Supertest Bürstner Averso Plus 510 TK: Familien-Caravan

Supertest Bürstner Averso Plus 510 TK Siebenschläfer

Bei Wohnmobilen gehören Hubbetten fast schon zum Standard. Unter den Caravans ist der Bürstner Averso Plus der einzige, der diesen technischen Raumspar-Trick beherrscht. Der 6,08 Meter lange Familienwagen 510 TK hat vier Fest- und drei Gelegenheitsschlafplätze.

Supertest: Bürstner Averso Plus Ingolf Pompe
Supertest: Bürstner Averso Plus
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Supertest: Bürstner Averso Plus 29 Bilder

Caravans entwickeln, heißt Kompromisse machen. Denn jede Betonung eines bestimmten Komfortcharakteristikums führt unweigerlich zu Einschnitten an anderer Stelle. Der Bürstner Averso Plus löst den Zielkonflikt zwischen bequemer Bett- und üppiger Sitzfläche auf geniale Weise. Und zwar mit einem Hubbett, das sich tagsüber samt aufliegender Bettwäsche unter die Decke verkrümelt.

Zum Modelljahr 2014 hat Bürstner den seit fünf Jahren ohne Gegenentwurf gebliebenen Sonderling überarbeitet. Der neue GfK-Wabenboden soll ihn leichter und haltbarer, die dickeren Holzverstärkungen in den hinteren Seitenteilen das Hubbett wackelfester machen. Auch das Interieur wurde aufgehübscht. Zu dieser Maßnahme gehört auch das neue, ausgefeilte LED-Lichtkonzept.

Bürstner Averso Plus – Modelle für Paare oder für Familien

Zwei der drei Averso-Plus-Modelle verfügen über Stockbetten und empfehlen sich damit als kompakte, aber 2,75 Meter hohe Familienwagen. Der dritte, der 410 TS mit einer Gesamtlänge von rund sechs Metern, offeriert Paaren den Komfort von Rundsitzgruppe und Doppelbett, ohne die Nachteile eines unkommoden Umbaubetts in Kauf nehmen zu müssen. Ähnliche Vorteile bieten nur noch lange Caravans oder solche mit aufstellbarem Schlafdach.

Der getestete 510 TK ist der längste und teuerste Averso Plus. Er vereint besagte Kombination von Sitzgruppe und Hubbett mit einem Kinderzimmer im Bug, das aus Längsetagenbetten, kleiner Dinette und Schrank besteht.

Ein Caravan mit Hubbett – bequem und unsichtbar

Das Hubbett ist im geschlossenen Zustand nur an einem Querbrett erkennbar, auf dem sich ein breiter, weißer Hebel absetzt. Ein kräftiger Zug daran lässt es aus der Ruheposition nach unten gleiten, bis bei einer Höhe von 130 Zentimetern über dem Boden die Schlafstellung erreicht ist. Mit etwas Schwung wird das Bett samt an seiner Unterseite befestigter Oberschränke aus der Schlaf- zurück in die Wohnstellung gebracht und rastet dort vernehmlich ein. Das frei hängende, 83 Kilo schwere Konstrukt funktioniert einwandfrei und erweist sich tatsächlich als enorm wackelfest.

Die Betteinlage besteht aus einer bequemen Kaltschaummatratze samt Holzlattenrost, misst aber nur 1,90 Meter Länge das Hubbettgestell braucht eben Platz.

Der Einstieg ins Hubbett erfolgt über eine Leiter. Schlafende werden von zwei flachen Netzen vor dem unfreiwilligen Abstieg geschützt. Allerdings sollte deren Größe überdacht werden: Für kleinere Kinder ist die Einstiegslücke zu breit, für Erwachsene zu schmal. Die Kopffreiheit über und unter dem Hubbett beträgt knapp 70 Zentimeter. Damit bleibt genügend Luft, um die umgebaute Rundsitzgruppe als leidlich bequemes Gästebett anzubieten.

Nachteile des Hubbett-Grundrisses

Auch im Ruhezustand trägt das Hubbett auf. Im Innenraum reduziert sich darunter die Höhe um rund 15 Zentimeter. Nicht weiter tragisch, denn für Normalgewachsene bedeutet das immer noch Stehhöhe an einer Stelle, an der man sie sowieso nicht unbedingt braucht. Außerdem ist der Averso Plus rund 20 Zentimeter höher als ein Normal-Caravan. Von außen sieht man ihm seine Höhe durchaus an, vor allem, wenn ein normaler Pkw als Zugwagen eingesetzt wird. Ein SUV oder ein Van wirkt vor dem 510 TK harmonischer.

Der Kinderbereich im Bug ist gleichsam opulent wie flexibel. Er besteht aus zwei großen, mit bequemen Matratzen bestückten Stockbetten, einer Zweier-Dinette (ebenfalls zum Bett umbaubar) und eine ganze Menge Stauraum.

