Blick in die Vergangenheit der Caravans & Zugfahrzeuge

Caravans und Zugfahrzeuge des letzten Jahrhunderts Ein Blick in die Camping-Vergangenheit

Camping wird immer mehr zum Luxusurlaub: Großzügige Grundrisse, umfangreiche Ausstattung und teure Modelle. Doch einst war der Campingurlaub geprägt von Zelt und Luftmatratze. Hersteller zeigen ihre Camping-Oldtimer.

Knaus Schwalbennest Knaus
Oldie-Ecke, Dethleffs
Knaus Schwalbennest 11 Bilder

Bereits in den 1950er Jahren wollten die Menschen wieder vermehrt in den Urlaub fahren – am besten günstig. Gesagt, getan: Zelt einpacken, ab ins Auto und los geht's. Die Auto-Hersteller bemerkten diese Entwicklung und legten bei der Werbung ihrer Fahrzeuge ein Augenmerk auf die Camping-Branche. Deshalb sind viele der Fahrzeuge auch auf den Pressefotos mit einem Caravan oder Zelten zu sehen. Spannende Bilder aus dem letzten Jahrhundert haben wir für Sie zusammengesucht.

1930er Jahre

Wer hat den Caravan mit Hubdach erfunden?

Oldie-Ecke, Dethleffs
Dethleffs
In geschlossenem Zustand war der Dethleffs nur 1,80 Meter hoch und dank Tropfenform aerodynamisch günstiger als die damaligen Zugwagen.

Dethleffs gehörte beim Aufstelldach auf jeden Fall zu den Pionieren. Der Allgäuer Hersteller, der 2021 seinen 90. Geburtstag feiert, startete seine Serienproduktion Anfang der 1930er Jahre mit dem hier gezeigten Hubdachmodell. Beim später Tourist genannten Caravan kamen je nach Ausführung sogar feste klappbare Wände statt Segeltuch zur Erhöhung des Aufbaus infrage. In geschlossenem Zustand war der Dethleffs nur 1,80 Meter hoch und dank Tropfenform aerodynamisch günstiger als die damaligen Zugwagen.

Beim Neustart in der Nachkriegszeit kam dem Tourist ebenfalls eine wichtige Rolle zu; er verschwand aber 1965. Erst 2010 ließ Dethleffs die Hubdach-Idee mit einem neuen Tourist wieder aufleben, der sich bis 2015 im Programm hielt.

1950er Jahre

Große Show für ein kleines Auto

Renault

Aus den Archiven von Renault stammt dieses symbolträchtige Pressefoto einer Dauphine. Mitte der 1950er Jahre wollen die Franzosen mit ihrem neuen Kleinwagen den US-Markt erobern. Mit einem Augenzwinkern soll die Dauphine ihre Leistungsfähigkeit zeigen, als sie vor den TV-Studios des Senders NBC in New York samt riesigem Trailer von Elcar posiert. Tatsächlich muss der Heckmotor-Renault aber mit 30 PS auskommen.

Für Renault endet das amerikanische Abenteuer nach anfänglichen Verkaufserfolgen mit übergroßen Lagerbeständen. In Europa wird die Dauphine ein echter Hit. Bis 1968 entstehen mehr als zwei Millionen Exemplare – und gar nicht wenige von ihnen werden auch als Zugwagen für Caravans eingesetzt.

Mit Luftmatratze und Zelt in die große Freiheit

Saab

Der Zweite Weltkrieg ist gerade mal vier Jahre vorbei. Die Menschen haben wieder etwas Geld und noch viel mehr Lust zu reisen. Wie könnte man die Vorzüge einer neu gegründeten Automarke besser ins Werbebild setzen als mit einer idyllischen Campingszene? Vor 70 Jahren beginnt in Schweden die Serienproduktion der Marke Saab. Im Bild: das erste Modell, der 92, der die Aerodynamik der Saab-Flugzeuge aufnimmt, mit seinem 25 PS starken Zweitaktmotor jedoch ein typisches Nachkriegsfahrzeug ist.

