Der neue Fendt Opal ersetzt die Baureihen Platin und Topas und ist in der oberen Mittelklasse angesiedelt. Mit zurückhaltend-edlem Interieur und weitläufigem Komfortgrundriss steht er für das, was Fendt ausmacht: Das Festhalten an Bewährtem.
Der neue Fendt Opal ersetzt die Baureihen Platin und Topas und ist in der oberen Mittelklasse angesiedelt. Mit zurückhaltend-edlem Interieur und weitläufigem Komfortgrundriss steht er für das, was Fendt ausmacht: Das Festhalten an Bewährtem.
Fendt wird seinen Prinzipien selten untreu. Und wenn, dann nur aus gutem Grund: Die einzigen Baureihen, die nicht nach Edelsteinen oder -metallen benannt sind, Bianco und Tendenza, scheren auch mit kompakteren Grundrissen und extrovertierterem Stil aus dem zurückhaltender gestalteten Edel-Programm aus.
In jenes reiht sich der neue Opal ein, einer der wichtigsten Neuzugänge des Caravan-Jahres 2013. Der Opal ersetzt, zumindest vorerst, die Baureihen Platin und Topas. Mit elf lupenreinen Zwei-Personen-Grundrissen zielt er nicht nur auf die obere Mittelklasse, sondern auch exakt in die Lücke zwischen dem ebenfalls generalüberholten Saphir und dem luxuriösen Diamant.
Zum Vergleich: Der getestete Opal 560 SRF kostet in praxistauglicher Grundausstattung 24.550 Euro, die identisch großen und ähnlich geschnittenen Geschwister Saphir 560 SFD und Diamant 560 SG stehen mit 21.840 respektive 28.250 Euro in der Preisliste. Damit sich die Baureihen nicht zu ähnlich werden, verzichtet Fendt weitgehend auf Überschneidungen bei den Grundrissen und setzt auch beim Möbeldesign auf Eigenständigkeit.
Das Gegenteil gilt für die Außenwirkung. Alle Fendt mit Ausnahme des Brillant sehen gleich aus. Den schicken, aber einteiligen Leuchtenträger und die neuen Vertikalprofile, in denen Kabel zu den Umrissleuchten führen, hat auch der Opal.
Doch im Kern des Aufbaus bleibt auch nach der Überarbeitung alles beim Alten: Für Fendt stellt ein Wandaufbau aus Aluminium mit Hammerschlagprägung, einer ordentlich dicken Styropor-Dämmung, Einlegern aus Holz und einer Sperrholz-Innenwand noch immer den besten Kompromiss aus Preis, Haltbarkeit und Wintereignung dar, wenn man es nur sorgfältig genug baut. Und das tut Fendt.
Gleichmäßige Fugen ohne hervorquellende Dichtmasse, entschärfte Kederleisten, Fenster mit Sicherungsstiften an den Knebeln, der leicht und sicher schließende Gaskasten mit robustem Metallboden, die solide Eingangstür mit großem Fenster, das die "Stalltür" ersetzt, und die stabilen Seitenschürzen unterstreichen das. Den Wunsch nach Seitenmarkierungsleuchten in den Schürzen statt in den Wänden hat Fendt bereits in der Vergangenheit abschlägig beschieden zu viele Schürzenmaße machen die modellbezogene Positionierung der Lichter zu aufwendig. Trotzdem: Um dem eigenen hohen Anspruch weiterhin gerecht zu werden, sollte Fendt über die Modernisierung der Aufbautechnik nachdenken.
Einziges Zugeständnis an den Wunsch nach hagelresistenten Materialien: ein Dach aus 1,3 Millimeter dickem Alufiber, einem Verbund aus 0,5 Millimeter Aluminium und einer 0,8-Millimeter-Deckschicht aus GfK, der bei den Wagenklassen 520, 560 und 650 über 20 Kilogramm wiegt und 900 Euro Aufpreis kostet.
Dass er in die Oberklasse strebt, macht de Fendt Opal 560 SRF durch sein zweifarbiges Interieur deutlich, in dem Chromzierleisten zusätzliche Akzente setzen. Das hellere der beiden Holzdekore wird auch für die Füßchen der Küchentheke und als Schottwände der offenen Ablagen unter den Dachstauschränken verwendet. Das müsste nicht sein. Der Opal wirkte ohne diese Farbtupfer harmonischer.
Auch die Beleuchtung muss sich Kritik gefallen lassen, obwohl Fendt sie komplett aus sparsamen LED-Leuchtmitteln komponiert. Doch für empfindliche Augen emittieren die Spots, Lichtschläuche und Lampen zu viele Farbtöne. Die Deckenlampe im Fendt Opal Testcaravan kann man zwar in drei Leuchtmodi schalten, doch beim Lichtwechsel per Schalter am Eingang wird sie immer kurz dunkel. Die LED-Technik gestattet auch, dass ein zierlicher 240-Watt-Umformer genügt, der samt Personenschutzschalter (FI) im großen, jedoch unbeleuchteten Kleiderschrank unterkommt.
