Wohnwagen und Wohnmobil im Preisvergleich
Welche Fahrzeugart ist günstiger?

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CMT 1950

Geht es um Vor- und Nachteile von Wohnwagen und Wohnmobilen, wird es meist emotional. Wir bleiben sachlich – und rechnen vor, wer wirklich günstiger fährt. Nicht nur die Anschaffungskosten zählen.

Caravan oder Reisemobil
Foto: Christian Hass, Ingolf Pompe (3)

Eins ist sicher: Wer einen Caravan oder ein Wohnmobil hat oder den Kauf eines Freizeitfahrzeugs in Erwägung zieht, hat eine klare Vorstellung davon, wie er seinen Urlaub verbringen möchte – beweglich. Camper schätzen Flexibilität und Unabhängigkeit. Vor allem von alltäglichen Konventionen.

Die Anschaffungskosten

Doch damit enden, so zumindest die landläufige Meinung, die Gemeinsamkeiten zwischen Wohnwagen und Wohnmobil. Aber ist das wirklich so? Wir wollten es genau wissen und haben uns an einen großen Vergleich gewagt. Dabei helfen der inklusive üblicher Extras 18.714 Euro teure Caravan Dethleffs C´Trend 515 ER (Grundpreis: 16.000 Euro) und das 61.435 Euro teure Reisemobil Dethleffs Advantage T 6611 (Grundpreis: 53.000 Euro). Die beiden Fahrzeuge sind sowohl im Modell-Gefüge der Marke ganz ähnlich einsortiert als auch exakt auf die Bedürfnisse eines Paares zugeschnitten.

Alles zur Urlaubsmesse

Zur Vernunftsklasse gehört auch der Zugwagen: Der Skoda Yeti 2.0 TDI 4x4 mit 170 PS ist ein Kompakt-SUV mit enormer Anhängelast und variablem Innenraum, den es mit dem stärkstem Diesel ab knapp 30.000 Euro gibt. Der Testwagen kostet inklusive allerhand Komfort-Extras und Anhängevorrichtung knapp 35.500 Euro.

So stehen hier ein Gespann im Gesamtwert von 54.214 Euro und ein ebenfalls vernünftig mit Extras bestücktes Reisemobil für 61.425 Euro nebeneinander. Doch weil das teilintegrierte Reisemobil mit seinen knapp sieben Metern Länge und 2,80 Meter Höhe den meisten Menschen im Alltag zu sperrig sein dürfte, geht ohne einen zusätzlichen Pkw nichts. Die Unterhaltskosten für den Pkw fallen deswegen im Folgenden auch unter den Tisch.

Interessanter Fakt ohne Einfluss auf diese Bilanz: Leser von CARAVANING und der Schwesterzeitschrift promobil geben im Schnitt 18.901 respektive 66.923 Euro für Neufahrzeuge aus. Dazu kommen 2827 und 4850 Euro für nachträglich erworbenes Zubehör.

Der Wertverlust

Unter Zuhilfenahme des Bewertungs-Programms "Vericar Plus" für Händler lässt sich die Wertentwicklung der beiden Dethleffs im Laufe von zehn Jahren vorausberechnen. Durchschnittlich nutzen Leser von CARAVANING und promobil ihre Fahrzeuge 20 und 77 Nächte pro Jahr (Quelle: Leserwahl 2014). Daraus errechnen sich für die beiden Dethleffs in zehn Jahren Kosten von 57,68 beziehungsweise 49,97 Euro pro Nacht – ohne Platzgebühren. Auf 30 Nächte gemittelt kehrt sich das Ergebnis um: Dann kostet eine Nacht im Caravan 38,46 Euro, die im Reisemobil 128,25 Euro. Hier schlägt sich der niedrigere Preis des Dethleffs C’Trend 515 nieder.

Die Unterhaltungskosten

Die Kaufpreise sind die eine Sache, die laufenden Kosten die andere. Es müssen Steuern, Versicherungen und eventuell sogar ein Unterstellplatz bezahlt werden.

In Stuttgart zugelassen, kostet die für junge Fahrzeuge empfehlenswerte Vollkaskoversicherung (Selbstbehalt: 1000 Euro) für einen mit Zubehör rund 21.000 Euro teuren Caravan mit GfK-Dach je nach Leistungsumfang zwischen 380 und 900 Euro jährlich. Schadenfreiheitsklassen gibt es bei Caravans übrigens nicht. Fast vernachlässigbar sind dagegen die Haftpflicht-Beiträge. Sie liegen zwischen 13 und 33 Euro. Die Vollkasko für das Reisemobil schlägt, beispielhaft in Schadenfreiheitsklasse 13 eingestuft und auf einen 55-jährigen Fahrer zugelassen, günstigstenfalls mit 480 Euro, im teuersten Fall mit 990 Euro pro Jahr zu Buche. Hinzu kommen Haftpflichtbeiträge von 170 bis 380 Euro.

