Ein MG aus den 1950er Jahren scheint vielleicht kein ideales Fahrzeug für einen Campingurlaub im Süden. Es sei denn, man findet wie Günter und Edeltraut den passenden Caravan dafür: einen klappbaren Dethleffs Wohnwagen mit Leichtbautechnik.
Ein MG aus den 1950er Jahren scheint vielleicht kein ideales Fahrzeug für einen Campingurlaub im Süden. Es sei denn, man findet wie Günter und Edeltraut den passenden Caravan dafür: einen klappbaren Dethleffs Wohnwagen mit Leichtbautechnik.
Ein Oldtimer, der auch so aussieht wie ein Oldtimer, war seit langem mein Wunschtraum. Während eines beruflichen Aufenthalts in Amerika ist er mir über den Weg gelaufen, ein MG mit langem Kühler und zur damaligen Zeit ein technisches Meisterstück. Es war ein MG TD, Baujahr 1953. Einiges musste daran gemacht werden; Freunde aus der Schrauber-Szene waren behilflich, das Prachtstück fahrbereit zu machen. Für mich war immer klar: Mit dem Fahrzeug möchte ich fahren, wohin, das war noch nicht klar. Meine Frau setzte eine rote Linie, es muss eine warme Gegend sein, also Richtung Süden, und: Ich wollte mit dem Fahrzeug nicht stundenlang auf der Autobahn verbringen.
Zufällig fand ich eine Notiz vom "Urlaubs-Express, Auto, Zug, Reisen", also dem Nachfolger des Auto-Reisezugs aus den 1970er Jahren. Den kannte ich schon lange. Wir sind mit der Familie jährlich damit zum Wintersport nach Innsbruck gefahren, bequemer geht es eigentlich nicht. Die Bahn hat diese Reisemöglichkeit vor Jahren angeblich aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt. Ein junges Kölner Unternehmen hat die Nostalgie wieder zum Leben erweckt. Es gab ein Angebot von Hamburg-Altona über Nacht nach Lörrach. Das ist es! Gleich die Hin- und Rückreise gebucht.
Aber wie machen wir das? Von Hotel zu Hotel wollten wir nicht. Wir haben doch noch ein Hauszelt mit Vorzelt aus der Studentenzeit, und da es in Italien "immer" warm ist, wäre das doch die beste Art zu reisen. Die Lederkoffer, auf unserem Gepäckträger waren durchaus gefährdet. Regen – den es im Süden ja eigentlich nicht gibt – könnte diese eventuell durchfeuchten und den Inhalt gleich mit. Also sicherheitshalber noch eine kräftige Plane drüberziehen. Um es vorab zu sagen, es war ein super schöner Urlaub. Rüber an die Adria, auch wenn es gelegentlich doch mal geregnet hat. Die Tour ging zunächst durch die Schweiz zum Matterhorn, herrliche Bergpanoramen, rüber über den Nufenenpass, durch das Allgäu zum Bodensee. Wieder zu Hause gab es aber Bedarf für eine etwas komfortablere Schlafgelegenheit als die Luftmatratze auf dem Boden.
Und damit geht die Geschichte richtig los. Meine Suche nach einer Alternative zum Zelt führte mich zu einem Dethleffs Camper. Heute würde man sagen, es ist ein Mini-Camper. Als er 1968 gebaut wurde, war es einfach ein preisgünstiges Modell für die Fahrzeuge der Epoche. Das Besondere an diesem Dethleffs Camper war seine extreme Leichtbaukonstruktion aus Flugzeug-Sperrholz. Dadurch konnte man – trotz Klappmechanismus – ein zulässiges Gesamtgewicht von 400 Kilogramm erreichen. Mit diesem Gewicht war es gestattet, den Anhänger ohne Bremsanlage zu betreiben.
Die weiteren Vorteile für uns: Dank der Bauhöhe von 0,55 m und der Breite von nur 1,820 m wäre es möglich, das komplette Gespann mit dem oben beschriebenen Autoreisezug zu transportieren, zwar knapp, aber ausreichend. Das geringe Gewicht ist natürlich von Vorteil. Trotz eines Zugfahrzeugs mit nur 53 PS sollte sich der Camper mühelos ziehen lassen. Die Länge mit 2,60 m ist klein und praktisch. Der Hänger kann durchaus in der häuslichen Garage überwintern.
Blieb die Frage nach einer passenden Anhängerkupplung. Eine Recherche ergab die Adresse einer Firma in England, die Anhängerkupplungen für den MG professionell herstellt und vertreibt. Unsere Anfrage ergab: Ja, man konnte die benötigte Kupplung liefern. Das Reisen mit so einem kleinen Camper ist eine super Sache. Den leichten Camper kann man bequem von Hand manövrieren.
Zur Ausstattung gehört eine kleine Küchenzeile. Mit einem zweiflammigen Gaskocher und einer Kaffeemaschine ist der vordere obere Bereich gut ausgefüllt. Klappschränke über dem Küchenbereich gestatten hier und unter der Ablage eine bequeme Unterbringung von Kleidungsstücken. Das bequeme Bett, das auch für große Menschen geeignet ist, entsteht durch den absenkbaren Tisch und Schaumstoffauflagen.
Wir freuen uns schon wieder auf die nächste Reise: Hamburg–Verona mit dem Zug, von dort in Richtung Genua und dann per Fährschiff nach Korsika.
Habt ihr ein ungewöhnliches Campingfahrzeug? Dann erzählt uns davon. In der Rubrik Leser-Mobil veröffentlichen wir regelmäßig die spannendsten Fahrzeuge. Dazu brauchen wir von euch aussagekräftige Bilder und eine ausführliche Beschreibung. Wir bedanken uns mit einem Buch für jede veröffentlichte Geschichte. Schickt uns ganz einfach Bilder und Infos per E-Mail an redaktion(a)clever-campen.de