Airstream 684: Europäische Version des weltberühmten Caravans

Der berühmteste Caravan der Welt Airstream 684 für den europäischen Markt

Airstream baut den berühmtesten Caravan der Welt. Wir haben das europäische Top-Modell 684 für mehr als 130.000 Euro ausgeführt und uns prompt in seinen einzigartigen Style verliebt. Träumen Sie mit!

Caravan Airstream 684 mit Zugwagen Ingolf Pompe
Airstream 684 Inneneinrichtung
Sitzgruppe im Airstream 684
Zwei Akkus speisen die Bordtechnik – ein Gasgenerator sorgt für Nachschub beim Airstream 684
Knebel sichern die Glas-Ausstellfenster beim Airstream 684 22 Bilder

Rechte Spur, Lkw-Kolonne. Ärgerlich? Keineswegs. Ein Blick in die Außenspiegel erstickt den Anflug sämtlicher Sinnfragen. Der Airstream, die amerikanische Caravan-Legende, erwidert ihn durch seine dunkle Brille, die er nicht nur aus Gründen des Sonnenschutzes trägt: Das tief getönte Plexiglas bewahrt die Echtglasfenster vor Steinschlag, weiter unten halten zwei Schilde als Bodyguards ihr Edelstahl für die aus 23 Alublechen handvernietete Karosserie hin. Jeder Zwischenstopp offenbart, dass ein Airstream eine über Geschmacksfragen und Wetter erhabene Skulptur ist, deren silberne Hülle selbst mit Regentropfen benetzt hinreißend aussieht. Von Fahrtwind und Straßenschmutz gezeichnete Schlieren trägt sie als stolze Abzeichen ihrer Reisen, die sie mit der stoischen Gelassenheit und Ruhe ihrer 2.685 Kilogramm Gesamtmasse absolviert. Leer wiegt das üppigst ausgestattete Top-Modell 684 übrigens knapp 2,4 Tonnen. Freilich bekäme der 684er auch eine Tempo-100-Zulassung, doch Zugfahrzeuge mit einer so obszönen Leermasse sind rar.

Mit jedem Schritt näher – Menschen mit Sinn für technische Ästhetik überkommt sogar das Verlangen, mit der Hand entlang der 2000 Nieten zu streichen – wächst das Verständnis für den charmanten amerikanischen Non-Perfektionismus. Wo Metall auf Metall trifft, muss hier und da etwas üppiger gedichtet und vehementer gedengelt werden. Na und? Immerhin wird jede Alu-Hülle intensiv und im Wortsinne mit Hochdruck – jeder Airstream muss Hurricanes der Klasse 2 mit bis zu 177 km/h Windgeschwindigkeit trotzen – auf Lecks geprüft, bevor die sechs Zentimeter dicke Mineralwolldämmung eingeklebt, die Kabel verlegt und schließlich Innenhülle und Möbel eingebaut werden. Die Sorge, in der gigantischen Blechdose Temperaturschwankungen schutzlos ausgeliefert zu sein, ist gänzlich unbegründet. Nimmt die Alde-Warmwasserheizung ihren Dienst auf, streicht die Warmluft aus den Konvektoren an den blanken Alu-Innenwänden entlang und bringt diese zügig und zugfrei auf Temperatur.

Die vielleicht größte Überraschung behalten sich die Europa-Airstreams für das Interieur vor. Doch vor dessen Entdeckung haben die Amerikaner ein kleines Rätsel gestellt: Sechs Schlüssel für drei Außenklappen, die Außendusche, den frei stehenden Gaskasten und die Tür baumeln am Schlüsselbund. Einer der zierlichsten gehört zum Türschloss, das den Vollmetalltürgriff entsichert. Knackend springt die schwere Tür aus der Falle und rastet an der Außenwand ein. Eine manuell ausziehbare Trittstufe hilft über die hohe Türschwelle.

Wer den Schritt darüber wagt, den zieht der Airstream augenblicklich in seinen Bann. Die moderne Inneneinrichtung mit gerundeten Kanten, Schleiflackflächen und transparenten Schiebetüren steht im begeisternden Kontrast zum klassischen äußeren Erscheinungsbild.

Duftendes blaues Premiumleder (2.500 Euro und damit das erste Extra in einer langen Liste) umhüllt die straffen Sitz- und Rückenpolster der opulenten Rundsitzgruppe. Die Rückenlehnen sind gerade so hoch, dass sie noch ordentlich stützen, ohne dabei über die Fensterunterkante zu ragen. Dafür kann man wunderbar die ausgebreiteten Arme auflegen. Erst mal hinsetzen, erst mal wirken lassen. Inzwischen schließen sich das Handy und das Fusion-Bordradio via Bluetooth kurz. Unter dem Leder erwacht der Subwoofer zum Leben. Die bezaubernden Schwedinnen von der Band First Aid Kit fluten den Raum mit flauschigem Country-Pop – der perfekte Airstream-Soundtrack.

