Über 26.000 Euro kostet der Einzelbettwagen mit GfK-Aufbau, Variobad und Kühlschublade. Rechtfertigen Qualität und Konzept des Franzosen den Preis? CARAVANING testet den brandaktuellen 542 LJ.
Über 26.000 Euro kostet der Einzelbettwagen mit GfK-Aufbau, Variobad und Kühlschublade. Rechtfertigen Qualität und Konzept des Franzosen den Preis? CARAVANING testet den brandaktuellen 542 LJ.
Sterckeman und Caravelair feiern in der Saison 2022 Geburtstag: Sterckeman wird 75 Jahre alt, Caravelair 60. Passend dazu bringen beide französischen Marken aus dem Trigano-Imperium, deren Modellprogramm sich nur in optischen Nuancen unterscheidet, eine spannende Neuerung: ein raumsparendes Variobad, dessen Dusche ohne Vorhang auskommt und darum eine komfortable, weil gut nutzbare Alternative zu raumintensiven Bädern mit fester Duschkabine sein soll.
Zur Saison 2022 ist das Variobad in den neuen Caravelair-Modellen Artica 540 und 542 sowie in den Sterckeman-Evolution-Grundrissen 540 CP und 542 LJ zu haben. Letztgenanntes Einzelbettenmodell konnten wir bereits kurz nach seiner Präsentation für diesen Test ergattern.
Schon von Weitem stellt der Wagen seinen hochwertigen IRP-Aufbau (Insulation, Resistance, Protection) zur Schau, hebt sich mit seinen glatten GfK-Seitenwänden im Farbton Taupe von der weißen Masse ab. Unter dem GfK, das übrigens auch den Rest des Aufbaus bekleidet, kommt eine feuchtigkeitsresistente, geschlossenporige XPS-Isolierung mit einem Kombi-Gerüst aus PU- und Holzleisten zum Einsatz.
Aber zurück zum Sichtbaren: Komplettiert wird der hochwertige Eindruck von Dometic-Rahmenfenstern, schwarzen Alufelgen und einer elektrisch ausfahrbaren Trittstufe. Ihretwegen gelingt der Einstieg selbst mit Gepäck gut, da die Aufbautür 1,70 Meter hoch und trotz der Verengung durch die Moskitotür an der schmalsten Stelle immer noch 54 Zentimeter breit ist.
Die große U-Sitzgruppe im Bug ist durch insgesamt fünf große Fensterflächen hell und einladend – und das trotz des schwarzen Bodens und der dunklen Dachschrankklappen. Besonders auffällig sind der angenehm große Öffnungswinkel des neuen Panoramafensters und die stabile Tischkonstruktion mit festem Fuß. Ganz ausgestellt gibt das Panoramafenster den Blick in den Himmel frei und sorgt gemeinsam mit Bug-, Seiten- und Dachfenster für eine exzellente Durchlüftung.
Gegessen wird auf einer 82 x 82 Zentimeter großen Tischplatte, welche auf einem verschraubten Teleskopfuß ruht. Entsichert lässt sie sich variabel verschieben und in der Hälfte klappen. Das erleichtert den Zugang zur Sitzgruppe. Allerdings sollte man beim Zurückklappen tunlichst an die ausziehbare Auflage der Tischplatte denken.
Beim Sitzkomfort überzeugt die Rundsitzgruppe nicht restlos: Während die Tiefe und die aufgepolsterten Oberschenkelauflagen der Sitzflächen angenehm sind, dürften die Rückenlehnen etwas höher sein. Gleiches gilt für die frei platzierbaren Kopfstützen, die bei Erwachsenen eher den Schulterbereich stützen.
Über eine fehlende Höhenverstellung des Kopfbereiches kann man in den Einzelbetten nicht klagen. Wohl aber über den Montageort des Fernsehers. Etwa 15 Zentimeter weiter rechts montiert wäre sein Bild auch von den Betten aus gut zu sehen. Dafür findet die Nachtlektüre reichlich Ablagefläche auf dem Nachttisch oder in den zahlreichen Ablagen unter den Dachschränken.
