Basiswissen: Wasserhygiene im Caravan
Alles zur Pumpe, Tank, Reinigung und Wartung

Reines Wasser ist ein kostbares Gut – auch im Urlaub will darauf kein Camper verzichten. CARAVANING erklärt, wo die Fallstricke sind, wie das Wasser im Wohnwagen sauber bleibt und welche Produkte dabei helfen.

Reinigung und Pflege des Wassertanks
Foto: Philipp Heise

Wasser ist nicht nur die Basis jeden Lebens, sondern auch unser wichtigstes Lebensmittel. Die Verfügbarkeit von Frischwasser im Caravan trägt wie kaum ein anderes Element zur Autarkie und damit zum großen Traum von Mobilität und Freiheit bei. Die Qualität unseres Trinkwassers wird vom Staat streng überwacht.

Die Caravanhersteller sind seit 2009 verpflichtet, neue Fahrzeuge mit einem trinkwassergerechten Wassersystem auszustatten. Nachzulesen ist das in der Norm DIN 2001-2. Auch wenn Gesetze und Vorschriften den Umgang mit Trinkwasser regeln: Einmal dem öffentlichen Leitungssystem entnommen, liegt es am Verbraucher selbst, auf die Reinhaltung zu achten.

Basiswissen für Campingneulinge

Wer die Wassersystem-Pflege nicht auf die lange Bank schiebt, sondern auf hygienische Bedingungen achtet und einige einfache Regeln beherzigt, kann den Urlaub unbeschwert genießen. So müssen Sie während der schönsten Zeit des Jahres nicht im Trüben fischen.

Basiswissen: Wasser- und Tankanlage im Wohnwagen

1. Was gehört alles zur Wasseranlage?

Im Prinzip umfasst die Wasseranlage alle Teile des Caravans, die zum Transport oder der Entnahme von Wasser dienen. Also den Frischwassertank, sämtliche Wasserleitungen, die Wasserpumpe, die Therme sowie die Armaturen in Küche und Bad.

2. Wie kann man die Wasserpumpe pflegen?

Ohne Wasserpumpe gibt es kein fließendes Wasser im Caravan, sie sollte also stets gut in Schuss sein. Auch die in Caravans fast ausschließlich eingesetzten Tauchpumpen haben, wie die teuren Druckpumpen, einen Vorfilter, der Schmutzpartikel am Eindringen in die Pumpe hindern soll. Außer der Reinigung des Vorfilters kann man eigentlich nicht viel zur Wartung der Wasserpumpe beitragen. Auf längeren Touren sollte man immer eine Ersatztauchpumpe mitführen, da eine Reparatur aufgrund des wasserdichten, einteiligen Gehäuses nicht möglich ist.

Tauchpumpe wechseln
Ingolf Pompe
Aus dem Wasserhahn kommt, obwohl der Auslass sauber und nicht verkalkt ist, nur ein schwaches Rinnsal? Dann hilft eine neue stärkere Pumpe mit mehr Druck und Förderleistung.

3. Warum muss man Tank & Co. überhaupt reinigen?

Für Menschen mit geschwächtem Immunsystem können Keime im Trinkwasser gefährlich werden. In unbehandeltem Wasser beginnt bereits nach einigen Stunden eine starke Keimvermehrung. Überlässt man Wasser sich selbst, entwickelt sich ein Biofilm. Das ist eine dünne Schleimschicht, bestehend aus Mikroorganismen, die an den Wänden von Tanks und Leitungen entsteht und ein nicht zu unterschätzendes Risiko für die Gesundheit darstellt. Das Problem mit Biofilm ist, dass darin befindliche Keime mit Desinfektionsmitteln nicht so gut erreichbar sind. PVC-Schläuche verkeimen besonders schnell, weil sich Keime von den Weichmachern darin ernähren. Die regelmäßige Reinigung beugt solchen Verunreinigungen vor.

4. Wie oft sollte man die Wasseranlage reinigen?

Für einen guten Start in die neue Saison ist eine gründliche Reinigung der Wasseranlage obligatorisch. Wichtig ist vor allem, das Wasser vor längeren Standzeiten komplett abzulassen und den Tank gründlich trocknen zu lassen. Wer sich einen gebrauchten Caravan zulegt, sollte das Wassersystem ebenfalls erst einmal gründlich reinigen. Selbst bei neuen Anhängern ist das ratsam, denn man weiß nicht genau, wie lange der Caravan schon auf dem Hof des Händlers stand und ob es dabei vielleicht zu Verschmutzungen kam.