Sauber verlegte Kabel verteilen den 230-Volt-Landstrom an neun sinnvoll platzierte Steckdosen im Innenraum des Fendt Opal 560 SRF. Dass die starke Truma-Heizung auch nach ihrer Überarbeitung schnarrt, untergräbt Fendts erfolgreiches Bemühen, mit zwei 230-Volt-Gebläsen, sechs Ausströmern und perforierten Warmluft-Abzweigen Behaglichkeit zu erzeugen.
Die dicken Haupt-Warmluftschläuche befestigt und verlegt Fendt zwar mit eng gesetzten Schellen akkurat, aber nicht durchgehend sicher vor eventuell rutschendem Gepäck. Trotzdem: Die Installateure leisten sehr gute Arbeit.
Das tun auch die Schreiner, die sämtliche Möbelteile exakt aneinander anpassen, sodass alle Dachstauschränke mit Gummiverschlüssen ausgestattet werden, die leise, aber eben nur handfest verriegeln. Gerade in der Küche wünscht man sich Drucktastenschlösser, die Fendt auch eingesetzt – an den schmalen Klappen unter den Küchenoberschränken, an den Küchenschubladen, am zweitürigen Kleiderschrank und den Fächern an der Rückwand des Toilettenraums. Warum also nicht auch an den Oberschränken?
Die Küchenauszüge mit Selbsteinzug laufen geschmeidig und leise und dürfen je zehn Kilogramm tragen. Zwei Apothekerauszüge, einer in der Theke und einer im Küchenblock, sekundieren den breiten Schubladen. Auch bei den anderen Beschlägen gibt sich der Opal keine Blöße. Der einteilige Holzlattenrost, der eine komfortable Kaltschaummatratze trägt, wirkt stabil und lässt sich ans Körpergewicht anpassen. Dass das Bett keine zwei Meter Länge erreicht und für die Adaption an den 2,50 Meter breiten Grundriss ein Einsteckpolster verwendet wird, zeigt die Grenzen und Schwächen der Modulbauweise auf. Die Scharniere mit integrierten Aufstellern und die Möbelgriffe wirken langlebig.
Der Opal 560 SRF trägt die größte Sitzgruppe aller Fendt. In ihrer Mitte steht auf einem stabilen, leicht verschiebbaren Teleskopbein der ovale Tisch, der von allen Plätzen gut erreichbar ist. Die Sitz- und Rückenpolster sind von straffer Natur und verkeilen sich gut, wodurch sie kaum rutschen. In drei Ecken der Sitzgruppe montiert Fendt vier höhenverstellbare Nackenrollen – die eigentlichen Rückenpolster sind zugunsten großer Fensterausschnitte niedriger gehalten. Eine große Sitzgruppe bedeutet viel Stauraum in den Sitztruhen. Um ihn besser nutzen zu können, hat Fendt in die Stirnbretter eine Klappe und eine Schublade integriert. Doch um an alle anderen Stellen zu kommen, ist Kraft und Geschick nötig, weil die Polster straff auf den hinten angeschlagenen Truhendeckeln liegen.
Neben der LED-Beleuchtung ein weiteres Technik-Highlight der Ausstattung ist der Dreiflammkocher mit Gussrost und durchdachter Anordnung der Kochstellen. Der Ansatz ist so gut, dass man sich fragt, warum Fendt diesem Traumherd nicht einen Zünder und eine tiefere Spüle spendiert. Arbeitsplatz, Helligkeit und Stauraum der Küchenzeile könnten besser kaum sein. Und auch der "Slim-Tower"-Kühlschrank gegenüber überzeugt mit heller Innenbeleuchtung, sicherem Verschluss und herausnehmbarem Tiefkühlfach.
Im Waschbereich hat Fendt die Beleuchtung im Vergleich zur Vorgängergeneration deutlich verbessert. Doch noch immer ragt der große Oberschrank mit der Schiebespiegeltür weit über das Waschbecken. Einen Teil des Stauraums im Waschbeckenunterschrank beansprucht der 5-Liter-Warmwasserbereiter. Auch den Toilettenraum, der im 560 SRF serienmäßig mit Dusche ausgestattet ist, offeriert Stauraum. So steht der Opal in bester Fendt-Tradition: Viel Nutzen und Qualität – und wenig Tamtam drumherum.
Anzahl Grundrisse: 11
Aufbaulängen: 5,50 bis 7,10 Meter
Zul. Gesamtgewichte: 1500 bis 2000 kg
Preise Baureihe: 19.650 bis 28.100 Euro
Einordnung: Preislich sortiert sich der Opal zwischen Saphir und Diamant ein. Weil sich alle Fendt außen ähneln, müssen Grundrisse und Innengestaltung als Unterscheidungsmerkmale herhalten. Der Opal ist heller als der Diamant, mit Bi-Color-Optik aber gesetzter als der frische Saphir. Dem lässt der Opal auch Familien als Zielgruppe – es gibt im Opal keinen Etagenbetten-Grundriss.
