Autark sein bedeutet, unabhängig von sanitären Anlagen, der Stromversorgung und anderen vorhandenen Ressourcen zu campen. Es gibt dadurch beispielsweise keine Kühlung von Lebensmitteln und kein Kochen mit Strom. Warum nehmen Familien mit Zelt diese Herausforderung im Urlaub an?
Oft verzichten sie auf das Stromangebot des Campingplatzes, um ungestört auf Zeltwiesen abseits des Trubels zu stehen, oder sie bevorzugen von vorneherein Natur-Camping ohne Strom. In Corona-Zeiten, bei Unwettern oder für nächtliche Bedürfnisse lohnt sich das autarke Leben im Zelt mit eigenem Sanitärbereich allemal und gibt ein gutes Gefühl.
Nach Umfragen auf der Plattform Zeltkinder.de sind für geübte Abenteurer so "richtig autarke" Urlaube ungefähr zwei Wochen lang vorstellbar. Jedes Mal wird Neues gelernt und Vorhandenes optimiert. Autarkie ist besonders in Kombination mit Rad-, Kajak- oder Trekking-Touren beliebt.

Beim ersten Versuch des autarken Zeltens mit der Familie startet man am besten mit einem Wochenende. Hier finden Sie Tipps für das Zelten mit Kindern. Kurztrips reichen oftmals schon für lebenslange schöne Kindheitserinnerungen und eine große Portion Erfahrungssammlung in Richtung sparsames Leben. Außerdem führte die Corona-Pandemie im Frühjahr 2021 dazu, dass die Mehrzahl der Campingplätze nur autark Zeltende aufgenommen hat.
Viele Familien haben sich entsprechendes Equipment zugelegt, ausprobiert und gemerkt: Das ist auch nach Corona praktisch. Es gibt viele Gründe warum es toll ist mit Kindern zu zelten. Die Umwelt wird geschont, das "Back-to-the-Roots-Gefühl" gefördert und die Kreativität der Kinder angekurbelt. Im Einklang mit der Natur zu existieren, kann sehr erfüllend sein.
Wer sind diese Autark-Zeltenden eigentlich? Es gibt nicht diesen einen speziellen Typ. "Autarkler" sind Menschen, die gern Trekking-Urlaub machen oder mit dem Boot wasserwandern und auf Wasser-Rastplätzen zelten. Sie mögen das Wild-Camping, wo es erlaubt ist, oder Natur-Campingplätze ohne Strom mit Stellflächen, die sich von den sanitären Einrichtungen entfernt befinden. Autarkes Zelten ist zudem für Festival-Fans interessant.
Urlaub ohne Sanitäranlagen
Wie funktioniert Zelt-Urlaub ohne vorhandene Sanitäranlagen? Besser als gedacht, wie die Erfahrungen der Zeltkinder-Community zeigen. Camping-Toiletten gab es schon vor Corona. Seit den Reiseeinschränkungen besteht ein erhöhtes Kaufinteresse und die Hersteller überraschen mit immer spannenderen Entwicklungen. Die Auswahl ist riesig und je nach Bedürfnis wie Stauraum, Dauer der Nutzung ohne Entleerung oder Naturverträglichkeit gibt es für jede Familie die richtige Toilette zum autarken Campen: 32 Prozent der Zeltkinder-Community vertrauen auf ein Camping-WC. Die meisten benutzen Eimer-Toiletten wie BranQ, gefolgt von den Chemie-WCs der Firma Enders und dem Porta-Potti sowie dem Klapp-WC Bivvy Loo.

