Der Puccini beansprucht seinen Platz in der Caravan-Oberklasse. Mit seinem edlen Look, der modernen und vernünftigen Ausstattung und der hohen Fertigungsqualität hat er sich den auch verdient.
Der Puccini beansprucht seinen Platz in der Caravan-Oberklasse. Mit seinem edlen Look, der modernen und vernünftigen Ausstattung und der hohen Fertigungsqualität hat er sich den auch verdient.
Zur Saison 2015 wurden alle Baureihen von Tabbert tiefgreifend modernisiert. Grund genug, den Dauerbrenner Puccini im Supertest unter die Lupe zu nehmen. Im Tabbert-Angebot, das aus fünf Baureihen besteht, rangiert er an zweithöchster Stelle. Auch mit seinem Grundpreis von knapp 30.000 Euro beansprucht er selbstbewusst einen Platz im Caravan-Oberhaus – den er hier beweisen muss. Damit liegt er preislich zwar rund 4000 Euro über einem Vivaldi mit vergleichbarem Grundriss, jedoch noch mehr als 10.000 Euro unter dem Spitzenmodell Cellini.
Im Zuge der allgemeingültigen Modellpflege – Tabbert ist dazu übergegangen, alle Modelle mit Ausnahme des Cellini auf einer gemeinsamen Plattform zu konstruieren – hat auch der Puccini eine GfK-Schicht auf das typische Tabbert-Doppeldach bekommen, unter der eine Vlies-Schicht für Schall- und Wärmedämmung sorgt. Außerdem neu sind die Küchen, die nun Apothekerauszüge und, wo möglich, Platz für eine Kaffeemaschine haben, die Bäder, die grundsätzlich über Bank- statt Drehtoiletten verfügen, und die Bugkästen mit Alu-Boden. Neu sind auch die schicken Heckleuchten. Der Puccini hat zusätzlich Chrom-Griffe, eine dimmbare Beleuchtung und eine Dachverstärkung für die Antenne bekommen.
Sie alle sind 2,50 Meter breit. Die drei 560er-Modelle rollen auf einer Alko-Monoachse, die vier größeren Wagen auf einem Alko-Tandem-Chassis mit bis zu 2,5 Tonnen Gesamtmasse. Die Grundrisse richten sich ausschließlich an reisende Paare. Vier Modelle werden mit Längsbett angeboten, drei mit Einzelbetten, in allen Fällen kombiniert mit einer Rundsitzgruppe. Die Unterschiede der Grundrisse finden sich vor allem in der Position und Größe von Küche und Bad. Im 655er Modell hat die Kombüse einen Abstellplatz für eine Kapsel-Kaffeemaschine.
Das Raumgefühl im Tabbert Puccini 560 TD ist enorm. Der Blick von der Sitzgruppe bis zum Längsbett wird weder unterbrochen noch gestört. Und der Eindruck täuscht nicht: zwei Reisende kommen überall aneinander vorbei, und der Platz im Bett sowie im Sitzrund ist dank der Wagenbreite mehr als großzügig.
Das Ambiente des Tabbert Puccini erfüllt alle Erwartungen, die man in einen Oberklasse-Caravan haben kann. Und auch die Qualität überzeugt: Verarbeitungsfehler sind nirgends zu entdecken. Die länglichen Griffe liegen gut in der Hand und sind sehr stabil. Die integrierten Hakenschnäpper lassen sich mit einem Finger bequem bedienen, sorgen gleichzeitig dafür, dass Klappen und Türen während der Fahrt zuverlässig zu halten. Die Drehknöpfe an den Stangenschlössern der hohen Schränke verlangen sorgfältigen Umgang und Druck beim Schließen. Die Pushlocks sind rechteckig und filigran. Sie funktionieren gut, gefährden aber längere Fingernägel.
Auf den straffen, leicht strukturierten und deshalb bequemen Polstern aus Lederimitat lässt sich’s in der opulenten Rundsitzgruppe lange aushalten. Die Sitztiefe bringt es in den Längsbänken auf komfortable 45 Zentimeter. Die Querbank im Heck ist mit 30 Zentimetern etwas kürzer, die Sitzqualität entsprechend eingeschränkt. Die Tischplatte liegt auf einer Teleskop-Säule, die bei Stößen und Berührungen beträchtlich wackelt. Einwandfrei dagegen die Deckel der Sitztruhen: Sie öffnen nicht nur leicht, sondern sind sogar in Möbelfarbe foliert und mit Kantenumleimern bestückt.