Als Zugwagen für Caravans taugt dieser Saab noch nicht. Erst 1956 wird er durch den stärkeren 93 ersetzt. In den 1960er Jahren experimentiert Saab mit dem Wohnwagen- und Wohnmobilbau. Die schwedische Automarke erlebt zwar später Höhenflüge, kommt aber immer mehr ins Trudeln. 2014 laufen die letzten Saab 9-3 in Trollhättan vom Band.

1960er Jahre

Das Schwalbennest feiert 60. Geburtstag

Knaus Schwalbennest
Knaus
Mit einem Mini-Caravan fing bei Knaus 1960 alles an.

Mit einem Mini-Caravan fing alles an. 1960 gründete Helmut Knaus in Unterfranken die Knaus KG, um zunächst einen winzigen Wohnwagen zu bauen, das Schwalbennest, hier auf einem zeitgenössischen Werbebild vor der Hagia Sophia zu sehen. Obwohl insgesamt kaum drei Meter lang, reichte der Innenraum für eine umbaubare Sitzgruppe und eine Küche. Rund 3.000 Mark kostete der erste kleine Wohnwagen. Bereits damals nicht wenig Geld. Zum Vergleich: Für ein VW Käfer 1.200-Standardmodell bezahlte man 3.800 Mark. Vor zehn Jahren, 2010, legte Knaus das Schwalbennest in modernisierter Form als Kleinserie wieder auf.

Zwei Schwalben sind bis heute das Logo von Knaus, der führenden Marke innerhalb des Knaus-Tabbert-Konzerns. Helmut Knaus, der in 2020 seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte, zog sich schon vor vielen Jahren zurück. Die Knaus-Tabbert-Gruppe ist seit Kurzem eine börsennotierte AG.

Ein Schwergewicht fürs Freizeitvergnügen

Chevrolet

Als Neil Armstrong 1969 den ersten Fuß auf den Mond setzte, machte auch der General-Motors-Konzern einen großen Schritt: Vor 50 Jahren präsentierte Chevrolet den ersten Blazer. Abgeleitet von den großen Pick-ups des Konzerns, verfügte der Full-Size-Geländewagen über Allradantrieb, Automatikgetriebe sowie kräftige Sechs- und Achtzylindermotoren. Kein Wunder, dass der Blazer gerne als Zugwagen eingesetzt wurde.

Auf dem hier gezeigten Pressebild, das zur Markteinführung entstand, bewegte er einen Bonanza Traveler. Während diese Marke längst untergegangen ist, hielt sich der Name Blazer bis 2005 im Chevrolet-Programm, allerdings nur in Form einer Downsizing-Variante. Der Full-Size-Blazer wurde in dritter Generation 1994 durch den Tahoe abgelöst. 2019 kam ein komplett neuer Blazer auf den US-Markt, erstmals mit nur vier Zylindern.

1970er Jahre

Eine europäische Erfolgsgeschichte

Adria

Der slowenische Hersteller Adria feiert 2019 seinen 55. Geburtstag. Als Marke des jugoslawischen Autokonzerns IMV ins Leben gerufen, durchlief Adria eine andere Historie als viele der damals neu gegründeten Caravanhersteller. Mangels echtem Heimatmarkt konzentriert sich Adria voll auf den Export und die Anforderungen in unterschiedlichen europäischen Ländern. Daran ändert sich nach dem Zerfall von Jugoslawien und IMV nichts – im Gegenteil.

Adria startet nun richtig durch und wird zum wichtigsten Importeur in vielen europäischen Ländern. Seit 2017 gehört Adria zur französischen Trigano-Gruppe, produziert aber unverändert in Novo mesto. Mit diesem Bild eines 380 bewarb Adria die Caravans der Saison 1971. Damals entschied man sich für einen blauen Streifen in Höhe der Fenster, der für viele Jahre charakteristisch blieb.

Ein löwenstarker Zugwagen für Caravans?

Peugeot

In den 1970er Jahren haben Wohnwagen Hochkonjunktur. Viele Pkw-Hersteller präsentieren ihre Modelle auf Pressebildern als potente Zugwagen. So auch Peugeot mit diesem Foto eines 304 von 1977. Die tatsächlichen Kraftverhältnisse können dem Löwen am Kühlergrill nicht ganz gerecht werden. Der Benziner leistet 65 oder 75 PS, der Diesel bis zu 47 PS.