Auch das Finanzamt hält die Hand auf: 59,68 Euro Steuer will es für Caravans mit 1401 bis 1600 Kilogramm zulässiger Gesamtmasse, 240 Euro für Reisemobile wie den Advantage. Bei höherem Gesamtgewicht und schlechterer Schadstoffklasse wird es noch teurer.

Nachteil für den Caravan: Er darf höchstens 14 Tage lang unbewegt auf öffentlichem Grund stehen. Danach muss er "seinem Zweck zugeführt worden sein", bevor er wieder abgestellt werden darf. Nicht selten markiert die Polizei die Parkposition und kontrolliert diese nach zwei Wochen. Ein zugelassenes Reisemobil dagegen darf auf unbestimmte Zeit auf der Straße abgestellt werden. Trotzdem empfiehlt es sich, für längere Standzeiten ei­nen geeigneten Abstellplatz zu suchen. Und der kostet je nach regionalem Angebot und Ausstattung (Überdachung, Strom, usw.) für Caravans und Reisemobile zwischen 30 und 100 Euro im Monat.

Zwei Jahre nach der Erstzulassung müssen Caravans und Reisemobile über 3,5 Tonnen zulässige Gesamtmasse zum ersten Mal zur Hauptuntersuchung bei TÜV, Dekra & Co. – Pkw und Reisemobile bis 3,5 Tonnen sind nach 36 Monaten zum ersten Mal dran. Danach verringern sich die Prüfintervalle auf zwei Jahre. Ausnahme: Mobile über 3,5 Tonnen ab dem sechsten Jahr und alle Mietfahrzeuge müssen alle zwölf Monate auf die Grube. Für die Hauptuntersuchung eines Caravans berechnet der TÜV Nord  45,40 Euro, für ein Reisemobil unter 3,5 Tonnen inklusive einer Emissionsmessung (AU) 96,20 Euro. Und für Mobile ab 3,5 bis 7,5 Tonnen 133,40 Euro. Nicht immer gibt es bei der HU auch die Plakette. Bei Caravans gelten Bremsen und Elektrik als Hauptfehlerquellen – meist die Folgen langer Standzeiten. Doch aufgrund der technischen Einfachheit von Caravan-Fahrwerken und -Elektrik sind diese meist schnell und günstig zu beheben. Ein Beispiel: Neue Alko-AAA-Bremsen mit Selbstnachstellung kosten nur 200 Euro plus Einbau.

Im Gegensatz zum Reisemobil besteht ein Caravan auch mit abgelaufener Gasprüfung die Hauptuntersuchung. Diese Gasprüfung ist zwei Jahre gültig, kostet zwischen 30 und 45 Euro und wird von Händlern, Werkstätten und Prüforganisationen angeboten. Der nächste Prüftermin ist auf der am Fahrzeug angeklebten Plakette und in der Prüfbescheinigung ersichtlich.

Bei Reisemobilen betreffen die von KfZ-Prüfern festgestellten Mängel häufiger das Basisfahrzeug. Zwar treten sogar seltener schwerwiegende Mängel auf als bei Pkw, doch trotzdem ziehen Schäden an Elektrik/Beleuchtung, Bremsanlage, Fahrgestell samt Achsen, Rädern und Reifen in aller Regel deutlich höhere Reparaturkosten nach sich.

Zum Erhalt der vom Hersteller gewährten Dichtheitsgarantie müssen neue Reisemobile und Caravans je nach Garantielänge drei bis zwölf Jahre lang einmal jährlich zur Dichtheitsprüfung. Je nach Fahrzeuggröße sind beispielsweise bei der Firma Winkler in Stuttgart zwischen 70 und 145 Euro fällig. Für die bei Caravans alle zwei Jahre empfohlene Bremsennachstellung samt Fettung von Achsstummeln und Auflaufeinrichtung verlangt der Betrieb rund 80 Euro.

Bei Reisemobilen bestimmt im Wesentlichen das Basisfahrzeug die Servicekosten. Ein "großer" Kundendienst inklusive Tausch aller Filter und der Bremsflüssigkeit, der alle zwei Jahre oder nach je 48.000 Kilometern fällig ist, kostet rund 600 Euro. Zehn Jahre Besitz und 11.200 Kilometer Jahresfahrleistung (Quelle: promobil-Leserwahl 2014)  zugrunde gelegt, summieren sich die Servicekosten für einen Fiat Ducato mit 148 PS auf rund 4000 Euro. Darin eingerechnet ist der Wechsel des Zahnriemens nach acht Jahren.

