Alles muss drin sein, doch wiegen darf es nichts. Ein wenig überspitzt, aber so können die Ansprüche an heutige Caravans grundsätzlich zusammengefasst werden. Die Ausstattung wird immer umfangreicher und komfortabler, trotzdem sollen die Anhänger auch für kleinere Zugfahrzeuge geeignet und/oder Zuladungsriesen sein.

Leichtbau ist also angesagt, und das nicht nur beim Aufbau, sondern auch im Inneren des mobilen Heims. Grundkonflikt und große Herausforderung für die Ingenieure: Die Möbel müssen auch noch wohnlich und trotz der enormen Belastung beim Fahren langlebig sein. Vibrationen und Verwindungen setzen den Platten und Verbindungsstellen zu. Aus den Entwicklungsabteilungen von Möbelbau-Spezialisten wie Vöhringer und Somaform oder von den Caravan-Herstellern selbst kommen darum Möbel, die fast alle nach einem bestimmten Prinzip konzipiert sind: der Sandwich-Bauweise.
Blick ins Innere der Leichtbau-Möbel
Dabei wird in Schichten gebaut: Ein möglichst leichtes Innenmaterial wird mit einer festen und steifen Außenschicht verklebt. Die im Inneren versteckten Materialien sind vielfältig. Abkürzungen für Kunststoffe wie EPP, EPS, PU oder HPL häufen sich in den Beschreibungen der Hersteller.
Der Klassiker unter den Möbel-Innereien ist einfaches Sperrholz. Es ist stabil, günstig und arbeitet im Nachhinein nicht mehr, wiegt aber bei mittlerer Dichte rund 400 Kilogramm pro Kubikmeter. Eine Menge Holz! Vor allem für Schränke und deren Türen gibt es leichtere Alternativen. Weit verbreitet sind Möbelplatten mit Pappwabenstruktur im Inneren. Nur der Rahmen besteht hier zugunsten der Stabilität meist aus Holz, das feste Verschraubungen ermöglicht. In der Mitte verbirgt sich ein Wabengeflecht, manchmal auch aus Kunststoff – bei hoher Steifigkeit ist es zehnmal leichter als gängiges Sperrholz. Mit Rahmen und fester Holz-Außenschicht ist das Material trotzdem relativ stabil und die Platten kommen sogar in Küchenarbeits- und Tischplatten und übrigens auch in vielen Möbeln zu Hause vor.

Die erwähnten, meist aufgeschäumten Kunststoffe eröffnen den Möbelbauern neue Möglichkeiten. Sie können beliebig fest oder flexibel hergestellt werden und benötigen keinen Rahmen. Wie konsequenter Leichtbau mit Kunststoff-Sandwichplatten aussehen kann, hat Vöhringer auf dem Caravan Salon 2019 gezeigt. Der komplette Möbelbau des vorgestellten Conceptvan, eines über sieben Meter langen Mercedes-Sprinter-Ausbaus, wiegt gerade mal 200 Kilogramm. Erreicht wird dieser Wert mit Möbeln aus EPS-Platten (Expandiertes Polystyrol), die im HPL- (High Pressure Laminate) statt im Holzsandwich stecken und an den Kanten mit PU (Polyurethan) vergossen sind. Das HPL hat neben hoher Stoß- und Kratzfestigkeit den Vorteil, dass die Oberfläche in Struktur und Farbe beliebig gestaltbar ist und keine weitere Folierung aufgebracht werden muss.
Die für die gewünschte Optik meist verwendeten Papierfolien haben aber ohnehin nur kleine Auswirkungen auf das Gewicht. Sie wiegen im Schnitt 80 bis 90 Gramm pro Quadratmeter, sind sehr robust und können ebenfalls sogar die Strukturen vieler Materialien imitieren. Echtholz- oder Steinfurniere sind teurer und schwerer, dafür geben sie dem Interieur eine edlere Anmutung.
Für den radikalen Leichtbau-Weg, wie ihn etwa Knaus-Tabbert beim Travelino geht, sind dicke Furniere nicht geeignet. Teilweise verzichtet man hier sogar völlig auf eine Dekor-Außenschicht auf den miteinander verklebten EPP- (Expandiertes Polypropylen) Korpussen. Der Kunststoff wird bei den Hängeschränken ganz offen präsentiert. Nichts für Echtholzliebhaber, die müssen allerdings dann mit deutlich weniger Zuladung leben.
Tipps zum Umgang und Pflege

- Papierfolien sind im Vergleich zu Echtholz sehr pflegeleicht, denn Verschmutzungen können kaum in die Struktur des Materials eindringen.
- Mit scharfen Reinigern und rauen Küchenschwämmen ist die schützende Beschichtung aber schnell beschädigt und dann hilft nur noch austauschen.
- Ein weiches Tuch und etwas Spülmittel genügen meist schon, um den alten Glanz wiederherzustellen.
- Der schonende Umgang mit den Möbeln ist selbstverständlich, besonders über den Leichtbau-Arbeits- oder -Tischflächen sollten aber keine schweren Gegenstände gelagert werden. Sie können beim Herunterfallen vor allem in Pappwabenplatten tiefe Löcher verursachen.