Mit Wintertests ist’s so eine Sache: Wenn es richtig kalt ist und du Zeit für ein paar Tage Urlaub hast, steht vorne auf diesem Heft schon ein Frühlingsmonat. Also wartet man mit der Veröffentlichung ein Dreivierteljahr und hofft, das getestete Modell möge den Saisonwechsel auch überleben.
Wir haben Glück. Der Eriba Living 560 taucht auch in der Preisliste 2020 auf. Und das sogar für 400 Euro weniger als 2019. Zum Vorjahr außerdem geändert haben sich das Außendekor und ein kleines, aber wichtiges Detail in der Küche, auf das wir zu gegebener Zeit kommen.
Auf dem Weg zum Camping Vidor im Fassatal erwiesen sich die 2,50 Meter Breite des 560 als Herausforderung – wer ins italienische Family & Wellness Resort will, und dafür gibt es gute Gründe, muss das Gespann über Dolomiten-Pässe zirkeln, was man tunlichst mit Tageslicht und ohne Neuschnee tut. Passiert ist nix, doch aufgedeckt hat die Kurverei einen ersten Minuspunkt: Der 44-Liter-Frischwassertank, entgegen allen Empfehlungen randvoll, vergoss über seinen undichten Weithalsverschluss etliche Liter in Stau- und Wohnraum.

Viel spannender als die untadelige Straßen-Performance des 560 ist jene im Stand. An Raum mangelt es nicht. Das Längsdoppelbett im Bug misst an der breitesten Stelle immense 1,63 Meter und ist zwei Meter lang – da stört noch nicht mal Besuch aus einem der stabilen Etagenbetten, deren Liegemaße und Matratzen absolut in Ordnung sind. Eingerahmt vom für Winterklamotten gerade ausreichend großen Kleiderschrank und zwei üppigen Wäscheschränken fühlen sich Kinder wohl, wenngleich das Ambiente durch die große Garagenklappe, nackte Wände und offene Rangiergriff-Schrauben nüchtern ist. Aber das ist es bei anderen Wagen dieser Preisklasse auch. Dass der Plissee-Raumtrenner vom Wohnraum her fummelig und bei voller Garderobe zwischen Wäscheschrank und Eingangstür gar nicht mehr zu schließen ist – geschenkt.
Solider Aufbau mit suboptimaler Heizleistung
Für Wintercamper schwerer wiegt ein anderer Nachteil des 560: Die Truma S 5004, eine schlichte, zuverlässige Gasheizung, kommt, wenn sie überdies so dezentral platziert ist wie im Living 560, mit 15 Quadratmetern Wohnraum nicht mehr klar. Schon bei Temperaturen um den Gefrierpunkt ist tagsüber Heizstufe 4 von 5, nachts 3 bis 3,5 die Regel – gut, dass es auf unserer Parzelle einen Gasanschluss gibt.