Dabei tragen Nutzungsdauer und Entsorgung am meisten zur Entscheidung bei. Entweder kann das Klo direkt auf dem Campingplatz oder zu Hause entleert werden. Alternativ ist der Inhalt kompostierbar. Auch Stauraum, Platz im Zelt und Budget bestimmen die Wahl.
Wassersparen: Eine Form der Trocken-Toilette oder die Eimer-Variante kommen ohne Wasser aus. Sicherheit: Einen doppelten Boden beziehungsweise zwei Tüten und ein Gehäuse um den Behälter sollte es schon geben, wenn Sie kein Chemie-Klo nutzen. Denn nur eine Tüte, die das Geschäft vom Zeltboden trennt, kann gefährlich werden.
Obacht bei der Tütenwahl: Biologisch abbaubare Tüten sind gut, wenn die Klo-Variante mit Spreu und Pellets verbunden ist und alles kompostierbar bleibt. Bequemlichkeit: Der Sitzbereich ist wichtig, damit ihr nicht auf der Tüte sitzen müsst. Wenn man schwitzt, klebt die Tüte sonst am Allerwertesten fest. Nützlich ist ein Deckel über der Toilette. Damit riecht es nach Gebrauch nicht, keine Gegenstände können ungewollt hineinfallen und der Abort dient im Leerzustand als Hocker.
Neben Entsorgung und Handhabung solltet ihr euch über Volumen, Reinigung, Traglast, Kipp-Sicherheit und notwendige Zusätze informieren. Zusätze können für alle Varianten (außer der Chemie- oder Trenn-Toilette) sein: Super-Absorber, Katzenstreu, Späne für Geruchsbindung, Pellets zum Aufsaugen oder Spreu zum schnellen Zersetzen. Den Herstellungsunternehmen sind bisher keine Grenzen gesetzt. Für Chemie-Klos gibt es heutzutage auch umweltfreundliche Zusätze. Bei Trenntoiletten benötigt ihr ebenfalls Einstreu, das Geruchsbildung unterbindet und die Humusbildung fördert.
Mobile Toiletten entwickeln sich stetig
Neuheiten bei mobilen Toiletten kommen stetig hinzu. So wird es demnächst eine neue Form der Chemie-Toilette geben, die das Geschäft mit absorbierendem Pulver einschweißt und in einem Schubfach lagert. Die zweite ähnliche Konstruktion arbeitet mit einem Tüten-Schlauch. Der Schlauch zieht sich nach jedem Geschäft mit nach unten in die Toilette und parkt bis zur Entleerung ebenfalls in einem Schubfach. Kohlefilter absorbieren den Geruch.
Das Schlauchsystem wird mit einem Akku betrieben und per Powerbank geladen. Ganz minimalistisch geht es natürlich auch: Zum einen wäre das Töpfchen der Kleinsten als Klo-Variante für alle zu nutzen. Wenn wenig Platz vorhanden ist und es mal besonders schnell gehen muss, hilft zum anderen eine große Urinal-Auswahl für Kinder, Frauen und Männer weiter. Jedoch benötigt die schnelle Methode nach jedem Einsatz eine Entsorgung. Natürlich kann ein beliebiger Behälter aus Plastik oder Metall als WC-Ersatz herhalten. Er sollte nur wasser- und geruchsdicht sein.

Zeltet man in freier Natur oder ist auf Trekking-Tour, bleibt der Spaten der bester Freund. Er nimmt nicht viel Platz weg und hilft, das Erdloch sauber auszuheben, damit anschließend die Erde wieder vollständig draufgepackt werden kann. Es gibt Klappspaten, die wenig Platz wegnehmen. Werden die Fäkalien gleich noch mit ein wenig Aushub vermischt, beschleunigt das ihre Zersetzung.
Der Standort für das Campingklo sollte mit Bedacht gewählt sein. Entweder bringt ihr ein extra Umkleide- und Duschzelt mit oder nutzt eine Kabine im Zelt. Gut eignen sich Außenkabinen oder Apsiden ohne Zeltboden. Falls es keine getrennten Bereiche gibt, sorgen etwa aufgehängte Tücher für Privatsphäre. Wenn ihr ein Badezelt auf den Campingplatz mitbringen wollt, prüft vorher die Stellfläche. Das kleine Zusatzzelt bietet in Sachen Sauberkeit und Hygiene den höchsten Komfort beim autarken Zelten.
Duschen in der Natur
Könnt ihr auf eine tägliche heiße Dusche verzichten? Reicht einmal die Katzenwäsche und dürfen die Kids ihre Füße mit dem Waschlappen säubern? Wenn der Sprung in den See als Wasch-Alternative vorstellbar ist, hat man bestimmt keine großen Probleme beim autarken Zelten. Zum Glück gibt es Starter-Tipps und praktische Hilfsmittel: Auch ohne Badezelt befindet sich der ideale Platz für die Waschstelle außerhalb des Zelts und ein wenig abgeschieden.
Für spielende Kinder lohnt es sich, die Waschstelle nahe am Zelt einzurichten. Wenn viel Umgebung zur Verfügung steht und es eine Dusche gibt, kann das Waschen weiter weg stattfinden. Der Wasserkanister darf nicht fehlen. Je nach Wasserverfügbarkeit am Zielort darf er mehr oder weniger groß ausfallen, doch zehn Liter sollten es schon sein. Wasserhahn und Schlauch (um regelmäßig den Druck abzulassen) sorgen für leichte Handhabung.
Dazu eine große Schüssel, die das Grauwasser einfängt. Damit bleiben die Umwelt geschont, der Boden in Zeltnähe trocken und die nackten Füße sauber. Die fertige Kombination von Kanister und Schüssel heißt mobiles Waschbecken. Das gibt es sogar mit Duschschlauch und bewahrt das Abwasser bis zur Entleerung auf.

