Den Caravan an der Stromsäule anzuschließen, ist Alltag. Doch mit 230-Volt-Netzstrom sind der Sicherheit zuliebe wichtige Regeln zu beachten. Wir zeigen, worauf es ankommt.
Den Caravan an der Stromsäule anzuschließen, ist Alltag. Doch mit 230-Volt-Netzstrom sind der Sicherheit zuliebe wichtige Regeln zu beachten. Wir zeigen, worauf es ankommt.
Eigentlich sollten sie beim Campen Standard sein, die großen blauen CEE-Stecker. An Caravans sind CEE-Anschlüsse ja schon seit Jahren gebräuchlich. Und das sollte auch für Stromsäulen oder Verteilerkästen an der Parzelle gelten. Denn nur so entsprechen die Einrichtungen den Vorgaben der DIN-Normen VDE 100-708, respektive VDE 100-721.
In erster sind die Anforderungen an die "Einrichtung von Niederspannungsanlagen für Campingplätze und ähnliche Bereiche" beschrieben, während in der zweiten Norm beschrieben ist, wie die Elektrik innen im Freizeitfahrzeug beschaffen sein muss. Fest steht: Beide Normen ziehen gewissermaßen an einem Strang – oder besser Kabel. Und beide dienen einem eminent wichtigen Punkt: der Sicherheit.
Tatsächlich ist der Umgang mit 230-Volt-Netzstrom (auch wenn von Niederspannung die Rede ist) beileibe nicht ungefährlich und kann, wenn er durch den Körper fließt, auch zum Tod führen. Doch Entwarnung. Damit gerade das nicht passiert, beschreiben die Normen, wie eine sichere Anlage auf dem Platz wie im Caravan ausgelegt sein muss.
Gefährlich wird es in der Regel nur dann, wenn laienhafte Bastelarbeiten an der Elektrik durchgeführt wurden, marode und nachlässig abgesicherte Versorgungseinrichtungen vorhanden sind oder überalterte oder gar beschädigte Kabel und Steckverbindungen verwendet werden. Tauchen wir deshalb etwas tiefer ein in die Elektrik und den Normendschungel.
Aus dem Netz kommt Wechselstrom mit 230 Volt und alle Anschlüsse erfolgen bis hinein in den Caravan über dreiadrige Kabel. Eine Ader davon (meist schwarz oder braun) ist die sogenannte Phase. Hier ist der "Saft" drauf, und sie zu berühren, kann tödlich enden. Die zweite Litze (blaue Ader) ist der geerdete Nullleiter. Über ihn fließt der Strom zurück. Die dritte Leitung (gelb-grün) dient als Schutzleiter und ist mit den seitlichen Zungen der Schutzkontakt-Steckdose (kurz Schuko) und damit beispielsweise mit dem Gehäuse eines Endgerätes verbunden.
Kommt es zu einer Beschädigung im Gerät selbst und die Phase bekäme gefährlichen Kontakt mit dem Gehäuse, gibt es sofort einen Kurzschluss, die Sicherung löst aus und trennt blitzartig den Stromkreis. Genau an diesem Punkt greifen die Normen, denn während zu Hause die Verdrahtung der "heißen" Phase fest vorgegeben ist, hängt es im Caravan davon ab, wie herum ein Schuko-Anschlussstecker in der Dose steckt. So kann im Wohnwagen dann die stromführende Phase mal auf dem einen, mal auf dem anderen Kontakt liegen. Wenn alles fehlerfrei funktioniert, ist das kein Problem.
Manche Sicherungsautomaten trennen im Falle eines Kurzschlusses aber nur einen Anschluss und unterbrechen den Stromkreis dann womöglich über den Nullleiter – die Phase bleibt also "heiß".
Beim Camping daher, vor der Fehlersuche nach einem Kurzschluss, IMMER den Stecker direkt an der Stromsäule ziehen, dann kann wirklich nichts passieren.
