Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der Größte im Land und auf dem Kontinent? Kaum vorstellbar, dass sich die Größen der Caravaningbranche dieser Prozedur unterziehen. Doch je nach Disziplin könnte der Spiegel mehrfach „du" antworten. Während der eine beim Umsatz die Nase vorn hat, reklamiert ein anderer für sich, die meisten Reisemobile zu bauen. Ein Dritter darf sich gar mit dem Weltmeistertitel in Sachen Caravans schmücken. CARAVANING beleuchtet, wer die „big player" in der Welt der Freizeitfahrzeuge sind.
Rund 500 Beschäftigte sind in Sassenberg/Westfalen am Werk, um Freizeitfahrzeuge der Marken LMC und TEC zu fertigen. Mit 120 Millionen (LMC) und 44 Millionen (TEC) Euro Umsatz kräftigen auch diese Firmen die Stellung von Erwin Hymer als Marktführer. Addiert man die Umsätze der börsennotierten und der ganz im Privatbesitz von Erwin Hymer befindlichen Firmen, wurde im vergangenen Geschäftsjahr die Milliarden-Euro-Grenze um 78 Millionen überschritten. Größte Umsatzbringer innerhalb der Gruppe waren die Marken Hymer (310 Millionen Euro) und Bürstner (260 Millionen Euro). Beim Umsatz rangierte die französische Trigano-Gruppe, zu der bekannte Marken wie Challenger, Chausson, Benimar, Ci und Arca zählen, mit 702 Millionen Euro hinter den Hymer-Firmen. Doch der Abstand wird 2005 deutlich kleiner, gehören doch seit Februar auch die deutschen Marken Eura Mobil und Karmann Mobil ins Trigano-Reich und sind damit unter der Regie von François Feuillet. 16 750 Reisemobile fertigten die frisch vermählten Unternehmen im abgelaufenen Geschäftsjahr und blieben damit dem Hymer-Verbund (19 947 Mobile) durchaus auf den Fersen. In einer Hinsicht hat die französische Unternehmensgruppe aber die Nase vor dem deutschen Mitbewerber: beim Börsenwert. Er lag im Dezember 2004 bei über 600 Millionen Euro. Stolzer Besitzer von 50,9 Prozent der über 11 Millionen Trigano-Aktien war François Feuillet. Als „Nummer drei in Europa" bezeichnet sein italienischer Gegenspieler Ermes Fornasier, der Geschäftsführende Gesellschafter der SEA-Gruppe, sein Imperium. Dazu gehören unter anderem Elnagh, Miller, Mobilvetta und McLouis. Mit insgesamt 10 438 verkauften Reisemobilen im vergangenen Jahr war die Position drei in Europa beim Absatz richtig – beim Umsatz sieht es aber ganz anders aus, denn hier kam die Societa Europea Autocaravan (SEA) auf 295 Millionen Euro. Mit 349 Millionen Euro waren Hobby und Fendt zusammen indessen wesentlich umsatzstärker. Diese Marken sind im Besitz von Harald Striewski. Zielstrebig und mit sicherem Instinkt ist der gelernte Schiffsbauingenieur vom Ein-Mann-Betrieb zum weltgrößten Caravanproduzenten aufgestiegen. Mit dem Ende 2003 eröffneten Reisemobilwerk in Fockbek bei Rendsburg will er nun auch dieses Marktsegment aufmischen.
In die Reihe der Großen gehört auch die Knaus Tabbert Group. Sie meldete für das Geschäftsjahr 2003/2004 ein Volumen von 270 Millionen Umsatz, das in der aktuellen Saison auf 300 Millionen gesteigert werden soll. Am Unternehmen sind die Vorstände Thomas Dickenberger und Johannes Steinparzer seit September 2004 mit 30 Prozent beteiligt. 70 Prozent werden nach wie vor von Familie Knaus gehalten. Ausgesprochen erfolgreich agiert auch der slowenische Hersteller Adria. In einem Management-Buy-out haben Mitarbeiter das ehemalig staatlich gelenkte Unternehmen übernommen und zielsicher auf die Überholspur geführt, was über 13 000 produzierte Freizeitfahrzeuge und 220 Millionen Euro Umsatz im vergangenen Geschäftsjahr unterstreichen. Zu den ganz Diskreten in der Branche gehört die Tirus-Gruppe, die mit ihren Marken Home Car, Cristall, Kip, Delta und weiteren vor allem in Großbritannien, Skandinavien und den Beneluxländern aktiv ist. 170 Millionen Euro Umsatz zeugen von einer erfolgreichen Geschäftspolitik. Wie viele Reisemobile und Caravans vom Band liefen, will das Unternehmen partout nicht verraten. Die Tirus-Gruppe ist im Besitz von niederländischen Investoren. In den Top Ten der großen Anbieter platzieren sich auch die französische Pilote-Gruppe mit 144 Millionen Euro Umsatz sowie das italienische Familienunternehmen Rimor, das im vergangenen Jahr immerhin 4000 Mobile absetzte. Auch im Weltmaßstab können sich die europäischen Branchengrößen durchaus sehen lassen. Mit all seinen Unternehmen setzte Erwin Hymer im vergangenen Geschäftsjahr über 200 Millionen Euro mehr um als der größte amerikanische Reisemobilhersteller Winnebago. Der kam 2004 „nur" auf 1,1 Milliarden US-Dollar – etwa 850 Millionen Euro.