Auch von ganz da drüben im Heck oder, um es in Airstream-Dimensionen auszudrücken, vom Horizont über dem Heckbett ertönt die Musik. Der Weg dorthin ist fünf Meter lang und führt vorbei am Sideboard und der Badtür mit ihrem Bullauge, das das Design der Außenfenster zitiert. Links des Weges liegen der mächtige Küchenblock und der breite Kleiderschrank. Auf jedem Meter ändert sich die Lichtstimmung, immer wieder reflektiert eine andere Lichtquelle in der polierten Innenverkleidung und den Echtglasfenstern. Das ist es wohl, das einzigartige Airstream-Feeling. Und ja, man kann sich darin verlieben. Alleine in Deutschland macht diese Liebe jährlich rund 50 Kunden blind genug, um den satt sechsstelligen Kaufpreis ignorieren zu können.
Themensprung, butterweiche Landung auf der Matratze. Nix knackt, nix knirscht. Aber warum hängen die Füße über den Bettrand? Schuld ist der Gang zwischen Fußende und Wand, der die Bettlänge auf weniger luxuriöse 1,90 Meter reduziert.

Einen Airstream auf Design zu reduzieren wird ihm nicht gerecht. Die Fülle an Fächern, Schränken, Schubladen, Regalen und nicht zuletzt Lichtern lässt den Schluss zu, dass Praktiker mit Sinn fürs Schöne am Werk sind. Trotzdem: Ein paar Wünsche bleiben offen. Der größte sind mechanische Verschlüsse an den schweren Küchenschubladen und an den Stirnklappen des Bettstauraums. Und: Eine etwas weniger hemdsärmelige Verarbeitung der sehr soliden Möbel könnte man sich als Sahnehäubchen ebenfalls vorstellen.

Bei der Bordtechnik tritt die Ästhetik hinter Autarkie und Wohlbefinden zurück. Im Wesentlichen sorgen zwei 75-Ah-Bordbatterien für die Versorgung von Innenbeleuchtung, Satellitenanlage (2.490 Euro) und zwei TV-Geräten (1.090 und 990 Euro) und der Druckwasserpumpe, die sich aus zwei 20-Liter-Festtanks und einem rollbaren 40-Liter-Zusatztank mit Tauchpumpe und Außenanschluss nährt. Der Rolltank steckt mit den Akkus, dem 45-Liter-Abwassertank und allen nötigen Anschlusskabeln und -schläuchen im 2.100 Euro teuren "On the Road Paket Germany". Natürlich lässt sich ein Airstream technisch noch weiter aufrüsten. Der Testwagen trug neben zwei Antennen (Radio + TV) auch die 2.550 Euro teure Truma Aventa Comfort auf dem Dach, die für weitere 530 Euro eine silbern lackierte Haube trägt. Aus einem dritten Akku speist sich der 5.900 Euro teure Allrad-Rangierantrieb Easy Driver mit Airstream-exklusiv grau eingefärbtem Motorgehäuse. Und wo wir schon bei den Zahlen sind: Bei Strommangel (zum Beispiel wenn zu viele 230-Volt-Geräte via Inverter betrieben wurden) springt ratternd der Unterflur-Gasgenerator ein. 4.650 Euro kostet dieser Luxus, 2.500 die edle und schwere Corian- Küchenarbeitsplatte inklusive tiefer Haushaltsspüle. Die letzte Position der Aufpreisliste ist die berühmte amerikanische Zip-Dee-Markise, die sich über zwei Arme an der Karosserie abstützt und sich per Federkraft wieder aufrollt (2.600 Euro). Macht unterm Strich 134.210 Euro. Sehr viel Geld für einen Traumcaravan, der zu den wertbeständigsten überhaupt zählt. Viele Wagen, so Importeur Armin Heun (www.airstream-germany.de), würden als Wertanlage weitervererbt. Entsprechend rar sind Gebrauchte. Welcher Caravan kann das noch für sich reklamieren?

Airstream International 684

  • Schlafplätze: 2+2
  • Gesamtgewicht: 2.650 kg
  • Länge: 8,25 m
  • Preis: ab 108.600 Euro

Unternehmen und Technik

Wally Byams entwickelte und baute im Jahr 1931 einen leichten und windschnittigen Wohnanhänger. Die aerodynamische Grundform und die Konstruktion haben sich im Laufe der Jahrzehnte kaum verändert. Jeder Airstream ist ein in Handarbeit hergestelltes Einzelstück, dessen Herstellung 300–400 Arbeitsstunden dauert.

Dabei wird zuerst die Außenhülle aus klarlackbeschichtetem Flugzeugaluminium auf ein Aluminiumgerippe genietet, auf das angelieferte BPW-Chassis gesetzt und in einer Wetterkabine auf Dichtheit geprüft. Danach werden Kabel durch den Rohbau gezogen, bevor Dämmung und Innenhülle folgen. Das Mobiliar wird im fertigen Aufbau montiert. Rund 1.500 Fahrzeuge verlassen jährlich das Werk in Jackson Center im Bundesstaat Ohio. Seit 1980 gehört Airstream Inc. zu Thor Industries. Das Unternehmen hat noch zehn andere Caravan- und Reisemobilmarken.

Die drei für den europäischen Markt bestimmten Airstream-Grundrisse 534, 634 und 684 unterscheiden sich deutlich von den US-amerikanischen Modellen. Sie sind zehn Zentimeter schmaler, fast 500 Kilogramm leichter und haben durch angepasste Deichsellängen deutlich geringere Stützlasten. Laut Airstream-Europa-Importeur Armin Heun ist auch das Mobiliar hochwertiger als jenes der US-Geschwister. Auch die Funktionsausstattung der Europamodelle soll jene der US-Modelle deutlich übertreffen.

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