5. Wie genau reinigt man die Wasseranlage?

Im Campingfachhandel tummelt sich eine Vielzahl an Reinigern speziell für die Wasseranlage. Ob mit Aktivsauerstoff, Zitronensäure oder auf Chlorbasis: Der Kunde hat die volle Auswahl.

Neben professionellen Mitteln schwören viele Camper auf Hausmittel wie zum Beispiel Essigreiniger oder Gebissreinigertabs. Gerade Letztere sorgen immer wieder für hitzige Diskussionen. Während die einen von ihrer Wirksamkeit überzeugt sind, zweifeln andere daran. Sicher ist, dass schon eine Menge Tabs nötig sind, um einen 100-Liter-Tank zu reinigen, wenn man bedenkt, dass die normale Dosierung für Gebissreiniger bei einer Tablette pro Wasserglas liegt. Über die Langzeitwirkung, insbesondere die Auswirkungen von Gebissreinigertabletten auf Dichtungen und Schläuche im Caravan, gibt es zudem keine gesicherten Erkenntnisse.

Unabhängig von der Art des Tankreinigers sollte man beachten, dass man Tank und Leitungen nach der Reinigung gründlich mit Frischwasser durchspült, um Rückstände und eventuell damit einhergehende Geschmacksbeeinträchtigungen des Trinkwassers loszuwerden. Zu einer gründlichen Reinigung gehört auch, das Wasser restlos aus dem System zu entfernen. Das ist schwierig, weil vor allem an tiefliegenden Stellen gerne Reste zurückbleiben. Um lästiges Restwasser aus den Schläuchen zu entfernen, kann man Druckluft benutzen. Speziell dafür wurden beispielsweise das Floë- und das Drainpower-System entwickelt. Bei der Nutzung von Druckluft sollte man beachten, wie viel Druck das Wassersystem verträgt und mit wie viel Bar der Kompressor arbeitet.

Mindestens einmal im Jahr sollte man aber zusätzlich zum Reiniger auch mechanisch Hand an die Wasseranlage anlegen. Denn hat sich erst einmal ein Biofilm gebildet, lässt sich dieser nur unzureichend mit dem bloßen Einsatz von Chemie beseitigen. Also Ärmel hochkrempeln und mit einer langstieligen Bürste, zum Beispiel einer sauberen Spülbürste, alle erreichbaren Flächen des Wassertanks schrubben. Dabei besonders auf die Ecken achten. Verwenden Sie möglichst heiße Reinigungsflüssigkeit, das unterstützt die Wirkung.

Ratgeber: Wasserhygiene
Vierneisel, Wagner, Bochem, Aqua free, Archiv
Lange, schlanke Schauch- oder Rohrbürsten aus dem Aquarien- oder Gastrohandel erleichtern die Reinigung von Wasserleitungen im Caravan.

Komplizierter ist die manuelle Reinigung der Wasserleitungen. Schmale, lange Rohr- oder Schlauchbürsten aus dem Aquarienhandel helfen dabei. Allerdings kommt man auch mit Spezialbürste nicht bis in den hintersten Winkel, spätestens an Stellen, an denen sich das Rohr teilt, ist Schluss mit der Putzerei.

Für eine weitgehend keimfreie Wasseranlage ist es daher am besten, gar nicht erst einen Biofilm entstehen zu lassen. Das erreicht man nur mit regelmäßiger Wartung. Nach der Reinigung mit viel klarem Wasser nachspülen, damit alle Rückstände des Reinigers entfernt werden.

6. Wie entfernt man Restwasser aus der Wasseranlage?

Um die Keimentwicklung im Wassersystem des Caravans einzudämmen, ist es ratsam, nach einer Tour das Frischwasser zügig abzulassen und das ganze System trocken zu legen. Restwasser im Frischwassersystem und im Warmwasserbereiter kann problematisch werden, da es die Keimbildung begünstigt und im Winter zu Frostschäden führt. Wenn zum Beispiel der Ablassstutzen ungünstig angebracht ist, kann das Wasser nicht komplett ablaufen. Wenn man eine Weile mit offenem Hahn herumfährt, rüttelt sich das Restwasser heraus. Die Leitungen kann man hingegen mit Druckluft auspusten.

7. Wie bleibt gelagertes Wasser genießbar?

Frischhaltepräparate auf Silberoder-Chlorbasis hemmen das Keimwachstum, während Wasser im Tank lagert. Auch durch Ionisierung kann dieser Effekt erzielt werden. Wer skeptisch ist und sich auf die Trinkbarkeit des Wassers im Caravan nicht verlassen möchte, benutzt stilles Wasser aus der Flasche. Zum Kochen und Kaffeezubereiten ist das gerade in südlichen Ländern eine gute Wahl und außerdem relativ günstig.