Mit vielen offenen Ablagen, zwei Steckdosen und drei Fenstern stimmt auch das Umfeld der Sitzgruppe im Tabbert Puccini 560 TD. Ein Problem bringt das riesige Heckfenster mit sich, weil dessen breites Verdunklungsrollo oft aus der Führung springt und zerknittert. In der Preisklasse gibt es bessere Lösungen. Mit abgesenktem Tisch und ohne Zusatzpolster entsteht ein riesiges Bett mit ausreichendem Schlafkomfort.
Das Längsbett im Bug ist mit 1,93 Meter Länge und 1,52 Meter Breite ein passables Nachtlager. Dank dicker Federkernmatratze und Lattenrost mit Punktfederung sowie einzel aufstellbaren Kopfteilen, beides im Premium-Interieur-Paket für 895 Euro enthalten, überzeugt auch der Liegekomfort. Serie sind eine Kaltschaummatratze und ein herkömmlicher Lattenrost. Schön und zugleich praktisch ist das obere Bettende: Zahlreiche offene Ablagen und zwei verschließbare Fächer sorgen für Ordnung.
Im offenen Waschbereich des Längsbads des Tabbert Puccini mit dem Grundriss 560 TD gefällt die Vielzahl offener Ablagen. Andererseits vermisst man, mit Ausnahme des Waschtischschranks, weitere abschließbare Schränke. Zwei sehr große Spiegel, diverse Haken, ein tiefes Waschbecken und die schicke Mischbatterie mit offenem Wasserlauf komplettieren die Einrichtung.
Die solide Badezimmertür zeigte im Testwagen Mängel. Beim Drücken der Klinke soll die Schlosszunge verschwinden und beim Schließen der Tür wieder auftauchen. Tat sie aber nicht. Ferner ist das Textilband, das die Kollision der Tür mit dem Waschtisch verhindern soll, abgerissen. Und an den in den Türrahmen ragenden Scharnieren kann man hängenbleiben. Die optionale Dusche mit klappbaren Kunststoff-Wänden ist perfekt.
Die Küche im Tabbert Puccini 560 TD ist kompakt und dennoch mit allem bestückt, was man zum Kochen braucht. Unter einer Glasabdeckung, die man als Arbeitsfläche nut-zen kann, finden sich Kocher und eine tiefe Spüle. Der Dreiflammkocher vereint Elektrozünder, Gusseisen-Rost und einen großen Brenner, auf dem auch die große Pfanne Platz findet. Im geräumigen, aber schlanken Kühlschrank lässt sich der Kühlraum durch Entfernen des Frosterfachs vergrößern.
Zwei Oberschränke und vier leichtgängige Auszüge kümmern sich um den Proviant. Darunter ein halbhoher, sehr stabiler Apothekerauszug, der auch schwere Flaschen souverän und sicher unterbringt. Offene Ablagen, in denen man ein Gewürzgläschen oder Ähnliches abstellen kann, fehlen jedoch.
Wertung:
Für den Wohnkomfort erhält der Tabbert Puccini 4,1 Punkte von 5 möglichen Punkten.
+ Großzügiges Raumgefühl und gediegenes Ambiente.
+ Sehr große und komfortable Rundsitzgruppe, einfach und schnell zu einem riesigen Bett umbaubar.
+ Praktisches TV-Möbel mit leichtgängigen Auszügen, allen Anschlüssen und Platz für großen Bildschirm.
+ Großes Längsbett mit hochwertiger Matratze und Lattenrost.
+ Geräumiger Sanitärbereich mit großem Waschbecken und Banktoilette.
+ Kompakte Küche mit annähernd kompletter Ausstattung.
- Wackliger Einbeintischfuß.
- In der Küche fehlen offene Ablagen und weitere Abstellflächen.
- Badezimmertür mit mehreren Mängeln.
