Test: Sprite Cruzer SR 495

Sprite Cruzer SR 495 im Test Gut durchdachter britischer Caravan

Britische Caravans haben einen eigenen Stil und etliche technische Besonderheiten. Die Marke Sprite will nicht trotz, sondern wegen dieser Exotik in Deutschland Fuß fassen. Die Chancen stehen gut!

Alu-Felgen, Glattblech und dunkle Bugpartie sind Serie. Ingolf Pompe, Ingo Wagner (5)
Sprite goennt dem Cruzer SR eine exzellente, aber zu kurze Matratze.
Der Bettstauraum ist riesig, liegt aber hinter der Achse.
Der Esstisch lagert platzsparend im Heck.
Zwei Schlafplaetze. 24 Bilder

Der Lebensstil färbt auf das Habitat ab – auch wenn es auf Rädern steht. Um einen englischen Caravan zu verstehen, hilft es also, englische Gepflogenheiten zu kennen. Oder jemanden an seiner Seite zu haben, der das tut. Welch glückliche Fügung, dass Fotograf Ingolf Pompe lange im Vereinigten Königreich gelebt hat und sich deshalb weder über die Küche des Sprite Cruzer SR 495, die neben einer Mikrowelle einen Backofen samt Grill beherbergt, noch über den praktischen Ausklapptisch auf der Kommode zwischen den dicken, weich gefederten Sitzpolstern im Bug wundert.

Küche mit „Full English Breakfast“-Funktion

„Ein typisch englisches Frühstück besteht aus in der Pfanne geröstetem Toast, Rühreiern, Speck, Tee und Kaffee, oft auch Porridge respektive Cornflakes in warmer Milch – was die Existenz von vier Kochstellen wohl hinreichend begründet –, und gegrillte Tomaten“, erklärt Pompe. Während die Tomaten im Grillfach des Ofens dehydrieren, schmelzen ein Stockwerk tiefer im Hauptfach Käsescheiben über Toast. Jedenfalls scheint der Energiebedarf für die Nahrungszubereitung so groß zu sein, dass die Mikrowelle zur Grundausstattung jedes der fünf erhältlichen Cruzer-SR-Modelle gehört.

Auch wenn der Eingang der für den Kontinent bestimmten Wagen auf der „richtigen“ sprich rechten Seite ist – ein untrügliches Zeichen der Herkunft sind die dreipoligen Stecker für die Mikrowelle und die Elektroherdplatte, die in schaltbare Dosen im Küchenmöbel münden.

Gemütlicher Wohnraum

Salopp als „Couchtisch-Kultur“ bezeichnet England-Kenner Pompe das gesellige Beisammensein bei einer Tasse Tee (tagsüber) oder einigen Gläschen (abends). Auch dafür ist die Infrastruktur vorhanden: Im linken Küchenoberschrank sind Drahtkörbe für Teller und Tassen installiert, im Deckenschrank über der rechten Couch Metallklammern für langstielige Gläser und zwei Flaschen. Und wenn man dann so sitzt auf den Längsbänken im Bug, wird schnell klar, warum die Briten ihre drei Bugfenster lieben: Der Ausblick ist grandios, ohne dass man dafür ein breites schweres und ungemütlicheres Riesenfenster braucht. Das schicke Panorama-Fenster über dem Dreier-Ensemble lässt noch mehr Licht rein.

Einen Esstisch gibt es übrigens auch. Er lehnt durch Knebel gesichert an der Wand unterhalb des Spiegels, der sich im Cruzer SR 495 zwischen dem großen zweitürigen, unbeleuchteten Kleiderschrank mit integriertem Wäschefächern und dem wagenbreiten Heckbad mit großer separater Dusche findet. Bei Bedarf steht der Tisch auf zwei Klappbeinen sicher zwischen den Sitzbänken – oder vor dem Caravan, dann aber etwas wackeliger.

Spriter Cruzer SR – Ein typischer Reisecaravan

In England fände er sich oft auf einer einfachen, gepflegten Wiese wieder. Kurzum: Der Sprite Cruzer SR ist als typischer „Touring-Caravan“ so ausgestattet, dass er bei vollem Wohnkomfort autark betrieben werden kann. Darum taucht hinter der Außenklappe links vorn nicht nur die Einspeisung für den Landstrom auf, sondern auch eine fertig verkabelte Batteriebox. Darüber hinaus ist die gesamte Elektrik so geschaltet, dass man am Kontrollboard über der Eingangstür wählen kann, ob man vom Zugfahrzeug oder der optionalen Bordbatterie Strom zapft. Ein Piepton signalisiert, wenn die Starterbatterie in kritische Unterspannung gerät. Im Bedienpanel integriert sind auch Haupt- und Pumpenschalter sowie die Füllstandsanzeigen.

