VW T1 und Westfalia-Wohnwagen Typ 310-4
Mit restauriertem Retro-Gespann unterwegs

Raphael Sommer kaufte einen VW T1 und einen Westfalia-Wohnwagen und restaurierte sie. Der Bulli wurde in schlechtem Zustand aus den USA importiert und brachte der Surfer-Familie viel Arbeit ein.

VW-Bus T1 mit Westfalia-Wohnwagen 310-4
Foto: fact/Joachim Schahl

Bis vor einiger Zeit hielt sich Raphael Sommer für einen gutmütigen Menschen. Doch vor etwa zehn Jahren begann es plötzlich in ihm zu brodeln, und er drohte sogar dem Verkäufer eines VW Bulli seinen Besuch in Begleitung eines Baseballschlägers an. Doch der Reihe nach.

"Wir sind eigentlich eine Surfer-Familie", nennt der gebürtige Schweizer einen der Gründe, weshalb sich ein VW-Bus als ideales Fahrzeug anbot. Er selbst interessierte sich früher eher für Sportwagen und neue Autos, doch sein kurz vor dem Führerschein stehender Sohn brachte das Gespräch auf einen klassischen Bulli.

Oldtimer-Wohnwagen

Also hielt Sommer Ausschau nach einem passenden Objekt. Eine Anzeige im Internet erregte seine Aufmerksamkeit. Dort bot ein Privatmann einen T1 von 1966 mit Westfalia-Ausbau in gutem Zustand an. Allerdings wohnte der Anbieter im fernen Los Angeles. Doch das sah der Schweizer zunächst nicht als Problem.

Bullis der ersten Serie sind heute begehrte Sammlerobjekte. Sofern der Zustand stimmt. Dieser aus den USA importierte T1 wurde von Raphael Sommer aufwendig restauriert.

Um sich ein genaueres Bild von dem Wagen machen zu können, forderte er entsprechende Fotos an. Die wurden ihm auch prompt gemailt, und schließlich kaufte er den Wagen. Nach Zahlung des vereinbarten Kaufpreises wurde eine Spedition beauftragt, und der Bus schipperte übers Meer nach Rotterdam. Von da aus ging es weiter über Basel und dann nach Zürich.

Aus Vorfreude wurde Enttäuschung und Wut

Als der Container mit dem Bulli dort eintraf, kam große Freude auf, und Sommer machte sich sofort auf den Weg. "Ich half sogar beim Ausladen", erinnert er sich, denn die Ungeduld war groß. Auf den ersten Blick wirkte der Bus ansprechend, doch bei genauerem Hinsehen erkannte selbst er als Laie den schlechten Zustand des Unter­bodens. Die Enttäuschung war riesengroß, und schnell wurde Raphael Sommer klar, dass auf manchen Fotos, die ihm der Verkäufer aus den USA geschickt hatte, ein anderes Fahrzeug zu sehen gewesen war.

"Am liebsten hätte ich das Auto gleich entsorgt", beschreibt der 56-Jährige seine ersten Gedanken. Sein Sohn brachte ihn schließlich dazu, sich doch nach Reparaturmöglichkeiten zu erkundigen. So landete der Bus in der Karosseriewerkstatt von Alberto Carnota.

Carnota, der schon einige Erfahrungen mit Oldtimer-Restaurierungen besaß, hatte sich damals gerade selbstständig gemacht, und sein erstes Projekt sollte besonders aufwendig werden. "Zunächst dachte ich, wir könnten die Schäden partiell instand setzen und so mit einem kleinen Etat auskommen", berichtet Sommer. Doch schon nach dem ersten groben Sandstrahlen des Bodens wackelte der Plan. "Es war eine einzige Katastrophe, die Seite des Busses sah aus, als hätte sie Al Capone mit dem Maschinengewehr beschossen." Nach längerer Überlegung entschied Raphael Sommer, den T1 in einen perfekten Zustand zu versetzen. Er selbst wollte dabei helfen, um die Kosten in Grenzen zu halten.

Sommer packte bei seinem Traum mit an

Stabile Teile wie der Rahmen wurden sandgestrahlt, während andere Blechteile schonender mit Nussschalen beschossen wurden. Dann begannen die Karosserie­arbeiten, deren Umfang ständig wuchs. Bis zu zwei Zentimeter dick waren die aufgetragenen Spachtelschichten. "Außerdem war die Karosserie verzogen", erinnert sich Carnota. Sommer begann, die nötigen Blechteile aufzuspüren. "Grundsätzlich ist die Versorgung mit Teilen für den VW-Bus sehr gut", weiß er. "Ich wollte aber keine schlechten Nachfertigungen und musste deshalb manchmal etwas länger suchen, um Original-Ware aufzutreiben."

