2008 gab es schon einmal einen Tabbert Rossini. Doch der war ein verkleideter Knaus – ein Tabu für Fans. Der neue Rossini soll wieder ein waschechter Tabbert sein. CARAVANING testet.
2008 gab es schon einmal einen Tabbert Rossini. Doch der war ein verkleideter Knaus – ein Tabu für Fans. Der neue Rossini soll wieder ein waschechter Tabbert sein. CARAVANING testet.
Der neue Tabbert Rossini hat aus Preisgründen kein echtes Tabbert-Dach – diese für Freunde der Marke eventuell ernüchternde Nachricht muss an den Anfang. Denn der Rossini soll all das verkörpern, wofür Tabbert steht. Dafür startet die Baureihe, die im Stammwerk Sinntal-Mottgers vom Band läuft, schon bei 17.490 Euro – 200 Euro unterhalb des vergleichbaren Knaus Südwind. Beim echten Tabbert-Dach das es 2015 bereits wieder ab dem Modell Da Vinci gibt, liegt über der eigentlichen Isolierung aus Styropor und einem Alu-Unterdach eine Drei-Zentimeter dicke Schicht Mineralwolle. Darüber spannt sich dann das Außendach aus hagelfestem GfK. Zwar ahmt der Rossini die typischen Gauben an Bug und Heck nach, hat aber weder Mineralwolle noch Dachunterlüftung. Allerdings liegt ein drei Millimeter dicker Vliesstoff unter dem GfK-Dach, der Regentrommeln ein wenig dämpfen soll.
Von Dachkonstruktion und Schriftzügen abgesehen, gleichen sich alle Tabbert-Baureihen des Modelljahres 2015, mit Ausnahme des kommenden Top-Modells Cellini, wie ein Ei dem anderen. An der Aufbaukonstruktion selbst hat sich indes nichts geändert: Hammerschlag-Aluminium (Glattblech auf Wunsch für 1.690 Euro) bedeckt Styropor-Stücke in Holzfachwerk– Jahrzehnte bewährt, vor allem bei vorbildlicher Verarbeitung wie hier, aber eben in die Jahre gekommen. Neu ist die Bugmaske. Wie gehabt, schützt das Tabbert-Logo das Deichselkasten-Schloss. Dessen Knauf bewegt vier Stäbe, die in Sicherungslaschen aus Metall greifen. Der Bugdeckel schwenkt parallel zur Bugwand hoch und macht den Weg zum robsten Flaschenkasten frei. Nachteil der gepfeilten Nase ist, dass die barrierefreie Ladekante schmaler wird als nötig. Auch die Durchführung zu den Kurbelstützen könnte größer und vor allem stabiler sein. Gut möglich, dass das Tiefziehteil im Laufe der Serienproduktion mit größerer Materialstärke optimiert wird und nicht so schnell einreißt. Zum ersten Mal in der Firmenhistorie leistet sich Tabbert eigene Rückleuchten mit LED-Nachtgrafik. Doch in den Rück- und Blinklichtern kommen normale Glühbirnen zum Einsatz, die überall zu bekommen sind. Vorgehängte Fenster sind Standard in dieser Preisklasse, doch Knebelsicherungen hätte sich Tabbert ruhig leisten können. Das Bugfenster kostet für den getesteten Grundriss 480 TD 406 Euro Aufpreis. Die solide, zweigeteilte Aufbautür mit Fenster, Schlüsselschale und Mülleimer ist Serie.
Seltsam beim Testwagen: Die zwei Metall-Sicherungsriegel fahren nur beim Abschließen von außen aus, nicht aber beim Verriegeln von innen. Der Weg nach drinnen führt über die tiefe integrierte Trittstufe samt hinterleuchtetem Tabbert-Schriftzug. Der Rossini empfängt seinen Besucher mit warmem Ambiente ohne sichtbare Anzeichen von Sparzwang. Teil des neuen Möbelkonzeptes sind offene Fächer oberhalb der Sitzgruppe und hohe, innen mit einem Regalbrett und Stehern unterteilte Oberschränke über dem Bett. Die Küchenoberschränke verfügen außer über eine hohe Rüttelkante auch über praktische Fächer im Untergeschoss – und hinter den soliden Metallbügelgriffen versteckte Tastenschlösser, auf die im Wohnbereich verzichtet wird. Trotzdem: Verarbeitung und Materialien werden dem großen Namen Tabbert gerecht.
Der oder, besser, den Küchen, wurde viel Aufmerksamkeit gewidmet. Im nun wieder geraden Korpus stecken zwei große, mittig unterteilte und tragfähige Schubladen mit Selbsteinzug. Im Keller ist hinter der nach unten öffnenden Klappe Platz für Sperriges, das sich den Raum mit der dort ungeschützten, aber sauber ausgeführten Installation von Wasser- und Stromleitungen teilen muss. Und den Zwischenraum zum schmalen, 145 Liter großen Smart-Tower-Kühlschrank füllt Tabbert mit einem ebenfalls soliden Apotheker-Auszug. Der Dreiflammkocher lässt Platz zum Arbeiten, hat aber keinen Zünder. Ein hoher, solider, starrer Wasserhahn überragt die kleine Rundspüle. Daneben haben die Techniker eine Ablage für eine Kapselkaffee-Maschine geschaffen und sie mit einer Steckdose versehen. Wie Steckdosen überhaupt in ausreichendem Maße und an sinnvollen Stellen eingebaut sind.