Das untere Stockbett lässt sich hochklappen. Der so entstehende Laderaum ist groß genug für Campingmöbel, Grill und Kinderfahrräder, wird aber erst durch die 360 Euro teure, große Seitenklappe nutzbar, deren Schlösser fummelig sind und nicht auf Anhieb zuverlässig schließen.

Am Fenster des oberen Betts ist eine stabile Absturzsicherung angebracht, die allerdings auch die Bedienung des Rollos und der Fensterknebel erschwert letztere verfügen übrigens an allen Fenstern über Sicherungsknöpfe. Ein Faltvorhang trennt die Kinderstube vom Wohnraum ab.

Küche, Bad und Kleiderschrank

Die Mitte des Averso Plus 510 TK nehmen Küche, Bad und Kleiderschrank ein. Bei deren Maßen orientiert sich der Bürstner an anderen kompakten Caravans. Das Bad ist ansehnlich und funktionell gestaltet, sieht aber keine Duschmöglichkeit vor, obwohl eine Duschtasse im Serienumfang enthalten ist.

In der Küche wechseln sich Licht und Schatten ab. Die Ausstattung übertrifft das Klassenniveau: Der Dreiflammkocher hat große, elektrisch zündende Brenner. Die Spüle ist aus Edelstahl und voluminös. Allerdings sind beide Komponenten so platziert, dass kaum zusammenhängende Arbeitsfläche übrig bleibt. Leicht laufenden Auszügen und geräumigen Hängeschränken steht ein Mangel an Ablagen gegenüber.

Gestaltung, Stauraum und Verarbeitung

Die Gestaltung des Averso Plus ist stilsicher. Der Wechsel von hellen und dunklen Tönen lässt den Innenraum gediegen und trotzdem freundlich erscheinen. Ein neues Polsterkonzept lässt gestalterische Flexibilität zu: Eine Art Kissen, das in acht Dekors erhältlich ist, wird per Reißverschluss am Grundpolster befestigt. Im Nu kann damit der Einrichtungscharakter verändert werden.

Die Verarbeitung ist im Großen und Ganzen sauber, routiniert und auf hohem Mittelklasseniveau ausgeführt. Ein paar scharfe Kanten am Deichselkastenscharnier, an den Kederleisten und am Fußbrett des unteren Stockbetts, was beim Bodenputzen für den Einsatz des Verbandskastens gesorgt hat, lassen sich mit Sandpapier, Feile und etwas Zeit entschärfen. Dass das Drucktastenschloss einer Küchenschublade in Kurven nicht hielt, lag an der Justierung des Schließblechs, Schwerer wiegt der Umstand, dass eine Arretierung für den Tisch fehlt.

Die Stauraumsituation ist trotz kleiner Hängeschränke am Hubbett und sehr schmaler Quersitzbank (der 510 TK erlaubt den Umbau der Rundsitzgruppe in eine Dinette), entspannt. Aber: Der serienmäßige 510 TK hat ein Zuladungsproblem. Mit über 1400 Kilogramm wiegt er für einen kompakten Caravan viel. Und mit der teuren Auflastung auf 1700 Kilogramm ist schon das Maximum erreicht.

Eines darf bei aller Begeisterung nicht verschwiegen werden: Das schwere Bett hoch oben im Caravanheck hat Einfluss auf das Fahrverhalten. Der Averso Plus führt ein Eigenleben, braucht viel Stützlast und ein wuchtiges Auto, das ihn sicher im Griff hat.

Die Baureihe im Überblick: Bürstner Averso Plus

Anzahl Grundrisse: 3
Aufbaulängen: 4,66 bis 6,08 Meter
Zul. Gesamtgewichte: 1360 bis 1500 kg
Preise Baureihe: 17.200 bis 18.990 Euro
Einordnung: Der Bürstner Averso Plus ist momentan die einzige Baureihe, deren Caravans über ein absenkbares Bett über der Sitzgruppe verfügen. Zwei Modelle sind mit Stockbetten ausgerüstet. Der kürzteste richtet sich an reisende Paare. Preislich ist der Averso Plus in der Mittelklasse angesiedelt.
Testwagen: Der 510 TK bietet auf kompakter Fläche Platz für eine Familie, die mehr als die üblichen vier Köpfe zählt. Sieben Schlafplätze bieten das Hubbett, eine große und kleine Sitzgruppe und die Stockbetten. Sieben Sitzplätze sind ebenfalls vorhanden.

Auf der nächsten Seite finden Sie ein Interview mit einem Vertreter von Bürstner und die ausführliche CARAVANING-Testwertung des Bürstner Averso Plus 510 TK.



Fazit

Mit dem Kniff, das Hubbett im Caravan salonfähig zu machen, bleibt der Averso Plus die schlüssigste Alternative für Großfamilien und andere Camper, die eine Menge Schlafplätze benötigen. Nicht nur hier präsentiert sich ein ungemein flexibler und moderner Caravan, gebaut mit der ganzen Routine, die man von Bürstner gewohnt ist.

Übersicht: Supertest Bürstner Averso Plus 510 TK
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