Für eine Dusche unter freiem Himmel kommen Solardusche, Kanisterdusche, Duschsack oder eine DIY-Lösung infrage. Aktuell liegen Solarduschen im Trend: Die gefüllte Wasserblase für etwa drei Stunden in die Sonne legen – fertig. Das ist nicht wie eine heiße Dusche, aber den groben Dreck bekommt ihr auf jeden Fall ab.
DIY-Duschen können sehr kreativ aussehen. Gemeinsamkeit sind ein wasserdichter Behälter und meistens ein Baum: Plastikflasche oder Plastiksack mit kleinem Loch am oberen Rand versehen und in den Baum hängen – oder sich gegenseitig damit abspritzen. Das Wasser kann vorher erwärmt und in einer großen Thermoskanne auf Idealtemperatur gemischt werden. Sie eignet sich auch gut für das schnelle Händewaschen der Kinder mit warmem Wasser.
Naturseifen statt Duschgel
Da Duschwasser meist nicht hundertprozentig aufgefangen werden kann, sollte so wenig wie möglich Seife zum Waschen verwendet werden; am besten gar keine. Im Outdoor-Shop sind Naturseifen erhältlich, die ohne Parfum und andere Zusätze geruchsfrei sauber machen. Doch auch biologisch abbaubare Seifen-Konzentrate belasten die Umwelt und sollten nie in und nahe an Gewässern benutzt werden.
Für den Sprung ins Wasser gilt folglich: ohne Seife. Für das Frische-Gefühl in den Haaren ist Trockenshampoo eine Alternative. Beim Zähneputzen greift ihr idealerweise auf Naturkosmetik-Zahncreme zurück, wenn ihr das Wasser nicht auffangt und mitnehmt. Andere Zahncremes enthalten Stoffe, die nicht in die Natur gehören.
Zwischen Minimalismus und Luxusausstattung bleibt beim Autark-Zelten alles möglich. Neben der Kreativität sind ein wenig Optimierung und viel Gelassenheit gefragt. Viele Kinder-Ideen lassen sich hervorragend einbringen. So wird der autarke Familienurlaub im Zelt zu einer unvergesslichen Reise.
Die 8 Camping-Gadgets fürs autarke Zelten
...der Zeltkinder-Community für Sauberkeit & Hygiene beim autarken Familien-Zelten:
- Faltbare Schüssel
- (Faltbarer) Kanister für Frischwasser
- Beutel für Hygieneartikel
- Waschlappen
- Fußmatte als Waschunterlage
- Wasserdichter WC-Papierhalter
- Kleine Klobürste aus Silikon
- Klapp-Spaten

Pro und Contra: Toiletten zum Mitnehmen
Chemie-Klo
Bequem und hygienisch sicher.
Aufwendige Handhabung und Reinigung.
Benötigt Zugaben für Spülwasser- und Fäkaltank sowie evtl. Spezialpapier.
Hohes Gewicht (leer ca. 4 kg).
Je nach Zugabe erhöhte Umweltbelastung.
Papp-WC
Niedriges Gewicht (ca. 1 kg).
Günstige Variante, ideal zum Ausprobieren.
Doppelt nützlich: Deckel zuklappen und als Hocker oder Beistelltisch nutzen – vor der Benutzung natürlich ;-)
Sehr empfindlich bei Feuchtigkeit von außen.
Unbequemer Sitz.
Faltbares Campingklo
Sekundenschneller Aufbau.
Niedriges Gewicht (ca. 2,5 kg).
Kostenintensiver Deckel muss separat gekauft werden.
Trenn-Toilette
Umweltfreundlich mit kompostierbaren Abfällen und ohne Wassernutzung.
Praktisch geruchsfrei, da Urin von Fäkalien getrennt wird.
Erhöhte Anschaffungskosten.
Klapp-Toilette
Sehr günstige Variante.
Große Sorgfalt nötig, damit die Tüte nicht reißt.
Meist ohne Deckel.
Eimer-Toilette
Günstigste Variante.
Umweltfreundlich.
Sehr leicht.
Kommt meist mit komfortablem Sitz und herausnehmbarem Eimer.
Großes Packvolumen.
Fazit
Autarkes Zelten ist ein Abenteuer, auf das man sich unbedingt mal einlassen sollte. Vor allem für Kinder ist Zelten ein Erlebnis, das sie nicht so schnell vergessen werden und zudem ist der Zelturlaub meist auch noch nachhaltig. Hier finden Sie Tipps für nachhaltiges Zubehör.