Vor rund 50 Jahren erscheint der Peugeot 304 – als Weiterentwicklung des 204 – erstmals auf der Bildfläche und etabliert sich in der unteren Mittelklasse. Bis zum Produktionsende 1980 werden mehr als eine Million Exemplare gebaut. Vor allem bedingt durch heftigen Rost ist der 304 heute selten geworden, insbesondere die hier gezeigte Limousine. Ein Exot ist aus heutiger Sicht auch der angehängte Caravan, ein Roller Super B 2001 aus italienischer Produktion – und damit ein Urahn der Wohnmobilmarke Roller Team.

Zugstarker Dauerbrenner aus dem hohen Norden

Volvo/Archiv

Vor mehr als 25 Jahren endete die Produktion der Volvo 240er Serie – was nicht weiter erstaunt, wenn man bedenkt, dass die Baureihe zuvor immerhin 19 Jahre lang mit nur geringen optischen Änderungen gebaut wurde. Die Zielgruppe der Caravaner hatte Volvo stets im Blick, wie das offizielle Werksbild eines 244 GLE von 1979 mit einem Polar 570 – ebenfalls aus schwedischer Produktion – zeigt.

Heute noch besitzen die Schweden im Verhältnis zur Einwohnerzahl die meisten Caravans in Europa. Volvo druckte früher spezielle Verkaufsprospekte für den Einsatz als Zugwagen. Je nach Motorisierung waren in der 240er Baureihe Anhängelasten um 1.500 Kilogramm möglich, was seinerzeit eine starke Ansage war. Die Benziner leisteten zwischen 82 und 155 PS. Auf dem deutschen Markt war der 240 als Kombi ungleich beliebter als die hier abgebildete Limousine und mit dem Beinamen Classic bis Frühjahr 1993 lieferbar.

1980er Jahre

Minimalismus als Philosophie des Reisens

Oldie-Ecke Acadiane
Citroën
Das Auto mit Happy End - so bewarb Citroën Anfang der 1980er die Acadiane mit Campingausbau, schlicht Reise-Ente genannt.


Das Auto mit Happy-End – so bewarb Citroën Anfang der 1980er Jahre die Acadiane mit Campingausbau, schlicht Reise-Ente genannt. Zu einem der frühen Mini-Wohnmobile wurde der Kleinstlieferwagen durch eine Sitzecke im Heck, die zum Bett umgebaut werden kann, einen ausziehbaren Gaskocher darunter und ein klappbares Waschbecken an der linken Heckflügeltür. All das war damals wie das Heckzelt über Citroën-Händler lieferbar. Nur die hier auf dem offiziellen Pressebild gezeigte Speziallackierung entspricht nicht der Serie.

Antriebstechnisch gibt sich die Reise-Ente ebenfalls minimalistisch: Der Zweizylinder-Boxermotor mit 31 PS erlaubt eine Höchstgeschwindigkeit von beschaulichen 102 km/h. Die Acadiane wurde von 1978 bis 1987 produziert. Sie lief im spanischen Vigo vom Band, wo seit 1996 der Citroën Berlingo als moderner Nachfolger produziert wird.

Ein Zelt ab Werk für den Urvater der US-Mini-Vans

Chrysler

1988 startete der Chrysler Voyager offiziell auf dem europäischen Markt. Viele campingbegeisterte Familien schlossen den Ami mit der praktischen Karosserie sofort in ihr Herz. In seinem Heimatland USA zeigte Chrysler bereits drei Jahre zuvor, dass der für US-Verhältnisse kleine Van seinen Namen Voyager zu Recht trug.

1985 präsentierte man das "Magic Camper Package” für 1.352 Dollar. Darin enthalten waren die Option "Convert-a-Bed”, um die Sitze zur Liegefläche umzubauen, sowie eine Raumerweiterung: Ein passendes Canvas-Zelt mit vier Schlafplätzen konnte vor der Schiebetür an der Dachreling befestigt werden. Hinzu kamen verstärkte Federung und Reifen, außerdem mehr Kapazität für Benzintank und Batterie. Die zu Anfang erfolgreiche Historie des Voyager – zuletzt als Lancia angeboten – endet in Europa 2015.

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