Testwagen: Mit Ausnahme der TV-Anlage nur mit den vernünftigsten Optionen ausgestattet hat der Fendt Opal 560 SRF auch auf der Waage kein Problem.
bei Thomas Kamm, Leiter Marketing bei Fendt
... zum konventionellen Wandaufbau: Wir sind von unserer Aufbaukonstruktion hinsichtlich Stabilität, Leichtbau und Isolierung überzeugt. Trotzdem beschäftigen wir uns mit neuen Techniken, um auch deren Vorzüge zu erforschen.
... zu den fehlenden Drucktastenschlössern an den Küchenoberschränken: Tests haben ergeben, dass die aktuelle Verriegelung ausreicht. Um auf Nummer sicher zu gehen, werden wir ab dem Modelljahr 2014 auch bei allen hohen Küchendachstaukästen Drucktastenschlösser anbringen.
... fehlenden Zünder: Ab Baujahr 2014 werden wir die Elektrozündung in Verbindung mit der neuen Spüle als Zubehör anbieten.
... unharmonischen Licht der LED-Leuchtmittel: Die von ihnen angesprochene Thematik basiert auf den verschiedenen Holztönen. dadurch ergeben sich in der Reflektion unterschiedliche Lichtfarben. Wir arbeiten an diesem Thema und versuchen hier zu optimieren.
Sitzen: 4 von 5
+ Großzügige Sitzgruppe mit Nackenstützen.
- Rückenlehnen in Sitzgruppe außerhalb der Nackenstützen etwas niedrig und hart.
Schlafen: 3 von 5
+ Straffe Mehrzonenmatratze auf verstellbarem Lattenrost. Verbreiterung durch Polsterriegel.
- Doppelbett unter zwei Meter lang.
Bad: 3,5 von 5
+ Vollständige Badausstattung, viel Platz für Hygieneartikel.
- Badschrank ragt über Waschbecken.
Küche: 4,5 von 5
+ Sehr große Küche mit enormem Stauraum. Gutes Herdkonzept.
- Kocher ohne Zünder und flaches Spülbecken. Keine Schlösser an Oberschränken.
Möbelbau: 4 von 5
+ Solide, gewissenhafte Möbelkonstruktion.
- Teilweise sichtbare Verschraubungen, Zweifarb-Konzept teils nicht stilsicher.
Wintertauglichkeit: 3,5 von 5
+ Zwei Heizungsgebläse und starke Heizung serienmäßig.
-Keine Vorkehrungen für besondere Wintertauglichkeit.
Aufbau: 3,5 von 5
+ Gute Verarbeitungsqualität, hochwertige Tür, gute Fenster und Klappe.
- Konventionelle Aufbaukonstruktion mit Styropor und Holzeinlegern.
Bordtechnik: 4 von 5
+ Großer Wassertank, saubere Technikinstallation.
- LED-Leuchtmittel mit unterschiedlichen Farbtönen.
Stauraum: 4,5 von 5
+ Enorme Stauraumvolumina.
- Schwer zugängliche Sitztruhen über Deckel, Polster müssen entfernt werden.
Zuladung: 4 von 5
+ Zuladung auch ohne Auflastung praxistauglich, ausgeglichene Radlasten.
Handling: 3,5 von 5
+ Markenreifen mit hoher Traglast, satte Stützlast, ausgewogene Gewichstverteilung, Schlingerdämpfer Serie, doppelte Umrissbeleuchtung.
Sicherheit: 4 von 5
- Durch Aufbaubreite eingeschränkte Übersichtlichkeit, untere LED-Positionslichter blenden in Außenspiegeln.
Ausstattung: 4 von 5
+ Praxistaugliche Funktionsausstattung mit kaum Lücken. Überschaubare Optionslisten.
- Kein elektrischer Zünder an Kocher, keine Kleiderschrankbeleuchtung. Kaum Paketoptionen.
Preise: 3 von 5
Das fiel uns auf:
+ Neun serienmäßig eingebaute, versenkte 230-Volt-Steckdosen. Praxisgerechte Platzierung.
+ Massive Metallstoßkante am Steher neben der Eingangstür. Schützt beim Be- und Entladen.
+ – Gutes Kocherkonzept, aber schwerer Rost, fehlender Zünder und zu flache Spüle.
+ – Kräftige Heizung mit zwei gebläsen. Aber starke Geräuschentwicklung durch Vibrationen.
- Leselampen mit diffusem Licht und schwer erreichbarem Mini-Schalter. Blick von unten.
- Der Badschrank ragt über das Waschbecken. Die Lichtsituation besser als in der Vergangenheit.
Auch der neue Opal ist durch und durch ein Fendt schnörkellos, ehrlich, gut. Trotzdem täte ein wenig Verjüngung gut. Styropor in den Wänden, umständliche Truhendeckel und Gummiverschlüsse müssen in dieser Preisklasse nicht sein. Die moderne LED-Beleuchtung ist farblich nicht homogen. Trotzdem: Der große Opal ist sein Geld wert.