Ein Caravan ist eine komplexe Angelegenheit. Wie im Körper ergeben viele verschiedene Bauteile ein funktionierendes Ganzes. Bleibt man bei diesem Bild, entsprechen die Caravan-Wände der Haut, und ganz wie beim Menschen erfüllt auch die Caravan-Haut längst nicht nur einen schützenden, dekorativen Zweck.
Caravan-Wände haben ein hartes Leben
Die Außenhaut des Caravans isoliert, gibt Stabilität, hält alles zusammen – und ist im Lauf der Zeit einer Vielzahl an schädlichen Einflüssen ausgesetzt. Sonnenstrahlung, raue Witterung, Alterung: Die Liste ließe sich noch weiter fortführen. Um all diesen Herausforderungen standzuhalten, hat die Natur im Lauf der Evolution ein geniales System entwickelt, auf das auch Caravan-Hersteller zurückgreifen: den Einsatz von Schichten mit den unterschiedlichsten Merkmalen und Funktionen.
Klassiker unter den Materialien und Bauweisen für Caravans
Qualität und Eigenschaften dieser Schichten variieren je nach verwendetem Material. Die üblichen Verdächtigen im Caravan-Bau heißen Aluminium, EPS, XPS, PU, Holz und Glasfaser verstärkter Kunststoff, sprich: GfK (näheres zu den einzelnen Materialien siehe Seite 3).
Die herkömmliche Bauweise einer Caravan-Wand ist ein Sandwich aus Aluminium und mit Styropor ausgefachtem Holzfachwerk. Auf diese Weise fertigen mehrheitlich zum Beispiel Hobby, Fendt und Knaus.
Von dieser klassischen Konstruktion nehmen manche Hersteller heutzutage Abstand und greifen stattdessen – meistens optional – auf XPS als Dämmung zurück. Die Holzlatten werden ganz oder teilweise von Kunststoff-Leisten ersetzt, für Dach und Boden wird GfK verwendet. LMC beispielsweise setzt serienmäßig bei allen neuen Caravans die LLT-Technologie mit GfK-Boden und -Dach sowie Wänden aus XPS und PU-Leisten ein.

Warum ist eine holfreie Aufbautechnik besser?
Die Vorteile von XPS liegen auf der Hand: Es ist sehr steif, und man kann sich ein tragendes Holz-Fachwerk somit teilweise sparen. Darüber hinaus nimmt es so gut wie keine Feuchtigkeit auf – ganz im Gegenteil zu EPS, das Flüssigkeiten aufsaugt, speichert und angrenzende Bauteile somit längerfristig befeuchtet. Was beim Kontakt mit Holz zum Problem wird, denn nur trockenes Holz ist dauerhaft stabil. Gelangt Feuchtigkeit ins Holz, verrottet es und beschädigt den Caravan stark. Da Reparaturen sehr aufwendig und teuer sind, kommt es im schlimmsten Fall zum wirtschaftlichen Totalschaden. In Sachen Verrottungsresistenz haben Kunststoffe wie PU und XPS gegenüber Holz ganz eindeutig die Nase vorne.
Die Vorzüge von Holz im Sandwich
Nicht verschweigen sollte man allerdings, dass ein sauber verarbeitetes Styropor-Holz-Sandwich durchaus lange dicht bleiben kann und auch Holz einige Vorzüge hat. So ist es zum einen ein nachhaltiger, nachwachsender Rohstoff, zum anderen auch günstig und vergleichsweise einfach in der Verarbeitung.
Wer bietet alternative Bauweisen?
Alternative Bauweisen findet man beispielsweise bei Wingamm, die auf Monocoque-Konstruktionen setzen. Hierbei werden Wände und Dach sowie gegebenenfalls auch Boden und Front aus einem einzigen nahtlosen Kokon gefertigt. Einen anderen Weg schlägt Eriba mit dem Touring ein: dessen Innenleben besteht aus einem Stahlrohrrahmen mit ausgefachtem EPS.
Wand-Dach-Verbindungen
Kantenverbindungen sind ein neuralgischer Punkt beim Caravan-Aufbau. Das liegt daran, dass sie mehrere Funktionen erfüllen. Da sie den Übergang von einer Sandwich-Platte zur anderen markieren, müssen sie in erster Linie die Dichtigkeit gewährleisten. Eine weitere Aufgabe der Kantenverbindungen ist es, für die Steifigkeit und Stabilität des Aufbaus zu sorgen.
Die Verbindungen wurden früher verschraubt und abgedichtet, heute mehr und mehr verklebt und teilweise zusätzlich verschraubt. Für die Stabilität der Verschraubungen spielt das Trägermaterial eine entscheidende Rolle. Eine Verschraubung im Isoliermaterial würde nicht halten. Darum werden in die Sandwich-Plattenränder Leisten aus Holz oder hoch verdichteten Schäumen eingearbeitet, die dann verschraubt werden können. Die verschiedenen Verfahren und Materialien der einzelnen Hersteller kann man in der Bildergalerie sehen.
Auf welche Art und Weise auch immer ein Caravan gefertigt wird, in erster Linie muss er dicht und stabil sein. Nur dann kann man sich als Camper in seiner zweiten Haut auch richtig wohlfühlen.