Erfolgt der Anschluss hingegen lückenlos über die blauen CEE-Stecker, ist ein Phasentausch unmöglich, denn die passen nur exakt in einer Richtung in die Dose. CEE-Verbindungen entsprechen zudem der Schutzklasse IP 44 und sind damit geschützt gegen eindringendes Spritzwasser. Optimal ist es, wenn auf beiden Seiten des Anschlusskabels oder der -trommel CEE-Verbindungen vorhanden sind.
Maximal 25 Meter lang darf laut Norm das Anschlusskabel sein. Aneinanderstückeln über den halben Platz ist tabu. Und das Kabel sollte einer gewissen Mindestqualität gerecht werden. Auf der Leitung selbst wie auf der Kabeltrommel sind dazu Angaben zu finden: H07RN-F 3G2,5 mm² lautet die Vorgabe. Dabei heißt
Sowohl Längenbeschränkung als auch die Querschnittsvorgabe haben auch einen technischen Aspekt: Je länger und je dünner das Kabel, desto höher ist dessen elektrischer Widerstand. Bbei maximaler Stromentnahme (16 Ampere) verbrät ein altes 50-Meter-Kabel mit 1,5 mm² satte 300 Watt, während es bei 25 Meter Länge und 2,5 mm² nicht einmal 100 Watt sind.
Diese "Verlustleistung" wird in Wärme umgewandelt, die bei einem auf einer Trommel aufgewickelten Kabel durchaus die Isolation zum Schmelzen, im Extremfall zum Brennen bringen kann. Alles schon passiert.
Kabeltrommeln haben daher eine Thermosicherung, die im Ernstfall bei etwa 55 Grad auslöst und nach Abkühlen auf Knopfdruck wieder aktiviert werden muss. Besser ist es freilich, das gesamte Kabel abzuwickeln und gut umlüftet unter dem Caravan zu verstauen.
Wenn an der Trommel zusätzliche Schukodosen vorhanden sind, sollten auch diese mit Gummidichtung und Klappdeckel dem IP-44-Standard entsprechen. Obacht: Winkelstecker verhindern oft eine ordentliche Abdichtung, weil sie nicht weit genug hinter die Dichtlippe eingeschoben werden können.
Je dünner und je länger das Verbindungskabel, desto höher ist sein Widerstand. Es wird diskutiert, dass deswegen der FI-Fehlerstromschutzschalter in der Anschlusssäule nicht mehr auslöst. Das kann gefährlich werden. Daher per "Test"-Taste im Kasten und im Caravan deren Funktion prüfen.
Starke Knicke, etwa durch Einklemmen unter einer Stütze, schädigen jedes Kabel ebenso wie häufiges Überfahren, Vorsicht auch beim Rasenmähen und Heringe einschlagen.
Generell gilt: Vor dem Aufrollen immer ausstecken und bei dieser Gelegenheit das Kabel auf Schnitte, Risse und Quetschungen kontrollieren. Hochwertige, normgerechte Kabeltrommeln mit beidseitigen CEE-Anschlüssen sind etwas teurer, dafür aber besonders langlebig – und sicher.
Auf einer guten Kabeltrommel ist immer ein Hinweis mit allen Kenn- und Leistungsdaten sowie dem Herstellernachweis angebracht. Details zum technischen Aufbau des Kabels sind auch auf dessen Isolierung aufgedruckt, Vorgabe: mindestens H07RN-F 3G2,5. Eine CEE-Anschlussdose ist die sicherste Verbindung zum Caravan.
Zusätzliche Schukodosen müssen abgedichtet und mit schlagfestem Schutzdeckel (Hammersymbol) versehen sein. Eine Thermosicherung ist Pflicht. Sie unterbricht den Strom bei drohender Überhitzung. Die Leitungsführung verhindert, dass beim Aufrollen das Kabel über den Seitenteller rutscht, und die Klemmbremse auf der Rückseite vermeidet Abrollen während des Transports.