Bordtechnik, die unabhängig macht

Zum Komfortanspruch eines englischen Campers gehören auch ein 10-Liter-Truma-Boiler für Gas- und 230-VoltBetrieb, ein leistungsstarker Trafo samt integriertem Ladegerät, FI-Schutzschalter und Sicherungsblock sowie eine dreistufige Elektro-Zusatzheizung (500, 1000 und 1500 Watt) für die Truma-S-3002- Heizung. Sie verteilt ihre Wärme via 12-Volt-Gebläse mit Drehzahlautomatik an fünf Ausströmer – doch ausgerechnet im Bad kommt weniger an als gewünscht.

Alle Lampen, die meisten haben einen Schalter direkt am Gehäuse, sind mit LEDs ausgestattet. Ein ganzes Stück spezieller ist die Wasseranlage des Sprite. Weil ein 38-LiterTank nicht mit einer Luxusdusche harmoniert, fördert die starke Druckpumpe wahlweise Wasser aus einem separaten zusätzlichen Außentank durch den Festtank hindurch oder um ihn herum. Ventile dirigieren den Wasserfluss. Für die Zufuhr von außen liegt ein Schlauch bei, der in einen Wanddurchlass gesteckt wird. Wasserfilter, Druckausgleichbehälter, hochwertige Mischbatterien sowie die Duschausstattung gehören ebenfalls zur Wasseranlage. Der Drang nach Unabhängigkeit ist auch in der Küche spürbar. Das Becken ist nicht nur tief genug zum Abspülen, sondern im Unterschrank stecken neben dem zweistöckigen Apothekerauszug auch eine große Abtropffläche zum Auflegen sowie eine Spülenabdeckung und eine stabile ausklappbare Verbreiterung. Trotz Mikrowelle stehen zwei Oberschränke zur Verfügung, die wie alle Klappen und Türen im Sprite über Schnappverschlüsse verfügen. Die Besteckschublade musste allerdings in die TV-Kommode über die Heizung ausziehen.

Viel Komfort auf wenig Raum

Wie es Sprite schafft, ein opulentes Raumbad, eine große Sitzgruppe, eine sehr ordentlich dimensionierte Küche und ein Längsdoppelbett in einem 2,25 Meter breiten 495er zu installieren? Das Maßband verrät es: Die handgefertigte Schaum-Komfortmatratze mit waschbarem Bezug, die auf einem Metallgestell und einem allerdings recht simplen Lattenrost liegt, endet nach nur 1,83 Meter – der Abstand zum Raumtrenner mit seinem mit hochwertigem Plissee verschließbaren TV-Guckloch lindert das Problem nur ein wenig. Der Freiraum zu den großen Oberschränken mit Lichtband darüber, ist groß. Links und rechts hat Sprite kleine Ablagen für Brille, Handy & Co. an die Wand geschraubt, außerdem hat jeder Schläfer seine eigene Leselampe. Dank Teleskopfedern schwenkt der Lattenrost samt Matratze leicht auf. Der Laderaum darunter ist komplett nutzbar, allerdings sind die Warmluftstränge darin nicht vor Ladung geschützt. An anderer Stelle bilden einige Kabel  Schlingen. Die Elektro- und Wassertechnik versammelt sich unter der rechten Sitzbank. Deren Korpus besteht im Wesentlichen aus Kunststoff-Profilen, an die Lattenroste und die Frontklappen direkt angeschlagen sind. Die vordere Kante ist als Schiene ausgebildet, in der der Rolllattenrost läuft. Er verbirgt sich unter der mit zwei Schrauben fixierten und somit schnell demontierbaren Kommode und sollte zum Fahren ausgezogen werden.

Nicht ganz zum hohen Sitzkomfort passen wollen die flachen, kaum konturierten Rückenlehnen. Doch ihretwegen verwandelt sich der Bug ruck, zuck in ein brauchbares Bett von 2,08 mal 1,38 Meter. Ohne Kommode wächst es auf 1,60 Meter Breite. Ein Radio mit MP3-fähigem CD-Laufwerk bespielt zwei mäßig klingende Blaupunkt-Lautsprecher in der Innenverkleidung des Panorama-Fensters. Den Gang zum Sanitärhaus möchte der Cruzer SR 495 seinen Bewohnern am liebsten ersparen. Auf und um die drehbare Toilette, die einen separaten Spülwassertank hat, ist Platz ohne Ende. Auch das Waschbecken ist perfekt zugänglich, die Duschkabine vielen immobilen Pendants ebenbürtig. Nur optisch ist der Hygienebereich etwas fad.