Zum Laden von Tablets oder Smartphones gibt es eine Steckdose neben den gut erreichbaren Lichtschaltern oder je einen USB-Anschluss in den Leseleuchten. Kritikwürdig ist hier lediglich die Höhe der Lichtschalter, die mit dem Zusatzpolster kollidieren.
Einen Kühlschrank gibt es nicht in der Küche des 542 LJ – dafür eine große 150-Liter-Kühlschublade im Unterbau. Mit Kompressortechnik ist sie zwar auf Strom angewiesen, kühlt ihren Inhalt im Vergleich aber schneller und vor allem auch bei großer Hitze zuverlässig herunter. Der von der Kühlschublade beanspruchte Platz im Unterbau wird von einem kompakten, aber tiefen Schränkchen links davon kompensiert.
Blickfänge der Küche sind ein schmaler Tresen und die edle Spülenarmatur. Etwas ärgerlich ist die Position der einzigen Steckdose, da sie sich links auf Höhe des Herdes anstatt rechts oberhalb der Stellflächen befindet.
Apropos ärgerlich: Dass die Dachschrankklappen am insgesamt soliden Möbelbau allesamt kein Softclose haben, verwundert angesichts des hohen Ausstattungsniveaus. Dass sie nach dem Öffnen aber halb durchhängen oder, wie in der Küche, von selbst zufallen, liegt hoffentlich am frühen Produktionsstadium des Testwagens. Gleiches gilt für das Finish von Kanten und Spaltmaßen sowie das teils unsauber aufgebrachte Klebeband. Das soll eigentlich die Stöße zwischen den Sperrholz-Innenverkleidungen kaschieren, doch durch Wellen und abgelöste Stellen zieht es Blicke eher an.
Bis auf den schwer zu reinigenden Spalt hinter der Drehtoilette gibt es im Bad kaum Kritikpunkte. Ganz im Gegenteil: Der von einem Magneten gehaltene Waschtisch samt großer Spiegelflächen macht einen sehr soliden Eindruck. Er schwenkt leichtgängig und gibt in der Duschposition eine ansprechend hinterleuchtete Duschsäule frei.
Zusammen mit der wasserdichten Lamellenschiebetür entsteht so eine großzügige Dusche, die sich dank Citywasser-Anschluss und 10-Liter-Warmwasserreservoir in der Combi-Heizung vernünftig nutzen lässt. Für die notwendige Be- oder Entlüftung sorgt eine große Dachluke mit elektrischem Lüfter. Als Ablagen stehen ein kompaktes Schränkchen und ein Regal über dem Klo bereit.
Mit 2.490 Euro ist das üppige Premium-Paket zwar kein Schnäppchen, dennoch ist das Geld gut angelegt: Nahezu alle Bereiche im Evolution profitieren von den enthaltenen Extras. Dank der im Paket enthaltenen Auflastung auf 1.800 Kilogramm zulässige Gesamtmasse holt der 542 LJ Bestnoten durch seine Zuladung von über 330 Kilogramm. Da kommt das üppige und gut nutzbare Stauraumangebot in Betten, Sitztruhe und bodentiefem Kleiderschrank gerade recht.
Zeitgemäße Bordtechnik gibt es in Form der I-Net-Box, eines einfachen Bedienpanels – leider ohne Hauptschalter – und von vier USB-Anschlüssen in den Leseleuchten, wobei einer davon nicht nutzbar ist. Unter Luxusausstattung verbuchen wir die Außensteckdose, die elektrisch ausfahrbare Trittstufe, eine Außendusche sowie den Gasaußenanschluss. Die Innenbeleuchtung ist in Teilen dimmbar, strahlt aber sehr kaltes Weißlicht aus.
Vermeidbare Patzer leistet sich der Streckeman im Kapitel Fahrsicherheit, denn die Traglast der günstigen Reifen entspricht exakt dem zulässigen Gesamtgewicht von 1,8 Tonnen. Reserven? Nur die jeweilige Stützlast. Apropos: Die gemessene Leerstützlast ist hoch, und die Bremsen haben keine Selbstnachstellung.
Am robusten GfK-Unterboden ist das Reserverad gewichtsgünstig achsnah untergebracht.
Strom- und Gasanschluss sind ebenso an Bord wie eine Außendusche auf der Fahrzeugrückseite.
