Mink 2.0 Sportscamper
Teardrop-Caravan mit Offroad-Qualitäten

Wie sich das fügt: Kaum ist der Suzuki Jimny nach Zulassungsgehassel zurück, hängen wir ihm gleich was an – den Mink Sportscamper, einen feschen Einraum-Offroad-Caravan aus Island. Wir sind dann mal draußen.

Mink Sportscamper
Foto: Hans-Dieter Seufert

Wenn sie sich noch gute Nacht sagen wollen, müssen sie sich langsam mal beeilen. Denn hier muss es sein, wo sich die beiden dazu treffen – Fuchs und Hase. Schon duckt sich die Sonne unter den Horizont, bis zu dem sich hier nur einige Erhebungen hügeln, Wälder in die Höhe recken und weite Felder im sachten Abendwind wogen. Wer hätte gedacht, wie beschäftigt man damit sein kann, dazustehen und zu schauen, wie die Nacht sich über das Land und einen Tag legt, der seinen Erlebnisreichtum vor allem dadurch erlangte, dass eher nichts passierte. Das kam alles so:

Teardrop-Caravans

Alles beginnt im Februar, als der Zufall (für die Unfröhlicheren, die nicht an den Zauber des Zufalls glauben, mag es auch ein verschwörerischer Internetgigant gewesen sein) eine Werbung für den Sportscamper auf den Bildschirm wirft. Och, der sähe aber nett hinter einem Jimny aus, denken wir uns und beginnen, ein Treffen zu planen. Das dauert, weil erst der Winter bleibt, dann der Jimny nicht kommt. Damals bestehen noch Dissonanzen zwischen Suzuki und den EU-Strafzahlungen für zu hohe Verbrauchswerte. Erst scheint es, als bliebe dieses weltwunderbarste kleine Geländeauto für immer weg.

Dann witscht der Jimny doch durch eine Lücke: Verzichtet er auf die Rückbank und sperrt den Gepäckraum mit einem Metallgitter ab, kann er als Nutzfahrzeug einreisen und muss nur laschere Vorgaben erfüllen. Nun wäre es korrekter, darüber in Empörung statt Begeisterung auszubrechen. Aber schaut euch dieses grandiose Auto an. Müsste es sein, würden wir einen einzigen Tag mit ihm mit einem ganzen Monat Nissan Leaf oder Opel Corsa-e büßen.

Ein Caravan für isländische Straßen

Als der Jimny in die Tiefgarage rollt, laufen wir runter und umtrubeln ihn. Er ist noch genauso vollendet unvollkommen wie beim ersten auto, motor und sport-Test im Jahre 2018, was unser Jubel ebenso bestätigt wie die Tatsache, dass Suzuki Kunden auf Wartezeiten einstimmt. Den Entfall der Rückbank dürften gerade jene kaum als Verlust empfinden, die dort einmal saßen. Nun die Anhängekupplung montieren, damit es morgen früh losgehen kann, nach Dasing.

Dort steht, in der Südfiliale von Wheelhouse, der Mink 2.0 Sportscamper, ein ganz neuer, der schon weit gekommen ist: aus Island. Dort entwickelte ihn ein Team von TechnikerInnen und DesignerInnen – ein Vorgang, welchen das Streben nach Detailperfektion viel mehr prägte als jenes für die Einhaltung von Kosten- und Zeitrahmen. Schließlich sollte es der perfekte Wohnwagen für alle werden, die abenteuerlustig sind oder sich vorgenommen haben, es zu werden.

Als prototypisches Abenteuer hat sich das Mink-Team einen Trip rund um Island ausgedacht, bei dem es gilt, auch all die unbefestigten Landesteile – also eigentlich alle außerhalb Reykjavíks – erreichen zu können, eben auch all die Geysire und Vulkane, wie diesen Eyjafjalldingsbums.

Mink Sportscamper
Hans-Dieter Seufert
Das Regal kann sich in eine Hängeliege für Kinder verwandeln.

Dazu packen sie auf das vollverzinkte Stahlchassis mit 33 cm Bodenfreiheit ein islandwinterfest wärmegedämmtes Monocoque-Kabinchen aus ABS-Kunststoff mit Bullaugentüren, Panoramadach und Heckküche fürs Halbdraußenkochen. Fürs Ganzdrinnenschlafen schwebt über dem Doppelbett (140 x 200 cm) eine Hängeliege für Kinder (140 x 50 cm). Mehr an Möbel ist und war nicht drin. Stimmt, das ist erstaunlich wenig, bedenkt man den stattlichen Preis des Mink. Ihn hier exakt zu beziffern, führte nur dazu, dass die Miesepetrigen, die sich darüber aufregen wollen, sich darüber aufregen könnten.

Und jene, denen der Mink das Geld wert wäre, müssten sich für ihre Begeisterungsfähigkeit gar noch rechtfertigen. Also haben wir den Preis anderswo versteckt und feiern den Vorzug des Minimalismus. Denn so wiegt der Sportscamper nur 490 kg, das ziehen sogar viele E-Autos – was in Einklang mit dem Wunsch nach Naturnähe stünde, meint Mink. Nur, ob die da eine Ladesäule hingestellt haben, beim Eyjafjallihrwisstschon um die Ecke?