Dazu pustet das aufpreispflichtige (320 Euro!) 230-Volt-Gebläse unüberhörbar auf Stufe 3, damit im Bug überhaupt ein laues Lüftchen ankommt – während die Kinder hinten schwitzen. Dafür trocknen Klamotten im Kleiderschrank in Windeseile. Ein weiteres Wetterphänomen ist das aus der Regenrinne laut auf den Stoßfänger tropfende Regen- und Schmelzwasser.
Davon abgesehen macht der Aufbau des Eriba Living, der aus konventionellen Materialien besteht und an Gfk-Dach und Alu-Wänden 28 Millimeter Dicke misst, einen soliden Eindruck und ist tadellos verarbeitet. Auch Konstruktion und Qualität des Mobiliars geben kaum Anlass zu Kritik, Glanz-Oberflächen und zahlreiche Radien überspielen gekonnt, dass es sich beim Living um einen Wagen der Einsteigerklasse handelt. Woran man es dennoch merkt? Zum Beispiel an den unverriegelten Oberschrankklappen, an eher einfacheren Küchenauszügen inklusive des Umstands, dass deren Pushlock-Schlösser der Doppelfunktion als Schloss und Griff nicht auf Dauer gewachsen sind. Aber: 2020 kommen robustere Pushlocks mit Haltenase zum Einsatz, die das Absacken der beladenen Schubladen unter das Schließblech verhindern. Auch die Beleuchtung ist von der simpleren Art und die Grundausstattung ist so zusammengestellt, dass Zusatzinvestitionen wie jene in das Komfort-Paket quasi unvermeidbar sind.
Ausreichend Platz für die ganze Familie
Kommen wir zurück zum Wohnen, das sich winters natürlich überwiegend in der seitlichen, per Klappflügel an den Sitzbankseiten verbreiterbaren Rundsitzgruppe abspielt, die ordentlichen, nicht aber luxuriösen Sitzkomfort für vier bietet. Gut für Beinfreiheit und die Dinge des täglichen Gebrauchs sind das hochwertige Einbein-Tischgestell und die zig Ablagen und Stellflächen rundherum. Die sind auf der kompakten Küche deutlich knapper, trotzdem kommen Familien mit dem gebotenen Platz ganz gut klar. Top für einen Einsteigerwagen: der Dreiflammherd mit Zündhilfe und der große Kühlschrank.

Das Bad teilt sich auf in einen großen Toilettenraum mit Fächern und Haken statt geschlossener Schränke und einen offenen Waschbereich, dem man bis aufs kleine Waschbecken und den bis zum Beckenrand hinunterreichenden Spiegel, der schon nach einmal Händewaschen versaut ist, nichts ankreiden kann.
Wissen sollten Familien, die ein Auge auf den Living 560 oder auf eines seiner Geschwister (Bürstner Premio 550 TK, Dethleffs C’Go 565 FMK, LMC Style 582 K) aus der Erwin Hymer Group geworfen haben, dass die serienmäßige 1,6-Tonnen-Achse nur homöopathische Zuladunsgreserven lässt. Wer auf 1800 Kilogramm zulässige Gesamtmasse erhöht, ist auf der sicheren Seite.
Das fiel uns auf
Zwei Wäscheschränke plus Garderobe: So kommt die Ausstattung einer Familie locker unter.
Der Gasherd mit drei Flammen hat eine Zündhilfe. Das ist nicht selbstverständlich in dieser Klasse.
/ Im 2019er-Modell sind die Schubladen-Pushlocks unterdimensioniert – 2020 sind sie besser.
Der Weithalsverschluss des Tanks war undicht. Zig Liter haben sich in den Innenraum ergossen.
Regen- und Schmelzwasser tropft auf den Stoßfänger und bringt die Kinder um den Schlaf.
Eriba Living 560 im Überblick
Schlafplätze: 4+2
Zul. Gesamtgewicht: 1600–2000 kg
Gesamtlänge/Breite/Höhe: 8,15/2,50/2,61 m
Grundpreis ab: 19.990 Euro
Testwagenpreis: 22.550 Euro
Wertung
(maximal 5 Punkte möglich)
- Wohnen: 3,5 Punkte
- Beladen: 4,2 Punkte
- Technik: 2,8 Punkte
- Fahren: 2,8 Punkte
- Preis & Service: 3,1 Punkte
Fazit
Robustes Grundgerüst – Viel Wohn- und Stauraum für die ganze Familie, der robuste Möbelbau und der attraktive Basispreis sprechen für den Living 560. Komfort-Paket, Auflastung und sogar das Heizungsgebläse müssen draufgerechnet werden. Doch auch mit Warmluftanlage sind die Wintertalente des Einsteiger-Wagens ausbaufähig. Anders gesagt: Man kann zwar bei Kälte campen, muss aber Komforteinbußen hinnehmen oder technisch mit Zusatzheizung aufrüsten oder aber einen Keramik-Heizlüfter mitnehmen.