Infos und Funktionen lassen sich gut ablesen und steuern. Ein Hauptschalter für das Licht fehlt.
Aus Gründen der Symmetrie zeigt der USB-Ladeanschluss links zur Bugwand und ist nicht nutzbar.
Bei zusammengeschlossenen Einzelbetten blockiert und bedient das Zusatzpolster die Lichtschalter.
Karosserie
Aufbau: Sandwichbauweise mit XPS-Schaumisolierung. Dach GfK (30 mm), Seitenwände GfK (29 mm), Bug/Heck GfK. Boden GfK-Sandwich (40 mm). Deichselkasten aus ABS, einfacher Klappdeckel. Einteilige Aufbautür 170 x 60 cm mit Fenster und Mülleimer, Einstiegshöhe mit elektrischer Trittstufe 22 cm. Serviceklappe Bug 74 x 29 cm, Serviceklappe Heck 95 x 34 cm.
Anbauteile: dreiteiliger Heckleuchtenträger, Deichselabdeckung, Alufelgen,Reserveradhalterung am Unterboden, Fahrradträgervorbereitung. Bugelemente aus ABS, aufgesetzte Rangiergriffe an Bug und Heck.
Fenster/Hauben: 5 Ausstellfenster mit Rastaufstellern, Sperrknöpfen und Duoplissee-Verdunkelung. Bug- und Panoramafenster. Dachfenster 85 x 54 cm, Dachluke 36 x 32 cm mit elektr. Lüfter im Bad.
Möbel
Material/Beschläge: Sperrholzmöbel mit Metallscharnieren, integrierten Federaufstellern und Schnapphaken-Verriegelung, Pushlocks an Küchenunter- und oberschränken, Schubladen mit Selbsteinzug). Schnapphakenriegel am Schrank, Magnetstreifenverriegelung an Lamellen-Badtür.
Bordtechnik
Gas/Heizung: Gasheizung Truma Combi 6E, 12-Volt-Gebläse, 4 Ausströmer (Sitzgruppe, Eingang, Bad, Betten), Gas-Außensteckdose.
Wasseranlage: 50-Liter-Frischwassertank, Tauchpumpe, City-Wasseranschluss und Außendusche.
Elektrik: Umformer Nordelettronica NE324, 270 W. 5 Steckdosen (TV-Platz, Sitzgruppe, Küche, Bett, außen). 12-V-Steckdose außen. 4 x USB in den Leseleuchten. Bedienpanel, Rauchmelder, I-Net-Box.
Beleuchtung: 2 dimmbare Deckenleuchten, 3 Spots an Sitzgruppe, Leuchtstab und 2 Deckenleuchten als Küchenlicht, 2 Deckenspots im Bad, hinterleuchtete Duschsäule. Ambientelicht in Wohn- und Schlafbereich, je 2 Schwanenhalsleseleuchten an Sitzgruppe und Betten, Vorzeltleuchte.
Küchenausstattung: Dreiflammkocher mit Zündhilfe, Rundspüle mit abgesetztem Hebelmischer, zweiteilige Glasabdeckung. Kühlschublade Isotherm SP684 mit 150 Liter Nutzinhalt und 20 Liter Gefrierfach.
Sanitär: Thetford-Drehtoilette C262. Waschbecken mit Hebelmischer.
Schlafplätze: 2+2
Zul. Gesamtgewicht: 1.500 kg
Gesamtlänge/Breite/Höhe: 6,95/2,30/2,58 m
Grundpreis ab: 26.290 Euro
Testwagenpreis: 32.260 Euro
Ausstattung des Testwagens (Auszug)
Mut zur Innovation: Die Mischung aus GfK-Aufbau und luxuriösem Ausstattungsniveau mit Premium-Paket relativiert den hohen Testwagenpreis. Vom Mut, neue Ideen wie Variobad, Kompressorkühlschublade und das weit öffnende Panoramafenster umzusetzen, dürfte sich die etablierte Konkurrenz gern eine Scheibe abschneiden. Nachholbedarf gibt es derweil bei der Fahrsicherheit: Räder mit No-Name-Reifen und kaum Traglastreserve passen nicht ins Bild. Zudem sollten beim Start der Serienproduktion noch Detailmängel abgestellt werden.