Unterwegs ins Abenteur

Egal, denn nun baumelt der Mink am Jimny, der sich das trotz eher schütterer Leistung kaum anmerken lässt. Liegt sicher daran, dass der Sportscamper, wie Mink betont, so windschnittig ist. Oder daran, dass der kastige Jimny eine Schneise in den Fahrwind schlägt, in deren Schatten sich 40-Tonner ducken könnten.

Nun runter von der Autobahn und noch mal volltanken. Das empfiehlt sich besonders zu Beginn einer Reise ohne Ziel – weiß man doch nie genau, wo das alles enden soll. Dabei nähert sich ein alerter Herr und fragt in Schweizer Höflichkeit, ob er mich etwas fragen dürfe. Nämlich, ob ich diesen Wohnwagen selbst gebaut hätte. Oh, welch köstliches Kompliment an jemanden, dessen Fähigkeiten im Bereich des Behausungsbaus direkt hinter dem Aufstellen eines Wurfzeltes enden.

Ach, damit ist der Tag jetzt schon mein Freund. Heiter weiter also, denn sieht es da hinten nicht besonders nach Abenteuer aus? Schließlich heben sich dort Berge in eine nur noch von Landschaft umrankte Gegend. Stellt man es nur geschickt genug an, biegt, stets unbedacht drauflos, mal auf jene, mal auf diese Straße ab, vertüdelt man sich endlich auf eine, die sich zum Schotterweg verengt, um am schönsten Ziel zu enden: im Irgendwo.

Mink Sportscamper
Hans-Dieter Seufert
In der Heckküche bereiten wir den Kaffee zu.

Wie schön, es ganz allein für sich zu haben, um das Wichtigste von allem zu erledigen: nichts. Wobei wir raten, sich dafür mit Kaffee und Kuchen zu stärken. Dabei zählt es zu den Wunderbarkeiten des Campens, dass selbst der gruseligste Filterkaffee (meiner also, wie das Kollegium bestätigen kann) eine vollmundige Geschmackskraft erlangt, werkelt man dafür nur eifrig genug mit einem Gaskocher herum und serviert das Gebräu vor dem Camper. Schließlich besteht seine Räumlichkeit ja nur aus dem Schlafzimmer. Das mag bei Regenwetter eine gewisse Nachteiligkeit haben, aber du bist doch da draußen, um da draußen zu sein.

Erst vor in Weltenaltern lächerlichen 10.000 Jahren wurde der Mensch sesshaft, so mit abends nach Hause kommen und "Schatz, wie war dein Tag?". "Sesshaft", wie das schon klingt, wie ein schlechter Krimi, wenn der Kommissar sagt: "Wir müssen Sie in Sesshaft nehmen, es dient Ihrer eigenen Sicherheit." Und wozu haben wir es in 10.000 Jahren Daheimsein gebracht? Zu einem Netflix-Abo, na bravo.

Aber statt daheim mit 1000 Serien, jede nur eine fremde Geschichte, sitzt du nun hier vor dem Mink und schreibst deine eigene. Sie beginnt mit einem kleinen, heiteren Gedanken im Sonnenuntergang: Wie will es der Hase hinbekommen, beim Gutenachtsagen nicht gefressen zu werden? Komplett ausbaldowert haben wir es noch nicht, aber eines ist sicher: Der Plan, den er dafür hat, ist gewiss ganz ausgefuchst.

Mink 2.0 Sportscamper

Mink Sportscamper
Hans-Dieter Seufert
Das Runde muss ans Eckige. Das ergibt eine Kombination, gegen die größte Miesepetrigkeit nicht ankommt.

Bei uns vertreibt Wheelhouse mit Filialen in Hamburg und jetzt auch Dasing den Mink. Der Preis für das Basismodell liegt bei 18.270 Euro, ohne Webasto-Heizung (1550 Euro) drinnen oder Solarmodul (895 Euro) obendrauf. Zudem gibt es ein umfangreiches Zubehör-Sortiment – von Bettzeug über Bose-Lautsprecher bis zu Schneidebrettchen mit Logo. Des Weiteren handelt Wheelhouse mit überwiegend kompakten und oft geländetauglichen Caravans von Lume, Kip, X-Line, Wildbox, Kupler und Crawler sowie mit Dachzelten diverser Marken.

Suzuki Jimny

Karosserie: Zweisitziger Geländewagen, L x B x H 3645 x 1645 x 1705 mm, Radstand 2250 mm, Kofferraum 863 l, Leergewicht/Zuladung 1165/270 kg.
Fahrwerk: Starrachse/Schraubenfedern vorn und hinten, Scheibenbremsen vorn, Trommelbremsen hinten, Reifen 195/80 R 15.
Kraftübertragung: Allradantrieb, Fünfganggetriebe.
Motor: Vierzylinder-Reihenmotor, Hubraum 1462 cm³, Leistung 75 kW (102 PS) bei 6000/min, max. Drehmoment 130 Nm bei 4000/min.
Fahrleistung: 0–100 km/h: k. A. Höchstgeschwindigkeit: 145 km/h Gesamtverbrauch (NEFZ): S 6,8 l/100 km
Grundpreis: Suzuki Jimny 1.5 Allgrip 21.915 Euro