Die großen Truhen unter Bett und Sitzgruppe nehmen viel Gepäck auf. Technische Einrichtungen wie Truma Therme oder Wassertank sind gut geschützt und nehmen hier wenig Platz weg. Hängeschränke und Ablagen gibt es rundum. Großvolumiger Kleiderschrank mit Stange und automatischem Licht sowie ein Wäscheschrank mit sechs Regalböden sorgen für die Kleider-Ordnung.
Auch der Deichselkasten ist sehr geräumig, zudem stabil, mit einem Riffelblechboden ausgestattet. Der Deckel schwingt parallel weit und leichtgängig nach oben. Das Tabbert-Wappen am Deckel ist beweglich und schützt das Schloss vor Schmutz.
Im Vergleich zum Stauraum ist die Zuladungskapazität begrenzt. Die serienmäßige 1,8-Tonne-Achse ist Quatsch – schon der unbeladene Testwagen überspringt diesen Wert. Drum ist er auf 2 Tonnen aufgelastet, mehr geht nicht. Addiert man die Normzuladung, können zusätzlich 84 Kilogramm zugeladen werden. Die Stützlast liegt mit 80 Kilogramm im grünen Bereich.
Angesichts der Gewichtslage sollte auf einen vollen Wassertank unterwegs verzichtet werden, da dieser ganz hinten im Heck fahrdynamisch ungünstig liegt. Erfreulicherweise gehören der Schlingerdämpfer AKS und das elektronische Anti-Schleuder-System ATC von Alko zur Serienausstattung des Puccini.
Einem schweren SUV läuft der 560er beeindruckend sicher und unauffällig hinterher. Selbst den zierlichen Foto-Golf überfordert er fahrdynamisch nicht.
Wertung
Bei der Beladung erhält der Tabbert Puccini 560 TD nur 2,6 und beim Fahren 4,1 von 5 möglichen Punkten.
Beladen:
+ Geräumige, von innen gut zugängliche Stauräume unter Sitzgruppe und Bett.
+ Große Außenklappe am Bett.
+ Viele Oberschränke und offene Ablagen. Großer Kleider- und Wäscheschrank.
+ Gute Scharniere, Schlösser und Auszüge.
- Ohne kostenpflichtige Auflastung auf 2000 kg keine Zuladung.
- Keine weitere Auflastung möglich.
- Im Waschbereich fehlen abschließbare Oberschränke.
Fahren:
+ Gut eingestellte Auflaufbremse, dadurch kein Bremsruck und hohe Bremsleistung.
+ Gemessen an Größe sehr sichere Nachlaufeigenschaften und geringe Pendelneigung hinter schwerem Zugfahrzeug.
+ Elektronischer Schleuderschutz Alko ATC serienmäßig, junge Markenreifen.
- Bugrad und Handbremse dicht beieinander.
- Geringe Überlastreserven der Reifen.
- Wassertank fahrdynamisch ungünstig weit im Heck platziert.
Man sieht es sofort. Die Lichtleistung im Puccini stimmt. Sowohl das Ambiente als auch die Brillanz überzeugen. Durchgängig LED-Lampen in den verschiedensten Bau- und Designarten passen in den Lichtfarben perfekt zusammen. Keine davon blendet, und die Gesamtausbeute ist sehr harmonisch. Apart ist das verzögert auf- und abflammende Licht beim Ein- und Ausschalten. Einen Nachteil bringt die Lampenvielfalt allerdings: Die Logik der Schalter bleibt ein wenig auf der Strecke. So findet sich zum Beispiel der Schalter für die indirekte Beleuchtung der Sitzgruppe versteckt in den offenen Ablagen unter den Hängeschränken. Alle anderen Lampen in diesem Bereich werden neben der Eingangstür geschaltet. Ein zentrales Kontrollbord ist im Puccini auch nicht vorgesehen.
Sechs Steckdosen verteilen sich sinnvoll über den Caravan. Die Position ist jedoch nicht immer ideal, oft zu hoch. So dass nicht selten das eingesteckte Kabel quer durch den Raum verlaufen muss. Dafür sorgt eine USB-Steckdose als Zugabe für die Ladung des Smartphone-Akkus. Die TV-Anschlüsse sind ab Werk komplett in einem entsprechenden Möbelstück verlegt, eine serienmäßige Flachbildschirmhalterung fehlt dort allerdings.