Dasselbe gilt für die Reifen, die nicht nur pro Stück teurer sind als (zwei) Caravanreifen, sondern auch höherem Verschleiß unterliegen. Ein Satz Reisemobil-Reifen hält rund 40.000 Kilometer, also rund vier Jahre. Wer Wintercamping betreibt, muss auch das Reisemobil vierfach um­be­reifen. Caravans mit Tem­po-100-Zulassung brauchen alle sechs Jahre neue Pneus.

Die Reisekosten

Auch auf Reisen fallen Maut, Treibstoff-, Übernachtungskosten an. Bei einer großen Vergleichsfahrt über zwei unterschiedliche Strecken von Leonberg nach Südfrankreich mit zwei identischen Gespannen und zwei 3,5-Tonnen-Reisemobilen sahen die Bilanzen wie folgt aus: Die Strecke über die mautpflichtige französische Autobahn absolvierten Gespann (Mercedes A-Klasse mit Eriba Nova L) und Reisemobil (Carthago Chic) dank Tempo 130 in identischer Zeit. Trotz Vollgas war das Gespann sogar sparsamer unterwegs und kostete fünf Euro weniger Maut. Auf der Alternativstrecke über die Schweiz und Italien war das Reisemobil mautgünstiger, aber erneut durstiger. Der Grund für die höheren Gespann-Reisekosten: In der Schweiz braucht auch der Caravan eine Jahresvignette. Ebenso Reisemobile bis 3,5 Tonnen.

In Österreich werden Gespanne und Reisemobile bis 3,5 Tonnen den Pkw gleichgestellt. Schwerere Brummer brauchen eine Go-Box, von der Guthaben nach gefahrener Strecke abgebucht wird. Fehlt Guthaben, werden empfindliche Strafgebühren für Mautprellerei fällig. Ansonsten hängt die Maut vom Erhebungssystem des jeweiligen Landes ab. Neben der Fahrzeuggattung werden Höhe, Länge und Zahl der Achsen zur Bemessung der Maut herangezogen. Dasselbe gilt für Fähren. Hier müssen Caravaner aufgrund der Gespannlänge generell mit höheren Kosten rechnen als Reisemobilfahrer.

Auch bei den Übernachtungskosten können Reisemobilisten sparen, weil ihnen ein engmaschiges Netz günstiger oder sogar kostenfreier Stellplätze offensteht. Stellplatz-Experte Hans-Jürgen Hess nennt zehn Euro durchschnittliche Stellplatzgebühr.  Caravaner sind auf Campingplätze angewiesen (Durchschnittspreis für zwei Erwachsene und ein Kind in Europa/Deutschland: 33/28 Euro pro Nacht), finden dort aber die meist komplettere Infrastruktur als auch die ruhigere Umgebung vor. Ein gewichtiges Argument, vor allem beim Reisen mit Kindern. Kommen sie ins Spiel, wird auch das Thema Sicherheit noch wichtiger. Moderne Pkw erfüllen strengste Crash-Standards und haben auf der Rückbank Isofix-Laschen zur gurtunabhängigen Befestigung eines Kindersitzes – eine altbekannte Technik, die erst jetzt nach und nach in Reisemobile einzieht. Trotzdem gelten sie als sicher, tauchen selten in der Unfallstatistik auf.

Auch beim Fahrkomfort ist das Gepann überlegen. Zwar rüttelt  der Caravan ein wenig am Auto, doch die niedrigen Geräusche, die effektive Klimatisierung und ein meist gutes Radio sind neben den Kosten weitere Argumente für die Kombi aus Pkw und Caravan.

Wider der Vernunft - Entscheidung aus dem Bauch heraus

Doch ganz ohne Emotionen kann auch dieser Artikel nicht enden. Vermutlich mit keinem Geld der Welt aufzuwiegen ist dieses spezielle Reisemobil-Feeling: nämlich überall zu Hause zu sein und schnell vom hohen Cockpit ins eigene Bett schlüpfen zu können. Der Caravan hält mit Vernunft dagegen. Caravaner schätzen den großzügigeren Wohnraum und das stets einsatzbereite Auto am Urlaubsort. Das Reisemobil appelliert also an die Gefühle. Und wenn die ins Spiel kommen, hat die Vernunft einfach Pause. Ganz ehrlich? Das ist gut und richtig so. Hauptsache man liebt, was man tut.