Testwagens.
Absoluter Eyecatcher des 520 SR ist unbestritten sein Waschtisch im Zentrum. Mit großem, gut ausgeleuchtetem Spiegel und schicker Mischarmatur bleibt eigentlich nur der Wunsch nach mehr Abstellfläche rund ums Waschbecken offen. Diese findet sich etwa eine Armlänge entfernt in zwei Fächern über dem WC. Letzteres punktet mit guter Nutzbarkeit und eigenem Spülwassertank. Ein Manko des ansonsten für Rechtsverkehr angepassten Grundrisses ist jedoch das Kassettenfach auf der Vorzeltseite. Wie in Raum- und Heckbädern üblich, hat auch der 520 eine feste Dusche. Sie profitiert wie der Rest der Wasseranlage von einer kräftigen Druckpumpe und macht bis auf die hakelige Plexiglas-Duschtür einen guten Eindruck.
Als Wasserreservoir dienen entweder der interne 38-Liter-Frischwassertank in der Bugkommode oder, wie auf den britischen Inseln üblich, ein externes Rollfass, das mit einer externen Pumpe nachfüllt oder den Wagen direkt versorgt. Kehrseite des aufwendigen Wassersystems ist die komplizierte Reinigung des schwarz eingefärbten Wassertanks, da zuvor der obere Teil der Bugkommode und der über dem Tank befindliche Rollrost weichen müssen. Das Schwarz erschwert die Tankreinigung zusätzlich, weil man Dreck im Tank schlechter sieht.
Das Heck des 520 SR füllt ein von Kleiderschränken gerahmtes, 1,94 mal 1,45 Meter großes Queensbett mit dicker, bequemer Memoryschaummatratze. Leseratten und Fernseheulen freuen sich über die gepolsterte Rückwand in Kombination mit hellen, blendfreien Lesespots und den zweiten TV-Halter an der Waschtischrückwand am Fußende des Bettes. Schade: Lichtschalter, Steckdose und eine größere Ablagefläche vor dem Kleiderschrank gibt es nur auf der rechten Bettseite. Dafür ist hier der Unterschrank nur eingeschränkt nutzbar. Der Grund ist ein positiver: Denn die zweite Funktion des Unterschranks ist die als Durchreiche zwischen der Außenklappe und dem großen Bettstaukasten. Weiterer Raum fürs Reisegepäck findet sich in der rechten Dinetten-Sitztruhe.
Der Gaskasten ist solide, für Transportaufgaben aber trotzdem kaum geeignet. Das liegt zum einen an der hohen Stützlast des Cruzer 520 SR, zum anderen an der unpraktisch engen Ladeöffnung.
Aufbau und Bordtechnik sind voll auf der Höhe der Zeit. So verspricht der holzfreie GfK-Aufbau mit XPS-Isolierung Langlebigkeit und größtmöglichen Schutz vor Wasserschäden. Davon selbst überzeugt, gewährt Sprite zehn Jahre Dichtigkeits-und ganze drei Jahre Herstellergarantie.
Neu in der Cruzer-Generation 2019 ist das Swift-Command-Bedienpanel mit großem Touchscreen über der Eingangstür. Es unterstützt sowohl die Steuerung via Bluetooth als auch die Fernsteuerung über das Mobilfunknetz. Und auch wenn sich Radio und die neue Truma-Combi-6E-Heizung des Testwagens aktuell noch nicht ansteuern lassen, sind diese Funktionen doch vorgesehen.
Die Arbeitsfläche rechts neben der Spüle lässt sich dank ausklappbarer Erweiterung vergrößern.
Mit Außenantenne und Bluetooth am Radio ist serienmäßig für musikalische Unterhaltung gesorgt.
Offen und chaotisch verlegte Stromkabel sind im Cruzer an mehreren Stellen zu finden.
Hakelige Schließe: Falsch ein-gestellt, schließt die Bugklappe nicht sauber.
Alle Angaben (l x b bzw. b x h x t)
Karosserie
Möbel
Bordtechnik
Englische Landjacht
Die üppige Ausstattung relativiert den Anschaffungspreis des Sprite Cruzer. Auf der Habenseite stehen der holzfreie, solide GfK-Aufbau, die reichhaltige Küchenausstattung und nicht zuletzt die starke Heizung Truma Combi 6E samt Autarkvorbereitung. Nicht überzeugend ist die Verarbeitung. Mit hervorstehenden Klappen und schiefen Passungen lässt der Cruzer Federn – trotzdem mag man ihm diese Schwächen auf den herrlich bequemen Polstern der Dinette gern verzeihen. Und: Er hat ja drei Jahre Garantie.