Aufbautechnik in Caravans
Neue Materialien in Außenwänden

Alle Caravan- Wände sind ähnlich? Von wegen. Von außen teilweise unsichtbar, erobern neue Materialien die Branche. CARAVANING zeigt Ihnen die aktuelle Aufbautechnik und sagt, worauf es ankommt.

Thema des Monats: Aufbautechnik
Foto: Tschovikov, Pompe, Archiv

Beim Caravan-Kauf gelten die Blicke meist der Einrichtung. Die Hülle scheint schließlich bei fast allen Modellen irgendwie ähnlich. Tatsächlich haben sich in Jahrzehnten der Caravan-Fertigung bei den großen Marken vergleichbare Aufbautechniken durchgesetzt. Ein hölzernes Fachwerk mit Styropor-Ausfachung und strukturiertem Aluminiumblech darüber darf als bewährter Standard gelten. Dennoch macht nicht nur das Dekor den Unterschied.

In jüngster Zeit nimmt die Kreativität der Entwickler wieder zu. Beispiel Außenhaut: Das klassische Hammerschlag-Design an den Wänden hat Konkurrenz bekommen.


Neue Außenwand-Materialien: Mode oder Nutzen?

Modetrends sind sicher ein Grund dafür. Manch einer hat sich am Strukturblech sattgesehen und bevorzugt die stärker vom Pkw beeinflusste Optik moderner Wohnmobile: Gehobene Caravans tragen daher ebenfalls häufiger glattes Alublech. Praktische Vorteile sind dadurch nicht zu erwarten, eher im Gegenteil.

Damit die Wand ohne die typische Prägung auch einigermaßen glatt wirkt, muss ein dickeres Blech verwendet werden. Einige Hersteller bauen deshalb außerdem eine Sperrholzlage darunter ein, was unter dem Strich zusätzliche Pfunde mit sich bringt.

Bei Dethleffs rechnet man durch optionales Glattblech mit einem Mehrgewicht von etwa einem Kilogramm pro Quadratmeter. Zudem empfiehlt sich der sorgsame Umgang mit glatten Wänden, denn auf den glänzenden Flächen fallen Kratzer deutlich stärker auf.

Feinhammerschlag oder GfK?

Als Kompromiss kommt deshalb mehr und mehr eine Oberfläche aus Feinhammerschlag ins Spiel. Sie wirkt eleganter als die klassische Struktur, vermeidet aber die Nachteile glatter Bleche. Doch es geht auch ganz anders. Insbesondere südeuropäische Hersteller vertrauen auf Kunststoffe statt Aluminium.

Eine Außenhaut aus GfK verzeiht kleine Stöße - und wenn nicht, lässt sie sich vergleichsweise einfach reparieren. Strukturierte Oberflächen kennt man bei diesem Material nicht. Dennoch erreicht GfK nicht die edle Anmutung eines lackierten glatten Blechs.

Eine robuste Kunststoffbeplankung muss übrigens keine Kostenfrage sein. Adria, Caravelair oder Sterckeman setzen das Material aufpreisfrei in ihren Mittelklasse-Baureihen ein. Ohne Mehrkosten gibt es GfK jetzt auch bei LMC und TEC. Hier bedeckt der Kunststoff Bug, Heck und Dach. Die Wände ziert weiterhin glänzender Lack. Carado und Sunlight schützen nur das Dach mit GfK - denn hier kommt es besonders darauf an. Während starker Hagelschlag auf Aluminiumblech deutliche Spuren hinterlässt, bleibt GfK davon in aller Regel ungerührt.

Kunststoff-Dächer: Bevorzugte Behandlung bei Versicherungen

Manche Vollkaskoversicherungen gewähren deshalb einen Rabatt für Kunststoffdächer. Ein Grund, beim Caravan-Kauf darüber nachzudenken, ein GfK-Dach als Extra zu bestellen. Das ist aktuell bei vielen Herstellern möglich.

Selbst bei Tabbert, wo fast alle Baureihen traditionell ein besonders dickes Dach haben. Fendt verwendet auf Wunsch eine Dachoberfläche aus Alufiber. In diesem Fall ist ein lackiertes Blech direkt mit einer festen GfK-Schicht darunter verklebt.

Wie man auch bei Kunststoffen eine edle Oberfläche erzielt, automobile Formen aufnimmt und gleichzeitig noch gewichtssparend baut, zeigt Fendt mit sogenannten LFI-Teilen an Bug und Heck des Top-Modells Brillant. Es handelt sich dabei um ein Verbundmaterial, das gleichzeitig für die Stabilität und Isolierung sorgt. Die LFI-Technik verwenden beispielsweise ebenso der Hobby Premium, der Tabbert Grande Puccini sowie einzelne Modelle von Dethleffs.

Holzbau im Caravan - noch zeitgemäß?

Üblicherweise begnügen sich Caravans dagegen mit Sandwich-Platten an Bug und Heck, die durch aufgesetzte Tiefziehteile aus Kunststoff in Form gebracht werden. Die tragende Rolle übernimmt in einem typischen Aufbau immer noch Holz.

Allerdings scheint das Naturmaterial auf dem Rückzug. Die Gründe dafür kennen all jene, die bei älteren Caravans schon einmal mit Undichtigkeiten zu kämpfen hatten. Holz saugt die Feuchtigkeit auf, verrottet und macht die Leckage oft erst durch Schimmel an der Innenwand sichtbar. Dann werden aufwendige Reparaturen fällig. Weil die Latten außerdem nicht wenig Gewicht mit sich bringen, werden sie von den Herstellern immer sparsamer eingesetzt. Aus dem früheren Gerippe sind oftmals einzelne Verstärkungen in der Sandwich-Wand geworden.

Bürstner zeigt mit seiner neuen Bodenplatte, wohin die Richtung gehen kann: Durch eine äußerst stabile XPS Schicht braucht man keine Verstärkungsleisten. Statt Sperrholz am Unterboden, das regelmäßige Pflege verlangt, gibt es dort eine unverrottbare Kunststoffplatte. LMC kommt in der Scandica-Baureihe sogar komplett ohne Holz im Aufbau aus.

Spezialitäten können ebenso die meisten Eriba-Modelle vorweisen. Hymer verklebt Dach und Wände des Nova, statt zu schrauben. Und dann gibt es da die Touring-Baureihe mit ihrer tragenden Metallkonstruktion. Sie stammt aus einer Ära, als von Standardbauweise noch keine Rede war.