Die Elektrozentrale mit 400 Watt starkem Umformer und FI-Schalter zeigt sich aufgeräumt und zugänglich – unter einem Deckel im Kleiderschrank, oberhalb der Heizzentrale, die mit einer Truma S 5004 samt Doppelgebläse potent bestückt ist. Die Warmluftverteilung durch vier Ausströmer und perforierte Warmluftrohre ist gleichmäßig. Für warmes Wasser sorgt eine Truma-Therme. Der schmale und hohe Dometic-Kühlschrank mit herausnehmbarem Frosterfach sowie die Thetford-Banktoilette repräsentieren den Stand der Technik und der Funktionalität.
Der Aufbau des Puccini ist konservativ mit Styropor-Isolierung, Holzverstärkungen im Sandwich und Hammerschlagblech. Als Option kann eine modernere, holzfreie Konstruktion mit XPS-Schaum und PU-Leisten geordert werden, die sich TVT (Top-Value-Technology) nennt und 1850 Euro Aufpreis kostet.
Für die verbaute Technik erhält der Tabbert Puccini 3,8 von 5 möglichen Punkten.
+ Hervorragende Ausstattung, Verarbeitung und Montage von Aufbau und Bordtechnik.
+ Aufwendiges, hinterlüftetes Dach ("Tabbert-Dach") mit Vlies-Einlage.
+ Überzeugende LED-Beleuchtung mit hoher Lichtausbeute und guter Verteilung.
+ Starke Heizung, zwei Automatikgebläse.
- Konservativer Aufbau. Holzfreien Aufbau gibt es gegen Aufpreis.
- Überlastreserve der Reifen etwas knapp.
Der Tabbert Puccini 560 TD ist sein Geld wert. Der hohe Grad an Ausstattung und die hervorragende Qualität der Fertigung rechtfertigen zweifellos den hohen Grundpreis. Die Ausstattung ist sehr gut, und nur wenige Ausrüstungsgegenstände fehlen im Puccini. Der Abwasserrolltank und eine vernünftige Aufhängung des Flachbildschirms zählen dazu. Bei den Extras sind diese Dinge zu haben.
Tabbert bietet in seiner Preisliste nicht weniger als fünf Extra-Pakete an. Alle sind inhaltlich sinnvoll zusammengestellt. Im Vergleich zu den Einzelpreisen lässt sich im Paket mancher Euro sparen. Beispielsweise sind das beim Design-Exterieur-Paket, das 1490 Euro kostet, weit mehr als 30 Prozent.
Wertung:
Für Preis und Service erhält der Tabbert Puccini 560 TD 3,3 von 5 möglichen Punkten.
+ Gute Grundausstattung. Einige Extra-Pakete zu moderaten Preisen und mit sinnvoller Zusammenstellung.
+ Großes Händlernetz in Deutschland und in ganz Europa.
– Garantieleistungen für Dichtigkeit, Aufbau und mehr höchstens Durchschnitt.
– Hoher Grundpreis.
Darf’s ein bisschen mehr sein? Selbstverständlich, wenn dabei so etwas wie der Tabbert Puccini 560 TD herauskommt. Er nimmt die Hürde in die Oberklasse mit Leichtigkeit, mit Vernunft und ohne übertriebene Koketterie mit dem Luxus. Will sagen, er bietet alles, was ein moderner Komfort-Caravan bieten muss: eine gekonnte Möblierung, Bordtechnik auf dem aktuellen Stand, Fahrwerk und Aufbau von der robusten Sorte, und das Ganze in routinierter, fast fehlerfreier Verarbeitung. Beim Griff ins Regal mit den Extras sollte allerdings wieder Vernunft walten, denn dies alles wiegt so schwer, dass das tragfähige Zwei-Tonnen-Chassis samt Reifen schnell an seine Grenzen kommt. Frei nach dem Motto: Es darf schon ein bisschen mehr sein – wenn man es sich leisten kann.