Den ersten Kaffee an einem noch frischen Frühlingsmorgen in der Eingangstür des eigenen Wohnwagens trinken. Hach, eigentlich wäre das jetzt im April genau das, was viele Camper an ihrer Urlaubsform so schätzen. Doch aufgrund des anhaltenden Kontaktverbots und damit verbundenen Einschränkungen des öffentlichen Lebens, müssen sich Caravaner bis zum ersten Sonnenaufgang auf dem Campingplatz noch gedulden. Denn: Der muss vorerst noch geschlossen bleiben.
Die Zeit des Wartens nutzen Fachverbände, um sich Gedanken darüber zu machen, wie Camping 2020 noch aussehen könnte. So zum Beispiel der Bundesverband der Campingwirtschaft in Deutschland e.V., kurz BVCD, der ein Papier zur Wiederaufnahme des Campingtourismus samt Handlungsempfehlungen für Betreiber in Deutschland veröffentlicht hat.
Das Phasenmodell des BVCD im Überblick
Darin werden in vier Phasen beschrieben, wie Campingplätze wieder öffnen könnten. Laut BVCD sind die Ferienmonate Juli und August für 70 bis 80 Prozent der Jahreseinnahmen von Campingbetrieben verantwortlich, deshalb wäre es nötig, dass diese wieder öffnen könnten. Allerdings stellt der Verband auch klar, dass der Gesundheitsschutz vor wirtschaftlichen Aspekten steht. Am wichtigsten sieht der BVCD die Aufgabe, alle Mitarbeiter entsprechend der Hygieneregeln des RKI zu schulen. Die Angestellten müssten dann auch darauf achten, dass die Gäste die Regeln einhalten. Außerdem benötigt jeder Platz einen Pandemieplan.
In der ersten Phase, kurz nach Ende des Kontaktverbots voraussichtlich Anfang Mai, sollten zunächst einmal Dauercamper wieder auf ihre Plätze dürfen. Bei den meisten Dauercampern handelt es sich um Naherholungssuchende, die eine kurze Anreise haben. Darüber hinaus verfügen alle Fahrzeuge oder Mobilheime von Dauercampern über Badezimmer sowie Kochbereiche. Sprich: Dauercamper müssten also keine öffentlichen Bereiche nutzen und könnten so weiterhin gut Abstand voneinander halten.
Wenn die Bundesländer ihre Reisebeschränkungen lockern, dürften in einer zweiten Phase Gäste kommen, die über ein Fahrzeug mit eigenen sanitären Anlagen verfügen. Sie müssten schriftlich bestätigen, dass sie keinerlei Corona-Symptome haben. Ausreichender Abstand zwischen den Parzellen müsse sichergestellt und kontrolliert werden. Im Sanitärbereich sollten nur Einzelkabinen oder Familienbäder genutzt werden. Für Restaurant, Lebensmittelmärkte, Veranstaltungen und Animation gelten zu diesem Zeitpunkt dieselben Beschränkungen wie in anderen gastronomischen Betrieben.
In Phase drei sollen alle Camper auf einen Platz dürfen, die einerseits eine verbindliche Buchung haben und andererseits bestätigen, keine Corona-Symptome zu haben. Diese soll nach Vorstellung des BVCD ungefähr im Juni 2020 eintreten. Kapazitätbegrenzungen und Mindestabstände sind weiterhin einzuhalten. Um eine mögliche Virus-Verbreitung zu verhindern, sollen die Regeln der Phase zwei weiterhin gelten.
Die volle Wiederaufnahme des Camping-Tourismus soll dann in Phase vier stattfinden, die ganz ähnlich aussieht, wie vor der Pandemie.
Nachdem der BCVD Anfang April dieses Phasenmodell erstmals präsentiert hat, veröffentlichte der Verband am 28. April 2020 ein Papier mit konkreten Handlungsempfehlungen. Zielgruppe sind Camping- als auch Stellplätze. Der Verband möchte Betreibern dabei helfen, die Wiederaufnahme des Campingtourismus vorzubereiten. Die Maßnahmen sind in dem Papier auf alle betroffene Bestandteile eines Platzes heruntergebrochen, die für den Tourismus nach oder mit Corona entsprechend vorbereitet werden sollten. Dies umfasst laut BVCD folgendes: Mitarbeiter, Rezeption und Gästeempfang, Sanitäreinrichtung, Gatsronomiebereich, Verkaufläden, Parzellen, Spiel- und Badeplätze sowie Gemeinschaftseinrichtungen.
Arbeitskreis zum Reisemobiltourismus
Neben dem BVCD-Ansatz hat sich außerdem ein Arbeitskreis zum "Reisemobiltourismus" zusammengetan und Ideen für die Zeit nach den Kontaktbeschränkungen erarbeitet. Wie der Name sagt, liegt hierbei der Fokus auf den Wohnmobil- und Stellplatz-Tourismus, nicht bei den Caravan-Reisenden. Der Arbeitskreis besteht unter anderem aus Mitgliedern des Caravaning Industrie Verbands (CIVD) und Vertretern des ADACs, des Deutschen Tourismusverbandes (DTV) und ausgewiesenen Stellplatz-Experten. Insbesondere Wohnmobil-Stellplätze sollen laut des Arbeitskreises frühzeitig wieder öffnen können, da Wohnmobile und Stellplätze den Menschen maximale Autarkie bei minimalem Kontakt zu anderen Personen bieten. So soll ihrer Vorstellung nach einer "ersten vorsichtigen Lockerung" der Tourismus in Naherholungs-Gebieten und kleineren Regionen wieder angekurbelt werden können.
Da sich dieses Konzept aufs Camping mit dem Reisemobil beschränkt, gibt es Gegenstimmen. So hat zum Beispiel Eicke Schüürmann von Leadings Campings in einem offenen Brief kritisch auf die Pläne des Arbeitskreises reagiert. Er sagt, dass Mitte April nicht die Zeit sei, sich bereits über den Reisemobiltourismus Gedanken zu machen. Ein Grund hierfür ist, dass Ursula von der Leyen als Kommissionspräsidentin der EU allen Bürgern der Staatengemeinschaft davon abrate, einen Sommerurlaub zu planen, weil sie Reisen in Juli und August für aussichtslos halte. Darüber hinaus fragt Schüürmann, "was die Reisemobilstellplätze aus dem vorgeschlagenen Katalog eigentlich besser können als Campingplätze". Campingplätze böten ebenso große Parzellen mit nötigem Abstand und Privatbäder.
Fazit
Es ist noch nicht klar, wie es mit dem Campen 2020 weitergeht. Unterm Strich teilen die beiden Arbeitspapiere die Ansicht, dass der Campingtourismus besonders geeignet für die Zeit nach der Kontaktbeschränkung ist. Denn Camper können augrund der eigenen vier Wände gut unter sich bleiben und weiterhin nötigen Abstand zu anderen wahren.