Aufbau und Fahrverhalten

Doch andererseits fördert weit hinter der Achse jedes gesparte Gramm Gewicht die Fahrstabilität. Auch der Aufbau wurde vergangene Saison auf Diät gesetzt. Unter den Alu-Wänden steckt eine relativ dünne Dämmung aus EPS (Styrofoam), statt Holzlatten fungieren leichte PU-Profile als Schraubgrund für Möbel und Anbauteile. GfK schützt das Dach vor Dellen. Beim Boden bleibt Sprite konservativer, packt geschlossenporigen PUSchaum zwischen zwei Lagen Sperrholz. Dennoch birgt der Blick unter den Cruzer Überraschungen.

Zum einen setzen die Briten auf den hierzulande aus der Mode gekommenen (warum eigentlich?) Ersatzradhalter, der sich zwischen die Holme des Alko-Chassis spannt und sogar Platz für einen Abwassertank hat. Außerdem baut Sprite die vorderen Stützen quer ein, wodurch sie bequem von der Seite aus gekurbelt werden können. das Abwasser mündet in zwei verschließbare Rohre, auf die ein Stutzen gesteckt werden kann. Da uns der Testwagen nur kurz zur Verfügung stand, konnte er leider nicht gewogen werden.

Darum die Werksangaben: Als Leergewicht nennt Sprite 1245 Kilogramm. Mit 35 Liter Wasser im Tank, Toilettenspülwasser, Kabeltrommel und zwei 11-Kilo-Stahlgasflaschen wären es 1335 Kilogramm. Man braucht kein Prophet sein, um der Auflastung von 1500 auf 1600 Kilo Gesamtmasse eine Empfehlung auszusprechen.

So wie das eigentlich auch für den ganzen Caravan gilt. Mit aufwendiger und deshalb nicht ganz einfach zu lernender Bordtechnik und einem tollen, seltenen Raumkonzept dürfte es dem Sprite Cruzer SR leicht fallen, noch mehr Freunde auf dem Kontinent zu finden.

Deutlich wird auch, dass man von einer campingverrückten Nation wie Großbritannien einiges lernen kann. Wenn sich der große Swift-Konzern, der die SpriteWagen baut, jetzt nich die Akribie der deutschen Wettbewerber zu eigen macht, kann sich das Establishment auf einiges gefasst machen.

Allgemeine Infos zum Sprite Cruzer SR

Schlafplätze: 2+2
Zul. Gesamtgewicht: 1600 kg
Länge/Breite/Höhe: 7,25/2,25/2,61 m
Grundpreis ab 22.495 Euro

Die CARAVANING Testergebnisse finden Sie auf der nächsten Seite.


Wertung

Wohnen: 3,4
Betten: 30 %; 2,7
Sitzgruppe: 20 %; 3,9
Küche: 20 %; 3,5
Sanitärraum: 20 %; 4,0
Möbelbau: 10 %; 3,3

Beladen: 3,1
Stauräume: 50 %; 4,1
Zuladung: 50 %; 2,0

Technik: 3,3
Aufbau: 20 %; 3,2
Sicherheit: 20 %; 3,8
Verarbeitung: 20 %; 3,3
Bordtechnik: 20 %; 3,3
Beleuchtung: 10 %; 3,0
Wintertauglichkeit: 10 %, 3,0

Fahren: 2,5
Fahreindruck: 40 %; 3,5
Fahrsicherheit: 60 %; 1,8

Preis & Service: 3,1
Preis/Leistung: 80 %; 2,6
Garantie: 10 %; 3,5
Servicenetz: 10 %; 1,0


Fazit

Konzept? Durchdacht! Im Sprite Cruzer SR ist vieles anders und vieles wirklich gut. Ob sich die englische Marke in Deutschland wirklich durchsetzt, hängt auch davon ab, wie sich das Händlernetz entwickelt. Aktuell sind es sechs in Deutschland, zwei könnten schon bald dazukommen. Ein Exot ist der Brite aber nicht wirklich: Die Geräte sind von namhaften Herstellern, Konzeption und Konstruktion durchdacht, und der holzfreie Aufbau ist von hoher Qualität. Einzig beim Finish könnte der Sprite aus dem Hause Swift noch eine Schippe drauflegen. Gemessen am Preis ist der Gegenwert jedoch auch jetzt schon ganz hervorragend.

Übersicht: Sprite Cruzer SR 495 im Test
Zur Startseite