Zeitlos, leicht und handgefertigt – dieser Caravan ist ein Schmuckstück, das alt aussieht, aber brandneu ist und dazu gerade einmal 500 kg wiegt.
Zeitlos, leicht und handgefertigt – dieser Caravan ist ein Schmuckstück, das alt aussieht, aber brandneu ist und dazu gerade einmal 500 kg wiegt.
Volker Schmidt, der Gründer von Fama-Schmidt, lächelt schelmisch, als man ihn auf die Entstehungsgeschichte seiner Wohnwagen-Manufaktur anspricht. "Na ja, meine Frau und ich wollten 2018 mit unserem VW Käfer in den Urlaub fahren, dafür musste ein leichter Wohnwagen her. 34 PS schränken ja doch ein.
Unsere absolute Obergrenze lag bei 750 Kilo inklusive Beladung. Ich habe unglaublich viel recherchiert, aber einfach keinen neuen Caravan gefunden, der meinen Wünschen entsprochen hätte. Schließlich habe ich einen uralten Wohnwagen restauriert und dachte dabei: Das geht alles sicher noch viel besser!"
Das Ergebnis von Schmidts Arbeit, den selbst entworfenen und gebauten Fama Flott mit der Fahrgestellnummer 001, hat der 57-jährige Ingenieur jüngst auf einer Messe vorgestellt. CARAVANING war in der Montagehalle in Brackenheim vor Ort, wo die kleinen Schätzchen in Handarbeit entstehen sollen. Denn als Volker Schmidt sah, dass nicht nur er auf der Suche nach einer leichten Hütte ist, entschied er 2019, seinen Job an den Nagel zu hängen und sich voll und ganz den Wohnwagen zu widmen. Das war der Startschuss für Fama.
Da Volker Luft- und Raumfahrttechnik studiert hatte, waren ihm leichte Werkstoffe wie ABS, Aluminium und Sperrholz mehr als vertraut. Das Fahrgestell des Flott, wie der Kleine stilsicher benannt wurde, liefert Alko.
Dementsprechend ist der kleine Retro-Caravan mit Stoßdämpfern, selbst nachstellenden Bremsen und Rückfahrautomatik zeitgemäß ausgerüstet. "Auf das Fahrgestell kommt eine Siebdruckplatte, so bleibt der Unterboden wasserabweisend. Dann baue ich eine Sandwich-Struktur auf, damit der Wagen auch nach unten isoliert ist."
Wäre der Fama Flott ein Rennwagen, könnte man ihn auch "Superleggera" nennen. Nicht nur, weil er mit 500 Kilogramm Eigengewicht sportlich-leicht ist, sondern auch, weil er bis zur Gürtellinie als Käfig aus Aluminiumrohren konstruiert wurde. Dieser Rahmen wird von außen mit Alublech und innen mit leichtem Furnierholz beplankt, dazwischen sorgt Styrodur für Isolierung.
"Das ist eines der wenigen Materialien, die leider nicht recyclingfähig sind. Sonst sind fast alle Werkstoffe wiederverwendbar, das ist mir sehr wichtig", sagt der Erbauer. Bei jenen Teilen, die der Gründer von Fama-Schmidt dazukaufen musste, griff er zu Quellen, die niemals zu versiegen drohen. So stammen beispielsweise Positions- und Heckleuchten vom alten Land Rover Defender, dessen Ersatzteilversorgung dank Kultstatus für die nächsten Jahrzehnte gesichert ist.
Die Lichter werden übrigens als Einzelteil gekauft und von Volker in ein eigens entworfenes Gehäuse eingebaut, das er vor Ort mit dem 3D-Drucker produziert. Zwei der Leuchten sitzen im formschönen Dach, das aus einem einzigen Stück ABS-Kunststoff hergestellt wird und Hagelkörnern bis zu einem Durchmesser von drei Zentimetern locker widerstehen kann. Dank Versteifungssicken verwindet es selbst auf der Rüttelstrecke nicht.
Der Grundriss ist klassisch und variabel. Wie bei einigen anderen Details, hat sich Volker Schmidt auch hier vom Constructam Condor, den er vor einigen Jahren restauriert hatte, inspirieren lassen. Die Dinette im Bug kann zu einer Schlafgelegenheit umgebaut werden. Im Heck gibt es wahlweise ein Fest- oder ein Umbaubett. "Die Polster sehen vorn und hinten gleich aus, jedoch ist der Schaumstoff unterschiedlich abgestimmt. Im Heck ist es fürs Schlafen optimiert, im Bug fürs Sitzen." Die wenigen Möbel, also Küche und Kleiderschrank, tragen ebenfalls zur Versteifung des Wagens bei.
"Auf eine Nasszelle habe ich bewusst verzichtet, da sie erheblichen Gewichtszuwachs bedeutet hätte. " Stattdessen gibt es einen Auszug für eine mobile Toilette. Ebenfalls mobil sind der Gaskocher und die Wassertanks. "Camping statt Glamping, das war mein Gedanke", begründet Volker Schmidt diese Wahl. Die wertigen Armaturen über dem Edelstahl-Waschbecken stammen, wie viele weitere Details, aus dem Bootsbau und haben einen Anschluss für eine Duschbrause. Den Schlauch kann man durchs Fenster ins Freie führen.
Die Oberschränke der Küche sind massiv, die Verschlüsse sicher, eine dezente Kante verhindert, dass der Inhalt beim Öffnen auf dem Boden landet. Der Kühlschrank sitzt unten in der Küchenzeile. Zwei Dachhauben und drei Ausstellfenster sorgen für viel Licht und gute Luft. Autarkie wird durch eine 100-Ah-Bordbatterie garantiert. Mit einem Inverter werden drei 230-V-Steckdosen betrieben, über dem Bett gibt es zwei USB-Ladeanschlüsse. Eine elektrische Fußbodenerwärmung, ein Fahrradträger auf der Deichsel und vieles mehr sind optionale Extras. Eine Auflastung auf 900 kg ist ebenfalls möglich, versichert der Erbauer.
Sein finaler Satz lässt besonders gut erkennen, worauf es dem 57-Jährigen wirklich ankommt. "Ich baue nur Caravans, die mir selbst auch gefallen würden." Mehr muss man dazu gar nicht mehr sagen.
wertige Lösungen (Schlösser, Armaturen) statt Plastik
keine Ablage für Kleinkram über dem Bett
Wie schön, dass es immer wieder Tüftler gibt, die Neues und Schönes auf den Caravan-Markt bringen. Der Fama-Schmidt Flott wird sicherlich seine Fans finden.