Ist es ein Raumschiff? Ist es ein Ufo? Nein, es ist ein Caravan! Wenn Victor aus Anchorage/Alaska mit seinem Gespann vorfährt, sind ihm neugierige Blicke gewiss.
Ist es ein Raumschiff? Ist es ein Ufo? Nein, es ist ein Caravan! Wenn Victor aus Anchorage/Alaska mit seinem Gespann vorfährt, sind ihm neugierige Blicke gewiss.
„Kleine Kinder sind die coolsten“ sagt Victor. „Die wissen nämlich genau, dass das eine Rakete ist. Und dann fragen sie mich, wann ich zuletzt damit im Weltall oder auf dem Mond war.“ Ob auf dem Campingplatz oder an der Tankstelle – egal, wo Victor mit seinem auffälligen roten Caravan ist, überall halten die Leute an, stellen ihm Fragen oder wollen eine Tour durch den Innenraum. Diese Aufmerksamkeit genießen er und seine Freundin sichtlich: „Wir haben schon jede Menge netter Leute dadurch kennengelernt.“
Erdacht hat den Atomic Camper allerdings ein anderer Mann: Bill Guernsey. Zwei Jahre lang hat er an dem Caravan gebaut, der aussieht als sei er einem 50er-Jahre Comic entsprungen. Das Gerüst besteht aus gebogenen Holzplanken, die er mit Pappmarche und Glasfaser aufgefüllt hat. Zu den weiteren Materialen gehören Kupfer, Aluminium, Sperrholz und alte Toaster-Kabel. Die Möbel und Innenraum-Details bestehen aus exotischen Hölzern wie Tigerholz, die er mit Walnuss und Birke kombiniert hat.
Im Mai diesen Jahres hat Bill Guernsey seinen Caravan zum Verkauf ins Netz gestellt, um sich seinem nächsten Projekt zu widmen, einen Zeppelin-Caravan. Kurz nachdem die Anzeige für den Wohnanhänger veröffentlicht war, rief Victor an. Tags drauf fuhr er zur Besichtigung mit seinem Toyota Tundra Pick-Up vor – und wurde direkt von Bill für seinen guten Auto-Geschmack gelobt. Denn auch er fährt einen Tundra. Wenig später gehörte Victor der Weltraum-Anhänger. Über den Preis schweigt er sich aus, zwischen 10.000 und 20.000 Dollar soll er gelegen haben.
Betritt man die 4,80 Meter lange Rakete an der Beifahrerseite, steht man zunächst in der sogenannten „Space Gallery“, der Küche. Hier befindet sich ein Spülbecken in der Raketenspitze bzw. im spitz zulaufenden Bug. Essen für die Crew wird entweder auf dem Zweiflammkocher zubereitet, dem Backofen in der Küchenzeile oder draußen am festinstallierten Grill, der an die Propangas-Anlage angeschlossen ist.
Im Heck befindet sich das Badezimmer. Auf der rechten Seite ist ein Duschkopf angebracht, mit einem Duschvorhang wird eine Nasszelle daraus. Eine Campingtoilette ist ebenfalls an Bord: Eine Thetford Porta Potti Cube. „Die funktioniert wirklich ganz toll und verursacht auch keine üblen Gerüche,“ versichert Victor. Das Abwasser fließt entweder in einen portablen Grauwassertank oder wird – wie in den USA gang und gäbe – mit einem Schlauch an einen „Full-Hook-Up“ an die Kanalisation des Campingplatzes angeschlossen.
In Nordamerika ist es üblich, dass jede Parzelle auf einem Trailerpark oder einer Campsite mit Strom-, TV-, Frisch- und Abwasser-Anschluss versorgt wird. Allerdings ist der Atomic Camper in puncto Strom und Wasser autark und kann frei stehen. Er verfügt über einen 75-Liter-fassenden Frischwassertank, 37 Liter fassenden Wasserboiler und drei Wasserpumpen, die die Waschbecken, Spülbecken und die Warmwasserheizung versorgen.
Der Caravan hat keinen Anschluss für externen Strom. Er versorgt sich mit einer 12-Volt-Batterie, die sich wiederum über zwei 100-Watt-Solarpanels speist. Ein 20-Ampere-Wechselrichter sorgt für die richtige Spannung. Insgesamt reicht der Strom für ein paar Stunden Fernsehen, Licht am Abend und die Wasserpumpen, sagt Victor. Die Stromanlage will er noch weiter aufrüsten.
Auch am Sofa in der Mitte des Caravans will Victor noch ein paar Verbesserungen durchführen. Die Seitenbänke lassen sich bislang nicht zu einer großen Liegefläche umwandeln. So schlafen er und seine Freundin derzeit noch getrennt auf beiden Seiten des Caravans. Während des Sommers in Alaska haben die beiden laut Victor aber sowieso nicht viel geschlafen, da hier bis zu 20 Stunden Tageslicht herrschen: „Da gehen wir lieber lange angeln oder oder klönen mit anderen Campern auf dem Platz.“
Obwohl es die Kids kaum glauben können: Auf den Mond oder ins Weltall hat es Victor seit Mai leider noch nicht geschafft. Die ersten Touren mit dem Atomic Camper beschränkten bislang auf ihre Heimat Alaska: Mit seiner Freundin fuhr er nach Soldotna und nach Kenai zum Fischen. Fürs kommende Jahr steht eine größere Reise an. Von Alaska aus soll es über den kanadischen Highway bis runter nach Dallas in Texas gehen. Geplante Zwischenstopps: eine Stadt names Vulcan in Alberta/Kanada und natürlich Rosswell und Los Alamos in New Mexico/USA.
Wer mehr über die Abenteuer des Atomic Campers erfahren will, kann Victor auf Facebook folgen: facebook.com/atomiccamper/