Bei der Bordtechnik bleibt Tabbert konservativ. Warmluftstränge und Wasserleitungen laufen sauber gebündelt hinten durch Bettstaukästen und Sitztruhen. Truma-Therme und Ablassventile sind gut geschützt.
Unzeitgemäß sind die energiefressenden Halogenlampen. Sie leuchten in den an soliden Stromleitern verschiebbaren Lesespots, der Deckenlampe und den Einbauspots im offenen Waschbereich und im Bad. Optionale LED-Schläuche sorgen für die Hinterleuchtung der Decken und Toilettenschränk und für die Beleuchtung der Küchenarbeitsplatte (hier Serienausstattung).
Die Sitzpolster sind bequem und rückenfreundlich geschnitten. Für den Umbau der Sitzgruppe zum Bett wird dank abnehmbarem Oberteil kein Ausgleichspolster mehr gebraucht, und die Liegefläche für sporadische Übernachtungen ist akzeptabel eben. Der gute Einsäulen-Hubtisch lässt sich leicht absenken, für die Fahrt jedoch nur sehr mühsam befestigen: Das Sicherungsband ist am hinteren Staukasten angeschraubt. Das Bugbett verwöhnt weniger mit Größe als mit hervorragendem Liegekomfort auf der im Testwagen eingebauten Federkernmatratze samt Teller- Unterfederung. Lattenrost und Auflage schwenken für den Zugang zum Bettstauraum leichtgängig hoch und offenbaren ein Kuriosum: Einen Stab, der den Lattenrost in Schlafposition, also geschlossen, stützt.
Drei der sechs Rossini-Modelle setzen auf die gleiche Badanordnung wie der 480 TD: Die Kombination aus offenem Waschbereich und separatem Dusch-/Toilettenraum. Das gut beleuchtete Waschbecken sitzt im großen Unterschrank, die sieben Ablagen rund um den Spiegel sind dagegen nur am Platz nutzbar. Ab diesem Modelljahr baut Tabbert Banktoiletten ein, die sich gut in den Raum integrieren und einen prima abgedichteten Entsorgungsschacht haben. Auch die Duschtasse bekommt eine Silikonfuge. Ist der neue Rossini nun ein echter Tabbert? Was Stil, Verarbeitung und Konzeption angeht: Ja. Doch zaubern kann Tabbert nicht. Um die günstigen Grundpreise zu verwirklichen, müssen bei Komfort- und Technikausstattung leichte Abstriche gemacht werden.
Anzahl Grundrisse: 6
Aufbaulängen: 5,10 bis 6,70 Meter
Zul. Gesamtgewichte: 1.500 bis 2.300 kg
Preise Baureihe: 17.490 bis 20.530 Euro
Einordnung: Der Rossini rundet das für die Saison 2015 komplett überarbeitete Modellprogramm deutlich nach unten ab. Obwohl man es ihm nicht ansieht, hat er ein einfacheres Dach und innen nicht an allen Oberschränken Verschlüsse.
Testwagen: Der Testwagen hat laut Tabbert einen Bestseller-Grundriss. Das Vorserien Modell war relativ einfach ausgestattet, aber trotzdem nicht karg. Aufpeppen lässt sich der Rossini zum Beispiel mit Glattblech, Panorama-Dachhauben und beleuchtetem Baldachin über der Küche.
Mario Volklandt, Produkt- & Markenmanager bei Tabbert, nimmt Stellung zu ...
... zu den dünnen Tiefziehteile am Bug, die im Bereich der Kurbeldurchführung einreißenWir prüfen und stellen das ab. Die Positionierung der Kurbelstütze sollte zudem mittig zur Durchführung sein. Auch das wird angepasst.
... zur ungünstigen Tischbefestigung hinten an der SitztruheDie Sicherung muss auf der Teststrecke noch geprüft werden. Wichtig ist für uns vor allem das Thema Ladungssicherheit.
... zum Stützstab unter dem BettDie Stütze wird beim Beladen entfernt und soll nur beim Schlafen zusätzlich stützen.
... zum Einsatz von heißen, energieintensiven HalogenlampenFlächendeckend führen wir LED-Leuchten beim Puccini ein und wollen das bei den anderen Baureihen sukzessive einführen.
Gemessen am Preis gibt es viel Tabbert. Das Rossini-Interieur ist dem großen Namen qualitativ und optisch angemessen. Allerdings setzt der Rossini weder bei der Bordtechnik noch bei der Möbelkonzeption Akzente. Die Karosserie ist sauber verarbeitet und fügt sich harmonisch ins Familienbild ein. Das war nicht immer so.