8. Was muss man beim Wasserzapfen unterwegs beachten?

Die Trinkwasserqualität in Deutschland ist hervorragend, ebenso in den anderen Mittel- und Nordeuropäischen Ländern. In Süd- und Osteuropa oder außerhalb Europas kann es aber auch anders aussehen. Ein paar generelle Regeln sollte man aber an jeder Zapfstelle beachten.

So erkennt man beispielsweise eine gute Entnahmestelle daran, dass sie einen selbst einrollenden Schlauch hat, der den Boden nicht berührt. Wenn der Schlauch hingegen auf dem Boden respektive im Schmutz liegt, verwenden Sie ihn besser nicht. Im besten Fall haben Sie sowieso einen eigenen Schlauch dabei, dann müssen Sie sich auch keine Gedanken über eine eventuell unhygienische Vergangenheit machen. Vor dem Einfüllen sollte man den Schlauch gut durchspülen, auch wenn einem das vielleicht wie Wasserverschwendung vorkommt.

Klarheit
Fotos: Ingolf Pompe, Dieter S. Heinz, Archiv
In den meisten Gegenden ist das Trinkwasser unkritisch. Liefert die Zapfstelle jedoch nur trübes Nass, können Befüllfilter helfen.

Eine saubere und nur für Frischwasser verwendete Gießkanne ist vor allem auf der Parzelle eine passable Alternative zum Wasserschlauch. Vor allem dann, wenn es keinen Gewindeanschluss für den Schlauch gibt, leistet sie gute Dienste. Achten Sie darauf, Wasserreste aus dem Tank abzulassen, bevor Sie frisches Wasser einfüllen.

Wasserkonservierung mit Ionisation und IV-Licht

Trinkwasserqualität behält gelagertes Wasser auf längere Sicht nicht von selbst. Um einer Verkeimung vorzubeugen, eignen sich zum Beispiel Präparate auf Chlor- oder Silberbasis. Sie sind geschmacksneutral und werden nach Herstelleranweisung dosiert direkt ins Frischwasser gegeben. Dort sollen sie Viren, Bakterien und Algen bekämpfen, die sich sonst vor allem bei warmen Temperaturen rapide vermehren würden.

Wer ohne Chemie auskommen möchte, sollte sich einmal mit Ionisation befassen. Mittels einer chemischen Reaktion soll hierbei das Wasser von Keimen befreit werden. Auf dieser Technologie basiert beispielsweise der Aquasmarter: Bei Kontakt mit Wasser werden Kupfer- und Silberionen aus einer kleinen Spule freigesetzt, diese ist mit einer Metalllegierung aus Kupfer, Silber, Zink und Palladium überzogen. Je nach zu reinigender Wassermenge kostet das Gerät ab 55 Euro, nach zwölf Monaten Betriebszeit muss es ausgetauscht werden.

WM Aquatec Biolite UV-Licht-Desinfektionsgerät
WM Aquatec
Die ins Wasserleitungssystem von Aquatec integrierte Box ist mit LED-Lampen ausgestattet, die UV-C-Licht liefern. Mit der Technologie soll eine Entkeimungsrate von bis zu 99,99 Prozent erreicht werden.

Eine weitere Möglichkeit der Wasserkonservierung ist der Einsatz von UV-Licht. Systeme wie das UV-Entkeimungsgerät von Reich oder Aquatec werden nach dem Tank an die Wasserleitung angeschlossen. Das durchfließende Wasser wird dann durch das UV-Licht gereinigt. Reich und Aquatec versprichen schon nach einem Wasserdurchlauf eine Entkeimung von über 99 Prozent. Allerdings eine Zahl, die man in Relation zum exponentiellen Wachstum von Keimen sehen muss.

Der Einsatz von Filtern verspricht ebenfalls Erfolg. Dabei muss man zwischen den Filtern unterscheiden, die an der Armatur angebracht werden, und jenen, die bei der Wasseraufnahme aus der Zapfstelle zwischengeschaltet sind. Vorteil von Filtern: Es kommt zu keiner Umweltbelastung durch Chemikalien. Die Filter von Aqua free können sogar wieder aufbereitet werden – ein weiterer Pluspunkt in Sachen Umweltschutz.

Weitere Wasserreinigungsprodukte 2021 finden Sie hier zusammengefasst.

Die aktuelle Ausgabe
Caravaning 09 / 2023

Erscheinungsdatum 15.08.2023

116 Seiten