Der Lightship L1 Elektro-Caravan soll sich ganz von selbst fahren: An den Rädern des Wohnwagens sitzt ein Elektroantrieb, dessen Reichweite fast 483 Kilometer groß ist. Und noch viel besser: Hängt der Wohnwagen an einem Elektrofahrzeug, kann sich dank bidirektionalem Laden sogar das Zugfahrzeug an der Batterie des Wohnwagens aufladen. Das geht dann natürlich wiederum Zulasten der Reichweite des maximal 3,4 Tonnen schweren Anhängers.
E-Wohnwagen mit ganz schön viel Power
Das revolutionäre Element des Elektro-Wohnwagens ist jedoch, dass es die Reichweite des Zugfahrzeugs nicht "belastet". Problem vieler Hybrid- oder Elektro-Pkw als Caravan-Zugwagen ist, dass sie nur über eine geringe Anhängelast verfügen bzw. überhaupt keine Anhängerkupplung mehr haben. Normale Anhänger knappsen ganz schön viel Reichweite ab. Ein E-Caravan wie der Lightship, der sich selbst antreibt, umschifft dieses Problem.
Die Erfinder von Lightship drücken es wie folgt aus: "Im Zugbetrieb bleibt ein Elektrofahrzeug mit 300 Meilen Reichweite ein Elektrofahrzeug mit 300 Meilen Reichweite und ein Benziner-Pick-up mit 11,3 Litern Verbrauch ein Benziner-Pick-up mit 11,3 Litern Verbrauch". Der L1 soll die Reichweite überhaupt nicht oder nur unwesentlich belasten. Das Zugfahrzeug kommt im Gespannbetrieb genauso weit wie ohne Wohnwagen.
Die Power dafür, genauer gesagt die Stromquelle, sitzt beim Lightship L1 im Chassis in der dort eingebauten Batterie. Die Kapazität des Akkus liegt serienmäßig bei 40 Kilowattstunden, optional bei 80. Mit einer 3-kW-Solaranlage auf dem Dach und der Markise speist sich die Batterie fernab von Infrastruktur mit frischer Energie. Im Stand soll der so generierte Strom angeblich für bis zu einer Woche Urlaub genügen.

Autark unterwegs im Lightship Caravan
Damit man komplett autark unterwegs sein kann im Lightship, sind alle Verbraucher fürs Camping elektrisch betrieben. Von Heizung über Kühlschrank und Kocher bis hin zur Spülmaschine an Bord – alles ist per Strom betrieben. Auf Gas, Diesel oder andere fossile Brennstoffe verzichtet der Caravan, denn die Erfinder sagen: "Ineffiziente, unzuverlässige Produkt-Designs und eine Stromversorgung, die auf stinkende und laute Benzin- oder Propangasgeneratoren angewiesen ist, behindern das fantastische Erlebnis des Reisens in der freien Natur grundlegend."

Der Wohnwagen ist 8,23 Meter lang und 2,59 Meter breit. Während der Fahrt ist er 2,06 Meter hoch und so besonders aerodynamisch, also ressourcensparend. Im Stand fährt ein Hubdach per Knopfdruck auf eine App nach oben. Dann beträgt die Höhe des Lightship L1 3,05 Meter. Je nach Ausstattung bietet er vier oder sechs Schlafplätze.
Innen wie außen schick und geradlinig
Das Außendesign mutet so futuristisch an, die die darin verbaute Technik. Die verkleideten Räder und bündig eingelassene Fensterscheiben, die um den gesamten Wohnanhänger verlaufen, sowie Heckleuchten schaffen einen modernen Look. Die Außenhaut und die nach außen klappbaren Fenster bestehen aus Verbundwerkstoffen.
Ähnlich zeitgemäß und minimalistisch-aufgeräumt wirkt der Innenraum. Helle Farben und ohne große Schnörkel kommt der daher. Eine L-Sitzgruppe in der Fahrzeugmitte verlängert sich im Bug zu einer Liegefläche. Daran schließt die Küche an, auf der gegenüberliegenden Seite sorgt ein Sideboard-Element für Stauraum. Im Heck ist das Bad zu finden. Die verwendeten Materialien bestehen großteils aus recycelten Stoffen und setzen auf Nachhaltigkeit.

Hoher Preis, hohe technische Hürden
Eines von zwei großen Mankos für das Fahrzeug, das ab 2024 ausgeliefert werden soll, ist der hohe Preis. Der Lightship L1 soll für 125.000 US-Dollar auf den Markt kommen, was derzeit etwa 118.500 Euro entspricht. Eine Reservierung des Fahrzeugs kann man schon für 500 Dollar (474 Euro) vornehmen.
Das zweite Manko: Es gibt aktuell noch viele Unklarheiten und Zulassungshürden bezüglich elektrisch betriebener Anhänger. Außerdem dürfen Wohnanhänger nicht schieben, daher müsste der Motor des Lightship L1 seine Leistung flexibel anpassen können, damit er maximal genau so viel Leistung zur Verfügung stellt, die das Zugfahrzeug im Anhängerbetrieb "verliert". Ob der Lightship L1 über entsprechende Sensoren verfügt, um das auszutarieren, ist nicht bekannt.
Spekulation: Kommt bald ein E-Caravan von Tesla?
Die Gründer des Start-up Lightship waren zuvor bei Tesla angestellt. Bei dem großen Elektro-Pkw-Hersteller gibt es laut deren Website ebenfalls Pläne für einen elektrisch betriebenen Wohnwagen. Mehr als ein Foto von einem Rendering verrät Tesla aktuell allerdings nicht:

Einen Konzept-Caravan für den Tesla Cybertruck stellt CARAVANING hier vor.
Fazit
Ob sich das Prinzip des Wohnwagens, der sich elektrisch selbst antreibt, trotz technischer und rechtlicher Hürden durchsetzen wird? Ganz neu ist die Idee hierzulande überhaupt nicht. Bereits 2019 stellte Dethleffs den E-Coco mit einem fast identischen System vor. Marktreife hat es bislang noch nicht erreicht. Ob die Ex-Tesla-Arbeiter in den USA im Wettlauf um die Elektromobilität im Caravaning-Bereich wohl erfolgreicher sein können als Firmen wie ZF, EHG und Knaus in Europa?
Immerhin hat es der E-Coco auf einer Testfahrt ohne Ladestopp vom Allgäu bis an den Gardasee geschafft. Die ganze Story über die Elektro-Gespann-Testfahrt von Dethleffs und ZF mit dem Audi E-Tron lesen Sie hier.