Tiny House für den Urlaub selbst gebaut
Do-it-yourself-Lösung des großen Minihaustrends

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Der Trend zum Tiny House hat Daniel zu einem ganz besonderen Eigenbau inspiriert. Aus einem Transportanhänger wurde binnen acht Wochen ein Mini-Caravan für zwei.

 Tiny House
Foto: Daniel Schwandt

Seit einigen Jahren bin ich begeisterter Camper, egal ob mit Wohnwagen, Wohnmobil oder Zelt. Jedoch hatte ich bis jetzt, abgesehen vom Zelt, immer die Unterkünfte geliehen. Ein Erlebnis veranlasste mich zum Umdenken: Als wir an Ostern 2018 zum Mountainbiken und Klettern mit dem Zelt an den Gardasee fuhren, begann es schon am zweiten Tag fast ununterbrochen zu regnen. Wir hielten die geplanten fünf Tage dann doch aus, aber mir wurde klar, dass wir eine andere Lösung brauchen.

Leben auf wenig Quadratmeter

Die Idee der Tiny Houses aus den USA gefiel mir gut. Weil diese aber fest auf einem Fahrgestell montiert sind, schien mir diese Lösung hierzulande etwas kompliziert wegen der Zulassung. Dann kamen mir die Absetzkabinen für Pick-ups in den Sinn. Leider habe ich jedoch keinen Pick-up und auch wenig Verwendung dafür. Jedoch hatten mein Vater und ich uns vor einigen Jahren einen Transportanhänger zugelegt. Und so kam dann eins zum anderen, Absetzkabine und Anhänger.

Ich googelte ein bisschen, ob es so etwas zu kaufen gibt ... vergeblich. Auch schaute ich nach, was die Zulassungsordnung dazu sagt, und stellte fest: Solange die Kabine nicht fest mit dem Anhänger verschraubt ist, gilt sie als Ladung: als ob man einfach sein Gartenhäuschen zu einem anderen Grundstück fahren würde.

Der Bau des neuen Mini-Caravans

DIY, Selbstbau, Tiny House
Daniel Schwandt
Durch die Befestigung mit Zurrgurten bleibt das Tiny House abnehmbar. Ein Sonnensegel gehört auch dazu.

Also begann ich mit dem Bau. Den Plan hatte ich im Kopf, lediglich die Außenmaße skizzierte ich grob: 3,20 Meter lang, 1,50 Meter breit und 1,60 Meter hoch sollte das Häuschen werden. Der Rahmen besteht aus gehobelten Kanthölzern, für eine bessere „Aerodynamik“ schrägte ich die Frontseite im oberen Bereich etwas an. Seitenwände und Boden wurden mit Sperrholz verkleidet, mit Bootslack gestrichen und die Fugen mit Silikon abgedichtet. Fenster sowie Tür stammen aus dem Baumarkt, wobei Letztere gekürzt werden musste. Decke und die Frontseite bestehen aus wasserfesten Siebdruckplatten.

Eine Bedingung war für mich, dass auch Fahrräder und eines meiner Motorräder Platz haben sollen, was durch ein klappbares Bett und Verzurrmöglichkeiten gelang. Die Innenausstattung stammt weitestgehend von meinem Lieblingsmöbelhaus aus Schweden. Noch einen Kartuschenkocher hinein, ein Kanister und ein ausziehbares Waschbecken, und fertig war mein Tiny House – nach fast acht Wochen Feierabend- und Wochenendarbeit.

Die Jungefernfahrt des Tiny Houses

Meine Freundin Hannah war zunächst doch etwas skeptisch, doch ließ ich mich nicht beirren. Freitags nach der Arbeit packte ich meine Simson S51 und zwei Rennräder hinein und am Samstag ging es los zum ersten Kurzurlaub am Bodensee. Zunächst mit leichter Anspannung, sobald ich an der 100-km/h-Marke auf der Autobahn kratzte. Völlig unbegründet: Der Anhänger lag perfekt auf der Straße und war mit insgesamt rund 800 Kilogramm sogar noch leichter als gedacht. Auf dem Campingplatz angekommen, war uns die Aufmerksamkeit aller Mitcamper sicher.

Wir hatten das Tiny House noch nicht abgestellt, als einige schon hinschauen wollten. Als sie dann noch unsere Simmi darin sahen, waren sie erst recht begeistert. Mit einem Mal verflog auch bei Hannah die Skepsis. Wir waren stolz auf unser Tiny House, bauten in fünf Minuten alles auf und machten uns erstmal Kaffee und Brötchen. In der ersten Nacht zog dann ein starkes Gewitter auf. War wirklich alles dicht? Ich hatte den Gardasee noch in Erinnerung. Irgendwann bin ich dann doch eingeschlafen. Alles blieb trocken und in den Nächten darauf schlief ich eindeutig besser.

Begeisterung von allen Seiten

Die restlichen Tage vergingen wie im Flug und wir – oder vielmehr Hannah – erzählten allen Interessierten, wie es sich in dem Häuschen wohnen lässt. Wieder daheim, nahm ich noch ein paar Verbesserungen vor, bevor es zu einem Wochenend-Männertrip in die Vogesen und ein paar Wochen später an den Losheimer See im Saarland ging. Auch hier hatten wir wieder einen riesigen Andrang an unserem Häuschen.

Hannah und Daniel
Daniel Schwandt
Hannah und Daniel werden häufig auf ihren Mini-Caravan angesprochen. Fragen beantworten sie mit Freuden.

Ich war froh, dass Hannah der Urlaub am Bodensee so gut gefiel, dass sie vorschlug, im Spätsommer an die Ostsee zu fahren. Auch ich war von der Idee begeistert und wir machten uns auf die bislang längste Tour mit unserem Häuschen, 800 Kilometer von Kaiserslautern bis nach Graal-Müritz. Diesmal war ich entspannter, Hannah hatte in der Zwischenzeit auch den Anhängerführerschein gemacht, so dass ich sie gerne ans Steuer ließ.

Auf dem Campingplatz bekamen wir eine Parzelle am Weg zum Strandbad, so dass täglich neue Leute an unserem kleinen Camper stehen blieben, lobten oder Fragen stellten. Auch diese hat Hannah wieder liebend gern beantwortet und einen „Rundgang“ angeboten. Einige schlugen vor, das Konzept zu vermarkten (mit dem Gedanken spiele ich noch). Diesen Sommer hatten Hannah und ich eine Rundtour durch Großbritannien geplant, wofür ich noch ein kleines Autarkpaket installiert habe.