Bastei Typ 2 in DIY-Arbeit wieder aufgehübscht
Schicker Caravan-Oldie mit modernem Design

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Ein individueller Caravan muss weder schwer noch teuer sein. Desiree und Maurice kauften einen alten DDR-Wohnwagen und schufen mit Hingabe und Kreativität ihr Camperparadies.

Camping-Oldie
Foto: Maurice Ehmke

Hierzulande gilt es immer noch als verrückte Idee, einen alten Wohnwagen aufzuhübschen. Ganz anders in den USA, wo so ein Makeover längst Kult geworden ist: Man haucht nostalgischen Caravans neues Leben ein, wobei die Liebe zum Detail und zur Dekoration stark im Vordergrund steht. Sie sorgt für einen einmaligen, individuellen und unverwechselbaren Stil der alten, aber neuwertig renovierten Liebhaberstücke.

Ein Familien-Projekt

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Maurice Ehmke
Bis zum ersten Kurzurlaub im individuell gestalteten Wohnwagen war es ein weiter Weg: Maurice, Desiree und Mika.

Unser Projekt begann vor drei Jahren. Ganz getreu dem Motto "Der Weg ist das Ziel" suchten wir uns einen Wohnwagen, der für uns als kleine dreiköpfige Familie (Mama Desiree, Papa Maurice und Töchterchen Mika) ausreichend Platz bietet. Ebenso sollte der Caravan für unsere Ideen zur Renovierung genügend Raum haben. Schon in der Vergangenheit sammelten wir Erfahrungen mit der Aufarbeitung alter Möbelstücke wie Vitrinen, Stühle und Kommoden. Das motivierte uns und weckte die Zuversicht, einen Wohnwagen nach eigenen Vorstellungen verschönern zu können und ihn letztlich zu einem ganz persönlichen Einzelstück zu machen.

Do-it-yourself-Tricks

So begann die Suche nach einem passenden Modell. Der allseits bekannte und geliebte QEK Junior aus der DDR-Schmiede VEB Qualitäts- und Edelstahlkombinat war uns zu klein. Irgendwie erschien er uns auch zu verbreitet, um sich damit individuell verwirklichen zu können.

Bastei Typ 2 aus der DDR

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Maurice Ehmke
Der Bastei Typ 2 im Original von 1984.

Nach einigen Monaten fanden wir einen Bastei Typ 2, Baujahr 1984, ebenfalls aus DDR-Produktion. Dass er ausgerechnet im Geburtsjahr meiner Freundin gebaut wurde, war sicher kein Zufall. Vielversprechend verlief dann auch die Besichtigung des Wohnwagens. Er stand auf einem kleinen privaten Grundstück an einem See und wurde vom Vorbesitzer nur gelegentlich genutzt. Außen waren kleine Macken zu sehen, aber wir waren sicher, dass wir solche Mängel mit entsprechender Zuwendung leicht aus der Welt schaffen könnten. Weil dieses Exemplar augenscheinlich trocken und dicht war, noch dazu vollständige Papiere und TÜV hatte, kauften wir es im Handumdrehen für 600 Euro.

Der Bastei Typ 2 bietet Platz für unsere kleine Familie, gemütliche Schlafmöglichkeiten, Küche und Gasheizung. Sein geringes Gewicht von 750 Kilogramm erschien uns als weiterer Vorteil, da wir beide über keinen speziellen Anhängerführerschein verfügen.

Die Zeit ging natürlich auch an diesem Wohnwagen nicht spurlos vorbei. Auch die kritischen Berichte von Besitzern dieses Modells waren uns bekannt. Bei unseren Recherchen stießen wir unter anderem auf Kritik an der schlechten Verarbeitung sowie Undichtigkeiten. Aufgrund solcher Erfahrungen anderer Bastei-Besitzer wurde unsere Entscheidung für genau dieses Modell hier und da belächelt. Doch genau darin bestand aus unserer Sicht auch der Reiz und die Herausforderung, ein Makeover zu versuchen. Schließlich waren wir der Meinung, ein gut erhaltenes Modell erwischt zu haben. Eine Internet-Recherche zeigte uns schnell, dass es noch nicht viele Menschen gibt, die den kompletten Umbau eines Bastei-Wohnwagens probiert haben. Das motivierte uns erst recht.