Obwohl er das Reparieren von Autos niemals gelernt hat, half Raphael Sommer fleißig mit beim Schleifen und Schweißen. Oder er betätigte sich als Handlanger, während sich Carnota intensiv den Blecharbeiten widmete. Das Streben nach Perfektion kostete zusätzliche Arbeitszeit. So passten die gekauften Laderaumtüren nicht optimal. "Wir mussten eine Tür verlängern, außerdem haben wir die Türen aufgeschnitten und sie so gestaltet, dass der seitliche Wulst auf gleicher Höhe mit dem der Karosserie war", berichtet Carnota. Auch die Spaltmaße wollte er perfekter haben, als es sie ab Werk gab.

Auch wenn die Blecharbeiten die meiste Zeit in Anspruch nahmen, sollen alle anderen Arbeiten nicht unerwähnt bleiben. So übernahmen die Spezialisten der Bug-Box in Kefikon die Überholung von Motor und Getriebe. Ferner ließ Sommer alle Verschleißteile des Fahrwerks und die Bremsanlage erneuern. Die Elektrik wurde von sechs auf zwölf Volt umgerüstet. Zudem musste die Wohneinrichtung res­tauriert werden. Die maroden Möbel des Westfalia-Ausbaus entfernte Sommer und brachte sie zu einem Schreiner. Das Material und das Know-how zum Erledigen der Sattlerarbeiten für die Polsterung beschaffte er sich in der Firma eines Verwandten.

Wohnwagen Westfalia 310-4 wird zum Begleiter

Nach insgesamt 1.600 Stunden war schließlich aus dem VW-Bus ein Schmuckstück geworden, doch trotzdem hatte dieses Kapitel noch eine Fortsetzung. Als Sommer geschäftlich in Amsterdam weilte, fiel ihm am Flughafen ein Magazin in die Hand, in dem gebrauchte Wohnwagen angeboten wurden. Sofort stach ihm ein Westfalia des Typs 310-4 ins Auge, der aus dem gleichen Jahr wie sein Bus stammte.

Der Anhänger stand in Norddeutschland. Sommer verschob seinen Rückflug, schaute sich den Wohnwagen an und war überrascht: "Der hatte lange Zeit gestanden und war äußerlich in gutem Zustand." Er kaufte ihn und ließ ihn gleich in Deutschland lackieren – in der gleichen Farbe wie sein Bus. Ursprünglich war der Bus in einem dunkleren Blau lackiert, doch das hatte ihm nicht gefallen.

Den lackierten Wohnwagen brachte ein Bekannter des Verkäufers in die Schweiz, wo Sommer den Innenausbau restaurierte. Der VW T1 allein, der mittlerweile einige Schönheitspreise gewonnen hat, war zwar schon ein Hingucker, aber das Gespann geriet geradezu spektakulär.

Sommer und sein Sohn freuen sich über die Begeisterung, die es auslöst. Unterwegs wird ihnen zugewinkt und gehupt, "auf einer Fahrt von Zürich nach Rust in Deutschland 216-mal", lacht Sommer, der es spaßeshalber gezählt hat.

Technische Daten zum Retrogespann

VW-Bus T1

Basis: VW T1 Export Westfalia (1966)
Motor: Luftgekühlter Vierzylinder-Boxer, Hubraum 1.493 cm³, Leistung 44 PS bei 4.000/min, max. Drehmoment 102 Nm bei 2.000/min, zentrale, über Stirnräder angetriebene Nockenwelle, Ventile über Stoßstangen und Kipphebel betätigt, ein Fallstromvergaser
Kraftübertragung: Einscheiben-Trockenkupplung, ­synchronisiertes Viergang­getriebe, Hinterradantrieb
Karosserie und Fahrwerk: Selbsttragende Stahlkarosserie mit Rahmen verschweißt, Einzel­radaufhängung, vorne an Kurbellenkern, Drehstabfeder, hinten an Pendelachse mit Drehstabfedern, vorne und hinten Trommelbremsen, Räder 5 K x 14, Reifen 7.00-14
Maße und Gewicht: Länge x Breite x Höhe 4.280 x 1.750 x 1.925 mm, Radstand 2.400 mm, Gewicht ca. 1.100 kg
Fahrleistungen und Verbrauch: Höchstgeschwindigkeit 105 km/h, ca. 11 L/100 km

Westfalia 310-4 (1966)
fact/Joachim Schahl
Wie der T1 stammt der Westfalia-Wohnwagen von 1966 und ist eine echte Rarität.

Caravan Westfalia 310-4

Erstzulassung: 1966
Maße und Gewichte: Länge x Breite x Höhe 3.100 x 1.960 x 2.350 mm, zulässiges Gesamtgewicht 780 kg