Mit dem alten Modell hat der neue Eurostar nur noch den Namen und den hohen Anspruch gemein: Auch heute soll der Knaus Eurostar wieder ein Trendsetter in Optik und Technik sein.
Deshalb gehen die Knaus-Entwickler schon beim Aufbau neue Wege. Beim sogenannten Mehrzweck-Multifunktionsboden ließen sie sich vom Reisemobil inspirieren und verbannen große Teile der Versorgungstechnik unter den Caravan.
Der Frischwassertank und die optionale 12-Volt-Elektrik samt Batterie liegen beheizt in isolierten Kunststoff-Wannen, die über Bodenklappen bequem erreichbar sind. Riesenvorteil: Wertvoller Stauraum in den Truhen bleibt erhalten, und die Gewichtsverteilung ist optimal - weit unten und achsnah. Das Konzept lässt sich allerdings nicht konsequent durchhalten. Die Truma-Therme und die erstmals für einen Wohnwagen erhältliche Efoy-Brennstoffzelle belagern eine Sitztruhe und den Bettkasten.
Front und Heck des 590 FUS mit LFI-Technologie
Bei den Anbauteilen an Front und Heck kommt die LFI-Technologie (Lang-Faser-Injektion) zum Einsatz. Dieses neuartiges Verfahren bei der Herstellung von faserverstärktem Kunst-stoff ergibt hohe Festigkeit bei gleichzeitiger Gewichtssenkung. Weitere Stärken dieser Technik sind große Freiheit bei der Formgebung und die Möglichkeit, Werkstücke einzufärben und optisch zu veredeln. Das an aktuelles Autodesign angelehnte Heck und der schnittige Deichselkasten sind gute Beispiele dafür. Teile wie Rangiergriffe oder auch die „Multi-Hybrid“-Heckleuchten passen sich den Rundungen der Karosserie elegant an.
Im Heck steckt ein weiteres Highlight. Ein Kofferraum mit breiter Klappe, der nicht nur bis zu 50 Kilogramm Gepäck aufnimmt, sondern auch die Versorgungsanschlüsse von Was-ser und Strom unsichtbar beherbergt. Eine elegante Lösung, die auch vor Sabotage schützt. Wenn allerdings beim Wasserbunkern ein Malheur passiert, dann steht rasch Wasser in der Riffelblechwanne.
Eine Weltneuheit sind die bedruckten Glattblech-Seitenwände. Sie werden noch auf der Blechrolle in einem tintenstrahldruckähnlichen Verfahren mit Lack eingefärbt und erst anschließend zum Sandwich verklebt. So entsteht ein Dekor ohne Kanten mit allen Gestaltungsmöglichkeiten bis zum frappierenden 3-D-Effekt.
Eigene Gestaltungswünsche mit „Free-dom of Design“
„Free-dom of Design" nennt sich das Ganze im Knaus-Jargon, was impliziert, dass Kunden eigene Gestaltungswünsche verwirklichen können. Doch dies ist zumindest zurzeit nicht vorgesehen, da solche Individuallösungen zu teuer wären. Auch eine mögliche Reparatur von Blechschäden ist noch nicht geklärt. Stand heute muss klassisch beilackiert werden.
Bei so viel Innovation enttäuscht es, dass in den Wänden schlichtes Styropor und Holzlatten stecken. Und auch ein hagelresistentes GfK-Dach gibt es nur gegen Aufpreis. Weil das Alublech dick und die Verarbeitung gut ist, ändert dieser Umstand nichts am grandiosen Auftritt des Eurostar.
Der getestete 590 FUS ist zwar der längste Eurostar, aber trotzdem ein relativ kompakter Tandemachser. Er steht auf serienmäßigen hübschen Alu-Rädern und verfügt optional über eine automatische Stützenanlage und den Radantrieb von Truma. Beide funktionieren gut und erhöhen den Komfort. Näheres und Tieferes zum Thema Hightech im Caravan lesen Sie im kommenden Heft.
Das Interieur des Eurostar kommt ähnlich glamourös daher wie die Karosse. Möbel mit mehrfarbigen Fronten und schwungvollen Rundungen wechseln sich mit drallen Polstern und duftigen Stoffen ab. Ein Glanzpunkt im Wortsinn ist die Beleuchtung.
Von der Deckenleuchte bis zu den Lese-lampen werden rundum LED-Leuchtmittel eingesetzt. Mit Hilfe der enormen Lampenvielfalt und der zentralen Steuerung lassen sich geschmackvolle Lichtstimmungen zaubern.
Überall spiegelt und funkelt es. Eine Augenweide für Ästhetiker, ein Horror für Hausfrauen: Auf Acryl-, Glanzlack- und Metallflächen zeichnet sich jeder Fingerabdruck und jeder Wasserfleck ab.
Der Innenraum des Knaus 550 FUS - super funktionell
Die Verarbeitung der Möbel ist akkurat; die Beschläge sind funktionell - von den fingernagelfeindlichen Drucktastenschlössern abgesehen. Elektrische Anschlüsse, von 230 Volt bis USB, sind zahlreich und sinnvoll im Eurostar verteilt. Nur die Platzierung der Steckdosen am Bett und in der Sitzgruppe unter den Hängeschränken ist nicht ideal, da das angeschlossene Kabel auf langer Strecke herunterhängt.
Einen Dreiviertelkreis beschreibt die Rundsitzgruppe im Heck. Schmale Zierkissen, die auch als Lordosenstützen fungieren, kletten sich an die bequemen Polster. Weniger feudal ist die Sitztiefe der Querbank, die für Erwachsene nicht ausreicht. Die Sitzfläche ist zwar um 20 Zentimeter ausziehbar, wodurch wiederum die Längsbankflächen eingeschränkt werden.
Die Stauräume sind sehr gut zugänglich, da Polster und Truhendeckel eine Einheit bilden. Nachteil dieser Konstruktion: Die Polster liegen auf Lebzeit auf ihrem hölzernen Unterbau, unterlüften ist damit quasi unmöglich. Gut: Der Tisch mit Teleskopfuß ist von ansehnlicher Fläche und sehr stabil.
Fazit
Der Eurostar 590 FUS ist ein überzeugender Caravan - breit, elegant und schwer. Der Testwagen ist vollgestopft mit allen Extras, die gut und teuer sind. Auf manche davon könnte man verzichten, nicht aber auf Dinge wie eine Fliegenschutztür, das Ersatzrad, den Duschausbau oder ATC. Diese Aufpreispolitik ist nicht besonders stilvoll.