Schritt 1: Planen

Eines war von Anfang an klar: Das Braun und Ocker aus DDR-Zeiten wird verschwinden und der Bastei wird mit strahlenden, freundlichen Farben nicht mehr derselbe sein. Nach einigen Abenden des Brainstormings und Ideensammlung stand fest, was mit ihm passiert. Er wird entkernt, Gasleitungen, Gasherd und Gasheizung werden entfernt. Der Boden bekommt eine neue Dämmung und einen frischen Belag. Beim Ausbau wollten wir jedoch die vorhandenen Möbel weiterverwenden. So verging Tag für Tag, Monat um Monat und Jahr für Jahr und die Zerlegung des Wohnwagens war in vollem Gange.

Schritt 2: Unerwartetes

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Der komplette Boden musste raus.

Natürlich läuft bei so einem Projekt niemals alles nach Plan. So war der komplette Austausch des Bodens unvermeidlich. Auch die typischerweise stark belasteten Stellen eines Wohnwagens wie etwa der Eingangsbereich sowie festgestellte Undichtigkeiten am Heck sind Beispiele für absolut notwendige Instandsetzungen. Die alten Kurbelstützen waren stark verrostet und wurden ebenfalls komplett erneuert. Ebenso bemerkten wir, dass die Metallschienen außen am Wohnwagen teilweise stark verbogen und verrostet waren und nicht mehr abdichteten. Also wurden die Schienen ebenfalls aufwendig aufgearbeitet und wieder verwendet.

Wir versuchten so wenige neue Materialien wie möglich zu verbauen – selbstverständlich abgesehen von Schrauben, Dichtmasse, Kleber und Keder. Das wahrscheinlich größte Problem war das Dach. Leider doch undicht, stark verzogen und vom Wetter unübersehbar in Mitleidenschaft gezogen, musste es ausgetauscht werden. Durch Zufall konnten wir in unserem Bekanntenkreis einen anderen Bastei als Ersatzteilspender auftreiben. So ergab sich die Möglichkeit, das Dach zu wechseln, woraus sich eine wirklich tolle und unterhaltsame Aktion ergab. Unser erstes Ziel, den Wohnwagen zunächst technisch und funktionell in einen guten Zustand zu versetzen, war nun vollbracht.

Da wir beide berufstätig sind und während der Woche nur wenig Zeit hatten, uns dem Projekt zu widmen, dauerte die Umsetzung entsprechend lang. In kleinen Schritten ging es vorwärts. Kurzurlaube erlaubten dann häufiger einmal die Möglichkeit, etwas schneller voranzukommen. Auch die Kosten für einen solchen Umbau sind nicht außer Acht zu lassen. Wir konnten unsere Vorstellungen daher nur nach und nach Wirklichkeit werden lassen.

Welches Design soll der Wohnwagen bekommen?

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Den kreativen Part übernahm Desiree. Folie für das Einbinden von Büchern half beim Abkleben der Bögen für die Zweifarbenlackierung.

Gleichzeitig setzten wir uns mit der Technik des Wohnwagens und den Ideen zum Ausbau auseinander. Aus dieser Zweigleisigkeit entstanden immer wieder neue Aufgaben und manchmal ergab sich aus einer Idee wieder eine andere. Nach abgeschlossenem Bodeneinbau und neuem TÜV-Stempel im Mai 2017 begann der spannendste Teil des gesamten Makeovers: Welche Farbe, welches Design und was für Details wollten wir realisieren? Wer meine Freundin kennt, weiß, dass es kein Problem sein würde, etwas Geeignetes zu finden, den kreativen Part übernimmt sie gern.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Das äußere Design ist frisch und freundlich, der Innenraum in Cremeweiß freundlich und neutral gehalten – nichts mehr zu erkennen vom alten "DDR-Charme". Desiree entwarf viele liebevolle Kleinigkeiten. Nicht zuletzt die Details zeigen ihre klare Handschrift und Kreativität und machen das ganze Projekt erst zu dem, was es ist.

Alle Umbauten sind von uns allein bewältigt worden. Tipps und kleine Hilfsleistungen von Freunden gab es auch, doch umgesetzt haben wir alles zu zweit. Und das wollten wir auch so. Nachdem wir drei Jahre mit dem Makeover verbracht hatten, war die Zeit gekommen, ein Ziel für den ersten Kurzurlaub zu suchen. Wir wohnen in der Lausitz. Was liegt also näher als der Spreewald. Zum ersten Mal konnten wir mit unserem "Wohni" auf Tour gehen.

Und wie war es? Ein tolles Gefühl, es geschafft zu haben, der Freiheit und Unabhängigkeit mit unserem persönlichen Stil ein Stück näher gekommen zu sein. Klar, es gibt noch einiges zu tun. Auf jeden Fall aber freuen wir uns jetzt schon auf viele weitere spannende Campingplätze mit neugierigen und an unserem Makeover interessierten Menschen.